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Ars moriendi

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Dämonen versuchen einen Sterbenden mit Kronen (ein Zeichen irdischen Stolzes), unter den missbilligenden Blicken Mariens, Christi und Gottes, des Vaters. Holzschnitt

Als Ars moriendi (lat. für „die Kunst des Sterbens“) wird eine im Spätmittelalter entstandene Gattung der Erbauungsliteratur bezeichnet, die die christliche Vorbereitung auf einen guten Tod lehren. Dabei kann Ars moriendi sowohl die unmittelbare Situation des Sterbens (den „guten Tod“) als auch die Einübung des Sterbens zur rechten Zeit bedeuten. Der Gegenbegriff ist Ars vivendi.

Entstehung

Im Mittelalter fürchtete man, auch vor dem Hintergrund vieler Seuchen wie dem Schwarzen Tod, vor allem den unerwarteten Tod. Einige Heilige, wie etwa der hl. Christophorus oder der hl. Josef, wurden gegen einen unvorbereiteten Tod oder um ein gutes Sterben angerufen. Der tägliche Anblick des hl. Christophorus sollte vor einem unvorbereiteten Tod bewahren; die übergroße Darstellung des hl. Christophorus an vielen Kirchen diente diesem Zweck. Man fürchtete insbesondere, ohne die rechte Vorbereitung der Seele und ohne christliche Begleitung sterben zu müssen, etwa, indem man von Räubern erschlagen wurde.

Mit der Einübung einer Ars moriendi wollte man erreichen, dass die Menschen sich um das Heil ihrer Seele (salus animae) bemühten, solange noch Zeit dazu war. In einer solchen Erbauungsschrift finden sich für gewöhnlich Ausführungen über die Versuchungen und Wurzelsünden, die dem Heil der Seele gefährlich oder abträglich sein konnten: Versuchungen des Glaubens, der Verzweiflung nachgeben, dem Hochmut oder Stolz (superbia) verfallen, wie auch die Versuchung durch irdische Güter, gefolgt von Erläuterungen, wie diesen Versuchungen begegnet werden könne.

Jean Gerson schrieb um 1408 den Prototyp der Textgattung der Ars moriendi, das Opus(culum) tripartitum. Der elsässische Prediger Johann Geiler von Kaysersberg übersetzte dieses Werk um 1481 unter dem Titel Wie man sich halten sol by eym sterbenden Menschen und verfasste 1497 eine selbständige Schrift: Ein ABC, wie man sich schicken sol, zu einem kostlichen seligen tod.

Die Ars moriendi des Meisters E. S. von 1415 bzw. in einer zweiten Fassung von 1450 enthält zahlreiche illustrierende Holzschnitte, die wiederum auf Illuminationen früherer Autoren beruhten.

Domenico Kardinal Capranica verfasste 1452 ein weiteres Erbauungsbuch über einen guten Tod, den Speculum artis bene moriendi („Spiegel der Kunst des guten Sterbens“, auch Ars bene moriendi, „Die Kunst des guten Sterbens“), das 1473 in deutscher Übertragung vorlag. Daneben wurden auch viele Artes moriendi ohne Angabe des Verfassers gedruckt. In der bildlichen Kunst des Mittelalters entspricht deren Grundhaltung auch der des sogenannten Totentanzes.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Ars vivendi – Ars moriendi. Die Kunst zu leben – Die Kunst zu sterben. Die Handschriftensammlung Renate König. 34 der schönsten Andachtsbücher des Mittelalters aus der wohl bedeutendsten Sammlung in deutschem Privatbesitz. Hrsg. und bearbeitet von Joachim M. Plotzek u. a. Katalog zur Ausstellung im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Köln. Hirmer, München 2001, ISBN 3-7774-9180-2
  • Franz Falk: Die deutschen Sterbebüchlein von der ältesten Zeit des Buchdrucks bis zum Jahre 1520. Bachem, Köln 1890; Nachdruck: Rodopi, Amsterdam 1969 (gibt einen guten Überblick und weitere Titel)
  • Alois M. Haas: Didaktik des Sterbens in Text und Bild
  • Arthur E. Imhof: Ars moriendi. Die Kunst des Sterbens einst und heute. Böhlau, 1993, ISBN 3-205-05361-3 (Aus gerontologischer Sicht)
  • Anne Th Klärner: Die Lebens-Kultur der ars moriendi. Literatur als Weg in der Lebens- und Sterbebegleitung. hospizverlag, 2006, ISBN 3-9810020-7-5
  • Jacques Laager (Hrsg./Übers.): Ars moriendi. Die Kunst, gut zu leben und gut zu sterben. Texte von Cicero bis Luther, mit 11 Kupferstichen von Meister E.S. Manesse, Zürich 1996, ISBN 3-7175-1884-4, ISBN 3-7175-1885-2
  • Claudia Resch: Trost im Angesicht des Todes. Frühe reformatorische Anleitungen zur Seelsorge an Kranken und Sterbenden, A. Francke Verlag, Tübingen und Basel 2006, ISBN 978-3-7720-8191-0
  • Rainer Rudolf, Rudolf Mohr, Gerd Heinz-Mohr: Ars moriendi I. Mittelalter II. 16. bis 18. Jahrhundert III. Praktisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 4, 1979, S. 143–156
  • Thomas Schwaiger: Christliches Totenbuch. Meditationen über Ende und Anfang. Kösel, München 2005, ISBN 3-466-36699-2
  • ARS MORIENDI. In: Zedlers Universal-Lexicon, Supplement 2, Leipzig 1751, Spalte 436 f.

Weblinks

 Commons: Ars moriendi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Georg Wehrens: Der Totentanz im alemannischen Sprachraum. "Muos ich doch dran – und weis nit wan. Schnell & Steiner, Regensburg 2012, S. 14, 49ff. ISBN 978-3-7954-2563-0
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ars moriendi aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.