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Beatrix Mesmer

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Nachruf im tachles, 9. Oktober 2015

Beatrix Mesmer-Strupp (geb. 2. Juni 1931 in München; gest. 24. September 2015[1] in Bern; heimatberechtigt in Muttenz) war eine Schweizer Historikerin deutscher Herkunft.

Leben und Wirken

Ihre Familie floh 1938 nach der Reichspogromnacht in die Schweiz, wo sie 1941 staatenlos wurde. Die halbjüdische Immigrantin wuchs im Berner Seeland auf und besuchte dort die Schulen bis zur Matura. Man habe sie in ihrer Jugend wegen ihrem deutschen Akzent als «Sauschwob» gerufen, erzählte sie später.[2] 1952 heiratete sie einen Gymnasiallehrer und wurde in der Schweiz eingebürgert. Mesmer studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Medienwissenschaft an der Universität Bern und der Freien Universität Berlin. Neben dem Studium arbeitete Mesmer bei der Schweizerischen Depeschenagentur.

In Bern wurde sie 1961 promoviert und 1972 habilitiert. Von 1973 bis 1996 war sie ordentliche Professorin für Schweizergeschichte in Verbindung mit Neuerer Allgemeiner Geschichte an der Universität Bern. 1989 bis 1992 war sie die erste Vizerektorin und damit erste Frau in die Berner Universitätsleitung.

Ihre Forschungsinteressen galten der Sozial-, Mentalitäts- und Geschlechtergeschichte.[3]

Als Mitherausgeberin wirkte Mesmer in den 1980er-Jahren massgeblich am dreibändigen Standardwerk Geschichte der Schweiz und der Schweizer mit. 1988 veröffentlichte sie mit dem Buch Ausgeklammert – Eingeklammert. Frauen und Frauenorganisationen in der Schweiz des 19. Jahrhunderts und 2007 mit Staatsbürgerinnen ohne Stimmrecht. Die Politik der schweizerischen Frauenverbände 1914–1971 zwei wichtige Werke zur Schweizer Frauengeschichte.[4] Auch wenn Beatrix Mesmer die Frauengeschichte grundlegend prägte, sah sie sich selbst nicht als Feministin.[5] Wegen ihren frauengeschichtlichen Themen sei sie an der Universität nicht benachteiligt worden.[2] Hingegen habe es Widerstand der geisteswissenschaftlichen Kollegen gegeben als sie eine Habilitation in Klimageschichte gefördert und eine Brücke zu den Naturwissenschaften geschlagen habe.

Bei der Entwicklung des Historischen Lexikons der Schweiz (HLS) beteiligte sich Beatrix Mesmer in verschiedenen Funktionen. Sie wirkte im Stiftungsrat und im Stiftungsratsausschuss des HLS mit, war aktiv bei der Erarbeitung der lexikografischen Konzepte und begutachtete als Expertin einzelne Artikel.[6]

Beatrix Mesmer war Mitglied des Schweizerischen Wissenschaftsrates und des Forschungsrates des Schweizerischen Nationalfonds. Weiter präsidierte als erste Frau die Schweizerische Gesellschaft für Geschichte.

2011 wurde Beatrix Mesmer zusammen mit der Berner Frauenrechtlerin Marthe Gosteli der Menschenrechtspreis der internationalen Gesellschaft für Menschenrechte verliehen und so für ihren Einsatz für die Frauenrechte gewürdigt.

Schriften (Auswahl)

  • Arnold Ruges Plan einer Alliance intellectuelle zwischen Deutschen und Franzosen. W. Duerrenmatt, Bern 1963 (Dissertation, Universität Bern, 1961).
  • Steuerreform als Übergangsmassnahme. Die Rezeption der Forderung nach progressiver Besteuerung in den frühsozialistischen Programmen. Herbert Lang, Bern/Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-261-02027-X (Habilitationsschrift, Universität Bern).
  • Ausgeklammert – Eingeklammert. Frauen und Frauenorganisationen in der Schweiz des 19. Jahrhunderts. Helbing und Lichtenhahn, Basel/Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-7190-1025-2.
  • (Hrsg.) Die Verwissenschaftlichung des Alltags. Anweisungen zum richtigen Umgang mit dem Körper in der schweizerischen Populärpresse 1850–1900. Chronos, Zürich 1997, ISBN 3-905312-24-7.
  • Staatsbürgerinnen ohne Stimmrecht. Die Politik der schweizerischen Frauenverbände 1914–1971. Chronos, Zürich 2007, ISBN 978-3-03-400857-0.

Literatur und Quellen

  • Benedikt Bietenhard, Peter Hug, Regula Ludi, Rolf Maurer, Brigitte Schnegg, Albert Tanner (Hrsg.): Ansichten von der rechten Ordnung. Bilder über Normen und Normverletzungen in der Geschichte. Festschrift zum 60. Geburtstag von Beatrix Mesmer. Haupt, Bern 1991, ISBN 3-258-04404-X.
  • Archiv Beatrix Mesmer in der Gosteli-Stiftung (Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung): enthält Unterlagen von 1903 bis 2013, Korrespondenzen, Arbeitsmaterialien, Vorlesungen, Publikationen. Findmittel des Bestandes Nr. 634 (pdf)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Berner Historikerin Beatrix Mesmer verstorben. In: Berner Zeitung, 1. Oktober 2015. Abgerufen am 1. Oktober 2015.
  2. 2,0 2,1 Urs Hafner: Porträt – Der Stoff, mit dem man Identität auspolstert (pdf). In: horizonte. Schweizerischer Nationalfonds, 2012, abgerufen am 4. Oktober 2015.
  3. Rezensionen zu Werken von Beatrix Mesmer bei perlentaucher.de
  4. Urs Hafner: Geschichte als Identitätspolster. Zum Tod der Historikerin Beatrix Mesmer, Neue Zürcher Zeitung, 2. Oktober 2015.
  5. Naomi Jones: Eine prägende Professorin. In: Der Bund. Abgerufen am 4. Oktober 2015.
  6. Martine Brunschwig Graf: In Erinnerung an Beatrix Mesmer (1931–2015) Nachruf, Historisches Lexikon der Schweiz, Oktober 2015.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Beatrix Mesmer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.