Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Asasel

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum gleichnamigen Roman von Youssef Ziedan siehe Azazel (Roman).
Asasel-Darstellung aus dem 19. Jahrhundert

Asasel oder Azazel (hebräisch עֲזָאזֵל, deutsch auch Asel oder Azaël) ist ursprünglich der Name eines Wüstendämons, dem beim jüdischen Sühnefest (Jom Kippur), mittels des sprichwörtlichen Sündenbocks, die Sünden des Volkes Israel aufgeladen wurden. In späteren Traditionen entwickelten sich Traditionen um Asasel zu einem individuellen Gefallenen Engel, der häufig mit dem Satan in Verbindung gebracht wurde.

Ritual des Sündenbocks

Am zehnten Tag des Monats Tischri begingen die Israeliten den Versöhnungstag (Jom Kippur), ein Sühnefest, in dessen Verlauf zwei Böcke herbeigeführt wurden. Das Los entschied, welcher dem Herrn zugesprochen und zum Zeichen der Sühne geschlachtet wurde, der andere ging an Asasel. Dem Bock Asasels wurden vom Hohepriester die gesamten Sünden des versammelten Volkes auferlegt, anschließend wurde er in die Wüste zu Asasel geschickt (Lev 16,5–10 EU.26 EU). Dies ist allerdings auch die einzige Bezugnahme der (kanonischen) Bibel auf Asasel. Wer oder was er ist, wird an dieser Stelle nicht erklärt. Generell wird die Zeremonie dahingehend gedeutet, dass die Sünde symbolisch aus der Mitte Israels verbannt wird, und zu ihrem Ursprung (zum Teufel) zurück gejagt wird.

In der Vulgata wird Asasel mit caper emissarius übersetzt, dies deutet darauf hin, dass das Wort ursprünglich kein Eigenname war, sondern eine Bezeichnung der Funktion, die der Bock hat (עז אזל 'es 'osel, deutsch ‚Bock der wegträgt‘ statt עזאזל 'asasel). Dagegen scheint zu sprechen, dass 'es (עז) meist ein weibliches Tier bezeichnet, allerdings wird im selben Abschnitt (in Lev 16,5 EU) ebenfalls dieses Wort benutzt, um die beiden (ausdrücklich männlichen!) Böcke als Ziegenböcke zu bezeichnen.

Asasel in den Apokryphen

In späteren Traditionen wird Asasel mit den gefallenen Engeln in Verbindung gebracht. Laut dem apokryphen 1. Buch Henoch lehrte er die Menschen die Metallbearbeitung, den Gebrauch von Waffen, Edelsteinen und Färbemitteln sowie die Kunst des Schminkens.[1] Dadurch trug er zur Verderbnis der Menschen bei und verriet – darin Prometheus ähnlich – den Menschen die Geheimnisse des Himmels.[2] Zur Strafe wurde er von dem Engel Raphael gebunden, gesteinigt und in die Finsternis geworfen:

„Mache in der Dudael-Wüste eine Grube, und wirf ihn hinein. Lege scharfe, spitze Steine unter ihn und bedecke ihn mit Finsternis. Laß ihn dort für immer wohnen und bedecke sein Antlitz, damit er kein Licht schaue. Am Tag des Endgerichts soll er in den Feuerpfuhl geworfen werden! […] Die ganze Erde war doch durch die von Asasel gelehrten Werke verdorben worden.“

– 1. Henoch 10,4–6.8

In späteren dämonologischen Werken gilt Asasel als ein bocksgestaltiger Dämon zweiten Ranges und erster Bannerträger der Höllenarmeen, wird aber auch mit Samael gleichgesetzt.

Asasel im Islam

Auch wenn Asasel (arabisch عزازيل, DMG Azāzīl) namentlich nicht im Koran genannt wird, taucht dieser häufig in den islamischen Traditionen auf – als Name des Teufels (Iblis), ehe dieser aus dem Paradies verbannt wurde.

Asasel in klassischen Traditionen

Nach Abd Allah ibn Abbas war Asasel der gelehrteste unter den Engeln, der mit vier Flügeln ausgestattet die bösen Dschinn auf der Erde bekämpfte.[3] Doch ließ ihn seine Position arrogant werden und als er sich vor dem neugeschaffenen Adam verneigen sollte, weigerte er sich, woraufhin er zu einem Schaitan wurde. Anschließend versuchte er sich, mit der Hilfe eines Pfaus und einer Schlange, in den Garten Eden zu schleichen, um Adam und seine Frau zu verführen.[4] Als ein weiterer Grund, den Befehl der Niederwerfung zu verweigern, wird seine Erschaffung aus Feuer (Geist) genannt, während Adam aus Lehm (Materie) geschaffen wurde.

Ath-Thaʿlabī listet in seinem Werk Arāʾis al-madjālis fī ḳiṣaṣ al-anbiyā die Strafen für Asasels Hochmut auf:[5]

  1. Er verlor seinen Rang als ein Wächter des Himmels
  2. Er wurde auf die Erde und aus der Gegenwart Gottes verbannt
  3. Er wurde von einem Engel in einen Satan verwandelt
  4. Sein Name wurde zu Iblis geändert
  5. Er wurde der Vorsteher der Verdammten
  6. Er wurde von Gott verflucht
  7. Seine Erkenntnis wurde ihm genommen
  8. Das Tor der Reue wurde ihm verschlossen
  9. Er wurde zu jemandem, der Gottes Gnade verfehlt
  10. Er wurde zum Priester des Höllenfeuers

Asasel in mystischen Traditionen

Im Umm al-Kitab gilt Asasel als die erste Emanation des hohen Königs (Allah) und erhielt von diesem die Macht der Schöpfung. Daraufhin erschuf Asasel eigene Welten und Kreaturen, behauptet daraufhin ein Gott neben Gott zu sein. Daraufhin erschuf Allah eine neue Schöpfung, die die Schöpfung von Asasel an Schönheit überstieg um zu demonstrieren, dass jegliche Kraft von Ihm stammt.[6] Asasel und seine Geschöpfe weigern sich allerdings die Autorität von Allah anzuerkennen, inklusive die des neuen Geschöpfes Salman, woraufhin Allah ihm antwortet, es könne unmöglich zwei Götter geben und Asasel in niedere Sphären verbannt. Mit jeder Verbannung verliert Asasel eine Farbe bis er schlussendlich nur noch ein Schatten ist und die materielle Welt, die aus den Geschöpfen Asasels geschaffen wurde, erreicht. Dort beginnt er die Menschheit in die materielle Welt zu verführen und dem gnostischen Demiurgen gleichend[7] in dieser gefangen zu halten und eine Rückkehr in das Paradies zu verhindern.

In einer alevitischen Schöpfungsgeschichte gilt Asasel, neben Cebrail, Mikail, Israfil und Asrael, als einer von fünf Erzengeln. Sie verrichteten 1001 Tage ihre Gebete vor Gottes Tor, ehe es sich öffnete. Hinter dem Tor war ein Licht, vor dem sich die Erzengel verbeugen sollten. Asasel lehnte jedoch ab, da er meinte, auch das Licht wäre nur ein geschaffener Körper und es wäre verboten sich vor einem Geschöpf zu verneigen, denn nur vor dem, der nie erschaffen wurde solle man sich verneigen. Asasel kehrte daraufhin zurück vor Gottes Tor und geriet in die Ich-Welt, was die spätere Feindschaft zwischen Satan und dem Menschen in der physischen Welt herbeiführt.[8]

Neuere Rezeption

Der Name Asasel bzw. Azazel wurde in der Populärkultur immer wieder zur Bezeichnung von dämonischen oder dämonenartigen Figuren verwendet. So ist er beispielsweise im Film Dämon – Trau keiner Seele oder der Fernsehserie Supernatural der Antagonist, in den Filmen Gefallene Engel 2 und Gefallene Engel 3 der Protagonist. Auch in der Literatur (Michail Bulgakows Der Meister und Margarita) tauchen entsprechende Figuren auf. Die genannten Wesen basieren dabei in aller Regel höchstens lose auf der mythologischen Figur.

Literatur

  • Bernd Janowski: Artikel Azazel. In: K. van der Toorn, B. Becking, Pieter W. van der Horst (Hrsg.): Dictionary of Deities and Demons in the Bible. 2. Auflage. Leiden/Boston/Köln 1999, S. 128–131 (Vorschau in der Google Buchsuche).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1. Henoch 8,1.
  2. 1. Henoch 9,6.
  3. Scott B. Noegel, Brannon M. Wheeler: The A to Z of Prophets in Islam and Judaism. Scarecrow Press, 2010, ISBN 978-1-461-71895-6, S. 295 (englisch).
  4. Abū Isḥāq Aḥmad b. Muḥammad b. Ibrāhīm aṯ-Ṯaʿlabī: Islamische Erzählungen von Propheten und Gottesmännern. Qiṣaṣ al-anbiyāʼ oder ʻArāʼis al-maǧālis (= Diskurse der Arabistik. Band 9). Hrsg., übers. und kommentiert von Heribert Busse. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2006, ISBN 3-447-05266-X, S. 39 ff. (Vorschau in der Google Buchsuche).
  5. Abū Isḥāq Aḥmad b. Muḥammad b. Ibrāhīm aṯ-Ṯaʿlabī: Islamische Erzählungen von Propheten und Gottesmännern. Qiṣaṣ al-anbiyāʼ oder ʻArāʼis al-maǧālis (= Diskurse der Arabistik. Band 9). Hrsg., übers. und kommentiert von Heribert Busse. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2006, ISBN 3-447-05266-X, S. 45 (Vorschau in der Google Buchsuche).
  6. Willis Barnstone, Marvin W. Meyer: The Gnostic Bible. Revised and Expanded Edition. Shambhala Publications, Boston 2009, ISBN 978-1-59030-631-4, S. 726.
  7. Willis Barnstone, Marvin W. Meyer: The Gnostic Bible. Revised and Expanded Edition. Shambhala Publications, Boston 2009, ISBN 978-1-59030-631-4, S. 803.
  8. Handan Aksünger: Jenseits des Schweigegebots. Alevitische Migrantenselbstorganisationen und zivilgesellschaftliche Integration in Deutschland und den Niederlanden. Waxmann, Münster 2013, ISBN 978-3-8309-7883-1, S. 83–84, urn
    nbn:de:101:1-201407287342:{{{2}}}.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Asasel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.