Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Capgras-Syndrom

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Capgras-Syndrom ist ein sehr seltenes Syndrom, bei dem der Betroffene glaubt, nahestehende Personen seien durch identisch aussehende Doppelgänger ersetzt worden. Es wurde nach Joseph Capgras (1873–1950) benannt, der das Syndrom 1923 erstmals beschrieb.[1][2]

Symptomatik

Der Glaube, nahestehende Bezugspersonen seien durch Doppelgänger ausgetauscht worden, ist das einzige Symptom der Erkrankung, weshalb man das Capgras-Syndrom auch als monothematische Illusion bezeichnet. Da zudem die Erkrankung im Rahmen psychiatrischer Erkrankungen wie der Psychose, dem Delir oder der Demenz auftreten kann, fordern manche Psychiater, die Erkrankung nicht als Syndrom, sondern als Symptom zu bezeichnen.[3]

Pathophysiologie

Lange Zeit nahm man an, das Capgras-Syndrom sei mit der Prosopagnosie, der generellen Unfähigkeit, Gesichter zu erkennen, verwandt. Neuere Forschungsarbeiten zeigen jedoch, dass die Gesichtserkennung ungestört ist, wohingegen die Verknüpfung zu emotionalen Körper-Reaktionen fehle.[4][5] Das Fehlen einer emotionalen Reaktion kann beispielsweise durch die Elektrodermale Aktivität festgestellt werden, da sich der Hautwiderstand bei emotionalen Empfindungen wie beim Anblick vertrauter Personen ändert.

Historisches

Das Syndrom wurde 1923 von dem französischen Psychiater Jean Marie Joseph Capgras erstmals beschrieben und ist nach ihm benannt. Die Autoren Capgras und Reboul-Lachaux verwendeten in der Arbeit die Bezeichnung l’illusion des sosies („die Doppelgänger-Illusion“), um den Fall einer Madame M. zu beschreiben.[1] In einem 1991 beschriebenen Fall einer Madame D. genannten Patientin erkannte diese alle nahen Verwandten problemlos wieder, behauptete jedoch, ihr Ehemann sei durch einen identisch aussehenden Doppelgänger ausgetauscht worden. Zuerst hatte sie den ehelichen Beischlaf verweigert und das Schlafzimmer verriegelt. Schließlich hatte sie ihren Sohn um ein Gewehr gebeten. Als sie mit Hilfe der Polizei psychiatrisch untergebracht werden sollte, zeigte sie erheblichen Widerstand. In einer örtlichen psychiatrischen Klinik wurde die Diagnose einer atypischen Psychose gestellt, die später als Capgras-Syndrom eingestuft wurde.[6]

Verarbeitung in Literatur und Film

  • Literarisch wurde das Thema von Richard Powers in seinem Roman Das Echo der Erinnerung (Originaltitel The Echo Maker, Deutsch: S. Fischer, 2006) bearbeitet.[7]
  • In dem 1955 erschienenen Roman Die Körperfresser kommen von Jack Finney werden die Menschen einer Kleinstadt von außerirdischen Schoten bedroht, die nach und nach die Menschen durch gefühllose Doppelgänger ersetzen. Der Roman wurde mehrfach verfilmt, z. B. Die Dämonischen (1956), Die Körperfresser kommen (1978).
  • In der 13. Folge der 8. Staffel der Serie Scrubs – Die Anfänger ist einer der Patienten am Capgras-Syndrom erkrankt.
  • Die Figur Debbie in dem Roman Human Croquet (1997) von Kate Atkinson (dt. „Ein Sommernachtsspiel“) glaubt, dass alle Familienmitglieder mit Ausnahme eines Babys durch Roboter ersetzt wurden.
  • In Das Verhängnis der Jedi-Ritter, einer Romanreihe innerhalb des Star-Wars-Universums, erkranken viele jüngere Jedi an einer solchen Krankheit, die zuvor eine gemeinsame Zeit auf einer Raumstation verbracht haben. Die Tatsache, dass sich die Regierung dafür ausspricht, alle Erkrankten abzuschotten, führt zu einem größeren Konflikt, der erst dadurch gelegt wird, dass Luke Skywalker und sein Sohn Ben Skywalker scheinbar die Kreatur Abeloth ausschalten. Allerdings ist sie nicht gestorben, weshalb zwei der Jedi die Symptome noch immer aufweisen.
  • In der 2. Folge der 12. Staffel der Serie Law & Order: Special Victims Unit wird das Capgras-Syndrom diagnostiziert.
  • In dem im Jahr 2008 erschienenen Film The Broken wird bei der Protagonistin das Capgras-Sydrom diagnostiziert.
  • In der dritten Folge der siebten Staffel der US-amerikanischen Fernsehserie Criminal Minds wird das Capgras-Syndrom thematisiert.
  • Joanne Eberhard, die Protagonistin des Romans Die Frauen von Stepford, zieht in die fiktive Stadt Stepford, dort lebt eine Gruppe von Männern mit auffällig unterwürfigen, hilfsbereiten Frauen. Im Laufe der Handlung stellt sich heraus, dass es sich bei den Ehefrauen in Wirklichkeit um von den Ehemännern konstruierte Roboter handelt.
  • In der 3. Folge (Rivalinnen) der 1. Staffel der Serie Black Box wird das Capgras-Syndrom diagnostiziert.
  • In der 2. Folge (Unheimliche Begegnung der dritten Art) der zweiten Staffel der Serie Perception wird das Capgras-Syndrom diagnostiziert.
  • In dem im Jahr 2013 erschienenen Film The World’s End aus der Blood-and-Ice-Cream-Trilogie wird das Capgras-Syndrom thematisiert.
  • In der 13. Folge der 3.Staffel von CSI: NY bringt eine Frau ihren Bruder versehentlich um, weil sie ihr eigenes Spiegelbild nicht erkennt und für eine Angreiferin hält. Durch einen schweren Unfall litt sie unter dem Capgras-Syndrom.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 J. Capgras, J. Reboul-Lachaux: Illusion des sosies dans un delire systematise chronique. In: Bulletin de la Societe Clinique de Medicine Mentale. (1923); 2, S. 6–16.
  2. H. D. Ellis, J. Whitley, J. P. Luaute: Delusional misidentification. The three original papers on the Capgras, Frégoli and intermetamorphosis delusions (Classic Text No. 17). In: History of Psychiatry. (1994); 5 (17), S. 117–146. PMID 11639277
  3. H. Forstl, O. P. Almeida, A. M. Owen, A. Burns, R. Howard: Psychiatric, neurological and medical aspects of misidentification syndromes: a review of 260 cases. In: Psychological Medicine. (1991); 21 (4), S. 905–910. PMID 1780403
  4. H. D. Ellis, M. B. Lewis: Capgras delusion: a window on face recognition. In: Trends in Cognitive Sciences. (2001); 5 (4), S. 149–156. PMID 11287268
  5. Vilayanur S. Ramachandran: Phantoms in the Brain: Probing the Mysteries of the Human Mind. Harper Collins, New York 1998, ISBN 0-688-17217-2.
  6. K. M. Passer, J. K. Warnock: Pimozide in the treatment of Capgras' syndrome. A case report. In: Psychosomatics. 32, Nr. 4, 1991, S. 446–448, PMID 1961860.
  7. Richard Powers, Manfred Allié, Gabriele Kempf-Allié: Das Echo der Erinnerung. 2. Auflage. Fischer-Verlag, Frankfurt 2006, ISBN 3-10-059022-8.
Gesundheitshinweis Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Capgras-Syndrom aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.