Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Blutegelbehandlung

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Am Fingergrundgelenk angesetzter Blutegel
Bisswunde eines (mittelgroßen) Medizinischen Blutegels an einem menschlichen Finger – mehrere Stunden nach dem Biss

Bei der Blutegelbehandlung werden Blutegel (meist Hirudo officinalis oder Hirudo medicinalis) an geeigneter Stelle angelegt, so dass sie einen kleinen Aderlass von ca. acht bis zehn Milliliter Blut herbeiführen. Durch die im Speichel (Saliva) der Egel u. a. enthaltenen gerinnungshemmenden Substanzen (Hirudin u. a.) kommt es zu Nachblutungen, die in seltenen Fällen bis zu 24 Stunden anhalten können.

In der evidenzbasierten Medizin wird die Blutegeltherapie heute fast ausschließlich auf dem Gebiet der Plastischen Chirurgie angewandt. Vor allem bei Transplantationen von Ohren, Fingern, Zehen oder bei Hautverpflanzungen werden Blutegel eingesetzt, um mit Hilfe der Wirkstoffe im Egelspeichel die Wundheilung zu verbessern. Durch die gerinnungshemmende und gefäßerweiternde beziehungsweise entkrampfende Wirkung des Hirudins kann der venöse Abfluss angestauten Blutes angeregt beziehungsweise überhaupt erst ermöglicht werden, so dass die Reimplantate nicht abgestoßen werden oder absterben.

Geschichtlicher Hintergrund

Die Blutegeltherapie gehört zu den ältesten Heilmethoden in der überlieferten Medizingeschichte. Erste Überlieferungen der Blutegeltherapie stammen aus Mesopotamien (3.300 v. Chr.).[1] Erste eindeutige Schilderungen der Blutegeltherapie stammen jedoch aus der indischen Medizin. Die mythische Gestalt Dhavantari, der Arzt, der der Welt die traditionelle indische Medizin offenbarte, trug in der einen Hand Nektar, in der anderen hält er einen Blutegel. Die umfangreichste Darstellung dieser Therapie findet sich bei Sushruta (100–600 v. Chr.). Auch die traditionelle chinesische Medizin (TCM) verwendet die Blutegeltherapie, doch spielte sie dort immer eher eine untergeordnete Rolle. In Europa war die Blutegeltherapie seit der Antike (Nicandros von Kolophon 200–130 v. Chr; Galen 129–199 n Chr.) bis ins 19. Jh. hinein ein unverzichtbarer Bestandteil der ärztlichen Therapie, aber auch immer Bestandteil der Volksmedizin.[2][3]

Wirkung

Nach Auffassung der Naturheilkunde beruht die Wirkung der Blutegelbehandlung auf mehreren Faktoren: dem Bissreiz, den im Speichel der Egel enthaltenen Substanzen, die durch den Biss abgegeben werden, der Bakterienflora der Egel und dem stattfindenden Aderlass.

Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit liegen bislang kaum vor. Eine Studie der Karl und Veronica Carstens-Stiftung aus dem Jahr 2004 gilt als Beleg für die Wirksamkeit der Blutegelbehandlung bei Kniegelenksarthrose. 80 Prozent der behandelten Patienten berichteten eine deutliche Schmerzlinderung nach einmaliger Behandlung, wobei diese Wirkung teilweise mehrere Monate anhielt. Die Egeltherapie war somit erfolgreicher als eine Therapie mit einer schmerzlindernden Salbe (Diclofenac).[4] In einer weiteren kleinen Studie konnte die Überlegenheit der Blutegeltherapie bei Rhizarthrose im Vergleich zur konventionellen Arzneimitteltherapie gezeigt werden.[5]

Nebenwirkungen und Risiken

Rund um die Bissstelle kann es zu Blutergüssen kommen, die nach einigen Tagen abklingen. In der Regel kommt es zu einer leichten Schwellung der Stellen, verbunden mit oft starkem Juckreiz. Durch Kratzen kann eine Wundinfektion ausgelöst werden. Nach der Behandlung kann es zum Absinken des Blutdrucks und zu einer Kreislaufschwäche kommen. Die Bissstellen verheilen im Normalfall innerhalb einiger Wochen, in seltenen Fällen bleiben jedoch kleine Narben zurück.

Da das von den Egeln aufgenommene Blut lange im Körper des Tieres flüssig bleibt und nur langsam durch Peptidasen abgebaut wird, kann der Blutegel viele Erreger beherbergen. Es wurden Protozoen (Toxoplasmose, Trypanosomen, Plasmodien) sowie Bakterien (Streptokokken, Clostridien, Aeromonas) nachgewiesen. Experimentell konnte auch eine Übertragung von HIV nachgewiesen werden. In der Praxis ist jedoch noch immer strittig, inwieweit tatsächlich eine Übertragung stattfinden kann. Um das Risiko einer Übertragung von Patient auf Patient zu vermeiden, sollen die Blutegel unter kontrollierten Bedingungen gezüchtet und jeder Blutegel nur einmal zur Behandlung eingesetzt werden.[6] Nach dem medizinischen Einsatz werden die Egel entweder getötet oder in sogenannten Rentnerteichen untergebracht.

Siehe auch

Quellen

  1. Dieter Melchart u. a.: Naturheilverfahren. Schattauer, 2002, ISBN 3-7945-2615-5.
  2. Andreas Michalsen, Manfred Roth : Blutegeltherapie. 3. Auflage. Karl F. Haug Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8304-7527-9.
  3. Paul van Dijk: Volksgeneeskunst in Nederland en Vlaanderen (De volksgeneeskundige recepten zijn mede bewerkt door Hanneke Winterwerp). (1981) 2. Aufl. Deventer 1982, S. 55.
  4. Information zur Blutegeltherapie. auf der Webseite der Carstens-Stiftung (pdf; 166 kB)
  5. Özgür Cesur: Randomisierte kontrollierte Studie zur Wirksamkeit der Blutegeltherapie bei symptomatischer Rhizarthrose. Universität Duisburg-Essen, 2009. (PDF-Datei; 560 kB)
  6. Nichtmedikamentöse und alternative Therapien: Blutegel. auf: aok.de
Gesundheitshinweis Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Blutegelbehandlung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.