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Bad Friedrichshall

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Bad Friedrichshall, mit Gedenkhalle für das KZ im Salzbergwerk.
Bunker 138 der Neckar-Enz-Stellung in Bad Friedrichshall mit Deckenschartenplatte.
1997 wurde auf Wunsch eines ehemaligen jüdischen Häftlings eine weitere Gedenktafel hinzugefügt, die in hebräischer Schrift an die zahlreichen jüdischen Opfer im Bad Friedrichshaller Salzbergwerk erinnern soll.
KZ, Bad Friedrichshall-Kochendorf
KZ, Bad Friedrichshall-Kochendorf
Mittelalterliche Hauptstraße in Kochendorf
Mittelalterliches Rathaus in Kochendorf
Wendelinusturm
Moderne Kirche


Bad Friedrichshall ist eine Stadt im Landkreis Heilbronn im Nordosten Baden-Württembergs, Deutschland. Sie entstand 1933 durch den Zusammenschluss der Orte Kochendorf und Jagstfeld. In den Jahren 1935, 1972 und 1975 erfolgten weitere Eingemeindungen, das Stadtrecht wurde 1951 verliehen. Drei Orte sollen in der Gemeinde an die Existenz des ehemaligen Konzentrationslagers erinnern:Der KZ-Friedhof, das ehemalige KZ-Gelände und die Dauerausstellung im Salzbergwerk, der früherer Arbeitsplatz der KZ-Häftlinge.


„Auch in den ehemaligen Produktionshallen des [Bad Friedrichshaller] Salzbergwerks waren die zwei KZ-Forscher auf Spurensuche und haben einige Dokumente und Gegenstände aus der damaligen Zeit gefunden. Anhand dieser Funde konnten sie authentisch rekonstruieren, was im Bergwerk vorgefallen ist. Um diese Originalstücke auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, eröffneten sie im Jahr 1998 die Dauerausstellung im Salzbergwerk. Dort werden die Besucher anschaulich über die Geschichte des Lagers, die Zwangsarbeit und über einzelne Opferschicksale informiert. Die Ausstellung befindet sich genau dort, wo die ehemaligen KZ-Häftlinge einst für die Rüstungsfirma Heinkel arbeiten mussten und ist jeweils von Mai bis Oktober für Besucher geöffnet“

Klaus Riexinger [1]

Geographie

Geographische Lage

Bad Friedrichshall liegt im Nordosten des Landkreises Heilbronn an den Mündungen von Jagst (Jagstfeld) und Kocher (Kochendorf) in den Neckar.

Nachbargemeinden

Nachbarstädte und -gemeinden Bad Friedrichshalls sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Süden): die Stadt Neckarsulm, Untereisesheim, die Stadt Bad Wimpfen, Offenau, die Städte Gundelsheim, Neudenau und Neuenstadt am Kocher sowie Oedheim, die alle zum Landkreis Heilbronn gehören. Mit Oedheim und Offenau ist Bad Friedrichshall eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft eingegangen.

Stadtgliederung

Bad Friedrichshall gliedert sich in die Stadtteile Kochendorf, Jagstfeld, Hagenbach, Duttenberg, Untergriesheim und Plattenwald. Zu Duttenberg gehört als Wohnplatz noch Heuchlingen. Die einst zu Hagenbach zählenden Wohnplätze Waldau und Hasenmühle werden seit 1961 zu Kochendorf gerechnet.[2]

Geschichte

Die Gemeinde Bad Friedrichshall entstand 1933 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Jagstfeld und Kochendorf. Der Name Friedrichshall leitete sich von einer Saline in Jagstfeld her, die 1818 nach König Friedrich I. so genannt worden war; das Prädikat Bad rührt vom Solbad in Jagstfeld her.

Jagstfeld

Blick auf Jagstfeld vom Neckar

Jagstfeld liegt an der Hohen Straße, einem alten Verbindungsweg von Paris mit Osteuropa. Zur Römerzeit führte der Neckar-Odenwald-Limes durch die heutige Jagstfelder Gemarkung. Der Ortskern befand sich westlich des Limes und damit auf römischer Seite. Dort entstand ein römisches Lagerdorf, in dessen Nähe später auch die Alamannen und Franken siedelten, so dass Jagstfeld seit der Zeit der Römer möglicherweise nahezu durchgängig besiedelt ist. Der Ort wurde erstmals im Lorscher Codex anlässlich einer im Jahr 767 erfolgten Schenkung erwähnt und kam später als Reichsgut in den Besitz des Kaisers. Otto II. gab den Ort im Jahr 976 dem Bistum Worms als Lehen. Später waren die Herren von Weinsberg Lehnsherren. Bei deren Niedergang hatten 1360 die Herren Sturmfeder das Pfandrecht auf Jagstfeld. 1376 verpfändete ein Konrad von Weinsberg seinen Anteil an die im nahen Hagenbach begüterten Herren von Wittstatt. 1441 schenkte Konrad IX. von Weinsberg Rechte in Jagstfeld an das Stift Wimpfen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gelangte der Ort unter die Herrschaft von Kurmainz und durch Tausch 1481 an den Deutschen Orden, wobei weiterhin insbesondere das Stift Wimpfen dort Güter besaß.

Im Dreißigjährigen Krieg hatte der Ort durch häufige Einquartierungen und Truppendurchzüge zu leiden, unter anderem im Umfeld der Schlacht bei Wimpfen 1622 und bei Errichtung eines schwedischen Werbeplatzes im nahen Heuchlingen 1632.

1806 kam Jagstfeld durch die Mediatisierung des Deutschen Ordens zu Württemberg. Ab 1812 wurde erfolgreich nach Sole gebohrt. Die Saline erhielt 1818 ein erstes Siedewerk, und der Ort erlangte ab 1831 Bedeutung als Solbad. 1854 wurde die Saline erweitert. Die unterirdischen Anlagen wurden durch einen Wassereinbruch 1895 zerstört, wobei mit dem Absacken des Geländes oberhalb des einstigen Schachts der heutige Schachtsee entstand. Die Salzförderung wurde ab 1899 im benachbarten Kochendorf weitergeführt.

Im späten 19. Jahrhundert erlangte Jagstfeld Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt, nachdem 1866 die Östliche Gabelbahn bis Jagstfeld, 1869 die Verlängerung nach Osterburken und die Westliche Gabelbahn von Meckesheim in Betrieb genommen waren. 1879 folgten die Neckartalbahn von Neckargemünd und 1907 die Untere Kochertalbahn nach Neuenstadt (1913 bis Ohrnberg verlängert).

Kochendorf

An der Mündung des Kochers in den Neckar bestand auf einem Hügelvorsprung vermutlich ein befestigter fränkischer Herrenhof, bei dem sich der Ort ansiedelte. Erstmals erwähnt wurde Kochendorf im Jahr 817 anlässlich einer Schenkung an das Kloster Fulda. Die als Wehrkirche angelegte Sebastianskirche hat vermutlich vor 1100 schon bestanden. Im 13. Jahrhundert hatte ein Ortsadel von Kochendorf seinen Sitz auf dem inzwischen zur Wasserburg ausgebauten Fürstenhof. Die Herren von Kochendorf waren Ministeriale der Staufer in Wimpfen und der Herren von Weinsberg. Die ursprünglich im Eigenbesitz befindliche Wasserburg wurde 1294 in Lehensbesitz umgewandelt, den im 15. Jahrhundert die Greck von Kochendorf, die vermutlich schon um 1300 in der Gegend begütert waren, zunächst von den Herren von Heinriet und ab 1467 als Reichslehen besaßen. Die Greck von Kochendorf erlangten 1532 den vollständigen Besitz an Kochendorf und 1559 außerdem die Hochgerichtsbarkeit. Die protestantisch gesinnten Grecken reformierten den Ort vor 1550, erließen 1597 eine erste Dorfordnung und unterhielten im Ort insgesamt drei Schlösser: das aus der einstigen Wasserburg hervorgegangene und 1553 erneuerte Schloss Lehen, das unter gewaltigen Fronleistungen um 1600 errichtete Greckenschloss und das gegenüber von Schloss Lehen gelegene Unterschloss, ein ehemaliges Amtshaus. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gab es Bestrebungen des württembergischen Herzogs Friedrich I., Teile von Kochendorf zu erwerben, um dort einen Handelshafen zu errichten. Im Dreißigjährigen Krieg hatte der Ort wie alle umliegenden Orte unter Truppendurchzügen und Einquartierungen zu leiden; der Wiederaufbau und langwierige Prozesse ruinierten die Ortsherren, die 1672 ein Drittel des Ortes an die Freiherren von Saint-André veräußerten, welche 1710 anstelle des Greckschen Unterschlosses das St. Andrésche Schlösschen errichteten.

Das Kochendorfer Reichslehen kam nach dem Aussterben der Grecken 1749 an den Generaldirektor des Ritterkanton Odenwald, Reinhard von Gemmingen-Hornberg (1677–1750), und von diesem an dessen Söhne Reinhard (1720–1775) und Eberhard-August (1717–1785). Der Ritterkanton erwarb 1762 von den Grecken-Erben und den St.-André’schen Erben Besitz am Ort und machte ihn zu seinem Kanzleisitz. Zur Unterbringung der zu den mehrwöchigen Konventen in Kochendorf weilenden Reichsritter wurde 1761 bis 1764 der nach Georg David Jäger genannte Syndikus Jägersche Bau errichtet, in dem auch eine Ritterakademie geplant war. 1784 erlangte der Ritterkanton den vormals an den Besitzer des Schlosslehens vergebenen Blutbann.

Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam Kochendorf 1806 als selbstständige Gemeinde zum Königreich Württemberg, wo es dem Oberamt Neckarsulm unterstellt war. Nach dem Tod Franz Karl Friedrichs von Gemmingen-Hornberg (1747–1814) fiel das Schlosslehen an die württembergische Krone, die damit den General Johann Carl Georg Freiherr von Breuning belehnte, über dessen Erben das Lehen schließlich allodifiziert wurde. Bis 1828 gab es ein Kameralamt in Kochendorf, das dann nach Neuenstadt am Kocher verlegt wurde.

Da die Salzgewinnung mit der Saline in Jagstfeld nicht mehr wirtschaftlich war, wurde in Kochendorf ein Salzbergwerk mit einem 180 m tiefen Schacht erbaut. Mit dieser 1899 eröffneten Anlage konnte ein 25 m mächtiges Steinsalzlager bergmännisch abgebaut werden. 1901 wurde der Schacht auf den Namen König Wilhelm II. getauft,[3] 1936 wurde der Neckarkanal und mit ihm die Staustufe Kochendorf in Betrieb genommen.

Bad Friedrichshall

1933 wurde Kochendorf mit dem benachbarten Jagstfeld zu Bad Friedrichshall vereinigt; die Gemeinde hatte im Jahr ihrer Gründung 4581 Einwohner. 1935 wurde Hagenbach eingemeindet. 1939 wurden in der Gemeinde 5062 Einwohner gezählt. Im März 1944 beanspruchten die Ernst Heinkel Flugzeugwerke zwei Salzkammern des Salzbergwerkes in Kochendorf für die bombensichere Herstellung von Flugzeugturbinen. Ab Mai 1944 wurden im Plattenwald Barackenlager für Zwangsarbeiter errichtet, in denen 5.000 bis 6.000 Menschen untergebracht waren, die in der Rüstungsproduktion arbeiten mussten.[4] Für den Aufbau und Betrieb der Turbinenherstellung kamen auch KZ-Häftlinge zum Einsatz. Hierfür richtete die die SS das KZ Kochendorf als Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof unter der Tarnbezeichnung Eisbär ein. Die ersten Häftlinge trafen im September 1944 ein, Ende März 1945 wurde das Lager vor der nahenden US-Armee geräumt.[5]

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die damals drei Bad Friedrichshaller Ortsteile Ziel von Jagdbomberangriffen und Artilleriebeschuss der von Westen her vorrückenden Amerikaner, wobei zahlreiche Häuser zerstört wurden und über 40 Tote zu beklagen waren. Ende 1945 hatte Bad Friedrichshall insgesamt 5661 Einwohner. Da Bad Friedrichshall mit unter 30 % im Vergleich zu anderen Gemeinden der Umgebung nur gering zerstört war, fanden viele Heimatvertriebene Aufnahme in der Gemeinde. 1950 wurden knapp 7300 Einwohner gezählt. Am 17. Juni 1951 wurde Bad Friedrichshall zur Stadt erhoben.

Mit dem Wachstum der Stadt siedelten sich in den 1950er Jahren zwar auch mehrere größere Betriebe an, die hunderte von Arbeitsplätzen schufen, doch waren bereits 1957 mehr als die Hälfte der in der Stadt lebenden Arbeitnehmer als Pendler an auswärtigen Arbeitsplätzen vor allem in Heilbronn und Neckarsulm beschäftigt, wodurch Bad Friedrichshall den Charakter einer Arbeiterwohngemeinde erhielt.

Am 15. März 1972 wurde Duttenberg, am 1. Januar 1975 Untergriesheim eingemeindet. 1992 bis 1998 wurde der Stadtteil Plattenwald im Rahmen eines Wohnungsbauprogramms des Landes Baden-Württemberg neu erbaut.

Religionen

Während Kochendorf unter den Grecken bereits im 16. Jahrhundert reformiert wurde und seitdem mehrheitlich evangelisch geprägt ist, blieb Jagstfeld durch die Zugehörigkeit zum Deutschen Orden bis ins 19. Jahrhundert fast rein katholisch, bevor sich mit der Erschließung der Saline auch evangelische Bürger ansiedelten. Die evangelische Kirche in Kochendorf war Mutterkirche zahlreicher kleiner evangelischen Gemeinden der Umgebung, zur Pfarrei Kochendorf zählten einst auch die Filialen Neckarsulm, Gundelsheim mit Teilorten und Jagstfeld. Neckarsulm mit Gundelsheim wurde im 19. Jahrhundert bereits selbstständig, eine evangelische Pfarrgemeinde in Jagstfeld wurde hingegen erst 1948 gegründet. Die katholische Gemeinde in Kochendorf wurde von alters her von der katholischen Stadtpfarrgemeinde Neckarsulm betreut, wuchs insbesondere durch den Zuzug von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg stark an und wurde 1955 zur selbstständigen Pfarrgemeinde erhoben. Mit der 1998 eröffneten Kirche Sieben Schmerzen Mariens ist auch die Priesterbruderschaft St. Pius X. in Bad Friedrichshall vertreten.[6] Auch die Mennoniten[7] und die Neuapostolische Kirche Süddeutschland [8] verfügen über jeweils eine Gemeinde in Kochendorf.

In Kochendorf befand sich mit der Jüdischen Gemeinde Kochendorf einst eine größere jüdische Gemeinde. Juden sind bereits im 16. Jahrhundert am Ort nachgewiesen und hatten um 1740 bereits eine eigene Synagoge, die 1806 durch einen Neubau ersetzt wurde. 1870 wurde der Jüdische Friedhof Kochendorf angelegt. Bis 1854 wuchs die Gemeinde auf 154 Personen an und bildete damit zeitweise bis zu 9 % der Bevölkerung des Ortes. Durch Ab- und Auswanderung verkleinerte sich die Gemeinde in der Folgezeit jedoch stark. 1880 wurden noch 71 jüdische Einwohner gezählt, 1900 noch 40 und 1925 nur noch sieben. 1925 wurde die Synagoge Kochendorf an die evangelische Kirchengemeinde verkauft, und noch vor 1933 hat sich die jüdische Gemeinde aufgelöst. Von den sieben im Jahr 1933 noch in Kochendorf lebenden Juden kamen 1940 bis 1943 fünf durch die Judenverfolgung ums Leben.

Politik

Kommunalwahl 2009
 %
50
40
30
20
10
0
42,4 %
29,8 %
27,7 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2004
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
−6,6 %p
+2,8 %p
+3,7 %p

Gemeinderat und Ortschaftsräte

Der Gemeinderat Bad Friedrichshalls hat nach der Kommunalwahl vom 7. Juni 2009 27 Sitze (statt 29 nach der Wahl 2004). Er setzt sich wie folgt zusammen:

  • CDU 42,4 % (− 6,6) – 12 Sitze (− 2);
  • SPD 29,8 % (+ 2,8) – 8 Sitze (=);
  • Freie Wähler Bad Friedrichshall (FW) 27,7 % (+ 3,7) – 7 Sitze (=).

Weiteres Mitglied des Gemeinderates und dessen Vorsitzender ist der Bürgermeister.

In den Ortschaften Untergriesheim, Duttenberg und Plattenwald gibt es zudem jeweils einen Ortschaftsrat. Auf seinen Vorschlag hin wählt der Gemeinderat für jede Ortschaft einen ehrenamtlichen Ortsvorsteher. Diese Gremien sind zu wichtigen die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu hören.

Bürgermeister

  • 1933–1943: Wilhelm Auwärter († 1943 bei einem Mordanschlag in Paris)
  • 1943–1945: Carl Mollenkopf, Hermann Busse, Franz Burkart (Stellvertreter Auwärters)
  • 1945: Max Held (von den Amerikanern eingesetzt, nach Autounfall nicht mehr dienstfähig)
  • 1946–1948: Wilhelm Gutmann (Stellvertreter Helds)
  • 1948–1978: Otto Klenert
  • 1978–2002: Peter Knoche
  • seit 2002: Peter Dolderer

Wappen und Flagge

Die Blasonierung des Bad Friedrichshaller Wappens lautet: In gespaltenem Schild vorne in Silber über drei blauen Wellenleisten ein blauer Reichsapfel mit silbernem Reif und schwarzem Kreuz, hinten in Blau ein aufgerichtetes silbernes Pferd. Die Stadtfarben sind Blau-Weiß.

Das Bad Friedrichshaller Wappen wurde am 1. Dezember 1936 zwischen der Stadt und der württembergischen Archivdirektion vereinbart. Es verknüpft Siegel- bzw. Wappenfiguren Jagstfelds und Kochendorfs. Die drei Wellenleisten symbolisieren die drei Flüsse Neckar, Jagst und Kocher und greifen gleichzeitig den Wellenbalken eines von der Ortsherrschaft nicht anerkannten Kochendorfer Wappens von 1599 auf.

Das seit 1797 belegte Siegelbild Jagstfelds zeigt ein einem Reichsapfel ähnliches vermutliches Fleckenzeichen. Ein Jagstfelder Schultheißenamtssiegel aus vermutlich der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kombiniert das Fleckenzeichen im hinteren Feld eines gespaltenen Wappenschildes mit den drei württembergischen Hirschstangen im vorderen Feld; spätestens ab 1889 ist aber wieder nur das Fleckenzeichen im Siegel enthalten.

Der Gemeinde Kochendorf wurde auf ihre Bitte am 13. Mai 1599 vom Kaiserlichen Kammergerichtsbeisitzer Hofpfalzgraf Johann Erhard Hettinger, Dr. iur., ein Wappen verliehen, dessen Blasonierung in heutiger Ausdrucksweise als In Silber ein blauer Wellenbalken, darüber der schwarze Großbuchstabe K lautet. 1601 prozessierte die Gemeinde vor dem Reichskammergericht um dieses Siegel gegen den Ortsherren Wolf Conrad Greck von und zu Kochendorf, der das Siegel nicht anerkannt und zerstört hatte. 1604 endete der Prozess mit einem inhaltlich nicht bekannten Vergleich, das Siegel wurde aber nicht mehr benutzt. Ein Siegel von 1717 enthielt nur den Großbuchstaben K und die Jahreszahl. Ab etwa 1820 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts sind Kochendorfer Siegel mit einem springenden Pferd, das vermutlich dem Wappen des in Kochendorf ansässigen Ritterkantons Odenwald entnommen war, vor drei pappelartigen Bäumen nachgewiesen. Ein anfänglich vorhandenes Schildhaupt mit dem Großbuchstaben K fehlt spätestens ab 1903. 1918 beschrieb die württembergische Archivdirektion das Kochendorfer Wappen als In Blau auf grünem Boden ein springendes silbernes Pferd vor drei natürlichen Pappeln.

Die Flaggenfarben Blau-Weiß wurden im Jahr 1951 festgelegt. Wappen und Flagge wurden der Stadt am 4. März 1963 vom baden-württembergischen Innenministerium verliehen.[9]

Städtepartnerschaften

Bad Friedrichshall unterhält Städtepartnerschaften mit Saint-Jean-le-Blanc im französischen Département Loiret (seit 1989), mit Hohenmölsen in Sachsen-Anhalt (seit 1990) und mit Isenbüttel in Niedersachsen (seit 2002).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Kochendorf
  • Das Schloss Lehen geht auf die alte Wasserburg und den ersten Herrensitz in Kochendorf zurück und wurde 1553 im Stil der Renaissance durch Wolf Conrad Greck I. erbaut. Zu der Anlage zählt auch ein ummauerter Vorhof, von dessen drei Türmen heute noch zwei erhalten sind. Das Herrenhaus der Schlossanlage ist seit den 1950er Jahren ein Hotel. Die alte Kelter beim Schloss war ab 1920 Turnhalle und ist heute Veranstaltungsraum des Schloss Lehen.
  • Das Greckenschloss wurde durch Wolf Conrad Greck II. von Kochendorf um 1600 erbaut. Die Anlage diente nach 1806 verschiedenen Zwecken und kam 1829/30 in Privathand. Zeitweise war eine Zigarren-, später eine Likörfabrik darin untergebracht, außerdem war das Schloss auch Schul- und Wohnhaus. Es wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg im Oktober 2005 zum Denkmal des Monats ernannt. Nach umfangreicher Sanierung dient das Gebäude seit 2010 wieder als Schul- und Vereinshaus.
  • Das St. Andre’sche Schlösschen wurde 1710 anstelle des Greckschen Unterschlosses durch Friedrich Magnus von Saint-André (1674–1731) erbaut. Im 19. Jahrhundert kam das Gebäude in den Besitz der Glockengießerei Bachert, seit 1983 gehört es der Stadt Bad Friedrichshall. Heute befindet sich in dem Gebäude das Notariat.
  • Das alte Rathaus von Kochendorf wurde in Fachwerkbauweise 1597 erbaut und erhielt seine heutige Gestalt durch Renovierung 1890. Das Gebäude war im Erdgeschoss ursprünglich eine halb offene Markthalle, die heutigen Lagerräume im Erdgeschoss wurden erst später geschaffen. In seiner langen Geschichte war das Gebäude einst auch Kanzleisitz des Ritterkantons Odenwald, dessen Wappen heute noch die Giebelseite ziert, später auch Polizeistation. Das im Inneren stark sanierungsbedürftige Gebäude wird heute noch teilweise von Vereinen und zu Wohnzwecken genutzt.
  • Die evangelische Sebastianskirche gilt als das älteste Gebäude in Kochendorf und ist vermutlich vor 1100 entstanden. Die ursprünglich ummauerte Wehrkirche wurde 1294 erstmals erwähnt und enthielt neben den heute noch an der Außenfassade erhaltenen steinernen Grabplatten der Grecken auch im Inneren wertvolle Grabmale, die jedoch bei Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Der Kochendorfer Friedhof wurde im 16. Jahrhundert angelegt und enthält außer einer historischen ehemaligen Marienkapelle Grabstellen der Adelsfamilien von Waechter-Lautenbach, Capler von Oedheim, von Breuning und der Reichsgrafen von Zech.
  • Vom einstigen Syndikus Jägerschen Bau, dessen Hauptgebäude bereits 1812 abgerissen wurde, sind zwei Flügelbauten erhalten.
  • Prägend für das Stadtbild von Bad Friedrichshall ist auch das Salzbergwerk in Kochendorf, das von Besuchern besichtigt werden kann.
Jagstfeld
  • Der Wendelinusturm ist der erhaltene Turm der alten katholischen Pfarrkirche St. Wendelin. Dem Turm gegenüber befindet sich das Alte Rathaus.
  • Die katholische Auferstehungskirche wurde 1957 als Ersatz für die zu klein gewordene Wendelinuskirche mit Glasfenstern von Manfred Henninger errichtet. Die evangelische Erlöserkirche hat wie die Barbarakirche im benachbarten Kochendorf ein zeltförmiges Kirchenschiff.
  • Das Rathaus und die Realschule wurden um 1965 erbaut. Die Plastik beim Rathaus stammt von Ursula Sax, der Bildschmuck im Rathaus von Robert Förch.
  • Von der vor 1900 in Jagstfeld betriebenen Saline ist ein Verwaltungsgebäude erhalten.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Schachtsee-Fest, jährlich Anfang Juli (seit 2007)
  • Wald- und Bockbierfest, jährlich am letzten Juliwochenende

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Bad Friedrichshall-Jagstfeld ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, der zwischen 1869 und 1920 auch Grenzbahnhof zwischen den Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen und den Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen war. Noch heute ist dies an den weit auseinandergezogenen Gleisanlagen erkennbar, da sich das Empfangsgebäude bis zum Zweiten Weltkrieg in der Mitte befand.

Am Jagstfelder Bahnhof stoßen die Elsenz- und die Neckartalbahn (von Heidelberg über Sinsheim bzw. über Mosbach) auf die Frankenbahn von Stuttgart nach Würzburg. Darüber hinaus bestand bis 1993 die Untere Kochertalbahn nach Ohrnberg als Privatbahn der WEG. In den Ortsteilen Kochendorf und Untergriesheim gibt es weitere Bahnhöfe bzw. Haltepunkte der Frankenbahn, die nur von RegionalBahn-Zügen bedient werden. Der Haltepunkt Duttenberg-Obergriesheim an der gleichen Strecke wurde 1971 geschlossen.

Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund HNV gewährleistet.

Die Bundesstraße 27 (Blankenburg (Harz)Schaffhausen) führt durch die Stadt und verbindet diese mit der Bundesautobahn 6.

Der Neckar, an dem die Stadt liegt, wurde seit den 1920er-Jahren für die Schifffahrt ausgebaut und teilweise kanalisiert; er ist heute als Bundeswasserstraße eingestuft. Bei Kochendorf liegt eine Schleuse des Neckarkanals.


Ansässige Unternehmen

Die Südwestdeutsche Salzwerke AG hat von 1899 bis 1994 das Salzbergwerk Kochendorf betrieben und dabei unterhalb von Bad Friedrichshall und Neckarsulm rund 12 Mio. m³ an Hohlräumen geschaffen. Da das Bergwerk nur über einen Schacht verfügt, wurde 1984 eine 3,7 km lange unterirdische Verbindung zur Heilbronner Anlage des gleichen Unternehmens als zusätzliche Evakuierungsmöglichkeit fertiggestellt. Im Jahr 2007 wurde eine zweite Verbindungsstrecke angehauen, über die nach ihrer Fertigstellung Deponiegut in das Heilbronner Feld transportiert wird. Seit 1994 bis voraussichtlich 2015 wird das Bergwerk im Bergversatz mit Schutt, Sondermüll und anderen Abfällen verfüllt. Ein Besucherbergwerk ist jedoch noch geöffnet, zu besichtigen ist hier unter anderem ein denkmalgeschützter unterirdischer Kuppelsaal aus den 1920er-Jahren.

Das Unternehmen Rich. Hengstenberg GmbH & Co. KG stellt in Kochendorf Konserven und Essige her. In der Produktion automatisierter Lagerhaltungs- und -verwaltungsysteme tätig ist das 1953 in Bad Friedrichshall gegründete Unternehmen Hänel Büro- und Lagersysteme mit Zweigwerken in Wiesentheid und Altstätten in der Schweiz sowie mehreren Auslandsniederlassungen. Zur gleichen Unternehmensgruppe gehört die Zahnradfabrik Hänel, die in Bad Friedrichshall Zahnräder herstellt.

Zu den bedeutenden Unternehmen des Ortes zählt auch die Firma Bachert, die ursprünglich 1745 als Glockengießerei in Dallau gegründet wurde, später aber lange Zeit im Ortsteil Kochendorf ihren Hauptsitz hatte und dort auch im Fahrzeugbau (Feuerwehrgeräte) tätig war.

Medien

Über das Geschehen in Bad Friedrichshall berichten die Tageszeitung Heilbronner Stimme in ihrer Ausgabe NM, Nord-Mitte, und das Amtsblatt Friedrichshaller Rundblick.

Öffentliche Einrichtungen

Das 1977 eröffnete Klinikum am Plattenwald im Stadtteil Plattenwald, das seit 2001 zum in diesem Jahr gegründeten Klinikverbund SLK-Kliniken der Stadt und des Landkreises Heilbronn gehört, ist ein Haus der Regelversorgung mit 422 Betten.

Bildung

In Bad Friedrichshall gibt es sechs Grundschulen in Duttenberg, Hagenbach, Höchstberg-Untergriesheim, Jagstfeld, Kochendorf und Plattenwald. Außerdem gibt es noch eine Hauptschule mit Werkrealschule, die Otto-Klenert-Realschule und das Friedrich-von-Alberti-Gymnasium. Bad Friedrichshall verfügt auch über eine Stadtbücherei.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Ludwig Bachert (1830–1912), Glockengießer, 1910 Ehrenbürger von Kochendorf
  • August Bohnert (1856–1940), Oberbergrat und Salinenverwalter, 1912 Ehrenbürger von Jagstfeld
  • Otto Klenert (1915–1993), Bürgermeister von 1948 bis 1978 (verliehen 1978)
  • Wilhelm Emerich (1922–2005), langjähriger Stadtrat, Träger des Bundesverdienstkreuzes (verliehen 1988)
  • Ferde Lock (* 1929), langjähriger Stadtrat und stellvertretender Bürgermeister (verliehen 1999)
  • Peter Knoche (* 1942), Bürgermeister von 1978 bis 2002 (verliehen 2002)

Söhne und Töchter der Stadt

Einzelnachweise

  1. http://www.kz-kochendorf.de/hintergrund.html#start
  2. Quellen für den Abschnitt Stadtgliederung:
    Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1. S. 45–48
    Die Stadt – Geschichte auf bad-friedrichshall.de (abgerufen am 23. Dezember 2007)
  3. Darstellung der Unternehmensgeschichte auf den Internetseiten der Südwestdeutsche Salzwerke AG (abgerufen am 1. September 2008)
  4. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band I. 2. Auflage, Nachdruck. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1996, ISBN 3-89331-208-0. S. 21
  5. Das Konzentrationslager Kochendorf, ein Webdossier von Simone Rapp (abgerufen am 1. September 2008)
  6. Siegfried Lambert: Die Zeit der Ächtung scheint vorbei. In: Heilbronner Stimme. 2. Februar 2009 (bei stimme.de, abgerufen am 15. März 2009).
  7. Website der Mennonitengemeinde Kochendorf (abgerufen am 29. August 2009)
  8. Seite zur Gemeinde Bad Friedrichshall-Kochendorf bei nak-sued.de (abgerufen am 15. März 2009)
  9. Quellen für den Abschnitt Wappen und Flagge:
    Heinz Bardua: Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Stuttgart. Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0801-8 (Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg, 1). S. 41
    Eberhard Gönner: Wappenbuch des Stadt- und des Landkreises Heilbronn mit einer Territorialgeschichte dieses Raumes. Archivdirektion Stuttgart, Stuttgart 1965 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 9). S. 81f.

Literatur

  • Bad Friedrichshall. 1933–1983. Stadt Bad Friedrichshall, Bad Friedrichshall 1983
  • Bad Friedrichshall. Band 2. Stadt Bad Friedrichshall, Bad Friedrichshall 1996
  • Bad Friedrichshall. Band 3. Stadt Bad Friedrichshall, Bad Friedrichshall 2001

Weblinks

 Commons: Bad Friedrichshall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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