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Arnold Esch (Historiker)

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Arnold Esch (* 28. April 1936 in Altenbögge/Kreis Unna, Westfalen) ist ein deutscher Historiker. Er lehrte zunächst als Professor der Mittelalterlichen Geschichte an der Universität Bern und war von 1988 bis 2001 Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Esch ist durch zahlreiche Publikationen als einer der besten Kenner des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Rom ausgewiesen.

Leben und Wirken

Der Sohn des Pfarrers Fritz Esch (1901–1983) studierte in Münster, Göttingen und Paris Geschichte, Klassische Archäologie und Politische Wissenschaften. Im Jahr 1964 wurde er in Göttingen bei Hermann Heimpel mit der Arbeit Bonifaz IX. und der Kirchenstaat promoviert. Anschließend war er als Assistent in Göttingen tätig. Von 1970 bis 1973 war er als Assistent am DHI tätig. Nach der Habilitation 1974 in Göttingen mit der Arbeit Verhältnis von Stadt und Land am Beispiel der toskanischen Stadt Lucca lehrte er dort ein Jahr als Privatdozent und verbrachte ein weiteres Jahr als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Instituts. 1977 wurde er Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Bern. 1985/86 war er deren Rektor. Seine Antrittsrede zum Berner Rektorat hielt er über die Universität im Mittelalter.[1] Von 1988 bis 2001 war er Direktor des DHI in Rom.

Esch forschte hauptsächlich zur italienischen Geschichte im 14. und 15. Jahrhundert. In dieser Phase kehrte das Papsttum von Avignon nach Rom zurück und entfaltete sich die Renaissance in Italien. Neue Akzente setzten seine Studien zur Verwendung von Spolien und zu den römischen Straßen. Esch durchwanderte mit seiner Frau die fünf aus der Antike überkommenen Straßenzüge (Via Appia, Via Cassia, Via Flaminia, Via Salaria, Via Valeria). Diese persönlichen Erfahrungen waren die Grundlage für zahlreiche Einzelveröffentlichungen[2] und wurden 1997 in einer Monographie veröffentlicht.[3] Esch möchte mit dem Bildband dem Leser „die Freude, der Geschichte in freier Landschaft nachzugehen“, vermitteln.[4] Im Jahr 2016 veröffentlichte Esch eine neue Darstellung zu Rom in der Übergangszeit vom Mittelalter zur Renaissance. Die Darstellung ist Ergebnis langjähriger intensiver Erforschung unterschiedlicher Quellen in den Archiven, darunter der römischen Zollregister von 1445 bis 1485 oder von bisher kaum ausgewerteten Notariats-Protokollen. Dabei konnte er auch neue Dokumente unter anderem zur römischen Universität und von den Sforza-Gesandten an der Kurie heranziehen.[5] Esch unterbreitete im Schluss seiner Darstellung statt des üblichen Epochenschnitts für Rom im Jahr 1494 einen Vorschlag für eine neue Epochengrenze: „1496, der junge Michelangelo betritt Rom – denn als er stirbt, ist Rom ein anderes, auch durch ihn ein anderes geworden“.[6] Esch hat für seine 2014 veröffentlichte Darstellung etwa 2400 von rund 97.000 Suppliken im Zeitraum von 1439 bis 1484 ausgewertet.[7] Er hat aber auch wichtige Beiträge zur Geschichtsmethodik und -theorie geliefert. Die methodischen Grundprobleme von Überlieferungschance und -zufall hat Esch herausgearbeitet. In seiner Berner Antrittsvorlesung veranschaulichte er, von welchen Faktoren Art und Umfang der Quellenüberlieferung abhängig sind und welche Konsequenzen dies für das Urteilsvermögen des Historikers hat.[8]

Esch ist ‚Socio straniero‘ (auswärtiges Mitglied) der Accademia dei Lincei. Er ist ordentliches Mitglied der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (seit 1992), korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (seit 1999), Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica, Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts, Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft und anderer wissenschaftlicher Institutionen. Er ist ordentliches Mitglied der Pontificia Accademia Romana di Archeologia und des Istituto di Studi Romani. Esch erhielt unter anderem 1995 den Premio Cultore di Roma, 1996 den Karl-Vossler-Preis[9] für wissenschaftliche Prosa, 1997 die Gauss-Medaille, 2004 den Premio Galileo Galilei, 2005 den Reuchlin-Preis. 2007 wurde er mit der Lichtenberg-Medaille der Göttinger Akademie ausgezeichnet, 2011 mit dem Sigmund Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa. Ihm wurde die Ehrendoktorwürde der Universität Lecce und der Universität Siena verliehen.

Schriften (Auswahl)

  • Bonifaz IX. und der Kirchenstaat. Niemeyer, Tübingen 1969.
  • Die Anfänge der Universität im Mittelalter. Haupt, Bern 1985, ISBN 978-3-258-03558-1.
  • Bern und Italien. Helbing und Lichtenhahn, Basel/Frankfurt am Main 1993, ISBN 978-3-7190-1284-7.
  • Zeitalter und Menschenalter. Der Historiker und die Erfahrung vergangener Gegenwart. C.H. Beck, München 1994, ISBN 978-3-406-38350-2.
  • Römische Straßen in ihrer Landschaft. Das Nachleben antiker Straßen um Rom. Mit Hinweisen zur Begehung im Gelände. Philipp von Zabern, Mainz 1997, ISBN 978-3-8053-2010-8.
  • Wege nach Rom. Annäherungen aus zehn Jahrhunderten. C.H. Beck, München 2003, ISBN 978-3-406-50275-0.
  • Wiederverwendung von Antike im Mittelalter. Die Sicht des Archäologen und die Sicht des Historikers. de Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-018426-5.
  • Economia, cultura materiale ed arte nella Roma del primo Rinascimento. Roma nel Rinascimento, Rom 2007, ISBN 978-88-85913-47-9.
  • Landschaften der Frührenaissance. Auf Ausflug mit Pius II. C.H. Beck, München 2008, ISBN 3-406-57038-0.
  • Wahre Geschichten aus dem Mittelalter. Kleine Geschichten selbst erzählt in Schreiben an den Papst. C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60133-0.
  • Zwischen Antike und Mittelalter. Der Verfall des römischen Straßensystems in Mittelitalien und die Via Amerina. C.H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62143-7.
  • Die Lebenswelt des europäischen Spätmittelalters. Kleine Schicksale selbst erzählt in Schreiben an den Papst. C.H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66770-1.
  • Rom. Vom Mittelalter zur Renaissance. 1378–1484. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69884-2.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Die Antrittsrede ist publiziert unter dem Titel Arnold Esch: Die Anfänge der Universität im Mittelalter. Bern 1985.
  2. Arnold Esch: Die Via Appia in der Landschaft. Hinweise zur Begehung im Gelände zwischen Genzano und Cisterna. In: Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte 19 (1988), S. 15–29; Arnold Esch: Die Via Cassia in der Landschaft. Nachleben einer antiken Straße, mit Hinweisen zur Begehung im Gelände zwischen Sutri und Bolsena. In: Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte 21 (1990), S. 134–158; Arnold Esch: Die Via Flaminia in der Landschaft. Nachleben einer antiken Straße, mit Hinweisen zur Begehung im Gelände zwischen Soracte und Otricoli. In: Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte 26 (1995) S. 85–113.
  3. Arnold Esch: Römische Straßen in ihrer Landschaft. Das Nachleben antiker Straßen um Rom. Mit Hinweisen zur Begehung im Gelände. Mainz 1997. Vgl. dazu die Besprechung von Alfred A. Strnad in: Innsbrucker Historische Studien 22 (2000), S. 398–399.
  4. Arnold Esch: Römische Straßen in ihrer Landschaft. Das Nachleben antiker Straßen um Rom. Mit Hinweisen zur Begehung im Gelände. Mainz 1997, S. 2.
  5. Vgl. dazu die Besprechungen von Andreas Rehberg in: Historische Zeitschrift. 306 (2018), S. 835–836; Guntram Koch in: Das Historisch-Politische Buch. 65, 2017, S. 422–423.
  6. Arnold Esch: Rom. Vom Mittelalter zur Renaissance. 1378–1484. München 2016, S. 340.
  7. Arnold Esch: Die Lebenswelt des europäischen Spätmittelalters. Kleine Schicksale selbst erzählt in Schreiben an den Papst. München 2014, S. 9.
  8. Arnold Esch: Überlieferungs-Chance und Überlieferungs-Zufall als methodisches Problem des Historikers. In: Historische Zeitschrift. Bd. 240, 1985, S. 529–570.
  9. Träger des Karl-Vossler-Preises, Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
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