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Awraham Jissachar Engelrod

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Awraham Jissachar Engelrod

Reb Awraham Jissachar Engelrod (geb. 1907; gest. 2006 / 20. Tischri 5766) war jüdischer Gelehrter, Rosch Jeschiwa und Admor von Rodzin (Radzyn).

Leben

Jugend

Er kam in der Stadt Krimblov in Polen zur Welt. Im Alter von 13 Jahren verlor er bereits seine Mutter. Er wurde im Haus seines Grossvaters, Raw Natan Nachum Rabinowitz, des Admor von Krimblov, aufgenommen und dort grossgezogen. Sein Grossvater erkannte das Potential, das in dem Jungen steckte, und förderte ihn deshalb umso mehr und investierte viel Zeit und Energie in seine Erziehung. Dieser lernte mit grossem Fleiss und wurde bald als "junger Illuj" der Gegend bekannt.

Radzyn, Rosch Jeschiwa

Raw Awraham Jissachar heiratete die Tochter von Reb Mordechai Josef Leiner, des Admors von Rodzin und Verfassers von Tif'eret Josef, und zog in die Stadt, in der sein Schwiegervater lebte. Es waren damals die goldenen Tage des Chassidut Rodzin, der Rebbe hatte ca. 10 000 Chassidim. Obwohl Raw Awraham Jissachar nicht im Rodziner Chassidut aufgewachsen war, gesellte er sich zu seinem Schwiegervater und war mit dem Sohn des Rebben, Reb Schmuel Schlomo Leiner, eng befreundet. Einige Jahre danach wurde der Admor niftar (1929) und sein junger Sohn, Raw Schmuel Schlomo, übernahm die Führung des Chassidut. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren der Admor und Raw Awraham Jissachar gemeinsam damit beschäftigt, das Chassidut zu stärken und Tora und Mitzwot zu verbreiten. Sie eröffneten einige Jeschiwot an verschiedenen Orten, die alle den Namen Sod Jescharim trugen und in denen insgesamt 400 Bachurim lernten. Raw Awraham Jissachar, der als Rosch Jeschiwa amtierte, widmete sich dieser Aufgabe voller Energie und Eifer. Ausserdem wirkte er auch in der Agudat Jisrael, war in sehr vielen Bereichen aktiv und sprach bei verschiedenen Gelegenheiten zu Tausenden von Menschen.

Verfolgungszeit

Während der Zweite Weltkrieg in Polen wütete und die Nazis die schönen jüdischen Gemeinden plünderten, riet der Admor von Rodzin, Schmuel Schlomo, seinen Chassidim, sich in die polnischen Wälder zu begeben, sich dort versteckt zu halten, zu den Waffen zu greifen und die Partisanen im Kampf gegen die Nazis zu unterstützen. Auch der Admor von Rodzin wurde, ebenso wie die anderen Führer von Klall Jisrael, von den Nazis in besonderer Weise gesucht und verfolgt. Er hatte sich in einem Bunker versteckt, wurde aber am Erev Rosch Chodesch Sivan (1942) von ihnen gefasst und zusammen mit seiner ganzen Familie umgebracht. Einige Tage zuvor hatte der Admor seinem Schwager, Raw Awraham Jissachar, und einem seiner Chassidim, Raw Mordechai Reichmann, geraten, gemeinsam in den Wald zu flüchten – dies geschah, nachdem Raw Awraham Jissachar wie durch ein Wunder vor der Verfolgung gerettet wurde, was sich bald darauf wiederholen sollte. Er befand sich zusammen mit anderen Juden in einem Bunker, als die Nazis den Bunkereingang aufspürten und allen Insassen befahlen, heraufzukommen. Raw Awraham Jissachar war der Meinung, es sei nicht erlaubt, dem Folge zu leisten, und blieb als einziger im Bunker, während alle anderen hinausgingen. Nachdem die Nazis alle Insassen, die ans Tageslicht getreten waren, darunter auch seine Frau, ermordet hatten, warfen sie Granaten in den Bunker und zerstörten ihn. Dennoch konnte Raw Awraham Jissachar später physisch unbeschadet herauskommen.

Zizijot mit blauen Fäden

Anschliessend lebte er unter den schwierigsten Umständen zwei Jahre lang in den polnischen Wäldern, verlor dabei aber nie seine Geistesgegenwart und war immer darauf bedacht, Tora und Mizwot einzuhalten und auszuführen, wo auch immer es nur möglich war. So baute er z. B. im Wald eine Sukka, indem er vorher ein Loch gegraben und dieses notdürftig bedeckt hatte, oder er bekam heraus, wie man im Wald Mazzot backen konnte. Bis an sein Lebensende bewahrte er ein Stück einer solchen Mazza aus jener Zeit als Erinnerung auf.

Sossnowza, Amerika, Erez Jisrael

Nach Kriegsende begab er sich gleich wieder in die Stadt Sossnowza zurück, in der sein Vater Raw gewesen war. Diese Stadt war zu einer Zufluchtsstätte geworden, in die tausende verfolgte russische Juden kamen. Raw Awraham Jissachar blieb dort bis 1948 und nahm sich dieser Menschen an, baute dort eine Mikwa, ein Bet Hamidrasch mit Schiurim und Unterricht für Kinder, errichtete ein spezielles Bet Din, das sich mit Agunot-Problemen befasste, und ein Haus für die Schechita. Mit eigenem Geld kaufte er auch von Nichtjuden Sifrei Tora.

Admor von Rodzin

Danach verbrachte er einige Jahre in Amerika, liess sich aber bald danach in Erez Jisrael nieder. Im Jahr 1953 wurde er zum Admor von Rodzin gewählt und gründete sein Bet Hamidrasch in Tel Aviv, wo er auch verschiedene Sefarim der Rodomsk- und Rodziner Dynastie drucken liess.

Ein früherer Admor von Rodzin, Raw Gerschon Chanoch Leiner, war seinerzeit der Meinung, dass er einen bestimmten Fisch kennt, von dem man durch eine bestimmte Prozedur die blaue Farbe (Techelet) für das Färben der Zizit gewinnen kann. Es entstand damals eine grosse Diskussion über diesen Gegenstand zwischen den Gedolim. Da Raw Awraham Jissachar aber vor dem Krieg keine Zeit hatte, sich mit diesem Thema zu befassen, und alle Unterlagen des Admor verloren gegangen waren, wusste Raw Awraham Jissachar nicht, um welche Prozedur es sich handelte. Als er in Erez Jisrael war, wollte er das Projekt des früheren Admor vervollständigen. Raw Jitzchak Eisik Herzog, der auch Chemiker war, konnte ihm dabei behilflich sein und dadurch entstanden die blauen Zizitfäden, die gemäss der Rodzin-Überlieferung gefärbt wurden.

Der Admor besass eine unendliche Liebe zu jedem Juden und hörte sich jeden an, der wegen eines Ratschlags oder einer Bracha zu ihm kam.

Raw Awraham Jissachar wurde neunundneunzig Jahre alt und wurde auf dem Har Hamenuchot neben seinem guten Freund, dem Admor von Strikov, begraben.

Hinweis

Der Artikeltext beruht in weiten Teilen auf einem Nachruf in der Jüdischen Zeitung, Zürich, Ausgabe vom 21. September 2012, Seite 15-16.

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