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Boris Wassiljewitsch Spasski

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Boris Spasski 1984 Saloniki.jpg
Boris Spasski bei der Schacholympiade 1984
Name Boris Wassiljewitsch Spasski
Schreibweisen Борис Васильевич Спасский (Russisch)
Land SowjetunionUdSSR UdSSR,
FrankreichFrankreich Frankreich (1982-2013),
RusslandRussland Russland (seit 2013)
Geboren 30. Januar 1937
Leningrad, Sowjetunion
Titel Großmeister (1955)
Weltmeister 1969–1972
Aktuelle Elo-Zahl 2548 (März 2011)
Beste Elo-Zahl 2773 (Juli 1969) (historische)
Karteikarte bei der FIDE (englisch)

Boris Wassiljewitsch Spasski (russisch Борис Васильевич Спасский, wiss. Transliteration Boris Vasil'evič Spasskij; * 30. Januar 1937 in Leningrad) ist ein russisch-französischer Schachmeister. Durch den Sieg in seinem nach 1966 zweiten Weltmeisterschaftskampf gegen Tigran Petrosjan wurde Spasski 1969 der zehnte Weltmeister in der Geschichte des Schachspiels, bevor er 1972 dem amerikanischen Großmeister Bobby Fischer unterlag.

Leben

Jugend

Boris Spasski lernte Schach bereits frühzeitig: Als 9-Jähriger trat er der Schachsektion im Leningrader Pionierpalast bei. Sein enormes Talent wurde sofort erkannt und staatlich gefördert. Neben der Bereitstellung des angesehenen Trainers Wladimir Sak erhielt Spasski ein monatliches Stipendium. Bereits als 10-Jähriger errang er den sowjetischen Spielgrad der ersten Kategorie, als 11-Jähriger gewann er die Meisterschaft seiner Schachsektion. 1952 nahm er am Halbfinale zur UdSSR-Meisterschaft in Riga teil und errang 50 Prozent der möglichen Punkte. Im gleichen Jahr wurde er Zweiter bei der Leningrader Meisterschaft.

Seine Erfolge veranlassten den sowjetischen Schachverband, ihn 1953 zu seinem ersten internationalen Turnier nach Bukarest zu entsenden. Spasski teilte Platz 4 bis 6 und erhielt daraufhin, als 16-Jähriger, vom Weltschachbund FIDE den Titel Internationaler Meister verliehen.

Jugendweltmeister und Großmeister

Seine Erfolgsserie riss nicht ab: 1954 gewann er das angesehene „Turnier der jungen sowjetischen Meister“ in Leningrad und wurde im Halbfinale zur 22. UdSSR-Meisterschaft Vierter, was ihn zur UdSSR-Meisterschaft 1955 qualifizierte. Bei der UdSSR-Meisterschaft, die zugleich ein Zonenturnier der FIDE war, gelangte Spasski auf den geteilten 2. bis 6. Platz und qualifizierte sich für das Interzonenturnier. Ebenfalls in diesem Jahr wurde Spasski in Antwerpen Juniorenweltmeister U20 und nahm in Göteborg am Interzonenturnier teil, bei dem er auf den geteilten 7. bis 9. Platz gelangte und sich somit für das Kandidatenturnier in Amsterdam 1956 qualifizierte. Für seine Erfolge verlieh ihm die FIDE 1955 den Titel eines Großmeisters.[1]

Jahre der Stagnation

Sein geteilter 3. bis 7. Platz im Amsterdamer Kandidatenturnier war gleichfalls ein großer Erfolg für den 19-Jährigen, doch ein weiterer großer Sieg blieb ihm in den nächsten Jahren versagt. Zweimal (1958 und 1961) verlor er, jeweils in Führung liegend, seine Partie in der Schlussrunde bei UdSSR-Meisterschaften. Er gewann zwar die 29. UdSSR-Meisterschaft 1961, doch war diese kein Zonenturnier der FIDE. Erst durch einen geteilten ersten bis vierten Platz beim Zonenturnier der UdSSR 1964 konnte er sich wieder für das Interzonenturnier qualifizieren. Bei dem im gleichen Jahr in Amsterdam ausgerichteten Interzonenturnier teilte er ebenfalls den ersten bis vierten Rang.

Der erste Anlauf auf den Weltmeisterthron

Sein Erfolg berechtigte ihn zur Teilnahme am Kandidatenturnier 1965, das erstmals in Wettkampfform ausgerichtet wurde. Er traf im Viertelfinale auf Paul Keres, den er mit 6−4 (+4−2=4) ausschaltete, im Halbfinale schlug er Efim Geller noch deutlicher 5,5−2,5 (+3−0=5) und gewann das Finale gegen Ex-Weltmeister Michail Tal mit 7−4 (+4−1=6).

Seinen ersten Wettkampf um die Schachweltmeisterschaft verlor er 1966 gegen Tigran Petrosjan knapp mit 11,5−12,5 (3 Siege, 4 Niederlagen, 17 Unentschieden). Spasski stand für den nächsten WM-Zyklus der erneute Gang durch die Kandidatenkämpfe bevor. Als Verlierer des WM-Kampfes war er für das Kandidatenturnier 1968 vorberechtigt. Im Viertelfinale traf er erneut auf Efim Geller, den er mit dem gleichen Resultat wie 1965 schlug: 5,5−2,5 (+3−0=5). Im Halbfinale besiegte er den Dänen Bent Larsen 5,5−2,5 (+4−1=3), im Finale schließlich den Leningrader Viktor Kortschnoi 6,5−3,5 (+4−1=5) und wurde erneut Herausforderer von Tigran Petrosjan.

Weltmeister 1969 bis 1972

Im Weltmeisterschaftskampf 1969 erwies sich Spasski als bedeutend besser vorbereitet. Er besiegte Petrosjan mit 12,5−10,5 (6 Siege, 4 Niederlagen, 13 Unentschieden) und wurde der 10. Schachweltmeister in der Geschichte. 1970 spielte er am Spitzenbrett für die Sowjetunion bei Wettkampf UdSSR gegen den Rest der Welt drei Partien gegen Bent Larsen (1,5−1,5), im selben Jahr errang er bei der Schacholympiade in Siegen mit 9,5 Punkten aus 12 Partien die Goldmedaille am ersten Brett. In Interviews sagte er später, dass die Jahre als Weltmeister die unglücklichsten seines Lebens gewesen seien, da er sich durch die damit verbundene Verantwortung belastet gefühlt habe.

Am 1. September 1972 verlor er den Titel in Reykjavík gegen Bobby Fischer mit dem Endresultat von 8,5:12,5 (3 Siege, 7 Niederlagen, 11 Unentschieden), gegen den er bis dahin eine positive Bilanz hatte. Durch seine Niederlage im durch die Massenmedien zum Wettkampf der Systeme (Match des Jahrhunderts) hochstilisierten Match mit dem amerikanischen Großmeister fiel Spasski in der Heimat in Ungnade. Ihm wurde vorgeworfen, seinen Titel leichtfertig durch schlechte Vorbereitung verspielt zu haben. In Reykjavik standen Spasski zahlreiche sowjetische Großmeister als Helfer zur Verfügung, während Fischer seinerseits keinen Sekundanten oder Mitarbeiter akzeptierte. Spasski rehabilitierte sich schließlich 1973 durch einen Sieg bei der 41. UdSSR-Meisterschaft.

Letzte Kandidatenkämpfe

Boris Spasski in der Schachbundesliga, Oktober 1980

1974 scheiterte er im Halbfinale der Kandidatenkämpfe gegen den jungen Spitzenspieler Anatoli Karpow, der 1975 nach Fischers Rückzug vom Schach der 12. Weltmeister wurde. 1977 verlor Spasski das Kandidatenfinale gegen Viktor Kortschnoi und 1980 bereits das Viertelfinale (gegen Lajos Portisch). Spasski unternahm bis auf das Kandidatenturnier von Montpellier 1985 (6.–7. Platz) keine weiteren Versuche, sich erneut für einen Weltmeisterschaftskampf zu qualifizieren.

Schacholympiaden

Seit 1976 lebt er in Frankreich und nahm auch die französische Staatsbürgerschaft an.

Er spielte für seine neue Heimat an den Schacholympiaden 1984 in Saloniki, 1986 in Dubai und 1988 in Saloniki, nachdem er diesen Wettbewerb mit der UdSSR-Nationalmannschaft sechsmal (1962, 1964, 1966, 1968, 1970, 1974) gewonnen hatte. 1978 wurde die UdSSR mit ihm Zweite.

Für Solingen in der Schachbundesliga

Spasski 1989 in Melbourne

Spasski bereicherte durch sein Engagement bei der Solinger SG 1868 auch das deutsche Schachleben. Er spielte für die Solinger seit Einführung der eingleisigen Schachbundesliga in der Saison 1980/81 bis 1989/90 und wurde mit seinem Team 1981, 1986/87 und 1987/88 Deutscher Mannschaftsmeister. 1990 half er seinem deutschen Klub bei der Erringung des Europapokals für Vereinsmannschaften.

Wettkampf mit Bobby Fischer in Jugoslawien

1992 spielte Spasski ein inoffizielles Match gegen seinen Freund Bobby Fischer, das er mit 12,5−17,5 verlor. Dieser Wettkampf, der nach 20 Jahren Schachabstinenz des Amerikaners ausgerichtet wurde, fand im vom Bürgerkrieg heimgesuchten und von den USA mit Wirtschaftssanktionen belegten Jugoslawien statt. Gastgeber war der Chef der Privatbank Jugoskandik. Dass Fischer sich wieder zum Schachbrett begab wurde von der Schachwelt als eine Sensation wahrgenommen, für deren Zustandekommen auch die Person Spasskis mitverantwortlich war. Fischer selbst betrachtete den Wettkampf als Revanchematch für den Weltmeisterschaftskampf 1972.

Die Strafverfolgung, die Fischer infolge dieser Veranstaltung durch den US-Staat zu gewärtigen hatte und die ihm 2004 sogar einen Gefängnisaufenthalt in Japan und die drohende Abschiebung in die USA bescherte, bewog Spasski (während Fischers Inhaftierung in Japan) zu einem offenen Brief an den US-Präsidenten George W. Bush, in dem er um eine Korrektur des Fehlers von Präsident François Mitterrand von 1992 bat: Bobby und ich begingen dasselbe Verbrechen. (...) Verhaften Sie mich! Die Reaktion von Fischer lautete: Ich will ihn nicht in meiner Zelle. Ich will ein Mädchen. Wie wäre es mit dieser Russin, wie ist ihr Name, Kosteniuk? Fischer fand später politisches Asyl in Island und starb am 17. Januar 2008 in Reykjavik.

Stil

Spasski galt als einer der begabtesten Spieler überhaupt. In seiner besten Phase, Ende der 1950er- und über die ganzen 1960er-Jahre hinweg, war er als ein besonders feiner Angriffsspieler (im Mittelspiel) gefürchtet, der aber auch die anderen Partie-Stadien, wie die Eröffnung und das Endspiel, außerordentlich präzise behandelte. In der damaligen Sowjetunion prägte man infolge Spasskis Schachstil den Begriff Universalstil, der als geradezu höchste Auszeichnung für die Spielweise eines Meisters galt. Nachdem er sein Ziel erreicht hatte und Weltmeister geworden war, fehlte ihm allerdings der unbedingte Wille, sein Potential voll auszuschöpfen.

Popularität

Eine der brillantesten Schachpartien, die Spasski je gewann, ist in die Filmgeschichte eingegangen: Im James-Bond-Film From Russia With Love (1963) gibt es eine Sequenz (mit der Figur Großmeister Kronsteen), in der zwei Schachmeister einander am Brett gegenüber sitzen. Auf dem Brett ist die abgewandelte Version der entscheidenden Position aus Spasski – Bronstein, UdSSR-Meisterschaft 1960 aufgestellt, in der Spasski den Gewinnzug ausführte.

Seine beste historische Elo-Zahl betrug 2773, diese erreichte er im Juli 1969. Seine aktuelle Elo-Zahl beträgt 2548 (Stand: November 2009). Spasski ist seit Mitte 2002 nicht mehr als Turnierspieler aktiv. Gelegentlich spielt er jedoch bei Schaukämpfen, so 2005 in Mainz anlässlich des 80. Geburtstages von Wolfgang Unzicker oder im Dezember 2009 in Elista bei einem Wettkampf über acht Partien gegen Viktor Kortschnoi, der unentschieden endete.

Privates

Seine Schwester Iraida Spasskaja (* 1944) gewann vier Mal die sowjetische Meisterschaft im Damespiel.

Partien

Weblinks

 Commons: Boris Spasski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924-2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 74
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