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Arianismus

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Der Arianismus ist eine christliche theologische Lehre, die nach einem ihrer frühen Vertreter, Arius, benannt ist.

Im Bereich der Christologie steht sie im Gegensatz zur Trinitätslehre und wird von den christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften, die die ersten beiden ökumenischen Konzilien anerkennen, als Häresie angesehen.

In der Spätantike wurde die Bezeichnung „Arianer“ durch Anhänger des Konzils von Nicäa oft als Kampfbegriff gebraucht, ohne dass die so bezeichneten Personen notwendigerweise die Lehre des Arius vertreten hätten. Viele Althistoriker beschränken dagegen heute den Ausdruck „Arianer“ auf die unmittelbaren Anhänger des Arius und gebrauchen ansonsten den neutraleren Ausdruck Homöer.[1]

Lehre

Fresko in der westgotischen Kirche Santa Comba de Bande

Es gab verschiedene Varianten des Arianismus, aber der folgende Punkt wurde von allen seinen Anhängern vertreten:

Ebenso wie die Trinitarier beriefen sich die Arianer auf die Bibel; wie bei ihnen spielte in manchen Richtungen des Arianismus die Inspiration durch den Geist Gottes eine bedeutende Rolle, in anderen die Berufung auf die aristotelische Philosophie. In der biblischen Begründung ihrer Lehre zitierten die Arianer oft andere Stellen als die Nicäner (=Anhänger des Konzils von Nicäa). Insbesondere beriefen sie sich auf den Kirchenvater Origenes: »Nun ist es möglich, dass manche nicht schätzen, was wir sagten, indem wir den Vater als den einen wahren Gott hinstellten und zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren Gott dadurch Götter werden konnten, dass sie an Gott teilhatten.«[2] und auf Tertullian, der gelehrt hatte, dass Jesus dem Vater untergeordnet sei (Monarchianismus).

Zwischen dem ersten Konzil von Nicäa 325 und dem ersten Konzil von Konstantinopel 381 wurden nicht weniger als achtzehn verschiedene arianische Glaubensbekenntnisse verfasst, die einander teilweise widersprechen. Die wichtigsten Richtungen dabei waren die radikalen Arianer, die sich wieder in Exukontianer (Gott-Sohn, geschaffen aus dem »Nichtseienden«), Anomoianer (von griechisch ἀνόμοιος [anomoios], unähnlich nach allem und nach dem Wesen) und Heterousiasten (von griechisch ἑτερο-ούσιος [hetero-ousios], ein anderer nach dem Wesen als Gott-Vater) unterteilten, die Homöaner (von griechisch ὁμοῖος [homoios], ähnlich), die vertraten, dass der Vater und der Sohn ähnlich seien, und die der trinitarischen Lehre nahestehenden Semi-Arianer oder Homöusianer (von griechisch ὁμοι-ούσιος [homoi-oúsios], wesensähnlich), die vertraten, dass der Sohn und der Vater wesensähnlich, aber unterschiedlich seien. Die verschiedenen Richtungen lagen nicht nur mit den Nicänern, sondern auch untereinander im Streit.

Siehe auch: Wesensgleichheit

Geschichte

Die arianische Lehre fußt auf einer Interpretation des von Origenes vertretenen Subordinatianismus:

„Wenn der Vater und der Sohn zwei Personen sind, dann verstieße man gegen das Monotheismusgebot, wenn man annähme, dass Vater und Sohn vom gleichen Wesen seien, denn dann hätte man zwei Götter; andererseits kann es sich aber nicht um eine Person handeln, denn das wäre der gleichfalls schon verurteilte Modalismus.“

Eine gleichfalls verurteilte Gegenlehre, wonach Jesus lediglich ein von Gott inspirierter Mensch gewesen sei, wird in der Mitte des dritten Jahrhunderts bei Paul von Samosata überliefert. Bei der Position des Arius wird Christus hingegen die Göttlichkeit keineswegs abgesprochen, aber er sei eben von Gott erschaffen, wenn auch vor Anbeginn der Welt – alles andere widerspräche der Einmaligkeit Gottes. Zudem könne nur ein Mensch leidend am Kreuz sterben, kein Gott; die menschliche Natur sei in Christus also dominant gewesen. Seine Gegner warfen Arius vor, die Lehre Pauls von Samosata zu vertreten, die bereits auf mehreren lokalen Synoden verurteilt worden war: Wenn Jesus Christus nicht Gott wäre, so argumentierten sie, hätte er durch seinen Tod auch nicht die Menschheit erlösen können.

Diese beiden Positionen sollten die christologische Frage mindestens bis ins 6. Jahrhundert prägen. Arius fand Anhänger insbesondere in gebildeten hellenistischen Kreisen, da das arianische Gottesbild ganz dem neuplatonischen System entsprach, das vermittelt durch Clemens von Alexandria und Origenes auch im gebildeten Christentum maßgeblich war.

Kaiser Konstantin lässt arianische Bücher verbrennen

Der arianische Streit, die Auseinandersetzungen zwischen Arianern und Anhängern der Trinität, dominierte die Kirchengeschichte im 4. Jahrhundert. Der Arianismus hatte über längere Zeit die politisch stärkere Stellung inne. Konstantin der Große ließ sich 337 von einem arianischen Priester taufen, und auch sein Sohn Constantius II. hing dieser Lehre an. Die Antitrinitarier wurden aber durch Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Richtungen geschwächt. Ab etwa 360 entwickelten die Trinitarier zudem eine mehrheitsfähige Lehre, insbesondere durch klare Definition der verwendeten Ausdrücke, wodurch sie sprachliche Missverständnisse innerhalb der griechischen und zwischen griechischer und lateinischer Kirche ausräumen konnten und so auch für viele akzeptabel wurden, die vorher zwischen den Parteien standen.

Der Streit gliedert sich in drei Phasen, detailliert geschildert in den Artikeln Arianischer Streit und Erstes Konzil von Nicäa:

  • ca. 318–325: Ein lokaler Streit zwischen Bischof Alexander von Alexandria und Arius eskaliert so weit, dass Kaiser Konstantin I., um die Parteien zu einigen, das erste ökumenische Konzil von Nicäa einberuft, das die erste Fassung des Nicänischen Glaubensbekenntnisses aufstellt.
  • 325–361: Reaktion der Arianer, die aufgrund der Unterstützung durch mehrere Kaiser zu ihrer zeitweiligen politischen und religiösen Vormachtstellung führt.
  • 363/79–381: Wiederaufschwung der Trinitarier, initiiert durch Kaiser Theodosius I., der 381 mit dem ersten ökumenischen Konzil von Konstantinopel und der endgültigen Form des Nicänisch-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses einen Abschluss findet. Der Kaiser gab den Canones des Konzils gesetzlichen Status und erließ im Juli 381 ein Gesetz, wonach alles Eigentum der Kirchen denen übergeben werden sollte, die an die gleiche Göttlichkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist glaubten. In der kaiserlichen Armee wurde diese strikt trinitarische Position allerdings lange Zeit nicht konsequent durchgesetzt, weshalb noch bis ins sechste Jahrhundert viele Soldaten – zumal solche mit „barbarischem“ Hintergrund – Arianer waren.

Verbreitung

Die Germanenstämme, die um die Mitte des 4. Jahrhunderts an den Nordostgrenzen des Römischen Reiches siedelten, wurden während der Vorherrschaft des Arianismus christianisiert. Der gotische Bischof Wulfila verfasste eine Bibel in gotischer Sprache (Wulfilabibel), die zu einem einigenden Band der arianischen Germanenstämme wurde. Da sie zwar in enger Beziehung zum Römischen Reich standen, diesem aber formal nicht angehörten, hatten die Beschlüsse von 381 keinen Effekt auf sie.

Während der so genannten Völkerwanderung gelangten germanische Kriegerverbände (Burgunden, Langobarden, Ostgoten, Rugier, Sueben, Vandalen, Westgoten) teilweise als foederati, teilweise als Eroberer in Gebiete des kulturell fortschrittlicheren Römischen Reichs, die weitgehend von trinitarischen Christen bewohnt waren. Im Verlauf des Zusammenbruchs des Weströmischen Reiches bildeten sich auf dem Boden des ehemaligen Westreichs unabhängige germanische Nachfolgereiche, in denen meistens eine germanische arianische Minderheit über eine trinitarische romanische Mehrheit herrschte. In einigen Fällen führte politischer Druck dazu, dass die Minderheit die Konfession der Mehrheit übernahm. So ließen sich der arianische burgundische König Sigismund im Jahre 516, der Sueben-König Miro im Jahre 572 und der arianische Westgotenkönig Rekkared I. im Jahre 587 trinitarisch taufen. Teils wird vermutet, auch der Merowinger Chlodwig I. sei vor seinem Übertritt zum trinitarischen Christentum nicht Heide (wie meistens angenommen), sondern Arianer gewesen. Er vermied jedenfalls Spannungen mit der romanischen Mehrheitsbevölkerung.

Die Vandalenherrscher in Afrika, mit der Ausnahme von Thrasamund, verfolgten hingegen trinitarische Christen mehr oder weniger stark. Offenbar hielten sie die Trinitarier für gefährlich, da diese der gleichen Konfession anhingen wie der Kaiser. Geistliche wurden ins Exil geschickt, Klöster aufgelöst und trinitarische Gläubige unter Druck gesetzt. Die Verfolgung durch die Vandalen traf jedoch bei den katholischen Christen ebenso wie bei den Donatisten auf Widerstand. Beendet wurde sie, nachdem sie bereits lange zuvor abgeklungen war, durch die militärische Niederlage der Vandalen gegen Kaiser Justinian.

Im ehemaligen Vandalenreich in Nordafrika und auf Sardinien, die nun unter oströmische Herrschaft kamen, gab es bis zur Eroberung durch die Muslime parallel lateinisch-trinitarische, griechisch-trinitarische und arianische Christen. Im Westgotenreich in Spanien existierten, möglicherweise bis zur islamischen Eroberung, arianische und lateinisch-trinitarische Christen nebeneinander. Zwischen 603 und 610 restaurierte der westgotische König Witterich im Bündnis mit Langobarden und Burgundern vorübergehend nochmal den Arianismus, und auch bei den Langobarden wurde der Arianismus endgültig erst 662 unter König Grimoald I. vom Katholizismus abgelöst.

Auch unter den Arabern war das antitrinitarische Christentum in der Spätantike recht weit verbreitet. In der Forschung wird daher mitunter ein Zusammenhang mit dem strikten Monotheismus des späteren Islam vermutet. Denn die Trinität wird auch im Koran unter anderem an folgenden Stellen ausdrücklich abgelehnt:

„Christus Jesus, der Sohn Marias, ist doch nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das Er zu Maria hinüberbrachte, und ein Geist von ihm. So glaubt an Gott und seine Gesandten. Und sagt nicht: Drei.“

Koran 4:171, Übersetzung von Khoury

„Er [Gott] hat nicht gezeugt, und Er ist nicht gezeugt worden.“

Koran 112:3, Übersetzung von Khoury

Vertreter und Gegner

Bedeutende Vertreter des Arianismus neben Arius waren Eusebius von Nikomedia, Aëtios von Antiochia, Eunomius, Basilius von Ancyra (der jedoch den vermittelnden Homöusianern angehörte, die mit Arius kaum etwas zu tun hatten), Acacius von Caesarea (Hauptvertreter der sogenannten Homöer), Gegenpapst Felix II. und die konstantinopolitanischen Patriarchen Macedonius (342–346, 351–360), Eudoxius von Antiochia (360–370), Demophilus (370–379), und Maxentius (380).

Die orthodoxe Gegenposition zum Arianismus vertraten insbesondere Athanasius von Alexandria, Basilius von Caesarea, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa, Ambrosius von Mailand, Hilarius von Poitiers und Spyridon von Trimythontos.

Nachfolger

In der Reformationszeit entwickelten sich wieder antitrinitarische Positionen. Die reformatorischen Antitrinitarier, die mit anderen Nichtkonformisten der Radikalen Reformation zugerechnet werden können, lehnten das Dogma der Trinität ab, weil sie hierin Luthers reformatorisches Prinzip sola scriptura („allein durch die Schrift“) verletzt sahen. Zu dauerhaften Kirchenbildungen kam es jedoch nur in Polen-Litauen (Polnische Brüder) und in Siebenbürgen (Unitarische Kirche Siebenbürgen). In Polen wurde der Antitrinitarismus vor allem durch Fausto Sozzini (1539–1604) geprägt, in Siebenbürgen kann der Reformator Franz David genannt werden. Von hier aus verbreitete sich auch der Begriff des Unitarismus, der sich über Deutschland, die Niederlande, Groß-Britannien und bis in die USA ausbreitete. Vor allem der von Fausto Sozzini begründete Sozinianismus hatte einen großen Einfluss auf die Theologie und vor allem auf die religionskritische Literatur der Aufklärung im 18. Jahrhundert. Auch Isaac Newton war in seinen theologischen Schriften Antitrinitarier. Von den Gegnern wurde den Antitrinitariern oft der Vorwurf des Arianismus gemacht.

Unter den modernen Unitariern hat sich jedoch inzwischen auch eine nicht-christliche humanistische Richtung herausgebildet, so dass der Unitarismus nicht mehr zur Gänze dem christlich-reformatorischen Antitrinitarismus zugeordnet werden kann. Neben den Unitariern entwickelten sich später jedoch auch noch weitere antitrinitarische Gruppen wie die Christadelphians, die in der Traditionslehre des unitarischen Sozinianismus stehen und die Zeugen Jehovas. Doch wäre es unhistorisch, die Zeugen Jehovas als arianisch zu bezeichnen, zumal sie viele Glaubenslehren ablehnen, die die historischen Arianer noch angenommen hatten.

Einzelnachweise

  1. Hanns Christof Brennecke: Augustin und der ‚Arianismus‘. In: Therese Fuhrer (Hrsg.): Die christlich-philosophischen Diskurse der Spätantike. Texte, Personen, Institutionen. Stuttgart 2008, hier S. 178.
  2. Origenes, Kommentar zu Johannes 2,3

Literatur

Weblinks

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