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Avraham Dar

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Avraham Dar
Avraham Dar in jungen Jahren

Avraham Dar (19252019), israelischer Palmachkämpfer, Spion und Industrieller

Leben

Der tachles-Newsletter vom 20. Dezember 2019 schreibt:

Ein Leben für den Geheimdienst

Einer der Gründer des israelischen Geheimdienstes, Avraham Dar, ist verstorben – ein Rückblick auf ein bewegtes und bewegendes Leben.

Avraham Dar, einer der Gründer des israelischen Geheimdienstes, ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Dar plante zahlreiche Spionagemissionen, an denen er auch beteiligt war, und gründete Israels Spionageeinheit in Ägypten. Avraham Dar kam in Jerusalem zur Welt als Mitglied einer schon lange Zeit in der Stadt ansässigen Familie. Sein Vater diente in Trumpeldors legendärer Esel-Brigade während des Ersten Weltkriegs. Der Verstorbene, der in Haifa die Schulen durchlaufen hat, schloss sich 1942 dem Palmach an und nahm in Caesarea an dessen ersten Marinekursen teil. Dort entstand später der Marine-Arm der Organisation.

Gegen das Ende der britischen Mandatsperiode, mitten im Zweiten Weltkrieg, wurde er mit der 4. Palmach-Brigade in Haifa stationiert. Zu seinen Verantwortlichkeiten zählten die Materialbeschaffung, Spezialoperationen und der Geheimdienst. Im Rahmen einer seiner Missionen in jener Zeit war Dar in die Platzierung einer Autobombe in einer Garage in Haifa verwickelt. Damit sollte die Entsendung einer mit Sprengstoff beladenen Ambulanz verhindert werden, die Araber für den Einsatz gegen Juden vorbereitet hatten.

Juden nach Israel schmuggeln

1949 wurde der Verstorbene nach Iran und Irak geschickt, um unter dem Kommando des späteren Knessetabgeordneten und Ministers Shlomo Hillel Juden nach Israel zu schmuggeln. Nach seiner Rückkehr nach Israel half er bei der Errichtung der Geheimdienstabteilung Modiin 13 der israelischen Armee, die den Zweck hatte, an der Heimatfront des Feindes die Subversion zu fördern. Seine eigentliche Mission war die Schaffung einer Spionage-Infrastruktur in Ägypten. Als britischer Geschäftsmann verkleidet, rekrutierte Dar zwei Gruppen jüdischer Spione in Ägypten, wobei er sich der letzten Monat verstorbenen Marcelle Ninio als Verbindungsperson bediente. Er lehnte die Mitarbeit des nachmaligen Meisterspions Eli Cohen ab. Gegenüber der Zeitung «Yediot Achronot» begründete Dar dies folgendermassen: «Er war gesellschaftlich prominent, charismatisch, amüsant, witzig – ein Kerl, dessen Treffen mit ihm in Erinnerung bleiben. Genau das Gegenteil von dem, was ich suchte.» Cohen wurde später nach Damaskus geschickt, wo er für Israel spionierte, gefangen genommen und dann öffentlich aufgehängt wurde.

Lavon-Affäre

1954 wurde das von Dar aufgebaute Netz von anderen weitergeführt. Agenten, die er rekrutiert hatte, wurden angewiesen, Terrorattacken gegen westliche Ziele in Ägypten zu planen, Kairos Beziehungen zum Westen zu sabotieren, vor allem zu den USA und Grossbritannien. Damit sollte der Plan zunichte gemacht werden, die britischen Truppen aus Ägypten abzuziehen. Eine improvisierte Bombe, die ein Zellenmitglied in der Tasche mit sich führte, explodierte in einem Kino in Alexandria, was den Agenten blossstellte. Die fehlende «Isolierung» führte zur Verhaftung von elf Mitgliedern der Einheit unter dem Vorwurf, im Auftrag von Israel geplant zu haben, Kinos, das Postgebäude und die Geheimdienstzentren der USA in Kairo und Alexandria in die Luft zu jagen. Moshe Marzouk und Shmuel Ezer, die Leiter der Einheit, wurden hingerichtet. Max Binet, ein anderer in Ägypten tätiger israelischer Geheimdienstoffizier mit einigen Beziehungen zu diesem Netz, ging in eine Falle, wurde gefoltert und beging Selbstmord, ohne Militärgeheimnisse verraten zu haben. Avri Elad, der Kommandant des Netzes, der trotz einiger krimineller Punkte in seiner Vergangenheit an diesen sensiblen Posten gesetzt wurde, floh unverletzt aus Ägypten und ging nach Europa. Dar wurde im Abwesenheitsverfahren zu lebenslanger Haft verurteilt.

Nach einem Treffen mit dem damaligen israelischen Verteidigungsminister Pinhas Lavon hatte Dar das Gefühl, dass dieser versuchte, die Wahrheit über das Spionagenetz zu vertuschen und die Schuld anderen zuzuschieben. «Während der ganzen, rund anderthalbstündigen Konversation konnte ich das ungute Gefühl nicht loswerden, dass der Verteidigungsminister gar nicht beabsichtigte, meine Information zu akzeptieren», schrieb Dar in seinen Memoiren. Die israelische Militärzensur warf Schatten auf die später als «Lavon-Affäre» betitelte Angelegenheit, die in Israel einen politischen Sturm der Entrüstung auslöste. Es stellte sich die Frage, wer den Befehl erteilt hatte, die Operation durchzuführen.

Beginn einer Elitetruppe

1956, während der «Operation Kadish» gegen Ägypten, initiierte Avraham Dar die «Operation Tushia», deren Ziel es war, einige Dutzend Juden aus Ägypten nach Israel zu schmuggeln. Jene Mission begann als eine Initiative, in Ägypten inhaftierte jüdische Spione freizubekommen. Dar tat sich mit einem französischen Kampfbataillon zusammen, das Kämpfer des israelischen Marinekommandos nach Kairo einsickern liess. Effektiv wurde die Freilassung der Gefangenen nie vollendet, doch jüdische Zivilisten wurden via Port Said gerettet.

Parallel zur «Lavon-Affäre» setzte Dar seine Geheimdienstaktivitäten fort. 1956 initiierte er eine erfolgreiche Kampagne: Er schickte eine Bombe an Mustafa Hafez, den Kommandanten des ägyptischen Geheimdienstes in Gaza, der auch am Terrorismus gegen israelische Bürger beteiligt war. Die IDF-Einheit 504 rekrutierte einen Beduinen, der Assistent von Hafez war, und wandelte ihn zum Doppelagenten. Er gab Hafez ein vermintes Buch, das in die Luft ging. Hafez wurde schwer verletzt und starb später.

Dar gründete auch die Einheit, die als der Beginn der Elitetruppe des Generalstabs, Sayeret matkal genannt, gilt. In einem Brief von 1955 an den Geheimdienstchef schrieb er, dass er vorschlage, eine «Einheit militärischer Infiltranten» zu gründen. Nachdem er grünes Licht erhalten hatte, rekrutierte er israelische Soldaten ägyptischen, syrischen und irakischen Ursprungs und bildete sie aus, hinter den feindlichen Linien zu operieren. Einer dieser Soldaten war Avraham Arnan, der Gründer von Sayeret matkal.

Geheime Missionen

Dar war verärgert über die Hilflosigkeit der Regierung, die Freiheit der noch in Ägypten inhaftierten Israeli zu erlangen. Er drängte darauf, sie in einen Gefangenenaustausch einzuschliessen. 1968, nach dem Sechstagekrieg, sagte er: «Ich war so glücklich, ich hatte auf diesen Augenblick gewartet. Die von mir rekrutierten Kinder kehrten schliesslich nach Hause zurück.»

Viele von Dars Missionen sind bis heute geheim geblieben. «Sagen wir einfach, dass ich in mehr als nur einigen arabischen Staaten zum Tode verurteilt worden bin», meinte er einst in einem Interview mit dem israelischen Gratisblatt «Israel Hayom». Nach seiner militärischen Karriere wurde Dar Landwirt, und später engagierte er sich in der Industrie, in Entwicklungsprojekten und im Export. Er liess sich in Atlit nieder.

Dar hinterlässt seine Gattin Zofia, fünf Kinder und Enkelkinder.

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