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Biafra

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Dieser Artikel behandelt den ehemaligen Staat Biafra, zum gleichnamigen US-amerikanischen Punksänger und Musiker siehe Jello Biafra.
Karte Biafras
Völker- und Sprachgruppen in Nigeria

Die Republik Biafra war ein Staat, der 1967 unter Federführung der Volksgruppe der Ibo (Igbo) die Unabhängigkeit von Nigeria erklärte. Der Staat umfasste den südöstlichen Teil Nigerias einschließlich großer Erdölvorräte im Nigerdelta und wurde von vier afrikanischen Staaten sowie von Haiti anerkannt. Im Zuge des Biafra-Krieges von 1967–1970 wurde Biafra wieder in Nigeria eingegliedert. Die damals verhängte Hungerblockade prägte das Bild des Biafrakindes als Symbol für Unterernährung.

Geschichte

„Militär-Putsch“ und Gegenputsch 1966

Bei einem Putsch junger Offiziere, von denen die meisten dem in seiner Mehrheit römisch-katholischen Volk der Ibo (Igbo) angehörten, wurde am 15. Januar 1966 der nigerianische Premierminister Abubakar Tafawa Balewa getötet. Im Mai 1966 erließen die Putschisten eine Verfassungsänderung. Schon kurz darauf kam es jedoch zum Gegenputsch: Am 29. Juli 1966 wurde der Anführer der Militärregierung, Johnson Aguiyi-Ironsi, abgesetzt und hingerichtet.

Die Ibo waren hauptsächlich in der damaligen Ostregion (Eastern Region, Ostprovinz) Nigerias beheimatet, die zu jener Zeit 14 Millionen Einwohner zählte (bei einer damaligen Gesamtbevölkerung Nigerias von 55 bis 60 Millionen). Etwa 2,5 Millionen Ibo lebten in anderen Teilen des Landes. Im Zuge des Gegenputsches kam es im Norden von Nigeria durch die dort ansässigen muslimischen Volksgruppen der Hausa und Fulani zu Pogromen gegen die Ibo, bei denen bis Oktober 1966 rund 30.000 getötet wurden. 2 Millionen Ibo flohen in die Ostregion.

Unabhängigkeitserklärung und Krieg 1967–1970

£1-Banknote

Vor diesem Hintergrund erklärte Chukwuemeka Odumegwu Ojukwu, der Militärgouverneur der Ostregion Nigerias und selbst Ibo, am 30. Mai 1967 diesen Landesteil für unabhängig. Den Landesnamen der neuen Republik leitete er von der Bucht von Biafra ab, einem Teil des Golfs von Guinea. Hauptstadt Biafras wurde Enugu, wobei nach dessen Eroberung der Sitz von Verwaltung und Regierung nach Umuahia und schließlich nach Owerri verlegt wurde. Als Nationalhymne wählte man den Choralteil der „Finlandia“ von Jean Sibelius mit dem auf die Flagge bezogenen Titel Land of the Rising Sun. Das Land hatte eine eigene Währung, das Biafra-Pfund.

Während die Ibo die Unabhängigkeitserklärung im Allgemeinen begrüßten, wurde sie von kleineren Volksgruppen in der Ostregion, insbesondere im Nigerdelta, eher abgelehnt, da diese befürchteten, in einem Ibo-dominierten Staat marginalisiert und unterdrückt zu werden.

Nur Tansania, Gabun, Zaire, die Elfenbeinküste und – als einziges nichtafrikanisches Land – Haiti erkannten Biafra als unabhängigen Staat an.

Am 6. Juli 1967 erfolgte der erste Angriff der nigerianischen Truppen, als diese den Fluss Niger bei der Stadt Asaba überschritten und in Biafra einfielen. Damit begann der Biafra-Krieg. Die Auseinandersetzungen hielten rund 30 Monate an und endeten im Januar 1970 mit der Kapitulation Biafras. Mindestens eine Million Menschen – manchen Schätzungen zufolge zwei Millionen oder mehr – kamen in dem Krieg um. Maßnahmen der nigerianischen Seite wie die Verhängung einer Blockade über Biafra, die zu verbreitetem Hunger unter der Zivilbevölkerung führte, sowie diverse Übergriffe gegen Ibo-Zivilisten werden zusammen mit den Massakern von 1966 teilweise als Völkermord an den Ibo eingestuft. Die Republik Biafra bestand bis zum 15. Januar 1970 und wurde nach dem Krieg schließlich wieder in Nigeria eingegliedert.

Biafra heute

Das von Biafra beanspruchte Gebiet, die ehemalige Ostregion, ist heute auf die Bundesstaaten Abia, Akwa Ibom, Anambra, Bayelsa, Edo, Cross River, Ebonyi, Enugu, Delta, Imo und Rivers aufgeteilt.

Die Radio Biafra London, Bilie Human Right Organisation und Council of Indigeneous People of Biafra unter Council of Indigeneous people of Biafra setzt sich für die Wiedereinsetzung des Staates ein.[1]

Literarische Verarbeitung des Biafra-Krieges

Mehr als einhundert Romane und Kurzgeschichten sind seit 1970 von nigerianischen Autorinnen und Autoren zum Thema Biafra-Krieg veröffentlicht worden. Eine Auswahl:

  • Chimamanda Ngozi Adichie: Die Hälfte der Sonne 2007, Luchterhand, Roman vor dem Hintergrund des Biafra-Krieges.
  • Wole Soyinka: Der Mann ist tot. Aufzeichnungen aus dem Gefängnis, 1987. Autobiographischer Roman über seine Inhaftierung aufgrund seines Einsatzes für eine friedliche Lösung des Biafra-Krieges.
  • Chinua Achebe: Civil Peace, 1971, Kurzgeschichte über die Auswirkungen des Biafra-Krieges.
  • Buchi Emecheta: Destination Biafra. (Bestimmung Biafra), Roman. London 1981
  • Ken Saro-Wiwa: Sozaboy, 1979, Anti-Krieg-Roman: Ein junger Afrikaner im Bürgerkrieg: Voll naiver Lebenslust und Energie meldet er sich als Soldat und wird von der verwirrenden und schrecklichen Realität des Krieges überwältigt

Sachliteratur

Weblinks

 Commons: Biafra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Biafra aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.