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Brüder von Limburg

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Très riches heures du Duc de Berry: Monatsbild August

Die Brüder von Limburg (Paul, Johan und Herman) waren niederländische Miniaturmaler. Sie verfassten das Stundenbuch Très Riches Heures des Herzogs von Berry, ließen aber ihr Werk unvollendet zurück, als sie alle drei 1416 – ebenso wie ihr Auftraggeber – an einer Seuche starben.

Leben

Ihr Großvater Johannes de Lymborgh kam vermutlich aus Limburg nach Nimwegen, seinerzeit die Hauptstadt des Herzogtums Geldern. Sein Sohn Arnold arbeitete als Holzschnitzer am herzoglichen Hof. Um 1385 heiratete er Mechtild Maelwael aus einer Familie von Wappenmalern. Ihre Kinder waren Hermann (Hermant in französischen Quellen, * um 1385), Paul (Polleke oder Polequin in Frankreich, geboren 1386 oder 1387) und Johan (Johanneke oder Jacquemin, Gillequin, Jehanequin in Frankreich, * wohl 1388), Rutger und Arnold sowie eine Schwester, Greta.

Um 1398, nach dem Tod ihres Vaters, schickte ihre Mutter sie zu ihrem Bruder Johan Maelwael (Jehan Maleuel in französischen Quellen), einem Wappenmaler, der am französischen und burgundischen Hof arbeitete: Herman und Johan lernten in Paris das Handwerk des Goldschmieds. Ende 1399 brachen sie zu einem Besuch nach Nimwegen auf, wurden aber – es herrschte gerade Krieg – in Brüssel festgesetzt. Ihre Mutter war nicht in der Lage, das Lösegeld in Höhe von 55 goldenen Ecus (escuz) aufzubringen. Die Gilde der Brüsseler Goldschmiede begann das Geld einzusammeln, die Summe wurde dann aber von Philipp II. Herzog von Burgund, dem Auftraggeber ihres Onkels, gezahlt. Die beiden Brüder kamen im Mai 1400 frei.

Erhaltenen Dokumenten ist zu entnehmen, dass Paul und Johan im Februar 1402 von Philipp für vier Jahre unter Vertrag genommen wurden, um exklusiv für ihn eine Bibel auszumalen, vielleicht die Bible Moralisée, Ms.fr.166, in der Bibliothèque nationale de France in Paris, die unbestritten ein frühes Werk der Brüder ist. Philipp starb 1404, bevor das Werk vollendet werden konnte.

Herman, Paul und Johan arbeiteten später in diesem Jahr für Herzog Johann von Berry, einen Bruder des verstorbenen Philipp. Er war ein außergewöhnlicher Kunstsammler, der sich vor allem auf Bücher spezialisiert hatte. Ihr erster Auftrag war in den Jahren 1408 bis 1409 die Buchmalerei eines Stundenbuchs, das heute als Belles Heures of Jean de France, Duc de Berry bekannt ist. Dieses Buch auf Vellum, in Tinte, Temperafarben und mit Blattgold ausgeführt, enthält 172 24 × 17 cm große Seiten. Es wird heute in The Cloisters, einem Teilmuseum des Metropolitan Museum of Art in New York aufbewahrt. Im Jahre 2010 wurden alle Seiten des Stundenbuches in der Ausstellung: The Art of Illumination: The Limbourg Brothers and the Belles Heures of Jean de France, Duc de Berry in New York ausgestellt.

Das Ergebnis ihrer Arbeit begeisterte den Herzog dermaßen, dass er ihnen ein weit ambitionierteres Projekt anvertraute, ein weiteres Stundenbuch, das als Très Riches Heures bezeichnet wird, und heute als das Meisterwerk mittelalterlicher Buchmalerei schlechthin angesehen wird. Es befindet sich als Ms. 65 im Musée Condé im Schloss Chantilly.

Insbesondere Paul entwickelte eine derart gute Beziehung zum Herzog, dass er dessen persönlicher Diener wurde (valet de chambre) und mit Juwelen und einem Haus in Bourges beschenkt wurde. Paul verliebte sich in ein junges Mädchen, Gillette la Mercière, deren Eltern jedoch den Kontakt missbilligten. Der Herzog wiederum hielt sie eingesperrt und ließ sie erst auf Druck des Königs frei. Dennoch heirateten Paul und Gillette im Jahr 1411 – Paul war 24 Jahre alt, die Braut 12. Die Ehe blieb kinderlos.

In der ersten Hälfte des Jahres 1416 starben Johann von Berry und die drei Brüder von Limburg an der Pest, die Très Riches Heures blieben unvollendet.

Nachleben

In den 1440er Jahren arbeitete ein unbekannter Künstler (vielleicht Barthélemy d’Eyck) an dem Werk, als es sich offensichtlich im Besitz von René von Anjou befand, fertiggestellt wurde es 1485 von Jean Colombe für das Haus Savoyen.

Die Arbeit der Brüder von Limburg geriet – da zumeist unzugänglich – bis ins 19. Jahrhundert hinein in Vergessenheit. Dennoch setzten sie Maßstäbe für die nächsten Malergenerationen, auch über die aussterbende Gattung der Miniaturmalerei hinaus.

Ein viertes, bis dahin unbekanntes Buch aus der Hand der Brüder Limburg wurde 2013 im Archiv der Adelsfamilie Castelnau wiederentdeckt.[1]

Literatur

  • Timothy Bates Husband: The Art of Illumination: The Limbourg Brothers and the Belles Heures of Jean de France, Duc de Berry, Metropolitan Museum, New York 2009 ISBN 978-0-300-13671-5
  • Rob Duckers und Pieter Roelofs (Hrsg.), Gebroeders von Limburg. Ausstellungskatalog, Ludion, Nimwegen 2005, ISBN 90-5544-576-2
  • Rob Dückers, Pieter Roelofs, Liesbeth Kamerbeek: Die Brüder van Limburg. Nimwegener Meister am französischen Hof 1400–1416. Museum Het Valkhof, Nijmwegen 2005. Ausstellungskatalog (Kleinformat, nicht paginiert, ca. 120 Seiten, ohne ISBN) Mit s/w Abb.

Fußnoten

  1. Andreas Platthaus: Das Buchwunder der Brüder Limburg. Drei Bücher kannte die Welt bisher aus ihrer Hand, nun ist ein viertes aufgetaucht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. August 2016, S. 9.

Weblinks

 Commons: Brüder von Limburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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