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Brief des Judas

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Der Brief des Judas ist das drittkürzeste Buch des Neuen Testaments mit 461 Wörtern (nach Nestle-Aland27). Der Judasbrief besteht aus nur einem Kapitel, das seit der frühen Neuzeit in 25 Verse eingeteilt ist. Es handelt sich um eine Mahnrede, für den einzigen wahren Glauben zu kämpfen und nicht den Irrlehrern zu verfallen, die sich in die Gemeinde eingeschlichen haben. Ursprünglich wollte der Verfasser einen Lehrbrief zum Thema der Errettung schreiben, doch die Infiltration von Irrlehrern und unmoralischen Personen veranlasste ihn zur überlieferten Mahnrede.

Verfasser

Der Verfasser nennt sich Judas, ein Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus. Die Kirchenväter bezogen diese Angabe auf Judas Thaddäus, der in Lk 6,16 EU und Apg 1,13 EU als einer der Apostel mit dem Zusatz des Jakobus Sohn genannt wird. Er ist nicht mit dem anderen Apostel namens Judas Iskariot zu verwechseln. Welcher Jakobus sein Bruder, welcher sein Vater war, ist nicht klar. Jakobus, Sohn des Alphäus (Jakobus der Jüngere, Lk 6,15 EU) ist ebenso denkbar wie Jakobus, der Sohn des Zebedäus (Jakobus der Ältere), der neben dem Lieblingsjünger Johannes genannt wird (v. 14 EU). Eventuell galten Väter und Söhne im Kreis der Jünger als „Brüder“, so dass hier nicht die leibliche, sondern die geistliche Verwandtschaft gemeint ist.

Der Name kann sich auch auf Jakobus den Gerechten beziehen, den (ältesten) Bruder oder Vetter Jesu, späteren Leiter der Jerusalemer Urgemeinde und vermutlichen Autor des Jakobusbriefs. Denn ein anderer Bruder Jesu hieß auch Judas (Mk 6,3 EU).[1] Problematisch an diesem Bezug ist jedoch, warum sich der Verfasser dann nicht als Bruder Jesu bezeichnet. Das könnte mit Ehrfurcht zu begründen sein. James Rendel Harris hat darauf hingewiesen, dass in der syrischen Tradition der Apostel Thomas als Judas Thomas und Bruder Jesu gilt, wobei der Zwilling dann auf die Milchbruderschaft bezogen wird. Dann wäre Judas doch ein Vorname eines der bekannten Apostel. Dagegen spricht, dass der Inhalt des Judasbriefs in keiner Beziehung zu den Inhalten der apokryphen Thomastradition steht.

Vom Inhalt seines Briefs her ist der Autor wohl in judenchristlichen Kreisen anzusiedeln. Seine Sprache ist eigenständig (z.B. das Motiv des „allerheiligsten Glaubens“, v. 20 EU), enthält aber verwandte Motive sowohl mit Paulus (2. Korintherbrief) wie mit dem Jakobusbrief wie mit den Johannesbriefen (Betonung der Liebe und Barmherzigkeit Gottes, v. 21 EU).

Entstehungszeit

Weder über die Entstehungszeit noch über die Empfänger des Judasbriefes lassen sich sichere Aussage machen. Es bestehen Beziehungen zum 2. Brief des Petrus: Die vorausgesagten Irrlehren sind inzwischen aufgetreten (2 Petr 2,1-3 EU). Der Brief könnte um 70 n. Chr. entstanden sein.[1]

Inhalt

Der Judasbrief richtet sich gegen Irrlehrer, die in die Gemeinde eingedrungen sind. Obgleich sie an den Liebesmahlen der Gemeinde teilnehmen, leugnen sie Jesus Christus und missbrauchen die Gnade Gottes (v. 12 EU).

Diese Situation des Zweifels und der Zwietracht in der angeredeten Gemeinde will der Verfasser durch seine Mahnrede überwinden, indem er eine klare Alternative aufzeigt: Vertrauen auf den alleinigen Herrscher Jesus Christus bringt die Rettung im Endgericht und ewige Freude (v. 24 EU). Für die anderen, die Gottlosen, „ist schon längst geschrieben das Urteil“ (v. 4 EU), an das der Autor seine Leser erinnert. Von Israels Erwählung im Exodus an, ja sogar seit der Schöpfung hat Gott das Endgericht vorherbestimmt (v. 6 EU): Dieses bringt „des ewigen Feuers Pein“ und gilt wie den Engeln, die mit sterblichen Menschen verkehrten (1 Mos 6,2-4 EU) und den Bewohnern Sodom und Gomorrahs, die Unzucht trieben, so auch den „Träumern, die ihr Fleisch beflecken“, indem sie Christi Herrschaft verachten und „die Majestäten lästern“.

Gemeint waren offenbar die bisherigen Autoritäten in der Gemeinde des Judasbriefs, die sich Konkurrenten gegenübersahen. Deren Handeln bestand im „Reden stolzer Worte“ und eigennützigen „Ansehen der Person“, im „Wandeln nach ihren gottlosen Lüsten“ und „Spaltungen machen“. Um sie in die Schranken zu weisen, verweist der Autor auf Motive, die die Bibel sonst nicht kennt: einen Kampf zwischen dem Erzengel Michael und dem Teufel um den Leichnam des Mose (v. 9 EU) und eine Prophezeiung des „Henoch der siebte von Adam“ (1 Mos 5,21 EU oder 1 Hen.60:8[2]) vom Gericht Gottes an den Gottlosen. Er betont damit in deutlich spätjüdischer, apokalyptischer Sprache (vgl. Äthiopisches Henochbuch 1 Hen 1:14,5 Mos 33,2 EU[3]) die heilsgeschichtliche Kontinuität mit dem Volk der „Heiligen“ (den erwählten Juden) und den Christen, weist aber zugleich auf die auch ihnen geltende Drohung der endgültigen Verwerfung hin.

Während die gottlosen Irrlehrer den „Geist nicht haben“, zielt die Mahnrede auf die Einsicht: Ihr aber, meine Lieben, erbaut euch auf euren allerheiligsten Glauben, betet im Heiligen Geist und erhaltet euch in der Liebe Gottes ... (v. 20 EU), die nun darin besteht, die Zweifler (die von den Irrlehrern Verwirrten) „aus dem Feuer“ zu reißen und vor dem Verderben im Endgericht zu retten (v. 22 EU). Darum adressierte der Autor seinen Brief anfangs an die „Berufenen“ (v. 1 EU). Um sie dazu zu ermutigen, stellt er abschließend in einer Doxologie (lobpreisenden Ehrung) nochmals die einzige Autorität heraus, die „euch behüten kann vor dem Straucheln“ und „stellen vor das Angesicht seiner (Gottes) Herrlichkeit unsträflich mit Freuden“ (v. 24 EU): nämlich Jesus Christus.

Die Begründung dahinter bleibt unausgesprochen und ist nur implizit in der Betonung der Alleinherrschaft Christi erkennbar: Er ist es ja, der das Endgericht am Kreuz schon vorweggenommen, die Strafe der Gottlosen übernommen und sie so schon daraus befreit hat.

Literatur

  • Jörg Frey: Der Judasbrief zwischen Judentum und Hellenismus. In: Wolfgang Kraus, Karl-Wilhelm Niebuhr (Hrsg.): Frühjudentum und Neues Testament im Horizont Biblischer Theologie. Mohr Siebeck, Tübingen 2003, S. 180-210
  • Walter Grundmann: Der Brief des Judas und der zweite Brief des Petrus (= Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament. Bd. 15). 3. Auflage, Deichert, Leipzig 1986.
  • Roman Heiligenthal: Der Judasbrief. Aspekte der Forschung in den letzten Jahrhunderten. In: Theologische Rundschau. Nr. 51, 1986, S. 117-129.
  • Roman Heiligenthal: Zwischen Henoch und Paulus. Studien zum theologiegeschichtlichen Ort des Judasbriefes (= Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter. [TANZ] Bd. 6). Francke, Tübingen 1992, ISBN 3-7720-1885-8.
  • Martin Holland: Judasbrief. In: Gerhard Maier: Jakobusbrief (= Edition C : B, Bibelkommentare. [Edition C / B] Bd. 23). 2. Auflage, Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1991, ISBN 3-7751-1380-0.
  • Uwe Holmer, Werner de Boor: Die Briefe des Petrus und der Brief des Judas (= Wuppertaler Studienbibel. NT 18). Brockhaus, Wuppertal 1994.
  • Henning Paulsen: Judasbrief. In: Theologische Realenzyklopädie. Bd. 17, de Gruyter, Berlin 1988, S. 307-310.
  • Henning Paulsen: Der zweite Petrusbrief und der Judasbrief (= Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament. Bd. 12, 2). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1992, ISBN 3-525-51626-6.
  • Karl Hermann Schelkle: Die Petrusbriefe. Der Judasbrief (= Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament.). Herder, Freiburg im Breisgau 2002.
  • Gerhard Sellin: Die Häretiker des Judasbriefes. In: Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft. (ZNW) Nr. 77, 1986, S. 206-225.
  • Anton Vögtle: Der Judasbrief. Der 2. Petrusbrief (= Evangelisch-katholischer Kommentar zum Neuen Testament. (EKK) Bd. 22). Benziger, Zürich u.a. 1994, ISBN 3-545-23124-0.

Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Fritz Rienecker, Gerhard Maier: Lexikon zur Bibel. Brockhaus, Wuppertal 1998, Lemma Judasbrief.
  2. 1 Hen.60:8 „Henoch der siebte von Adam“
  3. Rau, Eckhard. Kosmologie, Eschatologie und die Lehrautorität Henochs 1974 S.40 „Zwar ist 1 Hen 1:3-9 im Anschluß an 1:1 durch die Verbindung von Dtn 33,2 mit Dtn 33:1.“

Weblinks

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