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Banda-Inseln

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Banda-Inseln
Die Insel Banda Besar (im Hintergrund), von Fort Belgica auf Banda Neira (im Vordergrund) aus gesehen
Die Insel Banda Besar (im Hintergrund), von Fort Belgica auf Banda Neira (im Vordergrund) aus gesehen
Gewässer Bandasee
Archipel Molukken
Geographische Lage 4° 32′ S, 129° 50′ O-4.5333134752778129.83329592333Koordinaten: 4° 32′ S, 129° 50′ O
Karte von Banda-Inseln
Anzahl der Inseln 6 bis 10
Hauptinsel Banda Neira
Gesamtfläche 180 km²
Einwohner 15.000
Vulkan Banda Api
Vulkan Banda Api

Die Banda-Inseln (indonesisch: Kepulauan Banda) sind eine indonesische Inselgruppe im Archipel der Molukken, Provinz Maluku und liegen in der Bandasee.

Da der Muskatnussbaum früher nur hier wuchs, gehörten sie zu den für ihren Reichtum weltbekannten „Gewürzinseln“; auf Kupferstichen des 17. Jahrhunderts wurde der Name der Inseln in unverhältnismäßig großen Buchstaben dargestellt. Das zu den Banda-Inseln gehörende Run tauschten die Holländer 1667 aus wirtschaftlichen Gründen von den Engländern gegen die Insel Manhattan ein.

Geographie

Die Inseln liegen etwa 2.000 Kilometer östlich von Jakarta, ungefähr 160 Kilometer nördlich befinden sich die Inseln Seram und Ambon. Im Osten liegen die Gorom-, Watubela-, Kei- und Tanimbarinseln. Über 100 Kilometer im Süden liegt die Insel Manuk mit dem aktiven und 282 m hohen Vulkan Gunung Manuk.[1]

Die Angaben in der Literatur schwanken von zumeist sechs bis zehn Vulkan- und Koralleninseln, die sich in West-Ost-Richtung erstrecken:

  • Im Westen liegt die etwa 4 Kilometer lange und nicht ganz einen Kilometer breite Insel Run. 700 Meter nördlich befindet sich das kleine, ungefähr 200 Meter lange Inselchen Pulau Nailakka.
  • Ungefähr 7 Kilometer östlich befindet sich Insel Ai, die ähnlich groß wie Run ist. Der Ort Ai liegt an der Nordküste.
  • Weitere ungefähr 15 Kilometer östlich liegen – nah beieinander – die drei zentralen Inseln. Sie gruppieren sich um zwei ineinander geschachtelte Calderen. Dabei liegt die kleinere Caldera mit drei Kilometer Durchmesser im Südwesten der größeren Caldera mit sieben Kilometer Durchmesser:[2]
    • Die Hauptinsel Banda Neira liegt am Ostrand der inneren Caldera. Hier befinden sich ein kleiner Flugplatz und der gleichnamige Hauptort, mit etwa 7.000 Einwohner der größte Ort der Inselgruppe. Das holländische Fort Belgica ist mittlerweile vollständig restauriert.
    • Banda Besar, 800 Meter südlich von Banda Neira, ist mit 12 Kilometer Länge und 3 Kilometer Breite die größte der Inseln. Andere Namen für die Insel sind Lontar oder Lonthoir. Die größten Siedlungen sind Lonthoir, Selamon und Waer. Ein Kilometer nördlich befindet sich das kleine, ungefähr 200 Meter lange Inselchen Pualu Kraka. Banda Besar und Pula Kraka liegen am Süd- beziehungsweise Ostrand der größeren Caldera.
    • Banda Api, 200 Meter westlich von Banda Neira, mit seinem 640 m hohen aktiven Vulkan Vuurberg, bei dessen letzten Ausbruch 1988 die Bewohner evakuiert werden mussten. Band Api liegt in der Mitte der kleineren Caldera. 1200 Meter nördlich befindet sich die kleine, ungefähr 800 Meter lange Insel Pulau Pisang, auch Pulau Syahrir genannt. Nochmals etwas nordöstlich liegt das kleine Inselchen Batu Kapal.
  • Im Osten, 15 Kilometer östlich von Banda Neira, befindet sich Hatta (früher Rozengain), die ähnlich groß wie Run ist. 4 Kilometer südöstlich befindet sich eine kleine, ungefähr 800 Meter lange Insel.
  • 30 Kilometer nördlich von Run liegt Manukang, auch Suanggi genannt, eine kreisförmige Insel mit ungefähr 1 Kilometer Durchmesser.

Erdbeben sind im Bereich der Banda-Inseln häufig; mehrfach war die Inselgruppe von Tsunamis betroffen. Beispielsweise löste im August 1629 ein Erdbeben einen Tsunami mit einer 16 Meter hohen Flutwelle auf Banda Neira aus.[3] Im November 1852 starben 60 Menschen infolge eines Tsunamis mit einer zwei Meter hohen Flutwelle.[4]

Im Juni, August und September kann man zwischen Ost-Seram und den Banda-Inseln ein Meeresleuchten beobachten, die sogenannte „weiße See“.[5] Die Ursache des Meeresleuchtens sind Mikroorganismen, die nahe der Wasseroberfläche schwimmen.[6]

Bevölkerung

Nach der holländischen Eroberung 1621 wurde die gesamte Bevölkerung der Inseln getötet oder versklavt, soweit sie nicht auf andere Inseln fliehen konnte. Für die Arbeit auf den Plantagen wurden Sklaven aus anderen Teilen Indonesiens hierher verschleppt. Die heutigen Einwohner sind Nachfahren dieser Sklaven. Heute leben 15.000 Menschen auf den Inseln, sie werden Bandanesen genannt.

Geschichte

Auf den Banda-Inseln wurde bereits vor Jahrtausenden von Ureinwohnern Muskatnuss geerntet, um damit mit den größeren Molukken-Inseln Handel zu treiben, welche ihrerseits Palmsago anzubieten hatten. Der Gewürzbaum wuchs damals nur auf den Banda-Inseln, die Ende des 15. Jahrhunderts zu den eigentlichen Zielen der Entdeckungsfahrten von Christoph Kolumbus gezählt haben sollen.

Erste Europäer

Die Banda-Inseln auf einer Darstellung um 1820

Der portugiesische Entdecker und Nautiker António de Abreu war vermutlich der erste Europäer, der die Inseln 1511 erreichte, damals aber nicht kartographierte. Die Einheimischen konnten sich erfolgreich gegen die portugiesischen Versuche wehren, einen Stützpunkt auf den Inseln zu errichten und den katholischen Glauben zu verbreiten.

1599 erreichten zum ersten Mal Holländer die Inseln.[7] In dem sich entwickelnden Wettlauf mit den anderen Nationen gründete Holland 1602 die Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC).

Der Name „Banda-Inseln“ geht auf den holländischen Kaufmann Jacob van Neck zurück, der dort Muskatnüsse mitnahm und in seiner Heimat mit einem Preisaufschlag von 32.000 Prozent wieder verkaufte. Mitte des 17. Jahrhunderts kauften englische Händler zehn Pfund Muskatnuss für weniger als einen englischen Penny und verkauften es in England für mehr als zwei englische Pfund und zehn Shilling (damals mehr als der Wochenlohn eines Arbeiters), also ein Preisverhältnis von 1/600.

Für die Einheimischen unter Führung der Orang Kaya (das bedeutet: „reicher Mensch“) waren die Holländer zu Beginn willkommene Bündnispartner gegen die Portugiesen. Als die VOC die Portugiesen vertrieben und einen Stützpunkt auf Banda Neira errichtet hatte, verlangte sie von den Bandanesen, nur noch mit ihr Handel zu treiben. Doch die verkauften weiterhin auch an Händler aus Java, Makassar und England. Die Engländer hatten auf Nailaka einen Stützpunkt errichtet und erhoben auf ganz Run Ansprüche. Es kam zu Konflikten; 1609 töteten die Bandanesen eine Delegation von 46 Holländern unter der Führung von Pieter Verhoeven. 1615/1616 eroberten die Holländer gegen heftigen Widerstand die Insel Ai.

Gewaltsame Eroberung

Schiffsverbindungen um die Banda-Inseln (Auf der Karte Mitte links), 1915

Nachdem sich das Handelsmonopol nicht mit Verträgen durchsetzen ließ, setzte Jan Pieterszoon Coen auf eine gewaltsame Lösung. Nach Sicherung des Stützpunkte in Batavia schickte er 1620 19 Schiffe mit 1.655 Mann europäischer und 286 Mann asiatischer Herkunft los, die in Banda von 36 Schiffen und Truppen einheimischer Verbündeter verstärkt wurden. In blutigen Kämpfen eroberten sie Lonthor und brachen die Macht der Orang Kaya; 48 wurden geköpft, ungefähr 790 Frauen, Männer und Kinder wurden nach Jakarta verschleppt.

Nach der Zerstörung der Siedlungen an der Küste waren viele Einheimische ins Innere der Insel geflohen und wehrten sich in monatelangen Kämpfen gegen die Angreifer. Viele verhungerten oder begingen Selbstmord. Nur wenigen gelang die Flucht mit Schiffen zu den Kei-Inseln, nach Seramlaut und Kisar oder den Gorominseln. Von den geschätzten ursprünglich 15.000 Einwohnern lebten nach den Kämpfen nur noch ungefähr 1.000 auf den Inseln, darunter, durch die Anwesenheit der Engländer geschützt, die Bewohner von Run. Die Einwohner von Rosengain, wie später die von Run, wurden auf die anderen Banda-Inseln verstreut und mussten auf den Plantagen arbeiten.

Heute wird dieser Genozid als eines der dunkelsten Kapitel in der niederländischen Kolonialgeschichte betrachtet.

Neuaufbau einer Gesellschaft

Die Muskatnussbäume auf Run wurden vernichtet und die Engländer verließen nach dem Frieden von Breda 1667 die Inseln. Die VOC hatte nun alle Macht auf den Banda-Inseln, doch die Muskat-Produktion lag am Boden. Die alte Gesellschaft war zerstört, eine neue musste erschaffen werden; dieser Prozess auf den Banda-Inseln war in Asien einzigartig,[7] ist aber mit der Geschichte auf vielen karibischen Inseln vergleichbar.

Coen verfolgte das Ziel einer Kolonialordnung mit europäischen Siedlern; die VOC sorgte für Transport und Ernährung. Das Land, Perken genannt (nach einem holländischen Flächenmaß), wurde bis 1628 an europäische Auswanderer, die Perkeniers, verteilt. In der Folge wurden Sklaven aus allen Ländern herantransportiert, mit denen die VOC Handel trieb: Indien, Malaysia und die indonesischen Inseln. In den ersten Jahrzehnten musste die VOC für einen dauernden Nachschub an Sklaven sorgen, da viele starben oder flohen.

Die Verwaltungszentren der VOC wurden Fort Nassau auf Neira und Fort Revenge auf Ai. Die VOC setzte an beiden Orten Richter ein.

Spätere Ereignisse

Ernte von Muskatnüssen auf den Banda-Inseln, 1925

1770 ließ Pierre Poivre, damals Statthalter der damals französischen Insel Île-de-France, heute Mauritius, einige Exemplare des Muskatbaums von den Molukken nach Afrika bringen, um sie auf Mauritius und Réunion anzubauen. Das war der Anfang vom Ende des Monopols der Niederländer.[8]

1811 eroberten die Briten während der Napoleonischen Kriege die Inseln und hielten sie bis 1816 besetzt. In dieser Zeit gruben sie zahlreiche Muskatbäume aus und verpflanzten sie in englische Kolonien. Dies war ein weiterer Schlag gegen das Muskat-Monopol, das die Niederlande aufrechterhalten wollte. Erst 1873 wurde das holländische Muskat-Monopol für beendet erklärt.[9]

Vor dem Ersten Weltkrieg waren die Banda-Inseln innerhalb der Verwaltung von Niederländisch-Ostindien der Afdeeling (Abteilung) Ambonia und bildete die Onderafdeeling (Unterabteilung) D; dazu gehörten damals auch die weiter südlich gelegenen Inseln Manuk, Serua, Nila und Teun. Die Inseln waren durch Schiffe der niederländischen KPM mit den Inseln Ambon, Seram und Wokam verbunden, der Norddeutsche Lloyd betrieb eine Linie von Wilhelmshafen in Deutsch-Neuguinea über Banda und Ambon nach Makassar.

Von Januar 1936 bis Februar 1942 wurden die beiden Unabhängigkeitskämpfer und späteren indonesischen Politiker Mohammad Hatta und Sutan Syahrir von der niederländischen Kolonialmacht in die Verbannung nach Banda Neira geschickt. Zuvor, seit Januar 1935, waren sie nach Boven Digoel auf Papua verbannt worden.

Heute werden die Inseln von Seglern, Anglern und vor allem Tauchern wegen der außergewöhnlichen Fischwelt besucht. Hier war der englische Reisende und Zoologe Alfred Russel Wallace der Vorreiter.

Am 30. Januar 2015 wurden die Banda-Inseln auf die Tentativliste für das Welterbe in Indonesien gesetzt.[10]

Wirtschaft

Der Anbau von Muskatnuss ist weiterhin der wichtigste Wirtschaftszweig. Bis auf Banda Api wird er auf allen Inseln betrieben. Auf den zahlreichen, schon seit Jahrhunderten betriebenen Plantagen werden die Büsche im Schatten der hohen Kanariabäume gepflanzt und störendes Unterholz entfernt.[11]

Verkehrswege

Die Inselkette ist über das Verwaltungszentrum der Molukken, die Stadt Ambon, zu erreichen. Die meisten Besucher landen mit kleinen zweimotorigen Flugzeugen am einzigen Flughafen in der Region in der Stadt Bandaneira. Die Inseln werden durch Boote (Inseltaxis) verbunden, Bandaneira bildet den Knotenpunkt.

Weblinks

 Commons: Banda-Inseln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Banda-Inseln im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
  2. Christopher G. Newhall, Daniel Dzurisin: Historical unrest at large calderas of the world. USGS Bulletin 1855, 1988 (englisch, PDF; 37,0 MB), S. 339–344.
  3. Eintrag in der Global Historical Tsunami Database der NOAA (Abgerufen am 9. Februar 2013).
  4. Eintrag in der Global Historical Tsunami Database der NOAA (Abgerufen am 9. Februar 2013).
  5. Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903).
  6. National Geospatial-Intelligence Agency (Hrsg.): Sailing directions (enroute): New Guinea. Pub. 164, 12. Auflage, 2011, S. 60 (englisch, PDF; 3,9 MB).
  7. 7,0 7,1 Vincent C. Loth: Pioneers and Perkeniers: The Banda Islands in the 17th Century. (PDF).
  8. Helmut A. Köhler, Ainring-Feldkirchen: 5000 Jahre Pflanzenheilkunde. Bad Reichenhall 1975, OCLC 632678860.
  9. Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903).
  10. The Historic and Marine Landscape of the Banda Islands auf Tentativliste der UNESCO (englisch).
  11. Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903).
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