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Ballonfahren

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Heißluftballons bei der Warsteiner Montgolfiade

Datei:Zeitraffer - Alpen Ballonfahrt im Winter 2013.webm Ballonfahren bezeichnet die Luftfahrt mit Gasballon und Heißluftballon, speziell mit Freiballonen, da mit Fesselballonen (am Boden vertäut) nicht „gefahren“ werden kann. Angetriebene (lenkbare) Ballone werden als Luftschiffe bezeichnet und als eigene Luftfahrzeugart betrachtet; im folgenden Artikel werden nur die Ballone im engeren Sinne beschrieben.

Das Prinzip eines Ballons

Ein Ballon besitzt eine gasdichte Hülle, die mit einem Treibgas befüllt wird, welches leichter ist als die ihn umgebende Luft. Dies bewirkt den Auftrieb des Ballons. Der Dichteunterschied zwischen dem Gas in der Ballonhülle (heiße Luft oder auch Helium/Wasserstoff) und der Umgebungsluft ist so groß, dass sogar schwere und große Lasten von einem Ballon getragen werden können: Pro m³ entwickelt Wasserstoff ca. 1,203 kg Auftrieb. Ein 12.000 m³-Ballon kann somit ein Gesamtgewicht (ohne Gas) von 14.436 kg besitzen.

Ein Ballon darf in Deutschland höchstens ein Volumen von 12.000 m³ besitzen. Heißluftballone für den Personentransport sind üblicherweise 3000–5000 m³ groß, Gasballone 500–1000 m³. Als Racer (Wettbewerbsballone) werden Ballone von 1600–2600 m³ bezeichnet.

Fahren oder fliegen

Ballonfahrer und Luftschiffer sprechen vom Fahren. Gefährte, die leichter als Luft sind, wie Ballone, fahren in diesem Sprachgebrauch, während Flugzeuge, die schwerer als Luft sind, fliegen. Dies könnte historischen Ursprung haben. Bereits die ersten Ballonfahrer sprachen vom „Ballonfahren“, da sie das Vokabular der Seefahrt übernahmen.[1]

Das Luftfahrtbundesamt (LBA) spricht vom Fahren, beispielsweise in Bezug auf die "Nachtfahrbeleuchtung".

Fahrpraxis

Ein Ballonfahrer 1988

Datei:Hot air ballooning, set up, Stockholm 1988.webm

Höhen-Geschwindigkeits-Diagramm einer Ballonfahrt (grüne Linie = Höhe in m/MSL, blaue Linie = Geschwindigkeit in km/h)

Die Geschwindigkeit eines Ballons hängt von der örtlichen Windgeschwindigkeit ab. Beim Start sowie bei der Landung sollten Geschwindigkeiten unter 20 km/h herrschen. Des Weiteren darf keine oder nur sehr geringe Thermik herrschen. Während der Fahrt gelten 40 km/h schon als zügig. Bei Alpenüberquerungen sind jedoch auch Geschwindigkeiten von über 100 km/h möglich.

Theoretisch sind der Höhe von normalen Sportballonen Grenzen bei ca. 9.000 Metern gesetzt. Personenfahrten finden normalerweise zwischen 300 und 3000 Metern statt. Einflussfaktoren sind dabei die jeweiligen Wetterbedingungen, der Einsatzort und die Beladung des Ballons. In Gebirgen können sogar Höhen von über 6000 Metern erreicht werden, ab 3000 Metern aber nur mit Sauerstoffgeräten für die Insassen.

Bei der maximalen Fahrtdauer von Heißluftballonen spielen mehrere Faktoren eine erhebliche Rolle:

  • der Gasvorrat
  • die Beladung und die Tragkraft (=Volumen) des Ballons
  • die Wetterbedingungen, vor allem die Außentemperatur

In der Regel legen Ballone während einer Fahrt in ein bis zwei Stunden zwischen 5 und 30 km zurück. Der Gasballon kann mehrere Tage und Nächte fahren. Fahrten mit Gasballons sind im Gegensatz zum Heißluftballon geräuschlos.

Es ist auch nachts möglich, mit einem Ballon zu fahren. Um dies durchführen zu dürfen, benötigt der Pilot eine Nachtfahrausbildung bzw. Nachtfahrerlaubnis. Üblicherweise startet man vor Sonnenaufgang, um im Hellen wieder zu landen. Da der Ballon nicht bzw. nur gering steuerbar ist, wäre die Landung auf einem unbekannten Gebiet im Dunkel der Nacht mit einem hohen Risiko verbunden.

Da der Ballon mit dem Wind fährt, weht im Ballonkorb kein wahrnehmbarer Fahrtwind. Allerdings spürt man bei starkem Steigen einen Luftzug von oben und beim Sinken von unten.

Start und Landung

Die Sicherheit der Personen im Korb hat bei den Starts und den Landungen höchste Priorität. Starts sind von jedem zugelassen Flugplatz/Startplatz möglich. Um Außenstarts, d. h. Starts außerhalb dieser genehmigten Plätze durchzuführen, benötigt der jeweilige Pilot eine Außenstartberechtigung sowie die Zustimmung des Grundstückseigentümers. Die Außenstartberechtigung erfordert min. 50 Stunden als PIC (Pilot in Command) und eine Überprüfung durch eine abnahmeberechtigte Person (i. d. R. Prüfer). Ein Ballon besitzt eine permanente Außenlandegenehmigung. Der Ballonpilot darf überall landen, er sollte aber die Verhältnismäßigkeiten wahren. Eine Landung auf einem Autobahnkreuz oder in einem Fußballstadion ist durchaus möglich und bleibt auch straffrei, sofern es einen Grund für die Landung an diesem Ort wie technische Schwierigkeiten gibt. Ein vorausschauender Pilot meidet solche Gebiete. Eine alte Ballonerweisheit sagt: Landung immer am Anfang der Wiese, sie wird automatisch kleiner/kürzer.

Der Fahrtverlauf

Es gibt keine Möglichkeit, dem Ballon eine gesteuerte Richtungsänderung zu geben. Alle diesbezüglichen Versuche, die bereits im 18. Jahrhundert begannen, scheiterten. Die einzige Möglichkeit, den Ballon im Rahmen der unterschiedlichen Höhenwinde zu lenken, ist, die Höhe und somit evtl. die Richtung und die Geschwindigkeit zu ändern. Oft nutzen die Ballonfahrer GPS-Geräte, um den Fahrtverlauf auf einer Landkarte zu visualisieren.

Lizenz und rechtliche Situation

Um einen Ballon zu führen, benötigt man eine Pilotenlizenz (PPL-D). Die Ausbildung unterteilt sich in einen theoretischen und praktischen Teil. Der theoretische Teil umfasst Fragen aus den Gebieten Luftrecht, Meteorologie, Navigation, Technik, Verhalten in besonderen Fällen und menschliches Leistungsvermögen. Der praktische Teil umfasst mind. 20 Std. Ballonfahren sowie 50 Starts und Landungen, der Durchschnitt liegt bei ca. 30-40 Stunden. Die Prüfungen werden vor der zuständigen Bezirksregierung abgelegt. Die Ausbildung in Deutschland wird von kommerziellen Schulen als auch von Ballonsportclubs durchgeführt. Für die komplette Ausbildung ist mit Kosten zwischen 3500 und 6000 Euro zu rechnen.

Sollte während der Landung ein Schaden an fremdem Eigentum entstanden sein, muss die Versicherung des Piloten für den Schaden aufkommen. Ebenfalls hat der Grundstückseigentümer das Recht, die persönlichen Daten wie Name, Adresse etc. des Piloten zu erfragen. Er darf in Deutschland die Landung und den Abtransport des Ballons jedoch nicht verhindern. Im Ausland gelten andere Regeln.

Alle 100 Betriebsstunden bzw. einmal im Jahr wird ein Ballon von einem Sachverständigen des Luftfahrtbundesamtes im Rahmen einer Jahresnachprüfung auf seine Lufttüchtigkeit überprüft (JNP).

Materialbeanspruchung

Die hohen Temperaturen von teilweise über 100 °C und die UV-Strahlung setzen der Heißluftballonhülle massiv zu. Je nach Pflege hält eine Heißluftballonhülle zwischen 400 und 600 Betriebsstunden. Brenner und Korb halten doppelt so lang.

Ballontypen

Ballonform nachempfunden der Stiftskirche der Fürstabtei St. Gallen

Je nach Befüllung der Ballone (FAI-Klasse A - Freiballone) unterscheidet man zwischen einem Heißluftballon (Klasse AX) und einem Gasballon (Klasse AA). Befüllt man also die gasdichte Hülle mit Luft, so handelt es sich um einen Heißluftballon, bei Verwendung von Helium oder Wasserstoff ist von einem Gasballon die Rede. Diese beiden Typen sind leicht durch ihre Form zu unterscheiden: Gasballone sind kugelförmig, Heißluftballone birnenförmig. Heißluftballonhüllen gibt es aber auch in verschiedenen Sonderformen. Schon einer der ersten Ballonfahrer, Pilâtre de Rozier, kombinierte die beiden Ballonarten miteinander und erfand so die nach ihm benannte Rozière (Klasse AM).

Die FAI (Fédération Aéronautique Internationale) wertet Rekorde hinsichtlich Dauer, Höhe und Strecke in Größenkategorien. Dabei ist es zulässig, dass der tatsächliche Rauminhalt um 5 % über der Nenngröße liegt. Es ergeben sich folgende gebräuchlichen Ballongrößen:

  • 2: 250–400 m³
  • 3: 401–600 m³
  • 4: 601–900 m³
  • 5: 901–1200 m³
  • 6: 1201–1600 m³
  • 7: 1601–2200 m³
  • 8: 2201–3000 m³
  • 9: 3001–4000 m³
  • 10: 4001–6000 m³
  • 11: 6001–9000 m³
  • 12: 9001–12.000 m³

Ballonkörbe

Ballonkörbe werden üblicherweise aus einer Bodenplatte aus Holz mit verstärktem Edelstahlrahmen, verstärkt durch zwei Stahlseile, gebaut. Für die Seitenelemente werden häufig Rattan und Leder verwendet. Ballonkörbe gibt es in unterschiedlichen Größen für 1 bis 3 Piloten und maximal bis zu 32 Passagiere.

Um in den Korb hinein zu kommen, muss man üblicherweise über die Bordwand klettern. Während der Fahrt stehen Pilot und alle Passagiere je nach Größe und Aufteilung des Korbinnern in bis zu 5 getrennten Abteilungen. Es gibt auch Ballonkörbe, die eine Tür zum Ein- und Aussteigen haben worunter allerdings die Stabilität des Korbes leidet.

Seit 1994 gibt es einen Korb, der mit 2 Sitzplätzen und einer Bordküche ausgestattet ist, vom Guinness-Buch der Rekorde als kleinstes Restaurant der Welt prämiert. Die Ausstattung des Korbes wurde extra vom Luftfahrtbundesamt zugelassen, der Landkreis Harburg erteilte eine Gaststättenkonzession.

Am 23. September 2008 konnte in Isenbüttel zum ersten Mal in Deutschland eine Rollstuhlfahrerin in einer barrierefreien Spezialanfertigung eines Ballonkorbs an einer Fahrt teilnehmen, nachdem der Spezialkorb bereits Ende April vom Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig abgenommen worden war.[2]

Sonderformen

In manchen Fällen entwickeln Menschen Sonderformen des Ballonfahrens. So stieg der Lastwagenfahrer Larry Walters am 2. Juli 1982 in Los Angeles mit Hilfe von 42 Heliumballons, die er an einen Gartenstuhl gebunden hatte, 5000 Meter hoch. Die Luftpistole, mit der er einzelne Ballons zerschießen wollte, um kontrolliert zu sinken, verlor er während des Flugs. Weil sich Walters außerdem hinsichtlich der maximalen Höhe des Aufstiegs verrechnet hatte und in den Luftraum des Flughafens von Los Angeles getrieben wurde, kam es zu einer grotesken Situation: Der Pilot eines Linienflugzeugs im Landeanflug meldete dem Tower, er sei in einer Höhe von 16.000 Fuß an einem Mann in einem Gartenstuhl vorbeigeflogen.[3]

Ballonadelsstand

D-OOOG Luftfahrzeugkennzeichen am Ballon

Dabei handelt es sich um eine alte Tradition. In der Anfangszeit der Ballonfahrt durften sich nur blaublütige Menschen mittels eines Ballons in die Lüfte erheben. König Ludwig XVI. von Frankreich erließ nach der Erfindung des Heißluftballons ein Gesetz, nach dem nur der Adel Ballon fahren durfte. Natürlich ist dies heutzutage nicht mehr der Fall, jedoch hat man hieraus den Brauch der „Ballonfahrertaufe“ und damit Aufnahme in den „Ballonadelsstand“ entwickelt.

Kennzeichen auf der Ballonhülle

Alle in Deutschland zugelassenen Ballone sind beim Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig registriert und bekommen von dort ein Kennzeichen zugeteilt, die sich wie folgt zusammenstellt: D steht für Deutschland, O steht für Freiballon und die anderen drei Buchstaben werden frei vergeben.

In Österreich zugelassene Ballons tragen Kennzeichen der Form OE-ABC, nämlich Landeskennzeichen, Bindestrich und 3 Buchstaben.

Organisationen

Neben einigen Spezialanwendungen finden Ballone heute hauptsächlich im Luftsport Verwendung. In Deutschland sind die Ballonfahrer überwiegend im Deutschen Freiballonsport-Verband e. V. organisiert.

Liste von Ballonunglücken

Siehe: Liste von Ballonunglücken

Weblinks

 Commons: Heißluftballon – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bastian Sick: Vom Fliegen, Fahren, Gehen und Laufen. In: Spiegel Online. 14. März 2007, abgerufen am 3. Dezember 2014.
  2. www.lorenz-ballooning.de
  3. Danny Kringiel: Höhenflug im Gartensessel. In: Spiegel Online. 14. März 2011, abgerufen am 3. Dezember 2014.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ballonfahren aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.