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Carsharing

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Carsharing [ˈkaː(r)ˌʃeərɪŋ] (englisch car „Auto“, to share „teilen“; auf Deutsch etwa: „Autoteilen“, „Gemeinschaftsauto“; alternative Schreibweisen: Car-Sharing oder (als Bild-/Wortmarke) CarSharing) bzw. Teilauto ist die organisierte gemeinschaftliche Nutzung eines oder mehrerer Autos. Das Autoteilen unter Nachbarn und Bekannten fällt im engeren Sinn heute nicht mehr unter den Begriff des Carsharings, erlebt aber als Privates Carsharing oder privates Autoteilen eine Renaissance.

Begriff

Der englische Begriff carsharing (heute meist in einem Wort) wird in den meisten Sprachen und Ländern im Sinne dieses Artikels verwendet. Eine Ausnahme bildete Großbritannien, wo mit car sharing (in zwei Wörtern) ursprünglich die Fahrgemeinschaft gemeint war und für das Autoteilen der Begriff car club verwendet wurde. Weitere bekannte Ausnahmen sind autodelen (Niederländisch), autopartage (Französisch), auto condivisa (Italienisch) und bilpool (Norwegisch, Schwedisch).

Organisation

Die Fahrzeuge einer Carsharing-Organisation sind meist auf fest angemieteten Parkplätzen über eine Stadt oder einen größeren Ort verteilt. Die Standorte befinden sich häufig bei Knotenpunkten des öffentlichen Verkehrs (Bahnhöfe, Tramknoten, Endstationen von Buslinien usw.), wo sie von den Mitgliedern gut erreichbar sind. Die vorab reservierten Fahrzeuge werden meist benutzt, um von diesen Knotenpunkten aus abgelegenere Ziele zu erreichen. Im Unterschied zur Autovermietung ist die Fahrzeugnutzung auch für kurze Zeit, z. B. stundenweise, möglich.

Carsharing funktioniert also nur bei einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehr und ist ein Mittel der „kombinierten Mobilität“. Es kann und will den öffentlichen Verkehr nicht ersetzen, der als Zubringer zu den Parkplätzen dient. Für Pendler, die den ganzen Arbeitsweg nicht anders als mit dem Auto zurücklegen können, ist es in der Regel keine sinnvolle Alternative; dazu eignen sich eher Fahrgemeinschaften und Mitfahrgelegenheiten. Das Konzept ist mehr für unregelmäßige Fahrten oder Transporte vorgesehen.

Mitglieder der Carsharing-Organisationen gehen meist eine langfristige, zum Teil kostenpflichtige Mitgliedschaft in der Organisation ein. Die Organisation und nicht die einzelnen Teilnehmer sind Eigentümer der Autos und – im Unterschied zum nachbarschaftlichen Autoteilen – für die Wartung und Reparatur der Fahrzeuge verantwortlich.

Ablauf einer Autobenutzung

Die Größe der Carsharing-Organisationen ist sehr unterschiedlich. Entsprechend werden die verschiedensten Systeme zur Reservierung eingesetzt, von den einfachen mit Schlüsselkästen und manueller Buchung bis hin zu hochkomplexen computergestützten Lösungen mit GPS-Ortung. Bei den größeren Organisationen ist heute die automatische Buchung über Internet oder Telefoncomputer rund um die Uhr üblich.

Die Fahrzeuge größerer Organisationen sind heute mit Bordcomputern ausgerüstet, die automatisch mit der Zentrale synchronisiert werden. Die Bordcomputer geben das Fahrzeug den Berechtigten für die gebuchte Zeitspanne frei. Solche Systeme sind bei größeren Organisationen nicht nur effizienter als manuelle Buchungen, sondern auch notwendig, um Missbrauch zu verhindern.

Die Teilnehmer sind für die rechtzeitige Rückgabe der Fahrzeuge am richtigen Ort und in sauberem Zustand selbst verantwortlich. Insbesondere bei verspäteter Rückgabe werden mitunter hohe Bußen gefordert, weil sich die nachfolgenden Teilnehmer darauf verlassen, ihr gebuchtes Fahrzeug am Standort vorzufinden. Viele Organisationen betreiben Callcenter, wo Pannen oder Notfälle gemeldet werden müssen. Sie organisieren gegebenenfalls Ersatzfahrzeuge.

Vom Bordcomputer wird ebenfalls die Abrechnung ausgelöst. Verrechnet werden meist Gebühren für die Anzahl der gefahrenen Kilometer und für die Benutzungsdauer. Die Kosten für Treibstoffe, Verbrauchsmittel, Reinigung, Versicherung etc. sind in der Regel in die Preise integriert. Meist werden auch vergünstigte Tages-, Wochen- und Monatspauschalen angeboten.

Kosten

Carsharing ist preisgünstiger als der Betrieb eines eigenen gleichartigen Fahrzeugs, solange die jährlich gefahrenen Kilometer und Nutzungszeiten unter der Rentabilitätsschwelle liegen. Diese ist bei den einzelnen Anbietern unterschiedlich, meist zwischen 10.000 und 20.000 Kilometern pro Jahr. Die Stiftung Warentest kam in einer Modellrechnung mit 5.000 Jahreskilometern auf Kosten von 138 Euro pro Monat, mit einem eigenen Wagen dagegen auf 206 Euro pro Monat.[1]

Feste Kosten wie Anschaffungskosten, Stellplatz- oder Garagenmiete, Kraftfahrzeugsteuer und Versicherungsprämien entfallen. Bei Nichtbenutzung ist je nach Anbieter nur eine geringe oder gar keine Gebühr (z. B.: Anmeldegebühr, monatlicher Beitrag) zu zahlen. Die meisten Anbieter integrieren einen Pannendienst, was eine zusätzliche Mitgliedschaft bei Verkehrsclubs überflüssig macht.

Je nach Anzahl der Nutzer und Professionalitätsanspruch stellen die Anbieter einen verhältnismäßig neuwertigen und modernen Fahrzeugpark (inkl. Navigationsgeräte, Klimaanlage etc.) zur Verfügung. Es kommen meist neue Fahrzeuge zum Einsatz, deren Anschaffungskosten auf die Teilnehmer umgelegt werden müssen. Ein selbst unterhaltener älterer Gebrauchtwagen kann daher in Einzelfällen kostengünstiger betrieben werden.

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Unterschied zum Privatwagen

Mit Carsharing kann eine umfassende Mobilität gewährleistet werden, die das Auto als Ergänzung zu öffentlichem Verkehr, Fuß- und Fahrradverkehr versteht. Dadurch werden diese Verkehrsträger gefördert, und der Straßenverkehr insgesamt entlastet. Vor allem in städtischen Wohnquartieren, wo nicht für alle Fahrzeuge ein Parkplatz zur Verfügung steht, kann Carsharing eine Entlastung bringen.

Carsharing eignet sich bisher nicht für den regelmäßig täglichen Gebrauch zu festen Zeiten, etwa durch Berufspendler. Für häufigere längere Strecken wie etwa Urlaubsfahrten können die Kosten verhältnismäßig höher als bei anderen Verkehrsmitteln sein.

Der Fahrer ist nicht an ein bestimmtes Fahrzeug oder einen bestimmten Fahrzeugtyp gebunden und kann diesen je nach Situation und Bedarf auswählen (z. B. Klein- oder Sportwagen, Kombi, Kleinbus oder Transporter). Bei manchen Anbietern hat der Fahrer allerdings erst ab einem bestimmten Alter Zugriff auf das gesamte Angebot.

Bei fast allen Anbietern muss die Nutzungsdauer des Fahrzeugs vorher festgelegt werden und kann nur verlängert werden, wenn das Auto anschließend noch nicht von anderen Nutzern gebucht ist. Andere Anbieter erlauben eine freie Nutzungsdauer, sind dann aber meist teurer.

Bei fast allen Anbietern ist es für den Benutzer nicht möglich, das Auto zu „personalisieren“: Er kann also keine Ziele in Navigationssystem oder Stationen im Radio dauerhaft speichern. Auch ist meist eine Reinigung vorgesehen, weil der nächste Nutzer ein sauberes Auto vorfinden will.

Benötigte Zusatzausstattung wie beispielsweise Kindersitze muss der Benutzer häufig selbst mitbringen.

Parken

Carsharing-Parkplatz in Paris

Es gibt unterschiedliche Modelle für die Stationierung der Fahrzeuge:

  • Stationierung an einem festen Privat-Parkplatz: Zwar muss das Fahrzeuge immer wieder an denselben Platz zurückgebracht werden, hat aber einen reservierten privaten Parkplatz, der nicht von anderen benutzt werden kann.
  • Fahrzeuge auf öffentlichen Parkplätzen: Der Betreiber übermittelt dem Halter die Standorte oder zeigt diese auf Internetseiten an. Der Anbieter DriveNow erlaubt das Abstellen im gesamten Geschäftsgebiet, andere beschränken das Abstellen auf Parkraumquartiere.

In einigen Städten werden für Carsharing zusätzlich öffentliche Parkplätze reserviert und zur Verfügung gestellt.

Verwaltung

Der Fahrer muss sich nicht um die technische Wartung des Fahrzeugs und behördliche Formalitäten wie Umweltplakette, Hauptuntersuchung oder Abgasuntersuchung kümmern. Die rechtlichen Fragen sind zwischen dem Eigentümer (Carsharing-Organisation) und den Fahrern (Carsharing-Mitgliedern) eindeutig geregelt.

Bis heute beschränkt sich erfolgreiches Carsharing oft auf dichter besiedelte und gut mit öffentlichem Verkehr erschlossene Gebiete. Dadurch ist das Konzept für auf dem Land lebende Personen nicht besonders interessant und kann sich dort nur schwer etablieren.

Entwicklung und heutiger Stand

Die Idee der gemeinsamen Nutzung eines Fahrzeugs und nachbarschaftliches Autoteilen wird im privaten Bereich von jeher praktiziert. Die erste dokumentierte Carsharing-Organisation ist die Schweizer Selbstfahrergenossenschaft (SEFAGE) in Zürich 1948.

Bereits in den 1960er Jahren sind im Zusammenhang mit Studien zur zukünftigen, computergestützten Verkehrssteuerung Konzepte von Carsharing entstanden.

In den frühen 1970er Jahren gab es die ersten größeren Projekte: Das ProcoTip-System in Frankreich überdauerte nur zwei Jahre. Ein ambitionierteres Projekt aus Amsterdam hieß Witkar, das auf kleinen Elektrofahrzeugen und elektronischen Bedienelementen für Reservierung und Rückgabe beruhte sowie auf vielen Standorten in der Stadt. Das Projekt wurde Mitte der 1980er Jahre aufgegeben.

Die 1980er Jahre können als Wendepunkt bezeichnet werden. Mehrere kleinere Carsharing-Projekte entstanden in der Schweiz und Deutschland sowie in Norwegen (Bilkollektivet) und in den Niederlanden (CollectCar). Ab den 1990er Jahren erlebten diese und weitere Projekte wie CommunAuto und AutoShare in Kanada, Car Sharing Portland (später Flexcar) in Portland (Oregon) und Zipcar bei Boston sowie CityCarClub in Großbritannien eine deutliche Entwicklung.

Deutschland

1988 wurde in Berlin die StattAuto Berlin (seit 2006 unter dem Namen Greenwheels) als älteste Carsharing-Organisation Deutschlands gegründet. 1990 und 1991 wurden in Aachen, Bremen und Freiburg/Breisgau weitere Organisationen gegründet.

In Deutschland existierten nach Angaben des Bundesverbandes CarSharing e. V. (bcs) Anfang 2010 ca. 110 Carsharing-Organisationen.[2] zu Beginn des Jahres 2012 verfügten 305 Städte und Gemeinden über Carsharing-Angebote. Von den insgesamt 262.000 Fahrtberechtigten nutzten 220.000 die klassische stationsgebundene Variante; 42.000 Fahrtberechtigte griffen auf die Nutzungsvariante ohne feste Station zurück. Von den insgesamt 7.115 zur Verfügung stehenden Fahrzeugen verteilen sich 5.600 auf bundesweit 2.700 Carsharing-Stationen, 1.515 Fahrzeuge entfielen auf den freien Straßenraum.[3] Durchschnittlich kommen auf jedes Carsharing-Fahrzeug 37 Fahrtberechtigte.

Carsharing teilt sich in Deutschland nach der Art des Betreibers in zwei Hauptgruppierungen:

  • Kapitalgesellschaften (in Form einer GmbH oder AG): Viele Gesellschaften sind Ausgründungen aus Vereinen oder professionell geführte Vereine, die mit Carsharing durch Professionalisierung größere Teile der Bevölkerung erreichen wollen.
  • Kleinere Vereine und Nachbarschaftsgruppen: Diese Gruppen legen lediglich die Kosten um, sind also nicht gewinnorientiert, und operieren meist in einem lokalen oder stadtteilbezogenen Umfeld. Sie stellen die größte Anzahl von Carsharing-Organisationen dar, bieten aber in der Regel nur einzelne Fahrzeuge an.
Stadtmobil-(Carsharing)-Autos in Stuttgart-Möhringen
DB-Carsharing am Bahnhof Ravensburg
cambio (Carsharing) Auto aus Bremen

Kommerzielles Angebot

An der Straße geparkter PKW des Unternehmens Drive Now

Die größten Carsharing-Verbünde Deutschlands mit mindestens 10.000 Kunden sind:

  • Flinkster ist das Carsharing-Angebot der Deutsche-Bahn-Tochter DB Rent GmbH (bis 2011 auch unter dem Namen DB Carsharing). Das Unternehmen sah sich Mitte 2012 als Marktführer in Deutschland: 190.000 registrierten Kunden werden rund 2.500 Fahrzeuge in 140 Städten angeboten[4] [5] Zudem können Autos in Österreich, den Niederlanden und der Schweiz gebucht werden.[6] Seit April 2006 kooperiert DB Rent mit der Drive-CarSharing GmbH, die zur Europa Service Autovermietung AG gehört. Die Verbindung von Autovermieter und Carsharing wird durch 25 Partner umgesetzt. Seit 2007 sind auch Stadtmarketinggesellschaften im Partner-Verbund. Darüber hinaus entwickelt und betreibt DB Rent firmenspezifische Carsharing-Lösungen, beispielsweise für Fluggesellschaften und Service-Flotten.
  • Stadtmobil in Berlin, Düsseldorf und Essen, Hannover und Umgebung, Frankfurt am Main und Umgebung, Mannheim/Heidelberg und Umgebung, Stuttgart und Umgebung, Karlsruhe und Umgebung sowie Pforzheim hat rund 30.000 Kunden.
  • cambio CarSharing in Aachen, Berlin, Bielefeld, Bonn, Bremen (auch Standort der Buchungszentrale), Bremerhaven, Hamburg, Köln, Lüneburg, Oldenburg, Saarbrücken, Uelzen, Winsen, Wuppertal sowie mehreren Städten in Belgien (Aarlen, Antwerpen, Bergen, Brügge, Brüssel, Chiney, Gent, Hasselt, Kortrijk, Löwen, Lier, Lüttich, Mechelen, Mons, Namur, Oostende, Ottignies, Turnhout und Zwijndrecht) hat rund 50.000 Kunden und eigene Stationen in 15 deutschen Städten.[7]
  • Greenwheels in Berlin, Braunschweig, Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Nürnberg, Pinneberg, Potsdam, Regensburg, Rostock und mehreren Städten im Ruhrgebiet hat rund 20.000 Kunden und über 500 Fahrzeuge.
  • car2go ist ein dynamisches Mietwagen-Konzept vom deutschen Automobilherstellers Daimler sowie vom Mietwagenunternehmen Europcar. In Deutschland ist car2go in sechs Städten mit 3000 Fahrzeugen aktiv und verfügt über 70.000 registrierte Nutzer.
  • Drive Now von BMW; die Flotte besteht aus Minis und kleinen BMWs. Abstellen an beliebiger Stelle innerhalb des Geschäftsbereichs.

Außerdem gibt es Carsharing-Organisationen, die keinem Verbund angehören, aber gleichwohl eine beachtliche Kundenzahl aufweisen, beispielsweise book-n-drive mit über 8.300 Kunden im Raum Frankfurt am Main, Wiesbaden, Mainz, Darmstadt, Offenbach und Rüsselsheim (Stand 2011) [8], Stattauto München mit etwa 10.000 Teilnehmern im Großraum München (Stand Dezember 2011)[9], ZebraMobil ebenfalls in München [10], teilAuto in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit rund 13.000 Kunden [11] oder car2go mit mehr als 22.000 registrierten Teilnehmern, davon 21.000 in Ulm und Neu-Ulm sowie 1.000 in Hamburg (Stand März 2011). [12] [13][14]

Carsharing-Elektroautos in der Kölner Innenstadt

Zu erwähnen ist die Initiative der Drive-Carsharing GmbH, als erstes Carsharing-Unternehmen auch Elektroleichtfahrzeuge mit in die Flotte aufzunehmen. Diese werden zurzeit in Düsseldorf und Köln angeboten, wobei die Stadtwerke Düsseldorf AG und die RheinEnergie AG als Partner an diesem Projekt beteiligt sind.[15][16]

Im Juni 2011[17] wurde von BMW und Sixt der Carsharing Service DriveNow zunächst in München und Berlin gestartet.[18][19] Inzwischen wurden auch Düsseldorf, Köln und San Francisco miteinbezogen. DriveNow ist der erste Carsharing-Anbieter, der spontane Mitfahrgelegenheiten integriert. Fahrten können automatisch bei flinc angeboten werden, womit auch der Mietpreis geteilt werden kann.[20][21]

Im November 2011 startete die Volkswagen AG mit Quicar, wobei wie bei viele anderen Carsharern die Autos an der selben Stellen abgegeben werden müssen, wo sie abgeholt wurden.[22]

Privates Carsharing

Die Idee des privaten Autoteilens gibt es lange bevor kommerzielle Anbieter den Markt betraten. Allerdings stellt sich bei nachbarschaftlichen Zusammenschlüssen bspw. schnell die „Versicherungsfrage“: Wer zahlt wie viel, wenn etwas passiert und erhöht sich dadurch meine Versicherungsprämie? Musterverträge, mit denen alle Risiken und Kosten geregelt werden können, gibt es z.B. beim Verkehrs Club Deutschland (VCD[23]). Seit 2010 gibt es auch Internetplattformen, die das Organisatorische erleichtern. Die erste war im November 2010 tamyca.de, ein studentisches Startup, gefolgt von Autonetzer. Im März 2011 folgte Nachbarschaftsauto.de, das das jetzt auf allen deutschen Plattformen adaptiere Modell der Haftpflicht- und Vollkasko-Zusatzversicherung eingeführt hat. Und als bisher letzte Plattform ging "rent-n-roll.de" an den Start.[24] Sie bieten eine spezielle Versicherung, die auf privates Carsharing zugeschnitten ist. Auf ihren Internetseiten kann man sich die verfügbaren Autos in der Umgebung anzeigen lassen.

Österreich

Von 1997 bis 2011 war Denzel alleiniger Anbieter für Carsharing in Österreich. Die Denzel Mobility CarSharing GmbH wurde als Joint Venture der DENZEL Gruppe und der Mobility CarSharing Schweiz 2008 gegründet und ist heute führender Carsharing-Anbieter in Österreich. Mit August 2012 erfolgte nach der Übernahme durch Zipcar Inc. die Änderung des Firmennamens in Zipcar Austria GmbH. Das Unternehmen bietet aktuell rund 200 Fahrzeuge in neun Preiskategorien an über 100 Standorten in Wien, Innsbruck, Salzburg, Graz sowie weiteren Städten zu stunden- und kilometerbasierten Tarifen an. Kooperationen mit öffentlichen Verkehrs-Anbietern wie zum Beispiel den ÖBB, den Wiener Linien und Betreibern öffentlicher Verkehrsmittel in den Bundesländern komplettieren das Mobilitätskonzept.[25]

Zipcar ist das größte Carsharing-Netzwerk der Welt und bietet über 700.000 Mitgliedern in den USA, Kanada, England, Spanien und Österreich rund 9.000 Fahrzeuge an. Zipcar bietet Privatpersonen und Unternehmen eine Auswahl von mehr als 30 Fahrzeugmodellen zur stündlichen oder täglichen Nutzung.[26]

Ende 2011 erweiterte car2go um den Standort Wien. Es sollen 500 car2go über das Wiener Stadtgebiet verteilt werden.

Schweiz

1987 entstanden in der Schweiz zwei Carsharing-Genossenschaften, die AutoTeilet-Genossenschaft (ATG) in Stans und die ShareCom in Zürich. Anfangs wurden diese Unternehmen durch ehrenamtliche Arbeit getragen. Ein weiterer Anbieter war CopAuto in Genf, der sich nur kurzfristig von 1993 bis 1995 halten konnte und von der ATG übernommen wurde.

1997 fusionierten die ATG und die ShareCom zur Mobility CarSharing, die in der Folge die technische Weiterentwicklung vorantrieb. Sie ging verschiedene Kooperationen mit Schweizer Verkehrsverbunden und Firmen ein und lizenzierte ihr selbst entwickeltes Reservierungssystem nach Österreich und Spanien. Die Mobility CarSharing, die größte Carsharing-Organisation in der Schweiz, hat seit Mitte 2011 über 100.000 Kunden.[27]

Europa

Unter dem Namen European Car Sharing (ECS) beschlossen 1991 die führenden Carsharing-Anbieter aus Dänemark, Deutschland, Italien, Norwegen und der Schweiz eine Kooperation. Dadurch ermöglichten sie ihren Mitgliedern im Rahmen des kombinierten Verkehrs auch länderübergreifendes Carsharing.

In Paris gibt es vier Carsharing-Organisationen: Mobizen, Okigo (AVIS & VINCI), Carbox und Caisse-Commune.

Move About (ehemals Th!nk About) wurde im Jahr 2007 von Dr. Ing. Jan-Olaf Willums in Norwegen gegründet und bietet ausschließlich CarSharing-Lösungen mit Elektroautos an. Motto des Unternehmens ist Zero Hassle – Zero Emission. Dr. Willums war Vorstand des Norwegischen Elektroauto-Herstellers Think Global AS, der das erste europaweit zugelassene Elektroautomobil (M1-Homologation), den Th!nk City produziert. Mittlerweile ist Move About in mehreren Ländern Europas vertreten und herstellerunabhängig. Move About bietet institutionellen und privaten Kunden "Mobility on Demand" an, im privaten Bereich oft auch als CarSharing bezeichnet.

USA

1998 entstand Car Sharing Portland in Portland (Oregon), das im Jahr 2000 in Flexcar mit Sitz in Seattle (Washington) aufging. Ebenfalls 2000 wurde Zipcar in Cambridge (Massachusetts), nach dem Vorbild der deutschen und schweizerischen Systeme gegründet. 2007 schlossen sich Zipcar und Flexcar zusammen. Aufgrund der geringen Siedlungsdichte der USA konzentriert sich das Unternehmen auf Ballungsräume und Hochschulstandorte. Mit über 9000 Fahrzeugen und 700.000 Mitgliedern ist Zipcar heute der größte Carsharing-Anbieter der Welt.

Potenzial

Seit den 1990er Jahren weist Carsharing durchgängig zweistellige Zuwachsraten bei den privat Nutzenden auf. Mittlerweile haben auch Firmen erkannt, dass sich Carsharing finanziell lohnen kann und lagern ihre Fahrzeugflotte ganz oder teilweise an Carsharing-Organisationen aus (Flottenmanagement). Die Kombination von privaten und Geschäftskunden erlaubt es den Carsharing-Organisationen, weiter zu wachsen und ihre Fahrzeuge gleichmäßiger und insgesamt stärker auszulasten, was die Gesamtkosten pro Fahrzeugkilometer senkt. Durch die stark steigenden Benzinpreise im Jahr 2008 hat die Carsharing-Bewegung erneut Auftrieb erhalten.

Es gibt auch Überlegungen und Pilotprojekte für Konzepte mit Einwegfahrten und Fahrten ohne Vorbestellung oder Zeitlimit für nicht reservierungspflichtige Fahrzeuge.

Innovative Konzepte zielen darauf ab, Privatfahrzeuge zu vermieten. So werden keine neuen Fahrzeuge angeschafft. Beispiele dafür sind Autopia (Belgien), Caruso (Österreich), Autonetzer, Nachbarschaftsauto und Tamyca (Deutschland), Whipcar (England), Relay Rides (USA)

Siehe auch

 Portal:Transport und Verkehr/Themenliste Straßenverkehr – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Transport und Verkehr/Themenliste Straßenverkehr

Literatur

  • Peter Muheim & Partner: CarSharing: der Schlüssel zur kombinierten Mobilität: Synthese. EDMZ, Bern 1998 (EDMZ-Bestellnummer 805.501.d).
  • Markus Petersen: Ökonomische Analyse des Car Sharing. Deutscher Universitäts-Verlag, Gabler Edition Wissenschaft, Wiesbaden 1995. ISBN 3-8244-6111-0.
  • Herbert Baum, Stephan Pesch: Car sharing als Lösungskonzept städtischer Verkehrsprobleme: Kurzfassung des Forschungsberichtes Nr. 70421/93 im Auftrag des Bundesministers für Verkehr. In: Kölner Diskussionsbeiträge zur Verkehrswissenschaft. Band 6. Institut für Verkehrswissenschaft, Köln 1995.
  • Willi Loose, M. Mohr, C. Nobis et al.: Bestandsaufnahme und Möglichkeiten der Weiterentwicklung von Car-Sharing. In: Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen. Reihe Verkehrstechnik, Heft V 114. Hrsg. Bundesanstalt für Straßenwesen. Wirtschaftsverlag NW, Verlag für Neue Wissenschaft, Bremerhaven 2004. ISBN 3-86509-144-X (Schlussbericht und Volltext des Artikels als PDF; 1221 kB).

Weblinks

 Commons: Carsharing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stiftung Warentest: Carsharing - für wen sich das Autoteilen lohnt 14. Februar 2012
  2. Vortrag am 20. Januar 2011 in Bremen
  3. Jahresbericht 2011/2012. (PDF; 0,4 MB) Bundesverband CarSharing e. V., 1. Januar 2012, S. 2-3, abgerufen am 26. November 2012.
  4. BMW, Daimler und Bahn erwägen Carsharing-Allianz. Wirtschaftswoche, 5. Mai 2012
  5. Carsharing-Test der Stiftung Warentest In: Zeitschrift test 10/2012, S.68-73 und auf test.de
  6. http://www.flinkster.de/fileadmin/www.flinkster.de/redaktion/pdf/_5171399.pdf
  7. Pressemeldung vom 5. November 2012
  8. book-n-drive
  9. Ursula Bauer, Anna Fokerman, Georg Frech: Advanced Topics in Sustainability – Innovation and Marketing: Stattauto München. Seminararbeit vom 12. Juli 2012. Abgerufen am 22. September 2012.
  10. ZebraMobil
  11. [1]
  12. Car2go kooperiert. In: Südwest Presse, 21. September 2010.
  13. Oliver Helmstädter: Die smarte Revolution. In: Augsburger Allgemeine, 11. März 2011.
  14. car2go Hamburg. In: hamburg.de, 1. März 2011.
  15. Ralf Arenz: Strom tanken in der Kölner City. In: Kölnische Rundschau, 29. Januar 2010.
  16. Julia Puzalowski: Pole-Position bei Elektroautos. In: RP Online, 20. November 2009.
  17. Pressemitteilung DriveNow (PDF)
  18. Autozeitung: Carsharing im Trend, 21. März 2011
  19. Homepage DriveNow DriveNow
  20. DriveNow + flinc = mobility 2.0, DriveNow Blog
    So funktioniert flinc in DriveNow-Fahrzeugen, flinc.org

  21. Spontan mitfahren in München, Berlin & Düsseldorf: Car-Sharing Anbieter “DriveNow” kooperiert mit “flinc”, iFun, iphone-ticker.de am 23. März 2012
    Intelligente Mitfahrzentrale: flinc erweitert sein Netzwerk, netzwertig.com vom 23. März 2012
  22. FAZ: Auch Volkswagen steigt ein, 2. November 2011
  23. VCD
  24. rent-n-roll
    Nachbarschaftsauto
    tamyca
    Autonetzer
  25. CarSharing.at
  26. www.zipcar.com
  27. http://www.mobility.ch/files/pdf2/Mobility-Journal_3_2011_de2.pdf. Stand 7. Oktober 2011.
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