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Artur Posnansky

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Artur Posnansky

(Biografien der Personen auf Yoav Gads 'Bar-Mitzwa-Bild' inklusive Hinweisen auf ihre jeweilige Situation Mitte 1941. © Institut für Neue Soziale Plastik e.V. Zusammengestellt von Benno Plassmann, 29. Mai 2021 basierend auf einer Reihe von Quellen. © Bildmaterial: Yoav Gad)

30. Juli 1912, Berlin – 4. Februar 1998, Israel.

Arthur Posnanski wächst auf als eines von drei Kindern eines Schneiders am Rande des Scheunenviertels in Berlin. (Die Schwester wandert 1938 nach Australien aus. Der jüngere Bruder Wilhelm geht auf Hachschara in die Niederlande, nach Einmarsch der Deutschen ist er im Untergrund tätig und erreicht durch die Widerstandsnetzwerke von dort über Frankreich, Spanien und Portugal noch während des Krieges Palästina). Er besucht die jüdische Schule in der Großen Hamburger Straße bis zur Mittleren Reife 1928, dann absolviert er eine kaufmännische Lehre und arbeitet in dem Beruf bis 1938. Bereits 1926 tritt er in die zionistische JLJ (Jüdische Liberale Jugend) ein und engagiert sich in der sozialdemokratisch orientierten Jugendorganisation des ZdA (Zentralverband der Angestellten in Deutschland). Nach der Machtergreifung der Nazis (NSDAP) in Deutschland wendet er sich der jüdischen Sozialarbeit zu, macht das Fürsorgeexamen und war von 1933-1938 ehrenamtlich arbeitender Leiter der jüdischen Jugendhilfe in Berlin-Mitte (angebunden an die Jüdische Gemeinde, enge Zusammenarbeit mit dem Leiter in Berlin-Nord, Alfred Selbiger): „Ich habe Familien betreut mit 18 Kindern, von Sterilisationen gefährdete Jugendliche, Vertretung bei Gerichten als Beihilfe, als Beistand, und auch, zuletzt vor jüdischen Rabbinatsgerichten, wenn Jugendliche irgendwie etwas gemacht haben beim jüdischen Chef oder so, es kamen Konflikte vor, hat man versucht das erstmal zu lösen mit jüdischen Gerichten, beim Rabbiner, um die Sache nicht öffentlich auszutragen.“ (Zitat aus einem Interview mit ihm bei der Shoah Foundation). Im Februar 1939 wird er zunächst Nachfolger von Alfred Selbiger als Madrich der Hachschara Havelberg, 1940 Nachfolger von Herbert Growald als Madrich der Hachschara Ahrensdorf, zusammen mit Anne-Ora Borinski. Dort verlobt er sich mit Suse Gattel aus Breslau.

Als Ahrensdorf im Frühsommer 1941 aufgelöst wird, bringt er die Jugendlichen nach Gut Neuendorf. Nach Streit mit dem dortigen Leiter Martin Gerson kommt Posnanski Mitte 1941 nach Berlin zurück und wird auf Vermittlung von Alfred Selbiger Leiter des jüdischen Jugendheims für ca. 60 „gefährdete Jugendliche“ in der Levetzowstraße.

Nach einer Warnung durch Hedwig Eppstein, Ehefrau des Geschäftsführers der Reichsvereinigung der Juden, kann er die Deportation des Jugendheims vermeiden (der erste Transport aus Berlin ins Ghetto Litzmannstadt fand am 18.10.1941 statt), denn er wird stattdessen (wohl Ende September) zur Zwangsarbeit in einer Lackfabrik in Berlin-Weissensee geschickt. Nach eigenen Angaben im Interview war er dort für 1 ½ Jahre (also wohl Oktober 1941 – Februar 1943). In stark reduzierter Form bleiben jüdische Jugendgruppen des Hechaluz bestehen, Posnanski leitet eine von ihnen zusammen mit Lotte Kaiser. Im Rahmen der sog. „Fabrikaktion“ wird er im Februar 1943 nach Auschwitz deportiert, wo er im Lager Monowitz im April 1943 die anderen aus Neuendorf deportieren Jugendleiter*innen und Jugendlichen wiedertrifft. Er arbeitet in der Krankenstation, kann so vielen Menschen helfen und stellt sogar Kontakt zu seiner Verlobten Suse Gattel in Breslau her. Sie arbeitet auf der jüdischen Krankenstation (auf dem Breslauer Friedhof) und es gelingt ab und an, Nachrichten auszutauschen und Päckchen ins Lager zu schicken bzw. zu schmuggeln (Angaben aus Karla Wollf: Ich blieb zurück, Berlin 2012, S. 95/96). Suse Gattel wird Anfang 1945 nach Bergen-Belsen verschleppt und dort ermordet. Posnanski überlebt den Todesmarsch und ist von Februar – April 1945 Häftling im KZ Buchenwald, wo er die Befreiung erlebt. Er wird einer der Leiter*innen des im Mai 1945 auf einem beschlagnahmten Bauernhof in Eggendorf bei Weimar gegründeten Kibbuz Buchenwald. Der Kibbuz wird noch im Sommer desselben Jahres auf den Gehringshof bei Fulda in der Amerikanischen Zone verlegt, wo Posnanski für 2 ½ Jahre bis zu seiner Alija (Auswanderung nach Israel, die auf Hebräisch seit der Bibelzeit als Aufstieg bezeichnet wird) lebt und arbeitet.

Weblinks (Auswahl)

Artur Posnanski, geboren am 30. Juli 1912 in Berlin, beschreibt seine Familie; Teil einer jüdischen Organisation (ILI) zu sein; Er arbeitete für eine jüdische Sozialorganisation und brachte 1935 120 Kinder nach Dänemark; 1938 brachte er 30 Kinder nach Schweden; achtmal rettete er seine Eltern vor Transporten; 1938 nach Hafilberg in Brandenburg; zurück nach Berlin, wo er zur Zwangsarbeit eingezogen wurde; sein Bruder reist illegal nach Palästina; in das Lager Monowitz (Außenlager von Auschwitz) transportiert zu werden; die Bombardierung seiner Kaserne durch die Engländer; Scharlach im Lager; Selektionen in den Lagern; Verlegung nach Buchenwald; Befreiung und Zustand des Lagers zum Zeitpunkt der Befreiung; sein Familienleben nach dem Krieg und seine Einwanderung nach Israel; und seine Sicht auf das Nachkriegsdeutschland
Englisch: Artur Posnanski, born on July 30, 1912, in Berlin, Germany, describes his family; being part of a Jewish organization (ILI); working for a Jewish social agency and taking 120 children to Denmark in 1935; bringing 30 children to Sweden in 1938; saving his parents eight times from transports; going to Hafilberg in the province of Brandenburg in 1938; going back to Berlin, where he was conscripted into forced labor; his brother going to Palestine illegally; being transported to camp Monowitz (a sub-camp of Auschwitz); the bombing of his barracks by the English; scarlet fever in the camp; selections in the camps; being moved to Buchenwald; being liberated and the condition of camp at the time of liberation; his post-war family life and immigration to Israel; and his views on post-war Germany.]