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Aharon Kotler

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Aharon Kotler

Aharon Kotler (geb. 1891 / 5651 in Śvisłač, Russisches Reich, jetzt Weissrussland; gest. 29. November 1962 / 2. Kislev 5723 in New York) war ein orthodoxer Rabbiner und ein herausragender Führer des orthodoxen Judentums in Litauen und später in den Vereinigten Staaten, wo er das renommierte Bet Midrasch Govoha in Lakewood, New Jersey, errichtete, mittlerweile eine der grössten Institutionen ihrer Art weltweit.

Leben

Ganz jung, im Alter von elf Jahren, verlor er seine beiden Eltern und wurde dann von seinem Onkel, Rabbi Jizchok Pines, in der Stadt Minsk aufgezogen. Dank seinem gewaltigen Che'ischek zum Lernen schon in jungen Kindesjahren konnte er seine "Zoro" als Waisenkind überbrücken.

Mit 13 Jahren verliess er Minsk und kam nach Slobodka. Aharon Kotler studierte zunächst in der Slobodker Jeschiwa in Litauen unter dem Alten von Slobodka sowie unter Rabbi Moshe Mordechai Epstein. Danach begab er sich zu seinem Schwiegervater, Isser Zalman Meltzer, um ihn in der Führung der Slutsker Jeschiwa zu unterstützen.

Als die Kommunisten an die Macht kamen, übersiedelte die Jeschiwa von Slutsk nach Kletsk in Polen. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wechselte die Jeschiwa mit Rav Kotler erneut den Standort, und zwar diesmal nach Wilna, wo er die Menschen trotz der näherrückenden Nazis ermunterte auszuharren. Die meisten seiner Studenten wurden von den Nazis ermordet. Einige hörten nicht auf ihn und flohen nach China. Er selbst wurde 1941 durch die Rettungsorganisation Vaad Hatzalah nach Amerika gebracht.

1943 gründete Rav Kotler das Bet Midrasch Govoha in Lakewood, New Jersey, mit 15 Studenten. Das Verbreiten von Tora-Weisheit machte er sich zu seiner Lebensaufgabe, obwohl ihm anfangs gesagt wurde, er verschwende seine Zeit mit dem Versuch, in Amerika etwas aufzubauen, was in Europa unwiederbringlich zerstört worden sei, und jüdische Studenten seien am Talmud um seiner selbst willen nicht interessiert, sondern allein daran, einen formalen Titel zu erwerben, der es ihnen ermögliche, Geld zu verdienen. Seine Antwort war, er wolle "Tora in Amerika pflanzen und ausbreiten", und tatsächlich wurde das Tora-Wissen durch seine Aktivitäten in ganz Amerika verbreitet und seine besten Studenten gründeten selbst Jeschiwot zur weiteren Verbreitung von Tora-Weisheit.

Unmittelbar vor seinem Tod hatte die mittlerweile hochangesehene Jeschiwa 250 Studenten. Sein Sohn Shneur Kotler folgte ihm als Rosch Jeschiwa nach, und die Institution wuchs in der Folge zur grössten ihrer Art in Amerika heran mit (2007) 5000 Studenten, die Lakewoood community umfasst ein Netzwerk von 50 Jeschiwot mit ca. 100 Synagogen für eine orthodoxe Bevölkerung von geschätzt 40.000 Personen.

Rav Kotler half auch bei der Gründung von Chinuch Atzmai, des unabhängigen religiös-orthodoxen Schulsystems in Israel, und war Vorsitzender der Moetzes Gedolei HaTorah von Agudath Israel. Er war Präsident des rabbinischen Aufsichtsgremiums von Tora Umesorah (National Society for Hebrew Day Schools) und war Mitglied der Präsidien der Agudas HaRabbonim der USA und von Kanada.

Nach dem Tod seines Schwiegervaters, Rabbi Zalman Isser Meltzer, übernahm er dessen Position als Rosch Jeschiwa der Etz Chaim Jeschiwa in Jerusalem, obwohl er weiterhin in den USA lebte und Israel nur fallweise besuchte.

Rav Aharon Kotler starb am 29. November 1962 in New York. An der Trauerfeier in Manhattans Lower East Side nahmen 25 000 Trauergäste teil, darunter auch viele Offizielle der Stadt. 700 Sitzplätze waren reserviert für Honoratioren, z. B. für Shlomo Goren, Israels Militärrabbiner. Trauerreden hielten u. a. Moshe Feinstein und der Satmarer Rebbe, Joel Teitelbaum. Nach der Trauerfeier wurde der Körper des Verstorbenen mit dem Flugzeug nach Israel überführt, wobei eine grosse Anzahl von Studenten den Flug begleitete und der Sarg nach der Ankunft in Israel von ungefähr 5000 Personen am Flughafen in Empfang genommen wurde. Jerusalems Verkehr stand still, weil 30 000 Menschen gekommen waren, die den Transport des Sarges vom Flughafen zur Etz Chaim-Jeschiwa begleiten wollten, wo eine Anzahl von weiteren Tausenden Menschen aus ganz Israel zusammengekommen war, um ihm vor der Beisetzung auf dem Har HaMenuchot die letzte Ehre zu erweisen.

Anekdoten

  • Während des Krieges trafen sich Reb Aharon und Raw Awraham Kalmanowitz mit dem amerikanischen Finanzminister Henry Morgenthau, um Geld zu sammeln, damit sie Juden retten konnten, die in europäischen Ländern festsassen. Die zwei Tora-Führer sprachen kein Englisch, doch wurden sie von dem bekannten frommen Aktivisten Reb Irving Bunim begleitet, der als Übersetzer fungierte. Morgenthau lehnte ihre Bitte ab, da sie gegen die Grundsätze der USA verstosse und er vielleicht seinen Job verlieren würde, wenn er einer solchen Sache zustimmte. "Sag ihm", meinte Reb Aharon zu Reb Bunim, "dass das Leben eines jüdischen Kindes mehr wert ist als seine Stelle". Reb Bunim erschrak. Wie konnte er dies dem Finanzminister der USA sagen. Doch Reb Aharon drängte ihn: "Sag es ihm! Sag es ihm!" Also hörte er auf ihn. Morgenthaus Antwort war überraschend: "Wenn der Rabbiner das sagt, dann weiss er, was er sagt. Ich verspreche ihm, nach besten Kräften zu helfen". Daraufhin hob er den Telefonhörer und drohte zurückzutreten, wenn er das Geld nicht bekomme – und so erhielten sie das Geld.
  • Während des Krieges gab es eine Gruppe von 24 Rabbanim, die versuchten, aus Italien zu flüchten. Italien war mit den Deutschen verbündet, also waren die Rabbanim in grosser Gefahr. Reb Aharon beriet sich mit Reb Bunim, der vorschlug, die Hilfe der italienischen Mafia zu erhalten. So beschloss Reb Aharon, ihren Anführer Joe Bonanno zu treffen. Reb Aharon kam zum Treffen mit einem dicken Umschlag voller Geld, um damit Bonanno zu bestechen. Wie sonst auch, sprach Reb Aharon Jiddisch und Reb Bunim übersetzte. Sie erklärten, dass sie 24 Rabbiner aus Italien retten wollten. Bonanno schaute Reb Aharon an und sagte: "Es wird in Ordnung sein". Er erklärte sich also einverstanden zu helfen. Zur grossen Überraschung der Anwesenden weigerte er sich sogar, das Geld anzunehmen. Er sagte: "Ich will kein Geld. Ich will einen Segen". Da war guter Rat natürlich teuer. Wie kann man einen solchen Kriminellen segnen? Alle hielten den Atem an. Dann sagte Reb Aharon in Jiddisch: "Ich segne ihn, dass er lang leben und in seinem Bett sterben soll". Bonanno freute sich unendlich über diesen Segen, nachdem er ihm wortwörtlich übersetzt worden war. "Welch wunderbarer Segen!", sagte er immer und immer wieder. Und er hatte recht, normalerweise werden Leute wie er nicht alt und sterben auch nicht in ihrem Bett. Doch Bonanno starb in seinem Bett, im Alter von 97 Jahren und mehr als ein halbes Jahrhundert, nachdem dieser Segen gesprochen wurde!

Weblinks

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