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August Neander

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Reliefporträt von August Neander auf seinem Grabstein, geschaffen von Friedrich Drake

August Johann Wilhelm Neander (* 16. Januar[1] 1789 in Göttingen; † 14. Juli 1850 in Berlin) war ein deutscher evangelischer Theologe und Professor für Kirchengeschichte.

Leben und Wirken

Neander am Pult bei einer Vorlesung, gezeichnet von seinem Schüler Philipp Schaff

August Neander wurde als Sohn des jüdischen Kaufmanns Emanuel Mendel und dessen Frau Esther Gottschalk geboren und trug zunächst den Namen David Mendel. Als Schüler am Gymnasium Johanneum in Hamburg bekam er Kontakt zu den neupietistischen Kreisen, die sich durch das Wirken Friedrich Gottlieb Klopstocks gebildet hatten, und las die damals sehr einflussreichen Reden über die Religion von Friedrich Schleiermacher. Am 25. Februar 1806 ließ David Mendel sich in Hamburg evangelisch taufen und legte seinen jüdischen Namen ab. Er wählte den Namen Neander, „weil er ein neuer Mensch sein wollte und nahm die Vornamen Johann Wilhelm August an von seinen Pathen Gurlitt, Neumann [griech.: Neander!] und Varnhagen“.[2]

Autograph von August Neander; Berlin, 17. Januar 1850

August Neander studierte von 1806 bis 1809 zunächst in Halle, dann in Göttingen Theologie und Philosophie. 1809 legte er in Hamburg das Theologische Examen ab und war dort zunächst als Aushilfsprediger tätig. 1810 wurde er in Wittenberg zum Licentiaten promoviert und habilitierte sich 1811 in Heidelberg, wo er bereits 1812 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. 1813 wurde er dann als ordentlicher Professor für Kirchengeschichte nach Berlin berufen und wirkte dort bis an sein Lebensende als angesehener und einflussreicher Hochschullehrer.

Neander gilt einigen als der Begründer der neueren evangelischen Kirchengeschichtsschreibung.[3] Neanders Schriften stellen die Kirchengeschichte als Frömmigkeitsgeschichte dar, sie laden ein zur persönlichen „Erbauung“. Er verband die historische Darstellung mit dem Anliegen der Erweckung. In diesem Sinne formuliert er programmatisch den Eingangssatz seiner Kirchengeschichte: „Die Geschichte der Kirche darzustellen als einen sprechenden Erweis von der göttlichen Kraft des Christentums“, sei sein Ziel.[4]

Durch seine einfache, aber intensive Sprache wurde er zu einem einflussreichen Wegbereiter der Erweckungstheologie. Vor allem unter Studenten wirkten seine Schriften nachhaltig und regten zur Bildung sogenannter „Erbauungskränzchen“ an. Sein bekannt gewordener Satz „Pectus est quod facit theologum“ (Das Herz macht den Theologen) wurde zum Schlagwort der danach benannten Pectoraltheologie, der Theologie der „frommen Herzen“. Auf diese Sentenz stützte sich auch die berühmte Frage von Neanders Berliner Kollegen August Tholuck an seine späteren Hallenser Studenten „Wie steht es mit deinem Herzen?“.

Das Grab von August Neander in Berlin-Kreuzberg

Neander hielt nicht nur Vorlesungen an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin,[5] sondern er war auch sehr hilfsbereit, wenn es um die Förderung begabter Studenten ging.[6]

1845 wurde er zum Ehrenmitglied (Honorary Fellow) der Royal Society of Edinburgh gewählt.[7]

August Neander starb 1850 im Alter von 61 Jahren in Berlin und wurde auf dem Friedhof I der Gemeinde Jerusalems- und Neue Kirche vor dem Halleschen Tor beigesetzt. Das Reliefporträt seines Grabsteins stammt von dem Bildhauer Friedrich Drake.[8] Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von August Neander (Grabstelle 111-HW-1) seit 1980 als Berliner Ehrengrab gewidmet. Die Widmung wurde im Jahr 2001 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[9]

Werke (in kleiner Auswahl)

  • Ueber den Kayser Julianus und sein Zeitalter. Ein historisches Gemälde. Perthes, Hamburg 1812. (Digitalisat)
  • Der heilige Johannes Chrysostomus und die Kirche, besonders des Orients, in dessen Zeitalter. Dümmler, Berlin 1821. (Digitalisat Band 1)
  • Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche. Hamburg 1826–1852 (6 Bände).
  • Geschichte der Pflanzung und Leitung der christlichen Kirche durch die Apostel, als selbständiger Nachtrag zu der allgemeinen Geschichte der christlichen Religion und Kirche. Perthes Hamburg 1832. (Digitalisat)
  • Das Leben Jesu Christi in seinem geschichtlichen Zusammenhange und seiner geschichtlichen Entwicklung. Perthes, Hamburg 1837. (Digitalisat)
  • Denkwürdigkeiten aus der Geschichte des christlichen Lebens. 2 Bände. Perthes, Gotha 1845. (Digitalisat Band 1, 3. Aufl.), (Digitalisat Band 2, 3. Aufl.)
  • Der heilige Bernhard und sein Zeitalter. Ein historisches Gemälde. Gotha 1848 (zuerst 1813).
  • Das Reich Christi, das Reich der wahren Freiheit und Gleichheit. Trowitzsch Berlin 1849. (Digitalisat)

Briefwechsel

Literatur

Weblinks

 Commons: August Neander – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: August Neander – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Eintrag auf dem Grabstein
  2. Justus Ludwig Jacobi: Neander, August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 331.
  3. Nicolaus Heutger: August Neander. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 6, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, Sp. 518–520.
  4. August Neander: Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche, Bd. 1: Welcher die Kirchengeschichte der drei ersten Jahrhunderte umfaßt, Abteilung 1: Welche die Einleitung und die beiden ersten Abschnitte enthält. Perthes, Hamburg 1826 (Vorrede, S. VII).
  5. Abgangszeugnis für Heinrich August Heußinger, der Theologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität studierte (1846/50), 8 Seiten mit Angabe der besuchten Vorlesungen, Noten und Professoren.
  6. Autograph von August Neander, am 17. Januar 1850 in Berlin geschrieben, und zwar als Befürwortung für den Theologiestudenten Heinrich August Heußinger, um ihm bei seinen Schwierigkeiten (Geldsorgen) zu helfen.
  7. Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF-Datei) Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 24. März 2020.
  8. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 215.
  9. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: November 2018). (PDF, 413 kB) Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, S. 61; abgerufen am 13. März 2019. Zur Befristung auf 20 Jahre siehe: Ausführungsvorschriften zu § 12 Abs. 6 Friedhofsgesetz (AV Ehrengrabstätten) (PDF, 24 kB) vom 15. August 2007, Absatz 10; abgerufen am 13. März 2019.
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