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Armbrust

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Dieser Artikel behandelt die historische Armbrust. Für weitere Bedeutungen siehe Armbrust (Begriffsklärung).
Balester oder Schnäpper aus dem 16. Jh. mit Stahlbogen und Doppelsehne (Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg), aus Meyers Konversationslexikon 1888

Die Armbrust ist eine bogenähnliche Fernwaffe, die Pfeile oder Bolzen aus Metall, Kunststoff oder Holz verschießt.

Etymologie

Das Wort Armbrust geht auf lat. arcubalista (Bogenschleuder, dt. auch „Arcuballiste“) zurück[1], im Französischen arbalète. Im 16. Jahrhundert war noch das Wort „Balester“ verbreitet. Die Eindeutschung des Begriffs führte zu einer Kombination der Wörter „Arm“ und mhd. berust/berost (Ausrüstung bzw. Bewaffnung) zum Wort „Armbrust“ (regional auch Armborst, Armst, Arbrost).[1]. In der Mehrzahl (Plural) spricht man von den Armbrüsten bzw. die Armbrüste. Der Hersteller einer Armbrust war der Armbruster.

Technik

Der Gastraphetes, eine altgriechische Armbrust
Spitze eines Armbrustbolzens aus dem 14. Jh.

Die Armbrust ist im Prinzip ein horizontal auf einer Mittelsäule montierter Bogen, der es dem Schützen durch eine Rückhaltevorrichtung für die Sehne ermöglicht, die Waffe ohne Anstrengung gespannt zu halten und dadurch lange und genau zu zielen. Durch geeignete Konstruktion (stärkere Bögen) kann die Armbrust erheblich mehr Energie speichern und auf ein Projektil übertragen, als es einem Bogenschützen durch bloße Armkraft möglich wäre. Deshalb können keine langen, elastischen Holzpfeile verschossen werden, die unter den auftretenden Beschleunigungskräften zerbrechen würden, sondern kurze, steife Bolzen oder - seltener - Keramik- oder Steinkugeln zu Jagd- und Sportzwecken (mit einem kleinen Korb als Projektilaufnahme). Heute kommen bei Armbrusten mit hoher Beschleunigung vorwiegend Pfeile aus modernen Werkstoffen wie Aluminium oder Carbon mit bis zu 55 cm (22 Zoll) Länge zum Einsatz.

Die Armbrust durchlief drei wesentliche Entwicklungsstufen:

1. Die Armbrust mit hölzernem Bogen (bevorzugt Eibenholz wegen dessen Elastizität) stellt die Urform dar. Sie wurde meist beidhändig gespannt, wobei das „Mündungsende“ der Waffe mit dem Fuß / den Füßen des Armbrustschützen in einer Art Steigbügel am Boden gehalten wurde. Spannhilfsmittel brauchten wegen der begrenzten Zugkraft nicht eingesetzt zu werden.

Stärkere Armbruste wurden mit dem Spanngürtelhaken gespannt, einem eisernen Haken, der vorn an einem Leibgurt hing. Zum Spannen des Bogens kniete sich der Schütze hin, um die Armbrustsehne in den Spannhaken zu legen, setzte dann seinen Fuß in den Steigbügel (Stegreif) und spannte die Armbrust beim Aufstehen oder er hakte den Spanngürtel im Stehen ein, setzte einen Fuß in den Bügel und trat die Armbrust zum Boden hinunter.

Zwei mittelalterliche Armbruste mit Stahl- und Hornbogen

2. Die leistungsfähigere Form der Armbrust war mit einem Kompositbogen (lat. componere = zusammensetzen) ausgestattet. Der Bogen war bei dieser Variante aus Schichten von Horn und Tiersehnen verleimt und bog sich ohne Bogensehne nach vorn (sog. Reflex). Diese Art von Bogen kam in Europa wahrscheinlich zu Ende des 12. Jahrhunderts durch Übernahme der Komposittechnik aus Byzanz oder Arabien in Gebrauch. Diese Art von Armbrust bedurfte wegen ihrer hohen Zugkraft meist einer Spannhilfe in Form von Flaschenzügen, Hebelkonstruktionen wie Geißfuß und Wippe, Winden oder Schrauben. Der Kompositbogen war sehr empfindlich gegen Feuchtigkeit. So soll es vorgekommen sein, dass sich derartige Konstruktionen in der Schlacht bei einsetzendem Regen auflösten. Eine Armbrust mit Kompositbogen ist im rechten Bild unten zu sehen (mit aufgesetzter Zahnradwinde), die Zeichnung rechts daneben ist ein Querschnitt durch einen solchen Bogen. Sie zeigt den Aufbau aus verzahnten Hornstäben/Platten und Sehnenbelag.

„Wallarmbrust“ des 15. Jahrhunderts. Diese schweren Armbruste wurden auf die Mauer aufgelegt zur Verteidigung bei Belagerungen verwendet.

3. Die historisch leistungsfähigsten Formen der Armbrust wie die Arbalest mit stählernem Bogen kamen im 14. Jahrhundert auf. Sie war im Gegensatz zur Kompositbogenkonstruktion nicht mehr witterungsanfällig; zum Spannen mussten ebenfalls die o. a. Hilfen angewendet werden. Eine Armbrust mit Stahlbogen ist im rechten Bild oben zu sehen, rechts daneben eine Zahnrad-Spannwinde mit Kurbel.

Neben den tragbaren Armbrusten für die Feldschlacht gab es auch noch größere stationäre Geräte mit höherer Leistung, die auf Schiffen und zur Verteidigung von Burgen und Städten eingesetzt wurden wie die sogenannte Turmarmbrust oder Flaschenzugarmbrust, ähnlich der römischen Balliste, bei der allerdings die Torsionsspannung von verdrehten Faserbündeln genutzt wurde. Sie war zum Horizontalschuss bestimmt und hatte die typische Armbrustform. Man baute Turmarmbruste mit einer Länge von bis zu zehn Metern. Sie sind systematisch verwandt mit historischen Katapulten sowie neuzeitlichen Harpunensystemen und Geschützen (Lafetten, Panzer).

Geschichte

Armbrustherstellung (Pogner) um 1568

Im antiken Griechenland ist seit dem 5. Jahrhundert v. Chr eine Urform der Armbrust bezeugt, der Gastraphetes. In Xanten am Niederrhein fanden Archäologen in einer Kiesgrube metallene Reste einer römischen Torsionsarmbrust aus der Zeit um Christi Geburt. Reste ähnlicher Waffen wurden bereits in Spanien und im Irak gefunden. Ein militärischer Einsatz der Armbrust durch römische Soldaten ist daher wahrscheinlich. Die Römer nannten diese Waffen Ballistae. Römische Armbruste mit Hornbogen werden auf den Reliefs von Solignac und Saint Marcel bei Le Puy dargestellt. Die Darstellung der letztgenannten wird auf das 1. Jahrhundert n. Chr. datiert. Beide Waffen haben einen kurzen Schaft. Die Sehne wurde (nach dem Relief von Solignac zu urteilen) im gespannten Zustand durch die sogenannte Nuss gehalten.[2][3]

Frühe Formen von Armbrusten finden sich auch in China, z.B. bei den Keramikfiguren des ersten Kaisers Qin Shihuangdi († 210 v. Chr.): Wehrbauern wurden bei drohender Invasion von Reitervölkern aus dem Nordwesten damit ausgerüstet, damit sie von der „10.000 Li“ (= „unendlich“) langen Großen Chinesischen Mauer den Ansturm der Reiterhorden abwehrten.

Spätestens den Normannen in Frankreich gelang es, die Armbrust zu einer kriegstauglichen Waffe in Europa weiterzuentwickeln. In der Schlacht von Hastings (1066) setzten die Normannen gegen die Angelsachsen Armbruste ein. Der Teppich von Bayeux, der diese Schlacht und ihre Vorgeschichte darstellt, zeigt allerdings keine Armbruste; deren Existenz wurde erst durch Ausgrabungen von Armbrustbolzen auf dem Schlachtfeld bekannt.

In Europa wurde die Verwendung von Bögen und Armbrusten in Kämpfen zwischen Christen durch das Zweite Lateranische Konzil 1139 verboten, da sie wegen ihrer Reichweite und ihrer Durchschlagskraft gegen Rüstungen als unritterlich galten. Der Einsatz gegen Heiden, insbesondere gegen arabisch/islamische Gegner, blieb jedoch erlaubt. Diese moralische Ächtung war jedoch in der Kriegspraxis nicht durchsetzbar. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet ein bekannter Förderer der Armbrust, Richard Löwenherz, kam 1199 durch einen Armbrustbolzen zu Tode.

Ladender Armbrustschütze hinter einer Pavese (Schutzwand)

Die Kadenz war im Vergleich zu den im 13./14. Jahrhundert erfolgreicheren Langbögen aus England wesentlich langsamer (1–2 pro Minute gegenüber max. 10–12 beim Langbogen). Sie war daher weniger zur offenen Feldschlacht geeignet, sondern mehr als Scharfschützenwaffe für statische Belagerungskämpfe. Weiterhin war die Ausbildung des Schützen an der Armbrust einfacher und stellte weniger physische Ansprüche als die des Bogenschützen, so dass sie aufgrund aller Faktoren zur Hauptwaffe der Städter wurde. Aus dieser Tradition entstanden die Schützengilden (siehe auch Schützenbruderschaft) und regelmäßige Schützenwettbewerbe als Training und Leistungsprüfung für wehrhafte oder wehrpflichtige Bürger.

Skizze einer Riesen-Armbrust (Leonardo da Vinci)

Im späten 15. Jahrhundert wurde mit der Arkebuse (Hakenbüchse) eine tragbare Feuerwaffe konzipiert, die sowohl den Bogen als auch die Armbrust als Kriegswaffe bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts in großen Teilen Europas verdrängte. Der Codex Atlanticus von Leonardo da Vinci, datiert zwischen 1478 und 1518, enthält noch Entwürfe einer gigantischen Armbrust. Als Jagdwaffe blieb sie weiterhin in Gebrauch. Sowohl die frühen Armbruste als auch die jagdlichen Armbruste, die ab dem 16. Jahrhundert parallel zu den Feuerwaffen mit Lunten-, Rad- und später Steinschloss Verwendung fanden, wiesen die typischen Wangenschäfte auf, die lediglich an die rechte Wange des Schützen gehalten wurden. Parallel zu den zeitgleich gefertigten Radschlossbüchsen nahm der Schaft, bei den Armbrusten „Säule“ genannt, einen immer stärker ausgeprägten dreieckigen Querschnitt an, weil die Schaftwange immer körpergerechter ausgebildet wurde. Heutige Armbruste werden im Schulteranschlag geschossen.

In China gab es als Variante eine Repetierarmbrust. Über der Schuss-Schiene war eine Führung mit Magazinkasten angebracht. Betätigt wurde die Armbrust mit einem Schwinghebel. Hebel vor: Sehne hängt sich in der Führung ein. Hebel zurück: Sehne wird gespannt und beim Erreichen des Endpunkts freigegeben, wobei sie einen Bolzen aus dem Magazin mitnimmt. Durch diesen Mechanismus wird zwar für Armbruste eine hohe Kadenz (Schussfolge) erreicht, aber die Reichweite, Zielgenauigkeit und Durchschlagskraft ist gering. Deshalb wurde dieser Waffentyp vor allem zur Abwehr von Massenangriffen eingesetzt, dabei kamen teilweise vergiftete Bolzen zum Einsatz. Es ist belegt, dass derartige Waffen noch beim Boxeraufstand 1905 verwendet wurden. Versionen der Armbrust sind die Balester sowie die Feuerarmbrust. Mehrere Versionen historischer Armbruste finden sich zum Beispiel im bayerischen Armeemuseum, Abteilung für Mittelalter, in Ingolstadt.

Moderne Armbruste

moderne Compound-Jagdarmbrust

Moderne Feld- und Jagdarmbruste (Ende 20. Jahrhundert) verwenden Bögen aus Glas- und Kohlefaser. Sie werden auch sonst überwiegend aus Leichtmetallen und hochwertigen Kunststoffen gefertigt und sind daher relativ leicht und wetterunempfindlich. Auch bei den Bolzen kommen moderne Materialien zum Einsatz. Sie sind in der Regel länger als früher, weshalb hier inzwischen die Bezeichnung „Pfeil“ überwiegt. Durch Schraubgewinde lassen sich die Spitzen der Pfeile ohne aufwändiges Werkzeug je nach Bedarf schnell wechseln. Durch den Einsatz von Recurve- und vor allem Compound-Bögen konnten die Leistungen moderner Armbrüste bei geringerem Zuggewicht wesentlich verbessert werden. Besonders der Compound-Bogen mit seinem Flaschenzug und den Exzenterrollen macht es möglich, dass das höchste Zuggewicht am Anfang des Spannvorgangs liegt, was das Spannen körperlich sehr erleichtert und die Abzugmechanik entlastet. Gleichzeitig kann der Sehnenweg, auf dem der Pfeil beschleunigt wird, erheblich verlängert werden, ohne dass die Spannweite des Bogens, der schlagende Teil der Sehne und somit die Vibrationen bei der Schussabgabe und der Verschleiß zunehmen. Die Pfeilgeschwindigkeit wird dadurch und durch die höhere Geschwindigkeit der Sehnenbewegung ebenso erhöht wie die gesamte Präzision des Schusses. Viele moderne Modelle verfügen auch über Schnellverstellungen für die Visiereinrichtungen.

„Twinbow“,[4] eine Schweizer Entwicklung, verfügt über zwei parallel zum Lauf angeordnete Doppelbögen, die durch eine auf Rollen liegende Bogensehne über Kreuz gespannt werden. Pfeilgeschwindigkeiten von über 370 fps (Feet per Second) werden damit erreicht. Dies entspricht etwa 406 km/h.

Schwere Armbruste

Eine schwere Armbrust (siehe 3. Bild von oben) arbeitet oftmals mit einer Winde oder Kurbel zum Aufziehen. Die englische Winde ist eine Art Flaschenzug, der auf der Säule der Armbrust angebracht ist. Die Sehne wird in die doppelten Spannhaken am oberen Radgehäuse eingelegt und durch beidhändiges Drehen der beiden auf einer Welle sitzenden Kurbeln über Seile gespannt. Die sogenannte deutsche Winde arbeitet mit einer Zahnstange anstelle von Seilen. Diese technische Neuerung tauchte im 14. Jahrhundert auf. Das Spannen erfordert wegen des Flaschenzugmechanismus etwa 40 Sekunden. Weil der Spannvorgang viel Zeit kostet, wurden solche Armbruste vor allem zur Jagd oder für den Kampf aus festen Stellungen heraus, nicht jedoch in der offenen Feldschlacht verwendet. Die Armbrust mit Winde entwickelt einen nicht zu unterschätzenden Rückstoß. Die schwere Armbrust hat mit ihrer Abschusskraft von ca. 400 bis 800 Kilogramm eine enorme Durchschlagskraft, mit der auf einer Kampfentfernung von 50 bis 200 Metern ein Harnisch oder Helm mühelos durchschlagen werden konnten.

Die Armbrust beim Sportschießen

Feldarmbrust
Schießstand auf dem Münchener Oktoberfest während der Deutschen Meisterschaft 2008, Armbrust 30m nationale Scheibe
Scheibenhalter, links mit Schießscheibe und Bolzen, rechts der Bleikern im Halter nach dem Schießen
Moderner Armbrustbolzen

Die Armbrust wird heute auch als Sportgerät bei Wettkämpfen nach der Sportordnung des Deutschen Schützenbunds, der Internationalen Armbrustschützen Union (IAU) und der World Crossbow Shooting Association (WCSA) beim Sportschießen verwendet. Sie wird nach IAU-Regeln auf Scheiben entweder auf 10 m stehend oder 30 m kniend und stehend in Schützenhäusern oder als „Feldarmbrust“ auf 35, 50 und 65 m geschossen. Es gibt auch eine Disziplin, bei der auf 100 m und mehr geschossen wird.

Bei der Disziplin „Armbrust 10 m“ wird auf Luftgewehrscheiben aus stärkerer Pappe geschossen, die auf einem Halter mit einem Bleikern befestigt werden. Die stärkere Pappe der Scheiben wird benötigt, da der Armbrustbolzen bei einfachen Luftgewehrscheiben oft das Schussloch ausreißt und damit die Auswertung erschwert. Der Bleikern liegt genau hinter dem 10er-Ringspiegel der Schießscheibe und fängt den Bolzen auf. Der Kern ist auswechselbar und wird in vielen Vereinen aus verbrauchter Luftgewehrmunition selbst gegossen. Das den Kern umgebende Holz ist zwar auch in der Lage, den Bolzen aufzuhalten, beginnt aber bereits nach wenigen Treffern zu zerbrechen. Zudem ist es schwerer, den Bolzen aus dem Holz zu lösen als aus dem Bleikern.

Die Disziplin „Armbrust 30 m international“ wird mit einer stärkeren Armbrust über eine Distanz von 30 Metern mit je 30 Schuss stehend und 30 Schuss kniend auf eine eigens für diese Disziplin vorgesehene Scheibe mit 10 Ringen geschossen.

„Feldarmbrust“ wird auf Scheiben wie beim Bogenschießen geschossen. Ein Wettkampf besteht aus zwei Wettkampftagen, an denen jeweils 90 Schuss abgegeben werden. Am ersten Tag werden je 30 Wettkampfschüsse auf eine Distanz von 65 Metern abgegeben, danach auf 50 Meter und 35 Meter. Am zweiten Tag wird in umgekehrter Reihenfolge geschossen, d. h. zunächst auf die 35 Meter, danach auf 50 Meter und zum Schluss auf 65 Meter. Die maximale Ringzahl beträgt 1800 Ringe.

Im Gegensatz zu den international praktizierten Disziplinen 10 Meter, 30 Meter und Feldarmbrust ist die Variante „Armbrust 30 m national“ nur im deutschen Sprachraum üblich. Hier wird auf eine Scheibe mit nur 6 statt der sonst üblichen 10 Ringe geschossen, und ein Wettkampf hat auch nur 20 Schuss plus maximal 10 Probeschüsse. Die deutsche Meisterschaft „Armbrust 30 m national“ findet auf dem Münchener Oktoberfest auf einem Schießstand im Paulaner-Festzelt statt, ein Wettkampf, der allein schon aufgrund der Geräuschkulisse anspruchsvoll ist.

Eine weitere Art des Armbrustsports wird u.a. im süddeutschen Raum ausgeübt. Hier wird mit der historischen Hocharmbrust (Vogelbaumarmbrust) geschossen, die heute in moderner Bauweise hergestellt wird. Die Ziele befinden sich dabei auf einer ca. 30 m hohen Stange. Es sind entweder sogenannte Platteln an Stangen in radialer Anordnung, was dann Stern heißt, oder ein aus teilweise verleimten oder genagelten Holzteilen zusammengesetzter Adler. Beim Schießen auf den Stern gilt es, die Platteln möglichst mittig zu treffen, wodurch sie herabfallen und gewertet werden. Das Schießen auf den Adler hat das Ziel, aus dem Adler in anfangs vorgeschriebener Reihenfolge Holzteile abzuschießen, die nach dem Gewicht gewertet werden. Beide Disziplinen werden unter anderem als Deutsche Meisterschaft ausgetragen. Die Bögen werden in speziellen Gestellen mittels eines Spannbocks oder einer hydraulischen Vorrichtung gespannt.

Armbrustschießen gilt als Präzisionssport.

Rechtliche Situation in Deutschland

Im waffenrechtlichen Sinn ist die Armbrust im Gegensatz zum Bogen Schusswaffen gleichgestellt.[5] Erwerb, Besitz, Führen, Handel und Herstellung bedürfen jedoch keiner Erlaubnis.[6] Zu den Schusswaffen gleichgestellten Gegenständen gehören solche „tragbaren Gegenstände, bei denen bestimmungsgemäß feste Körper gezielt verschossen werden, deren Antriebsenergie durch Muskelkraft eingebracht und durch eine Sperrvorrichtung gespeichert werden kann“.

Nach neuem deutschem Waffenrecht von 2008 zählt die Armbrust gemäß Anlage 1, Abschnitt 1, Unterabschnitt 1, Punkt 1.2.2 des WaffG (Waffengesetz) zu den gleichgestellten Gegenständen, die feste Körper (hier: Pfeil oder Bolzen) verschießen, und deren Antriebsenergie durch Muskelkraft eingebracht und durch eine Sperrvorrichtung gespeichert werden kann. Ausgenommen sind unter bestimmten Voraussetzungen feste Körper mit elastischen Geschossspitzen (z.B. Saugnapf aus Gummi).

Damit finden grundsätzlich alle für die Schusswaffen geltenden Regelungen auch auf die Armbrust Anwendung, dabei auch die Sicherheitsbestimmungen beim Schießen.

Der Gesetzgeber hat jedoch den Begriff „Schießen“ etwas unscharf definiert: „(Es schießt), wer mit einer Schusswaffe Geschosse durch einen Lauf verschießt, Kartuschenmunition abschießt, mit Patronen- oder Kartuschenmunition Reiz- oder andere Wirkstoffe verschießt oder pyrotechnische Munition verschießt.“. Waffenrechtlich wird mit der Armbrust also gar nicht geschossen, die für das Schießen i.S.d. WaffG geltenden Regelungen des WaffG können somit für das Schießen mit einer Armbrust keine Anwendung finden.

Da eine Armbrust aber den Schusswaffen gleichgestellt und somit auch rechtlich betrachtet eine Waffe ist, darf sie gemäß § 2 Abs. 1 WaffG „Umgang mit Waffen oder Munition“ von Jugendlichen unter 18 Jahren nur unter Aufsicht genutzt werden. Eine Altersuntergrenze wie für das Schießen mit Waffen gibt es dabei jedoch nicht.

Rechtliche Situation in der Schweiz

Die Armbrust ist in der Schweiz nicht dem Waffengesetz unterstellt und gilt somit nicht als Waffe. WG (SR 514.54) Art. 4 a-g nennt die dem Gesetz unterstellten Waffen.[7] Auch Absatz d „Schleudern“ findet auf die Armbrust keine Anwendung, da Schleudern in der zugehörigen Verordnung speziell definiert sind: WV (SR 514.541) Art. 8.[8] Somit existiert auch kein Mindestalter für den Erwerb und das Schießen.

Die Verordnung über die Jagd (SR 922.01), Art. 2 f, verbietet den Einsatz der Armbrust zur Jagd.[9]

In vielen Polizeiverordnungen, die auf Stufe der einzelnen Gemeinden erlassen werden, ist das Schießen mit der Armbrust nur auf „zu diesem Zweck besonders eingerichteten Anlagen“ erlaubt.

Zeitgenössischer Einsatz

Die Armbrust findet auch in heutiger Zeit noch diverse Anwendungsfälle, zum Beispiel in der Regenwaldforschung als Hilfsmittel zum Installieren von Kletterseilen über das Verschießen von dünnen Vorlaufschnüren. Dabei wird eine Fadenspule ähnlich wie bei einer Angelrute unterhalb des Bogens befestigt und das Schnurende am stumpfen Ende des Pfeils fixiert.

Eine ähnliche Vorgehensweise findet man auch heute noch bei der Erst- oder Wiedererrichtung von Hängebrücken sowie teilweise auch bei der Errichtung von Antennensystemen (z. B. für den Amateurfunk) unter Zuhilfenahme von natürlichen Gegebenheiten wie Bäumen.

Die Armbrust findet sich gelegentlich auch dargestellt in Action-Filmen (z. B. Die Wildgänse kommen, Schütze war Hardy Krüger, In tödlicher Mission) und findet sich dort meist in der Hand von herausragend ausgebildeten Einzelkämpfern und Mitgliedern von Spezialeinheiten.

In Computerspielen, vornehmlich in Ego-Shootern wie Half-Life oder Perfect Dark, wird die Armbrust gerne als leise und schnell tötende Waffe eingesetzt. Auch in vielen Strategiespielen, die im Mittelalter angesiedelt sind, kann man Armbrustschützen entdecken, z.B. in Age of Empires II.

In den USA, Frankreich und Südafrika ist es legal und üblich, Armbruste (wie auch Pfeil und Bogen) bei der Jagd zu verwenden. Armbrusthersteller (z. B. Barnett, Horton oder Crisbow) bieten hierfür spezielle Armbruste und Pfeile an. Zum Fischen gibt es spezielle Harpunenpfeile. In Deutschland ist die Jagd und das Fischen mit Armbrust und Pfeil und Bogen in den meisten Bundesländern durch das Bundesjagdgesetz in Verbindung mit dem jeweiligen Landesjagdgesetz teilweise, d. h. auf Schalenwild, in einigen Bundesländern grundsätzlich verboten, Ausnahmegenehmigungen durch die zuständige Behörde sind allerdings nach den betreffenden Landesjagdgesetzen möglich. Die konkrete Handhabung dieser jagdgesetzlichen Regelungen und deren Verhältnis zur Anwendung des Tierschutzgesetzes sind jedoch gegenwärtig noch unklar.

Es gibt Spezialeinheiten (z. B. in den USA), die moderne Hochleistungsarmbruste verwenden. Bei einem Vergleichsschießen mit einer 38er-Pistole wurde eine vergleichbare Durchschlagsleistung bei höherer Letalität festgestellt. Die Armbrust hat zudem den Vorteil, dass sie im Vergleich mit einem Gewehr sehr leise ist.

Literatur

Siehe auch

Quellen

  1. 1,0 1,1 Armbrust (Deutsches Wörterbuch)
  2. Baatz, Dietwulf (1994), „Die römische Jagdarmbrust“, in: Bauten und Katapulte des römischen Heeres, Stuttgart: Franz Steiner-Verlag, S. 284–293, ISBN 3-515-06566-0
  3. Dictionnaire des antiquités grècques et romaines: Arcuballista, Manuballista
  4. Twinbow-Bild, Twinbow II Bildergalerie.
  5. http://bundesrecht.juris.de/waffg_2002/anlage_1_81.html WaffG Anlage 1, Ziff. 1.2.2.
  6. http://bundesrecht.juris.de/waffg_2002/anlage_2_82.html WaffG Anlage 2.
  7. SR 514.54: Bundesgesetz über Waffen, Waffenzubehör und Munition Art. 4
  8. SR 514.541: Bundesgesetz über Waffen, Waffenzubehör und Munition Art. 8
  9. SR 922.01: Verordnung über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel Art. 2

Weblinks

 Commons: Armbrust – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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