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Bacharach
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
50.0611111111117.769444444444470 Koordinaten: 50° 4′ N, 7° 46′ O
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Mainz-Bingen | |
Verbandsgemeinde: | Rhein-Nahe | |
Höhe: | 70 m ü. NN | |
Fläche: | 23,65 km² | |
Einwohner: |
1.973 (31. Dez. 2010)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 83 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 55422 | |
Vorwahl: | 06743 | |
Kfz-Kennzeichen: | MZ | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 39 003 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Koblenzer Straße 18 55411 Bingen am Rhein | |
Webpräsenz: | ||
Stadtbürgermeister: | Dieter Kochskämper (FWG) | |
Lage der Stadt Bacharach im Landkreis Mainz-Bingen | ||
Bacharach (auch als Bacharach am Rhein bekannt) ist eine Stadt im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz (Deutschland). Der ursprüngliche Name Baccaracus deutet auf einen keltischen Ursprung hin. Oberhalb des Ortes erhebt sich die Burg Stahleck (heute eine Jugendherberge).
Ortsteile
Bacharach ist in mehrere Ortsteile gegliedert. Der Ortsteil Steeg liegt im Steeger Tal querab vom Rhein. Dadurch getrennt liegen Medenscheid und Neurath im Süden und Henschhausen im Norden auf der Anhöhe.
Geschichte
Bacharach wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt.[2] Wohl schon im 7. Jahrhundert ging das königliche Gebiet in den Besitz des Kölner Bischofs Kunibert über (darauf deutet eine „Kunibertskapelle“ an Stelle der heutigen Wernerkapelle). Vögte des Kölner Besitzes waren die Pfalzgrafen, die mit der Zeit den Kölner Einfluss zurückdrängten. Bereits Pfalzgraf Hermann von Stahleck hatte soviel Einfluss, dass er auf Burg Stahleck residiert. Die Tochter seines Nachfolgers Konrad von Staufen heiratet heimlich auf Burg Stahleck einen Sohn der verfeindeten Familie der Welfen. Dadurch fällt Bacharach und die gesamte Pfalzgrafschaft für kurze Zeit an Heinrich von Braunschweig. 1214 werden die Wittelsbacher Pfalzgrafen neue Herren über Bacharach. Sie erhielten zusammen mit dem Unteramt Kaub hier ihre wichtigste Zoll und Einnahmequelle. 1314 wurde hier beschlossen, Ludwig den Bayern zum deutschen König zu wählen. Außerdem war Bacharach die wichtigste Umladestation für den Weinhandel, da hier die Fässer von kleineren Schiffen, die allein das Binger Loch passieren konnten, auf größere verladen wurden. Ab jetzt trug der Wein die Bezeichnung „Bacharacher“. Auch durch den Holzhandel aus dem Hunsrück gewann Bacharach an Bedeutung und erhielt 1356 die Stadtrechte.
Weithin sichtbar ist die Wernerkapelle, sie ist ein rheinromantisches Wahrzeichen der Stadt und liegt auf dem Weg zur Burg Stahleck, von der Stadt aus. Sie ist die ausgebaute Kunibertkapelle, eine bis heute unvollendete gotische Ruine. Namensgeber ist der vormals „heilige“ Werner von Oberwesel. Nach der zeittypischen christlichen Ritualmordlegende soll der 16-jährige am Gründonnerstag 1287 von Mitbürgern der örtlichen jüdischen Gemeinde ermordet worden sein, die sein Blut für das Passahfest verwendet hätten. Auf den angeblichen Ritualmord erhob sich der antisemitische Mord- und Pogrommob und zerstörte nicht nur jüdische Gemeinden am Mittelrhein, sondern auch an der Mosel und im niederrheinischen Raum. Im Volkschristentum entstand der Wernerkult, der erst 1963 aus dem Kalender der Diözese Trier gestrichen wurde.
1344 wurde mit dem Bau der Stadtmauer begonnen, die schon um 1400 vollendet war. 1545 wurden die Stadt und die Pfalz unter Pfalzgraf Friedrich II. protestantisch. Burg Stahleck und die Stadtmauer konnten nicht verhindern, dass Bacharach im Dreißigjährigen Krieg achtmal die Besatzung wechselte und mehrfach geplündert wurde. Auch mehrere Stadtbrände sorgten für Zerstörung. 1689 sprengten schließlich französische Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg Burg Stahleck und vier Türme der Stadtmauer.
1794 besetzten französische Revolutionstruppen das linke Rheinufer und Bacharach wurde 1802 vorläufig französisch. Während der napoleonischen Befreiungskriege zog der preußische Feldmarschall Blücher nach seinem Rheinübergang bei Kaub in der Neujahrsnacht 1813/14 mit seinen Truppen durch Bacharach und das Steeger Tal Richtung Frankreich. An dieses Ereignis erinnert ein Gedenkstein etwas flussabwärts gegenüber Kaub. Nach dem Wiener Kongress ging die Stadt 1815 zusammen mit dem linken Rheinufer bis einschließlich Bingerbrück an Preußen. Nach der Versandung des Hafens fiel Bacharach in einen Dornröschenschlaf, aus dem es erst im Zuge der Rheinromantik wieder erweckt wurde. Zu den ersten wichtigen Besuchern zählte 1840 der französische Schriftsteller Victor Hugo. Im Zuge der Rheinregulierung im Jahr 1850 wurde bei Bacharach der Ara Bacchi gesprengt.
Die Pflege und Erhaltung der Baudenkmäler Bacharachs, im frühen 20. Jahrhundert vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz vorangetrieben, der sich besonders der damals höchst gefährdeten Stadtmauer und der Ruine von Burg Stahleck annahm, und das starke Engagement des Landes Rheinland-Pfalz für die Wernerkapelle haben dafür gesorgt, dass Bacharach heute noch ein Kleinod der Rheinromantik und ein vielseitiges Zeugnis der mittelalterlichen Architektur am Mittelrhein ist. Die Ruine der Wernerkapelle ist baudenkmalgemäß gesichert und davor ist eine Gedenktafel zu Erinnerung an die unmenschlichen Verbrechen gegen die jüdischen Mitbürger angebracht, die ein Gebetzitat Papst Johannes XXIII. um Sinnesänderung der Christen in ihrem Verhältnis zu den Juden enthält:
„Wir erkennen heute, daß viele Jahrhunderte der Blindheit unsere Augen verhüllt haben, so daß wir die Schönheit deines auserwählten Volkes nicht mehr sahen und die Züge unseres erstgeborenen Bruders nicht mehr wiedererkannten. Wir entdecken nun, daß ein Kainsmal auf unserer Stirn steht. Im Laufe der Jahrhunderte hat unser Bruder Abel im Blute gelegen, das wir vergossen, und er hat die Tränen geweint, die wir verursacht haben, weil wir deine Liebe vergaßen. Vergib uns den Fluch, den wir zu Unrecht an den Namen der Juden hefteten. Vergib uns, daß wir dich in ihrem Fleische zum zweitenmal ans Kreuz schlugen. Denn wir wußten nicht, was wir taten......“
Heute lebt Bacharach vom Tourismus und der Wein aus Bacharach erfreut sich noch immer internationaler Beliebtheit. Probleme aufgrund einer wegen fehlender Perspektiven schrumpfenden Bevölkerungszahl sind aber nicht zu übersehen.
Eingemeindungen
Am 7. Juni 1969 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Steeg nach Bacharach eingemeindet.[3]
Religionen
2008 waren 49,3 Prozent der Einwohner evangelisch und 31,1 Prozent katholisch. Die übrigen gehörten einer anderen Religion an oder waren konfessionslos.[4]
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat in Bacharach besteht aus 16 Ratsmitgliedern und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister als Vorsitzenden.
Sitzverteilung im bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 gewählten Stadtrat:[5]
FWG | CDU | SPD | FDP | Gesamt | |
2009 | 7 | 4 | 3 | 2 | 16 Sitze |
2004 | 6 | 5 | 3 | 2 | 16 Sitze |
Städtepartnerschaften
Bacharach pflegt zu Overijse in Belgien und Santenay in Frankreich partnerschaftliche Beziehungen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Fachwerkhäuser, die in der gesamten Stadt zu finden sind. Eine ganze Zeile fasst Bacharach mit der Stadtmauer zum Rhein hin ein. Die Stadtmauer ist unter Arkaden begehbar; von ihr aus führen Zugänge zu den Weinstuben und Restaurants mit Außenterrassen zum Rhein.
- Altes Haus, mittelalterliches Fachwerkhaus von 1368
- Haus Utsch von 1585, seinerzeit auch von Friedrich Wilhelm Utsch, dem „Jäger aus Kurpfalz“, bewohnt
- Alter Posthof
- Alter Marktplatz
- Kurpfälzer Amtskeller
- Ehemalige kurpfälzische Münze (seit Mitte 14. Jh.)
- Zollhof mit der katholischen Kirche St. Nikolaus
- Evangelische Kirche St. Peter
- Ruine der gotischen Wernerkapelle
- Die Bacharach umgebende zum Teil begehbare Stadtmauer
- Die Türme der Stadtmauer (14. Jh.): Diebesturm (Reste), Zehnt-turm, Spitzenturm (Reste), Postenturm, Holztor (Steeger Tor), Liebesturm, Halbturm (Reste), Kühlbergturm (Reste), Sonnenturm (Reste), Hutturm, Zollturm (nicht mehr vorhanden), Kranentor, Markttor, Münztor, Winandturm. Die Stadtbefestigung ist eine der am besten erhaltenen in Rheinland-Pfalz
- Rheininsel, der Bacharacher Werth
- Burg Stahleck
- Reste einer Römerstraße oberhalb von Burg Stahleck
- Burg Stahlberg über Bacharach-Steeg
- Blücher-Gedenkstein an der Rheinfähre
Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Bacharach
Bacharach in der Kunst
- Heinrich Heine: Der Rabbi von Bacherach (sic) 1840.[6]
- dsb., Gedicht „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten...“[7]
- Clemens Brentano: Loreley-Gedicht: „Zu Bacharach am Rheine …“
- Gerd Hergen Lübben: „DER TEXTFUND ZU BACHERACH [VORSATZ / »VOM HEILIGEN WERNER UND POGROM IN BACHERACH AM RHEIN« / NACHKLANG]“. In: DIE BRÜCKE – Forum für antirassistische Politik und Kultur, Heft 140, 2/2006 (Saarbrücken), S. 126-128
- Guillaume Apollinaire: Gedicht LA LORELEY In: Oeuvres poétiques, Gallimard, Paris 1965, S. 115f.[8] Vertont von Dimitrij Schostakowitsch
- Robert Stolz' Singspiel Wenn die kleinen Veilchen blühen (1932) spielt im Alten Haus Bacharach, seinem Stammlokal.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Kulinarische Sommernacht (jeweils am vierten Augustwochenende)
- Bouleturnier
- „Tal to Tal“ – Autofreier Erlebnistag, oberes Mittelrheintal (jeweils am letzten Sonntag im Juni)
- Vierthälermarkt – Mittelalterlicher Markt in Bacharach
Verkehr
Bacharach liegt an der linken Rheinseite und ist erreichbar über die Bundesstraße 9 oder den Rhein. Von und nach Bacharach fahren regelmäßig die Ausflugsschiffe der Köln-Düsseldorfer-Rheinschiffahrt, kurz KD. Mit der Fähre ab der Engelsburg nach Kaub sind die Verkehrswege des rechten Rheinufers zu erreichen. Zwischen Bingen und Bacharach führt der Rheinradweg unterhalb der Bahn am Rheinufer entlang, in Richtung Oberwesel verläuft er direkt neben der Bundesstraße 9.
Die Stadt gehört dem Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbund an. Bacharach liegt an der linken Rheinstrecke der Eisenbahn und ist durch die Mittelrheinbahn Koblenz—Boppard—Bacharach—Bingen am Rhein—Mainz erschlossen (Stand Mai 2010).
Söhne und Töchter der Stadt
- Hans Meinhard von Schönberg (1582–1616), kurpfälzischer und kurbrandenburgischer Feldobrister und Hofmeister des Winterkönigs
- Gerhard von Kügelgen (1772–1820), Maler
- Karl von Kügelgen (1772–1832), Landschafts- und Historienmaler, russischer Hof- und Kabinettmaler
- Friedrich G. Paff (*1950), Schriftsteller und Dichter, lebt und arbeitet in Marburg
- Weickard, Arnold (1578-1645), Leibarzt mehrerer kurpfälzischer Fürsten, Senior des Medizinischen Kollegs Frankfurt/Main
Literatur
- Edmund Renard: Die Instandsetzung der Bacharacher Stadtbefestigungen, 1907 - 1913. Bonn : Georgi, 1915. 20 S. dilibri
- Friedrich Ludwig Wagner (Hrsg.): Bacharach und die Geschichte der Viertälerorte: Bacharach, Steeg, Diebach und Manubach. Verein für die Geschichte der Stadt Bacharach und der Viertäler e.V. 1996, ISBN 3-00-000994-9
Dokumente
- Bild von Bacharach aus J.F. Dielmann, A. Fay, J. Becker (Zeichner): F.C. Vogels Panorama des Rheins, Bilder des rechten und linken Rheinufers, Lithographische Anstalt F.C. Vogel, Frankfurt 1833
- Bild 2 von Bacharach, dito
- Bild 3 von Bacharach, dito
- Bild der Burg Die Pfalz, dito
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerung der Gemeinden am 31. Dezember 2010 (PDF; 727 KB) (Hilfe dazu)
- ↑ Urkunde Nr. 658. In: Friedrich Wilhelm Oediger (Bearb.): Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter. Band 1: 313–1099. Hanstein, Bonn 1954–61.
- ↑ Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Seite 169 (PDF)
- ↑ KommWis, Stand: 31. Dezember 2008
- ↑ Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Stadtrat
- ↑ Text bei: hagalil.com, hier ferner zwei Gedichte Heines zum Thema aus dem Nachlass
- ↑ Hier auch eine Liste von insges. neun Vertonungen des Heine-Gedichts
- ↑ Deutsch und Französisch S. 48f.
Weblinks
- Stadt Bacharach
- Bacharach am Rhein. Geschichte, Baudenkmäler und Rheinromantik in Wort und Bild
- Bacharach bei Regionalgeschichte.net mit weiteren Links
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