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Auferstehung

Aus Jewiki
(Weitergeleitet von Auferstehung von den Toten)
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Dieser Artikel behandelt religiöse Auferstehungsvorstellungen. Zur Auferstehung Jesu Christi siehe dort, zu weiteren Bedeutungen siehe Auferstehung (Begriffsklärung).

Als Auferstehung (griech. ανάστασις, Infinitiv ανίστημι; lat. resurrectio) wird die Aufrichtung eines oder aller Gestorbenen zu einem neuen Leben nach bzw. aus dem Tod bezeichnet. Eine Auferstehung erhoffen manche Religionen.

Überblick

Der Ausdruck wurde in verschiedenen Kulturkreisen der Antike für verschiedene religiöse Vorstellungen verwendet, die sich auf bestimmte Grundtypen zurückführen lassen:

im Zarathustrismus und später im Islam
als leibliche Auferstehung aller Gestorbenen zu einem Endgericht Gottes über Böse und Gute (ethischer Dualismus)
im Hellenismus, Platonismus und Gnostizismus
als Wiedervereinigung der durch den Tod zuvor vom Leib getrennten Seele mit ihrem nunmehr wiederhergestellten und nicht mehr der Verwesung unterworfenen Leib. Diese Vorstellung kann sich mit älteren, ägyptischen oder fernöstlichen Gedanken einer Wiedergeburt oder Seelenwanderung verbinden. Sie setzt die Unsterblichkeit der körperlosen Seele voraus und begreift sie als den Wesenskern der Person und das Organisationszentrum des Leibes, das seine Vergänglichkeit überdauert.
im Judentum
als göttliche Rettung der auserwählten gerechten Israeliten aus dem Tod bzw. aus Gottes Endgericht zu einem neuen Leben auf dieser Erde – oder als umfassende Neuschöpfung der Welt, die alle Lebewesen einbezieht und den Tod überwindet (Bezug auf die Idee der Gerechtigkeit Gottes und eschatologische Heilsgeschichte)
im Christentum
als Vorwegnahme dieser Rettung aus dem Endgericht an der Person des Messias Jesus Christus, der zugleich der kommende Richter aller Lebenden und Toten ist und die kommende Auferstehung der Toten verbürgt (christologische Endzeiterwartung).

Anders als in den von griechischer Mythologie und Philosophie geprägten Vorstellungen war schon der jüdische, erst recht der urchristliche Auferstehungsglaube ursprünglich nicht von einem Leib-Seele-Dualismus bestimmt, sondern konnte das jenseitige Schicksal des Einzelnen nicht vom Heil des Gottesvolks, aller Menschen, ja der ganzen Welt lösen. Das neue Leben ist daher in den späteren nachexilischen Bibeltexten keine Rückkehr in das alte, durch den Tod bedrohte endliche Dasein, sondern ein Leben, das den Tod nicht mehr kennt.

Zoroastrismus

Der Zoroastrismus, eine auf Zarathustra (630–553 v.d.Z.) zurückgeführte persische Religion, lehrt zunächst – ähnlich wie altägyptische Religion – eine Reise der Seelen der Verstorbenen nach dem Tod an die Činvat-Brücke. Hier werde Gericht über Gute und Böse gehalten. Für die im irdischen Leben rechtschaffenen Menschen sei die Brücke breit wie ein Pfad, für die anderen schmal wie eine Messerspitze. Die Guten gelangten in die seligen Gefilde des Paradieses Garodemäna (später Garotman), den „Ort der Lobgesänge“ (vgl. den Himmel); die Seele der Bösen aber gelange an den „schlechtesten Ort“ (vgl. Hölle).

3000 Jahre nach der Geburt Zarathustras, der die Menschen den Weg zum Heil lehrte, werde der Saoschjant (Erlöser) erscheinen. Er werde die bösen Geister vernichten und eine neue, unvergängliche Welt herbeiführen; auch die Toten sollen dann auferstehen.

Hier waren also – zeitlich etwa parallel zum exilischen Judentum – bereits die Vorstellungen von Endgericht, Erlösung, Auferstehung, Vernichtung der gottfeindlichen Mächte miteinander verbunden. Sie könnten die ähnlichen Lehren der drei monotheistischen Religionen beeinflusst haben. Unklar bleibt, ob die Vernichtung der bösen Geister auch die Rettung der Verdammten und eine Neuschöpfung der bisherigen, dem Tod unterworfenen Welt umfasst.

Hellenismus

Die griechischen Ausdrücke für „auferstehen“ beziehungsweise „auferwecken“ wurden in der antiken, vom Hellenismus verbreiteten griechischen Literatur nie für das Fortleben der Seele nach dem Tod oder eine Seelenwanderung verwendet, sondern immer für die Wiederbelebung von Scheintoten. Sie tauchen nur sehr selten, meist in Romanen, für die Wiederbelebung von Verstorbenen auf; oft entpuppt sich deren Tod dann ebenfalls als Irrtum und Schein. So schrieb Platon in seinem Werk Politeia von einem Soldaten, der im Krieg gefallen zu sein schien, aber wieder lebendig wurde, als sein Leichnam verbrannt werden sollte.[1]

Demgemäß feierten hellenistische Mysterienkulte eine Wiedergeburt des Lebens nach dem Tod als zyklische Wiederkehr der Kräfte und Rhythmen der Natur, nicht als endgültige Befreiung der Schöpfung vom Tod.

Der Kynismus, ausgehend vom griechischen Philosophen Diogenes (3. Jahrhundert vor Christus), vertrat einen solchen Mysterienkult und verband dabei die Idee einer Weltseele (Stoa) mit Elementen der griechischen Mythologie wie dem Halbgott Herakles. Der Begriff der Auferstehung ist in diesem Zusammenhang unbelegt.

Judentum

Tanach

Der Glaube an eine Auferstehung einiger oder aller Toten ist im Tanach nur selten und in relativ spät entstandenen Schriften bezeugt. Viel verbreiteter und älter war die Vorstellung der Ur- und Vätergeschichten im 1. Buch Mose, wonach Menschen, die Gottes Gebote befolgten, dafür mit einem langen irdischen Leben belohnt und als Tote bei ihren Vorfahren beerdigt wurden (Gen 25,8 EU):

Abraham … starb in einem guten Alter, als er alt und lebenssatt war, und wurde zu seinen Vätern versammelt.“

Von den vorschriftlichen Propheten Elija (1 Kön 17,17-24 EU) und Elischa (2 Kön 4,17-37 EU) überliefert die Bibel als Zeichen ihrer Begabung mit Gottes Geist die befristete Wiederbelebung einiger bereits Gestorbener.

Der Gedanke an eine Auferstehung der Israeliten deutet sich erstmals in der Prophetie des 8. Jahrhunderts an. So heißt es in Hos 6,1-3 EU:

„Kommt, wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat (Wunden) gerissen, er wird uns auch heilen; er hat verwundet, er wird auch verbinden. Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, am dritten Tag richtet er uns wieder auf und wir leben vor seinem Angesicht. Lasst uns streben nach Erkenntnis, nach der Erkenntnis des Herrn. Er kommt so sicher wie das Morgenrot; er kommt zu uns wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.“

Das künftige Handeln Gottes wird hier wie eine Krankenheilung und als Gewissheit wie der Wechsel der Tages- und Jahreszeiten dargestellt. Das neue stellt das vorherige Leben der von Gottes Gericht Getroffenen so wieder her, dass sie fortan Gottes Willen erfüllen. Dies bedeutet eine innergeschichtliche Wende zum Guten und wurde erst nach dem Untergang des Nordreichs Israel 722 v. Chr. auf ein neues Leben der Gerechten nach dem Tod bezogen.

Da der israelitische Glaube Leib und Seele des Menschen als untrennbare sterbliche Einheit betrachtete (Gen 2,7.19 EU), umfassen auch biblische Auferweckungsbilder die ganze Person. So erfuhr der im Babylonischen Exil (586-539 v. Chr.) wirkende Prophet Ezechiel in seiner Vision von den Totengebeinen Gottes Macht über den Tod als Wiederherstellung aller verwesten Israeliten zu einem neuen leiblichen Leben, das das Leerwerden der Gräber einschließt (Ez 37,1-14 EU). Ähnlich sagt die nach dem Exil entstandene sogenannte Jesaja-Apokalypse in Jes 26,19 EU:

„Seine Toten werden auferstehen und ihre Leichen werden auferweckt werden.“

Auch hier geht es um Israel, nicht um die Menschheit. Die Stelle verwendet die Verben „auferstehen“ und „auferwecken“ parallel und weist im passivum divinum unausgesprochen auf den Urheber des neuen Lebens hin. In Jes 25,8 EU hieß es zuvor von JHWH:

„Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Und JHWH wird die Tränen von allen Gesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volkes in allen Ländern; denn der Herr hat es gesagt.“

Auferstehung bzw. Auferweckung bedeutet im Tanach also zunächst ein exklusives Heilshandeln Gottes an seinem erwählten Volk, das zugleich eine Perspektive für alle Menschen öffnet. Ihnen wird hier die Überwindung des Todes als notwendiger Bestandteil des Heils für Israel zugesagt. Innerzeitliche und jenseitige Erlösung gehen Hand in Hand.

Erst im Buch Daniel (ab 170 v. Chr.) wurde diese Zusage zur Erwartung einer universalen Auferweckung der Toten zum Endgericht Gottes ausgedehnt (Dan 12,2f EU):

„Und viele, die in der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande.“

Diesen Gedanken verband die jüdische Apokalyptik mit der Äonenwende, also einem von Gott herbeigeführten Abbruch der Weltgeschichte, der die Schöpfung vollkommen verwandeln werde. Das Schicksal des einzelnen Menschen war in dieser kollektiven Erwartung eingeschlossen. Theologischer Ausgangspunkt ist Gottes im 1. Gebot (Ex 20,2 EU) ausgedrückte unverbrüchliche Selbstbindung an die endgültige Befreiung Israels, die auf die Rettung aller Völker von unmenschlicher Gewaltherrschaft zielt (Dan 7,13f EU). Diese Hoffnung hielten die glaubenstreuen Juden auch in auswegloser Existenzbedrohung fest.

Deuterokanonische Schriften

Das nach den Makkabäerkriegen entstandene 2. Makkabäerbuch (100-50 v. Chr.) lehrt in einigen Kapiteln die Auferweckung der gerechten, für ihre Treue zu JHWHs Tora getöteten Märtyrer unter den Juden. So beschreibt das als legendarischer Einschub geltende Kapitel 7 den vom Fremdherrscher Antiochos IV. angeordneten Foltertod von sieben Brüdern und ihrer Mutter. Sie stehen für alle Juden, die sich angesichts des sicheren grausamen Todes der geforderten Abkehr von ihrem Glauben verweigerten und an JHWHs Geboten festhielten. Sie werden als Zeugen für Gottes Macht über diesen ungerechten Tod zitiert, um spätere Generationen zu Glaubenstreue und Martyrium zu ermutigen und den Fremdherrschern Gottes Gericht anzukündigen:[2]

„Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten. [...]
Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben sind. [...]
Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns wieder auferweckt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben. Für dich aber gibt es keine Auferstehung zum Leben. [...]
Du bist ein vergänglicher Mensch und doch hast du die Macht unter den Menschen zu tun, was du willst. Aber glaub nicht, unser Volk sei von Gott verlassen. Mach nur so weiter! Du wirst seine gewaltige Kraft spüren, wenn er dich und deine Nachkommen züchtigt. [...]
Du wirst nichts ausrichten. Denn wir sind selbst schuld an unserem Leid, weil wir gegen unseren Gott gesündigt haben. Darum konnte so Unfassbares geschehen. Glaub aber ja nicht, dass du heil davonkommst; denn du hast es gewagt, mit Gott zu kämpfen.“

Schließlich bezieht die Mutter die Auferstehungslehre zusammenfassend auf Gottes Schöpfungsmacht:

„...der Schöpfer der Welt hat den werdenden Menschen geformt, als er entstand; er kennt die Entstehung aller Dinge. Er gibt euch gnädig Atem und Leben wieder, weil ihr jetzt um seiner Gesetze willen nicht auf euch achtet. [...]
Schau dir den Himmel und die Erde an; sieh alles, was es da gibt, und erkenne: Gott hat das aus dem Nichts erschaffen und so entstehen auch die Menschen. Hab keine Angst vor diesem Henker, sei deiner Brüder würdig und nimm den Tod an! Dann werde ich dich zur Zeit der Gnade mit deinen Brüdern wiederbekommen.“

Der Glaube an die Auferstehung der Gerechten blieb jedoch im damaligen Judentum umstritten. Vielfach wurden Niederlagen und Tode jüdischer Freiheitskämpfer auf zuvor begangene Gebotsübertretungen zurückgeführt, die ihre künftige Rechtfertigung durch Gott in Frage stellten. Dagegen betete und opferte der Anführer einer erfolgreichen Befreiungsschlacht auch für die Auferstehung der wegen Götzendienst gefallenen Juden, wie eine Episode im 2. Makkabäerbuch, 12. Kapitel zeigt:[3]

„[...] Der edle Judas aber ermahnte die Leute, sich von Sünden rein zu halten; sie hätten ja mit eigenen Augen gesehen, welche Folgen das Vergehen der Gefallenen gehabt habe. Er veranstaltete eine Sammlung, an der sich alle beteiligten, und schickte etwa zweitausend Silberdrachmen nach Jerusalem, damit man dort ein Sündopfer darbringe. Damit handelte er sehr schön und edel; denn er dachte an die Auferstehung. Hätte er nicht erwartet, dass die Gefallenen auferstehen werden, wäre es nämlich überflüssig und sinnlos gewesen, für die Toten zu beten. Auch hielt er sich den herrlichen Lohn vor Augen, der für die hinterlegt ist, die in Frömmigkeit sterben.“

In den Schriftrollen vom Toten Meer ist die Auferstehung nur in dem Fragment 4Q521 als Aussage über Gott angedeutet:

„Er heilt Durchbohrte, belebt Tote, verkündet Armen Gerechtigkeit...“

Damit wurde die prophetische Tradition fortgesetzt, wonach Gott gerade die in diesem Leben zu kurz Gekommenen, die Armen, die ungerecht Getöteten aus dem Tod retten und rehabilitieren werde.

Im Äthiopischen Henochbuch findet sich die Auferstehungshoffnung bereits in frühen Passagen (um 50 v. Chr.), die aber noch nicht deutlich von der Vorstellung einer unsterblichen Seele unterschieden sind (u.a. 20,8; 22; 90,33.38; 91,10; 92,3). Erst in den um 70-100 n. Chr. hinzugefügten Bilderreden (Kapitel 37-71) wird die künftige Verwandlung der toten und verwesten Körper zu einem neuen Leben auf dieser Erde erwartet (51,1):

„In jenen Tagen wird die Erde das herausgeben, was ihr anvertraut ist, und die Unterwelt [Scheol] wird herausgeben, was sie empfangen hat, und die Hölle wird, was sie schuldet, herausgeben.“

Zuvor (46,6; 48,9-10) wird diese Verheißung auf die Gerechten begrenzt, die Sünder werden davon ausgeschlossen.

Auf diese Passagen spielen auch das 4. Buch Esra (7,32) und das syrische Buch Baruch (21,23f; 42,7; 50,2) an. Dabei wird Auferstehung jedoch als Wiedervereinigung einer unsterblichen Seele mit einem neuen sterblichen Körper in einer verwandelten Erde gedacht. Noch jüngere jüdische Schriften wie der Pseudo-Philo versuchten beide Vorstellungskomplexe auf verschiedene Weisen auszugleichen.

Rabbinische Theologie

Wie die Sadduzäerfrage (Mk 12,18-27 EU) zeigt, war die leibliche Auferstehung im palästinischen Judentum des 1. Jahrhunderts ein Streitthema. Die Sadduzäer lehnten diesen Glauben ab, da er in der Tora, die für sie alleingültige Offenbarungsurkunde war, nirgends direkt vorkommt. Die Pharisäer dagegen glaubten im Anschluss an spätere jüdische Schriften überwiegend an die Auferstehung der Gerechten (2. Makkabäerbuch), manche auch an eine Auferstehung aller Toten zum Endgericht (Danielbuch).

Damalige Grabinschriften zeigen nicht eindeutig den Auferstehungsglauben. Eine Aussage, die begrabene Person (griech. psyche) sei lebendig, ließ z. B. offen, ob damit ein neuer Leib oder ein seelisches Weiterleben gemeint war. Demnach waren Vorstellungen über ein Leben nach dem Tod in der jüdischen Theologie zwischen 100 v. bis 100 n. Chr. weder einheitlich noch vorrangig gegenüber anderen Glaubensthemen.

Nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels 70 n. Chr. gewannen die Pharisäer bzw. Rabbinen (Toralehrer) die Führungsrolle im Judentum. Sie gaben dem Gemeinschaftsgebet im Synagogengottesdienst Vorrang gegenüber dem nicht mehr praktizierbaren Tempelopferkult. Das Achtzehnbittengebet fasst den damaligen Glaubenskonsens zur Auferstehung in der 2. Benediktion zusammen:[4]

„Du bist mächtig in Ewigkeit, Herr, belebst die Toten, du bist stark zum Helfen. Du ernährst die Lebenden mit Gnade, belebst die Toten in großem Erbarmen, stützest die Fallenden, heilst die Kranken, befreist die Gefesselten und hältst die Treue denen, die im Staube schlafen. Wer ist wie du, Herr der Allmacht, und wer gleichet dir, König, der du tötest und belebst und Heil aufsprießen lässt. Und treu bist du, die Toten wieder zu beleben. Gelobt seist du, Ewiger, der du die Toten wieder belebst!“

Die Auferstehung wird hier aus der rettenden Allmacht, Gnade und Treue Gottes zu allem Leben abgeleitet.

Ein Traktat der Mischna erklärte sie daraufhin zum Dogma und schloss die, die nicht daran glauben, vom Heil aus (San X,1b):

„Folgende haben keinen Anteil an der kommenden Welt: Wer da sagt, es gibt keine Auferstehung der Toten von der Tora aus...“

Dabei blieb weiterhin umstritten, ob bereits die Tora die Auferstehung lehre und welcher Art das neue Leben der Toten sein würde. Die meisten Rabbiner begrenzten die Auferstehung zum ewigen Leben auf von Gott als gerecht anerkannte Juden; einige lehrten, nur in Israel beerdigte Juden würden auferstehen. Seit dem 4. Jahrhundert wurde es üblich, die Diaspora-Toten mit etwas Erde aus Israel zu beerdigen; unterirdische Verbindungen würden ihre Rückkehr zur Auferstehung in Israel ermöglichen. Im Talmud werden allzu materielle Heilsbedingungen und Beschreibungen des künftigen Lebens abgewehrt (bBer 6 17a):

„In der kommenden Welt gibt es kein Essen und Trinken, keine Fortpflanzung und keine Vermehrung... Die Gerechten sitzen vielmehr da, ihre Kronen auf den Köpfen, und genießen den Glanz der Herrlichkeit Gottes.“

Dazu wurden Bibelstellen wie Jes 64,3 EU auf die kommende Welt bezogen (bBer 34b):

„Kein Auge hat es [Gottes Reich] gesehen außer Gott allein.“

Mittelalter

Erst jüdische Theologen des Mittelalters versuchten, die widersprüchlichen rabbinischen Lehrmeinungen zur Auferstehung auszugleichen. Saadja Gaon schrieb dazu in seinem Werk Ha-Emunot we-ha-Deot ein eigenes Kapitel, das als getrennter, Rabbi Eliezer zugeschriebener Auszug in Umlauf kam. Er lehrte eine befristete leibliche Wiederbelebung der Gerechten in der messianischen Endzeit, der er traditionelle materielle Aussagen zuordnete, und eine völlig unvorstellbare Auferstehung aller Toten nach Gottes Endgericht.

Maimonides stellte die Auferstehung als letzten seiner 13 Glaubensartikel heraus. An anderen Stellen schien er jedoch die unsterbliche Seele zu lehren. Deswegen angegriffen, erläuterte er seinen Glauben in Ma'amar Techiat Ha-Metim (1191): Die leibliche Auferstehung gelte in der messianischen Zeit und ende mit dem Tod aller Auferweckten; in der jenseitigen kommenden Welt folge ein rein geistiger Zustand als unsterbliches Seelenleben.

Seine Hauptgegner in diesem Disput waren Meir ha-Levi Abulafia (um 1165-1244) und Mose ben Nachman (1194-1270). Letzterer erklärte in Torat ha-Adam, man könne an Gottes belohnende und strafende Gerechtigkeit gemäß der Tora auch glauben, wenn man die leibliche Auferstehung ablehne.

Neuzeit

In der Neuzeit haben sich drei Lehrmeinungen herausgebildet, die jeweils an verschiedene Aussagen des Tanach anknüpfen:

  • Die eine nimmt an, dass alle Menschen mit Leib und Seele sterben, aber in der messianischen Zeit leiblich auferstehen (Sanhedrin 10,1 mit Bezug auf Dan 12,2).
  • Die andere nimmt an, dass die reine unsterbliche Seele, unbefleckt durch Geburt, Leben und Tod, wieder rein zu Gott zurückkehrt. Sie geht davon aus, dass diese Seele nach dem Tod unabhängig vom Körper weiterlebt (Schabbat 152b mit Bezug auf Spr 12,28 EU).
  • Die dritte nimmt an, dass die Seele des Menschen nach dem Tod seines Körpers bis zur messianischen Zeit weiterlebe, sich schließlich mit einem neugeschaffenen Körper vereinige und so leibhaftig auferstehe.

Im liberalen Reformjudentum wird der leibliche Auferstehungsglaube unter philosophischem Einfluss zugunsten des Glaubens an die unsterbliche Seele abgelehnt. So erklärten liberale Rabbiner nach einer Konferenz in Pittsburgh 1885:

„We reassert the doctrine of Judaism, that the soul of man is immortal, grounding this belief on the divine nature of the human spirit... We reject as ideas not rooted in Judaism the beliefs both in the bodily resurrection and in Gehenna and Eden.“

Der Versammlungsleiter Isaac Mayer Wise (1819-1900) strich schon 1857 Anspielungen auf die leibliche Auferstehung aus seinen jüdischen Gebetsbüchern. Ihm folgten Neuausgaben in den USA, während europäische Neuausgaben dieser Gebetsbücher den traditionellen Text überliefern, aber im Sinne der unsterblichen Seele deuten. Wie diese nach dem Tod weiterlebt und was sie ist, hat das Judentum nie genau dargestellt.[5]

Christentum

Hauptartikel: Auferstehung Jesu Christi

Der Begriff Auferweckung (vom griechischen Verb εγείρω) bezeichnet im Sprachgebrauch der Bibel denselben Sachverhalt als Tat Gottes, so die Auferstehung Jesu Christi, aber auch eine befristete Wiederbelebung von Sterblichen vor ihrem endgültigen Tod.

Dass Gott Jesus von Nazaret am „dritten Tag“ seit seiner Kreuzigung unter Pontius Pilatus (etwa eineinhalb Tage nach seinem Tod) auferweckt habe, ist das zentrale Glaubensbekenntnis des Urchristentums im Neuen Testament (1_Kor 15,3ff. EU). Dieses geglaubte Ereignis feiert das Christentum am jährlichen Osterfest, dem christlichen Hauptfest.

Der christliche Auferstehungsglaube beruht auf dem Glauben an die Auferstehung Jesu Christi, die das NT in zwei miteinander verknüpften Überlieferungskomplexen verkündet:

  • der Tradition von der Grabauffindung „am ersten Tag der Woche“ durch die Frauen, die Jesu Sterben und Grablegung beobachtet hatten,
  • der Tradition von den Erscheinungen des auferweckten Jesus vor einigen seiner Jünger, die sich dadurch zur Völkermission berufen sahen.

Wie diese Texte entstanden sind, sich zueinander verhalten und wie die Osterereignisse historisch verlaufen sein könnten, ist Gegenstand einer intensiven exegetischen, wissenschaftlichen, inner- wie außerkirchlichen Debatte (siehe dazu obigen Hauptartikel).

In 1. Korintherbrief 15 und 2. Korintherbrief 5 lehrt Paulus übereinstimmend mit manchen damaligen Pharisäern die kommende leibliche Auferstehung aller Toten zum Endgericht als endgültige Verwandlung der ganzen Welt. Diese habe durch die Auferstehung Jesu Christi begonnen und sei durch ihn verbürgt. Er stellt Jesu neues Leben damit in den Rahmen prophetischer und apokalyptischer Heilserwartungen des Judentums.

Daneben überliefert das NT befristete Wiederbelebungen von Verstorbenen als Wunder Jesu oder einiger seiner Apostel (Mt 9,8-26 EU; Lk 7,11-17 EU; Joh 11,1-45 EU; Apg 9,36-42 EU; Apg 20,9-11 EU). Diese Texte sollen die Heilkraft Jesu und der in seinem Namen heilenden Apostel veranschaulichen, drücken also weder einen allgemeinen Auferstehungsglauben aus noch einen allgemeinen Glauben an die Fähigkeit von Christen, Tote wiederzubeleben.

Berichte von Christen über einzelne befristete Wiederbelebungen (etwa eines Freundes von John Knox[6], einer Selbstmörderin durch Johann Christoph Blumhardt 1887[7] oder des Unfalltoten Daniel Ekechukwu 2001[8]) sind selten und nicht verifizierbar; ähnliche Berichte findet man auch in anderen Religionen.[9]

Kirchliche Auferstehungslehren unterscheiden sowohl unsterbliche Seele und sterblichen Leib bei Menschen allgemein, die ihre Auferstehung wieder vereinen soll, als auch die Auferstehung Jesu Christi als Gottes alleinigen Willensakt von der folgenden Auferstehung aller Sterblichen durch das kommende Handeln Jesu Christi.

Der genaue Ablauf der geglaubten endzeitlichen Auferstehung ist konfessionell umstritten: besonders die Frage, ob die allgemeine Totenauferstehung am Jüngsten Tag mit der Erweckung der getauften Christen zusammenfallen werde. Einige Stellen scheinen deren vorherige Auferstehung nahezulegen (1Kor 15,23f; 1Thess 4,13ff; Off 20,4-6).

Auferstehung von Tieren

Während früher fast nur die Auferstehung von Menschen diskutiert wurde, wird heute auch nach einem Weiterleben oder Wiederauferstehen von Tieren gefragt. Diese Vorstellung ist in den bekannten religiösen Schriften zu diesem Thema nicht dokumentiert. Dennoch glauben manche christliche Theologen, darunter Martin Luther, dass auch Tiere bei der geglaubten zukünftigen Verwandlung der ganzen Welt auferstehen werden. Diese Überlegungen werden indirekt aus anderen Aussagen zu Tieren gefolgert, z. B. aus Gen 1,27ff: Gott habe Tiere genauso wie Menschen aus Erde geschaffen, also besäßen sie eine gleichartige Seele wie Menschen und würden ebenfalls nach dem Tod ein neues körperliches Leben erhalten.[10] In der orthodoxen Kirche wird die Auferstehung der Tiere grundsätzlich bejaht, als Teil der Schöpfung, die durch die Erlösung des Menschen ebenfalls erlöst wird.

Kritik

Hauptartikel: Religionskritik

Natur- und Geschichtswissenschaft

Die heutigen Naturwissenschaften sind methodisch einem Empirismus verpflichtet, der aus den beobachtbaren und experimentell überprüfbaren Erscheinungen auf physikalische, chemische und biologische Gesetzmäßigkeiten schließt und sie daraus erklärt. Sie behandeln „jenseitige“ Realitäten oder singuläre Ereignisse ohne naturwissenschaftlich nachweisbare Ursachen („Wunder“) nicht. Zwar kennen auch sie die Kategorie der Kontingenz und des Zufalls, leiten daraus aber keine grundsätzliche Relativierung des naturwissenschaftlichen Weltbilds ab.

Seit der kritischen Erkenntnistheorie Immanuel Kants werden Glaubenssätze streng von Tatsachenaussagen unterschieden und in den Bereich des Subjektiven, nicht systematisch Nachweisbaren verwiesen.

Auch die kritische Geschichtswissenschaft geht von einem Ursache-Wirkungs-Kontinuum der Geschichte aus und rechnet nicht mit völlig analogielosen Ereignissen ohne innergeschichtliche Ursachen (Ernst Troeltsch), so dass eine Auferstehung allenfalls als mythologisches Motiv, nicht aber als historisches Ereignis gelten kann.

Rationalistische Erklärungsversuche für Auferstehungsberichte in antiken Quellen gibt es seit dem Zeitalter der Aufklärung. Sie laufen stets auf die These eines Scheintods hinaus. In Bezug auf Jesus von Nazaret gehen sie entweder davon aus, dass er die Kreuzigung überlebte oder eine Verwechslung vorlag, so dass eine andere Person anstelle von Jesus gekreuzigt worden sei.

Psychologie und Soziologie

Psychologisch argumentierende Religionskritiker sehen im Auferstehungsglauben oft einen menschlichen Versuch, die Endgültigkeit des Todes in einer Glaubensgemeinschaft zu mildern oder gar aufzuheben. Ludwig Feuerbach kritisierte dies als Projektion, Karl Marx als Opium (Selbstberuhigung und illusorischen Rausch), Sigmund Freud als Verdrängung und neurotische Selbstentzweiung bzw. infantile Wunschvorstellung, Bertrand Russell als irrationale Angstabwehr.

Siehe auch

Literatur

Allgemein

  • Sung-Hee Lee-Linke (Hrsg.): Auferstehung oder Reinkarnation?. Lembeck, Frankfurt/M. 2006, ISBN 3-87476-498-2

Christentum

  • Godehard Brüntrup, Matthias Rugel, Maria Schwartz (Hrsg.): Auferstehung des Leibes - Unsterblichkeit der Seele, Kohlhammer, Stuttgart 2010, ISBN 3-17-020979-5
  • Markus Knapp: Ostern – der Grund des christlichen Glaubens. Die Auferstehung Jesu in historischer und theologischer Perspektive. In: Theologie im Kontakt 10, hrsg. v. Reinhard Göllner, Münster o. J. (2002), S. 53–78.
  • Thomas Marschler: Auferstehung und Himmelfahrt Christi in der scholastischen Theologie bis zu Thomas von Aquin. Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters N.F. 64,1-2. Aschendorff, Münster 2003 ISBN 3-402-04017-4
  • Nicholas Thomas Wright: Die Auferstehung des Sohnes Gottes. Eine historische Perspektive., 2001, ISBN 3-921113-03-2 ausführlicher englisch The Resurrection of the Son of God ISBN 0-8006-2679-6
  • Franz J. Hinkelammert: Das Reich des Lebens und das Reich des Todes. Leben und Tod in der christlichen Botschaft. In: Ders.: Die ideologischen Waffen des Todes. Zur Metaphysik des Kapitalismus. Edition Exodus, Münster 1985, ISBN 3-905575-05-1, S. 163 ff.

Islam

  • Harald Motzki (Hrsg.): Hadith. Origins and developnments. Ashgate Books, Aldershot, Hampshire 2004, ISBN 0-86078-704-4 (in fast allen Hadithbüchern gibt es ein Kapitel über die Auferstehung)
  • Bediüzzaman S. Nursî: Das große Zeichen. Qurankommentar. Envar-Verlag, Wetzlar 1988, ISBN 3-926872-01-2 (darin „Abhandlung über die Auferstehung“ [10. Wort] und „Über das Paradies“ [28. Wort])

Alter Orient und Afrika

  • Dierk Lange: "The dying and the rising God in the New Year Festival of Ife". In: Lange, Ancient Kingdoms of West Africa, Dettelbach, Röll Vlg. 2004, S. 343–376.
  • Tryggve Mettinger: The Riddle of Resurrection: "Dying and Rising Gods" in the Ancient Near East. Stockholm, Almqvist 2001.

Weblinks

Einzelbelege

  1. Platon: Der Staat, 10. Buch
  2. Das zweite Buch der Makkabäer, Kapitel 7 (Einheitsübersetzung)
  3. 2. Makkabäer 12,32-45: Die bestrafte Untreue einiger Juden und das Sühnopfer für die Toten
  4. Die 18 Bitten, zitiert nach dem Sidur Sefar Emet (Jüdisches Gebetsbuch), Basel 1964, S.40ff
  5. Theologische Realenzyklopädie 4. Auflage, Artikel Auferstehung, Abschnitt I/2 Judentum (Günter Sternberger), S. 443-449
  6. Kurt E. Koch: Im Paradies. The Association for Christian Evangelism, Quebeck, ISBN 0-88981-011-7, S. 31
  7. Friedrich Zündel: Pfarrer Johann Christoph Blumhardt – Ein Lebensbild. 5. Auflage, S. Höhr, Zürich 1887, S. 219f
  8. Alexander Seibel: Die Wunder des Reinhad Bonnke. Abgerufen am 6. Januar 2011
  9. Kurt E. Koch: Im Paradies. S. 77
  10. Ulrich Seidel: Friedhöfe für Tiere?
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