Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Assemblage

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Assemblage (Begriffsklärung) aufgeführt.

Assemblage ist ursprünglich in der bildenden Kunst zu einem Begriff mit besonderer Bedeutung geworden, der eine Art von Kunstwerken bezeichnet: Collagen mit plastischen Objekten, die auf einer Grundplatte befestigt sind. So entstehen Kunstwerke mit reliefartiger Oberfläche. Auch dreidimensionale Objekte können als Assemblage bezeichnet werden. Der Begriff wird als Analogie auch in anderen Bereichen eingesetzt, beispielsweise in der postmodernen Philosophie.

Kunst

In der Bildhauerei hat vor allem Auguste Rodin ab etwa 1895 die Technik der Assemblage als innovative Arbeitsweise eingeführt. Der Künstler legte ein Reservoir von Abgüssen, Reduktionen und Vergrößerungen bereits geschaffener Werke an, aus dem er durch Neukombination von Körpern, Köpfen, Armen, Beinen und anderen skulpturalen Elementen neue Sinnzusammenhänge erschließen konnte.

Später, aber vor der kunsthistorischen Etablierung des Begriffs arbeiteten Künstler wie Marcel Duchamp, Pablo Picasso, Louise Nevelson, Wolfgang Paalen, Raoul Hausmann und Elsa von Freytag-Loringhoven mit der Kombination vorgeformter natürlicher oder hergestellter Materialien, Objekte oder Fragmente.[1] Allgemein bekannt ist Picassos Verwendung verschiedenster vorgefundener Materialien (Holz, Metall, Glas) und Gegenstände, die er zu einem neuen Ganzen zusammenfügte. Beispiele sind Picassos Stierschädel (Tête de taureau), von 1940 und 1942, eine Kombination aus Fahrradlenker und Sattel, das Absinthglas oder die Frau mit Kinderwagen. Picasso nutzte das künstlerische Verfahren bereits 1912 für dreidimensionale kubistische Konstruktionen.[2]

Der Begriff Assemblage wurde in den 1950er Jahren von Jean Dubuffet aufgenommen, um eine seiner Werkgruppen zu bezeichnen. 1961 wurde er dann von William C. Seitz, einem der Kuratoren der MoMA-Ausstellung The Art of Assemblage, übernommen. Infolge dieser stark rezipierten Ausstellung ist der Begriff in die kunstgeschichtliche Literatur eingegangen.

Künstler wie Alberto Burri, Louise Bourgeois, Joseph Cornell, Edward Kienholz, Louise Nevelson, Martial Raysse, Hans Salentin und Kurt Schwitters nahmen diese Weiterentwicklung der Collage in ihr Werk auf.

Daniel Spoerri entwickelte seine Fallenbilder als Assemblagen, Robert Rauschenberg verband Assemblage mit Malerei zu Combine Paintings, während Christo und Jeanne-Claude die Assemblage zur Verpackungskunst weiterentwickelten. Auch die Akkumulation der Nouveaux Réalistes kann als Weiterentwicklung oder verwandtes Phänomen gesehen werden. Wolf Vostell begann Ende der 1950er Jahre Fernsehgeräte in seine Objektbilder zu integrieren. Er schuf Skulpturen, bei denen Malerei, Autoteile, Fernseher, Videokameras und Monitore verbunden wurden.

Philosophie

Die französischen Autoren Gilles Deleuze (1925–1995) und Félix Guattari (1930–1992) haben um den Begriff der Assemblage eine sozialwissenschaftliche Theorie konstruiert: Sie verstehen unter Assemblage keine Ansammlungen von Gleichartigem, sondern ein „kontingentes Ensemble von Praktiken und Gegenständen, zwischen denen unterschieden werden kann (und) die entlang den Achsen von Territorialität und Entterritorialisierung ausgerichtet“ werden können. Damit vertreten sie die These, dass bestimmte Mixturen technischer und administrativer Praktiken neue Räume erschließen und verständlich machen, indem sie Milieus dechiffrieren und neu kodieren.[3] Der mexikanische Philosoph Manuel De Landa (* 1952) hat diese Sichtweise in einer Theorie der Assemblage weiterentwickelt.[4]

Hingegen verwendet die US-amerikanische Soziologin und Wirtschaftswissenschaftlerin Saskia Sassen den Begriff nicht zur Theoriebildung, sondern in einer deskriptiven Weise.[5]

Literatur

Bildende Kunst

  • William C. Seitz: The Art of Assemblage. Ausstellung. The Museum of Modern Art, New York 1961.
  • Stephan Geiger: The Art of Assemblage. The Museum of Modern Art, 1961. Die neue Realität der Kunst in den frühen sechziger Jahren. Dissertation Universität Bonn 2005. Schreiber, München 2008, ISBN 978-3-88960-098-1.

Philosophie

Weblinks

Wiktionary: Assemblage – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. William C. Seitz: The Art of Assemblage. Ausstellung. The Museum of Modern Art, New York 1961.
  2. Assemblage. oxfordreference.com, abgerufen am 1. Dezember 2012: „The practice dates back to Picasso's Cubist constructions made from 1912 onwards.“
  3. Gilles Deleuze, Felix Guattari: A Thousand Plateaus: Capitalism and Schizophrenia. Minneapolis 1987, S. 504f.
  4. Manuel De Landa: A New Philosophy of Society: Assemblage Theory and Social Complexity. Continuum, London 2006.
  5. Saskia Sassen: Die Dialektik von Welt und Nation. Zur Transformation von Territorium, Autorität und Recht. In: Blätter für deutsche und internationale Politik (Hrsg.): Das Ende des Kasino-Kapitalismus? 24 Beiträge, von Elmar Altvater, Samir Amin, Mike Davis, Heiner Flassbeck, Nancy Fraser, Thomas L. Friedman, Saskia Sassen, Harald Schumann, Ernst Ulrich von Weizsäcker u. a. Blätter Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-9804925-5-3.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Assemblage aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.