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Avitall Gerstetter

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Avitall Gerstetter
Avitall Gerstetter, 2019

Avitall Gerstetter (* 11. Mai 1972 in Berlin)[1] ist eine jüdische Kantorin in Deutschland. Am 23. August 2022 wurde ihr von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin gekündigt.[2]

Leben und Leistungen

Avitall Gerstetter wuchs in West-Berlin auf. Ihre Großeltern mütterlicherseits waren in den 1930er Jahren aus Österreich und Ungarn nach Palästina geflüchtet. Ihre Mutter kam als junge Frau aus Haifa nach West-Berlin, wo sie Avitalls Vater traf. Ihr Vater, der Banknoten-Designer Reinhold Gerstetter, konvertierte zum Judentum.[3][4]

Durch ihre Mutter, die Musik- und Bat-Mizwa-Lehrerin Chava Gerstetter, wurde sie an die Musik herangeführt. Nach dem Abitur studierte Gerstetter als Hauptfach Gesang bei Rudolf Riemer, sowie Klavier, Klarinette und Tanz an der Universität der Künste Berlin. Als Zweitfach studierte sie Englisch an der Technischen Universität Berlin. Schon früh fiel ihr besonderes Gesangstalent als Sopran[5] auf, das sie unter anderem im Chor der Jüdischen Gemeinde der Synagoge Pestalozzistraße bewies. Von Oberkantor Estrongo Nachama wurde sie ermutigt, Kantorin zu werden. Am 24. Juli 2002 erhielt Gerstetter nach einem Fernstudium im Aleph-Programm von Jewish Renewal ihre Ordination als Kantorin in New York[6] und amtierte seither regelmäßig in der Synagoge Oranienburger Straße zeitweise auch in der Synagoge Hüttenweg,[7] wobei es anfangs in orthodoxen Kreisen der Berliner Gemeinde Vorbehalte gegen eine Kantorin gab.[8][9]

Im Jahr 2005 kündigte ihr die Jüdische Gemeinde zu Berlin. Sie klagte gegen die Kündigung und siegte vor Gericht mit ihrer Wiedereinstellungsklage.[3]

Am 16. August 2022 stellte die Jüdische Gemeinde zu Berlin sie frei wegen eines Kommentars Gerstetters in der Welt vom 9. August, in dem sie einen steigenden Anteil von Konvertiten ohne jüdische Familie und deren überproportionales Streben in Leitungsämter der jüdischen Gemeinden in Deutschland problematisiert.[10]

Gesellschaftliches Engagement

Um Menschen unterschiedlicher Religion zusammenzubringen, organisierte Avitall Gerstetter 2005, in Zusammenarbeit mit haGalil, erstmals ein interkonfessionelles Fußballturnier. Sie nannte das Turnier Avitallscup. Bei der zweiten Austragung im Juni 2006 spielten je eine atheistische, christliche, jüdische und muslimische Mannschaft. Diese wurden von Prominenten wie Petra Pau und Ulla Meinecke unterstützt, als Schiedsrichter fungierte Hans-Christian Ströbele.[11]

Zusammen mit Konstantin Wecker nahm Gerstetter 2005 eine Benefiz-CD zugunsten von haGalil auf.

Konzerte

Sie gab und gibt zahlreiche Konzerte in Deutschland, England, Italien und in den USA. Ihr Programm umfasst Klassik, Lieder in Jiddisch sowie synagogale Musik.

Im Vorfeld eines Konzerts im September 2006 in Trier kam es zu einem Eklat, als die Geschäftsführerin der Tuchfabrik ihre Raumzusage angesichts der Ereignisse des Libanonkrieges zunächst zurückzog. Nach Protesten der Jüdischen Gemeinde wurde die Absage zurückgenommen.[12]

Diskografie

  • Die jüdische Stimme (2000)
  • Avitall in Concert (2003)
  • Sage nein zu Antisemitismus (2005, zusammen mit Konstantin Wecker)
  • Walking the corniche (2007)
  • we will remember them (2008, zusammen mit Dominic Miller und Mike Lindup)
  • Live in Berlin (2011)

Weblinks

 Commons: Avitall Gerstetter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 3. Kulturprogramm des Zentralrats für die jüdischen Gemeinden, Februar – Dezember 2005, S. 11
  2. Jan Alexander Casper: Kantorin verliert Job nach WELT-Artikel über jüdische Konvertiten. In: Welt Online,zitiert nach MSN. 19. August 2022.
  3. 3,0 3,1 Michael Sontheimer: Der Seelengesang. In: Der Spiegel. 6. Mai 2013, abgerufen am 19. August 2022.
  4. Nachtigall mit viel Seele – Die Kantorin Avitall Gerstetter (Memento vom 6. Oktober 2015 im Internet Archive). Video im Ersten am 28. September 2015; abgerufen am 11. Oktober 2015.
  5. Sybille Nitsche: Unter Männern – Avitall Gerstetter ist Deutschlands erste jüdische Kantorin. (Artikel in parTU 10/2005, S. 19. PDF; 1,08 MB), abgerufen am 7. August 2017.
  6. Marcia Prager: List of Renewal Rabbbis. In: ALEPH Alliance for Jewish Renewal. Dezember 2016, abgerufen am 19. August 2022 (english).
  7. Sie will Deutschlands erste jüdische Kantorin werden – Avitall Gerstetter singt in der Neuen Synagoge. In: Berliner Zeitung, 31. Juli 2000
  8. „Musik ist transzendental“. Interview in der taz, 6. Juni 2005
  9. Mit Gottes Stimme gegen Rechts. In: Welt am Sonntag, 4. Dezember 2005
  10. Jan Alexander Casper: Kantorin verliert Job nach WELT-Artikel über jüdische Konvertiten. In: Welt Online. 19. August 2022.
  11. Coaching von Ulla Meinecke. In: Der Tagesspiegel, 24. Juni 2006.
    Halbmond führt 1:0 gegen Judas. In: taz, 26. Juni 2006.
  12. Jüdische Lieder unerwünscht. In: taz, 5. August 2006
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Avitall Gerstetter aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.