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Aquädukt

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Der oder das Aquädukt (lat. aquaeductus „Wasserleitung“) ist ein Bauwerk zum Transport von Wasser. Der Begriff wird im weiteren Sinne für überwiegend als Freispiegelleitung ausgeführte Wasserversorgungsanlagen von antiken römischen Städten verwendet. Im engeren Sinne wird er für wasserführende Brücken benutzt.

Die römische Aquäduktbrücke „Pont du Gard“ in Südfrankreich

Wasserleitungen in den alten Hochkulturen und in Griechenland

Bereits vor Entstehung des römischen Reiches wurden von den alten Hochkulturen Bauwerke für die Bewässerung errichtet. Als Vorläufer der Aquädukte können die Qanate im Iran angesehen werden. Diese horizontal in Bergflanken getriebenen Tunnel leiten Grundwasser auf das Kulturland.

Die ältesten Aquädukte in der historischen Überlieferung werden Ramses dem Großen, Semiramis und dem König Salomo zugeschrieben.

Die Überreste der Aquädukte von Palmyra und Samos (Tunnel des Eupalinos, im 6. Jahrhundert v. Chr. von Eupalinos von Megara erbaut) sind Beispiele von unterirdischen Kanälen, die das Wasser aus mehr oder minder entfernt liegenden Quellen in die Städte führten.

Für die Wasserversorgung von Ninive ließ der assyrische König Sanherib 691 v. Chr. einen 48 Kilometer langen Aquädukt bauen, der mit einer 280 Meter langen und neun Meter hohen Brücke mit fünf Öffnungen über ein Tal führte.[1][2]

Auch die Griechen beherrschten den Bau von Aquädukten. In Athen wurde das Wasser vom Hymettos und Pentelikon hergeleitet. Weitere Aquädukte fand man in Griechenland bei Theben, Megara, Samos, Pharsalos und anderen Orten.

Eine Besonderheit stellen die vom Altertum bis in die Gegenwart betriebenen Qanate im Iran dar, die, vor allem Wasser zur Bewässerung von Kulturland transportierend, zur Verminderung der Verdunstung abgedeckt sind.

Wasserleitungen im Römischen Reich

Allgemeines

Am bekanntesten sind die Aquädukte der Römer, da sie oft auf gewölbten Bogenstellungen geführt wurden und zu den bedeutendsten Bauwerken der Antike gehören. Die Leitungen der Römer bestanden aus Holz, Blei oder Leder, meist waren es jedoch Steinkanäle. Die in die einzelnen Häuser führenden Leitungen waren, wie Ausgrabungen in Pompeji ergaben, gewöhnlich aus Blei. Einige Aquädukte hatten mehrere Stockwerke und in jedem floss Wasser einer anderen Quelle. Da das Wasser stetig weiterfließen musste, wurden die Aquädukte so gebaut, dass sie ein stetiges leichtes Gefälle aufwiesen. Dies wurde durch frühere Architekten genauestens ausgemessen. So betrug das Gefälle nach Vitruvius mindestens 0,5 %.

Ruine des Aquädukts von Aspendos, Kleinasien von der Oberstadt her gesehen

Der Beginn des Aquädukts ist das Quellhaus, das Ende des Laufes bezeichnet das Reservoir, von wo aus das Wasser in die Häuser, Bäder und Gärten geleitet wurde. Besondere Beamte waren für die Regelung der Wasserzuteilung zuständig, die durch strenge Gesetze den Schutz der Anlagen gewährleisteten. Im Gegensatz zu den größeren Überlandleitungen mit Freispiegelgefälle verwendete man in der Stadt häufig Druckleitungen und schaltete im Bedarfsfalle „Wassertürme“ dazwischen. Die Druckleitungen bestanden aus Blei- oder Tonrohren. Die Bleirohre wurden industriell aus in der Breite genormten, gegossenen Bleiplatten gefertigt. Durch das Zusammenbiegen und Verlöten erhielten die Rohre einen etwa birnenförmigen Querschnitt. Für die Rohrherstellung wurden aber auch noch andere Baustoffe wie Holz, Stein und sogar „Fertigbeton“ eingesetzt.

Aquädukte in Rom

Die imposantesten Aquädukte wurden in Rom errichtet. Sie führten das Quellwasser aus dem Gebirge bis zu 100 Meilen oder 150 Kilometer weit über Täler, Schluchten und Abgründe oder durch Höhlen. Große Strecken der römischen Aquädukte verliefen also am Erdboden oder unterirdisch. Die eindrucksvollen Brückenbauwerke wurden errichtet, weil man bei großen Entfernungen Druckleitungen vermied. Die Verteilung innerhalb der Städte erfolgte jedoch schon im antiken Römerreich wie bei heutigen Wasserversorgungsnetzen über Druckleitungen.

Die erste Wasserleitung, die Aqua Appia, erbaut 312 v. Chr. durch Appius Claudius Caecus, begann an der Via Praenestina, wurde fast vier Wegstunden lang unterirdisch geführt, trat bei der Porta Capena in die Stadt und endete im Campus Martius.

Im weiteren Verlauf der Republik und in der Kaiserzeit wurden weitere Wasserleitungen errichtet, so dass Rom schließlich aus insgesamt elf Aquädukten versorgt wurde, deren Gesamtlänge mehr als 400 Kilometer betrug, davon 64 Kilometer Bogenaquädukte und 2,5 Kilometer Tunnel. Mit den Aquädukten wurde selbst aus viele Kilometer entfernten Quellen Wasser in die Millionenstadt geführt, – die Quelle in Subiaco war ungefähr 100 Kilometer entfernt – und zwar in einer solchen Menge, dass man sich auch die riesigen Badehäuser, die Thermen, leisten konnte. Nie zuvor hatte eine Stadt über derartige Wassermassen verfügt. Schon die zur Zeit des Sextus Iulius Frontinus vorhandenen neun Wasserleitungen versorgten die Stadt mit täglich 992.200 Kubikmeter Wasser. Bei einer anzunehmenden Bevölkerung von einer Million Einwohnern entsprach das ziemlich genau 1000 Liter pro Einwohner. 1968 waren es nur 475.[3]

Die frühesten römischen Aquädukte verliefen noch in unterirdischen Schächten aus Tuffblöcken. Der Bau der ersten erhöhten Wasserleitung wurde 144 v. Chr. begonnen. Die Wasserleitungen konnten in den Aquädukten in mehreren Etagen übereinander erfolgen Eine Besonderheit bildet die Stadt Perge an der kleinasiatischen Südküste. Dort verlief eine Wasserleitung in einem Kanal auf erhöhter Ebene auf einem Mittelstreifen der Straße.

Die Aquädukte mündeten am höchsten Punkt der Stadt in einen Verteiler (castellum), der einem heutigen Wasserturm vergleichbar ist. Von dort gingen drei Hauptäste ab, der erste für die öffentlichen Trinkwasserbrunnen, der zweite für die Versorgung der öffentlichen Bäder, der dritte für Privathäuser.[4] Von diesen lag der erste am niedrigsten, so dass er bei Knappheit vorrangig Wasser erhielt.

Das römische Aquädukt in Segovia
  • Fontana di Trevi (Aqua Virgo), von M. Agrippa 22 v. Chr. angelegt, von Papst Pius IV. wiederhergestellt;
  • Aqua Felice oder di Termini (Aqua Claudia), von Caligula angefangen, von Claudius 50 n. Chr. beendigt, von Papst Sixtus V. wiederhergestellt, und
  • Algentina, welche die herrlichen Wasserfälle in der Villa Aldobrandini bildet. 1882 ist die Wasserleitung des Bitilenus bei Alatri aufgedeckt worden.

Die Kanäle der römischen Wasserleitungen waren nach Frontinus, der die genaueste Schilderung dieser hinterlassen hat (De aquis urbis Romae), durchweg gemauert, sowohl unter als über der Erde, und hier auf Unterbauten oder Bogengängen in Hausteinen oder Ziegeln ausgeführt und nach oben überall entweder mit Gewölben oder Steinbalken überdeckt. Die inneren Wände und Sohlen der Kanäle erhielten anstelle eines Sandputzes einen wasserdichten, aus Kalk und zerschlagenen Ziegelstückchen gemischten Bewurf, der auch in den durch festes Felsengebirge getriebenen Stollen nicht fehlte.

Aquädukte in Italien und den römischen Provinzen

Aquädukt von Kavala, Griechenland

Von Aquädukten in den römischen Provinzen sind noch Reste vorhanden, so die Römersteine in Zahlbach bei Mainz, dem so genannten Römerkanal aus der Eifel nach Köln, die Wasserleitung zur Colonia Ulpia Traiana bei Xanten, zu Metz, zu Nîmes in Frankreich (Pont du Gard), zu Segovia, Tarraco und Mérida in Spanien, sowie zu Pergamon, Phaselis und Aspendos in der Türkei.

Der philhellenische Kaiser Hadrian ließ 125 auf dem Peloponnes ein Aquädukt vom Stymphalischen See bis Akrokorinth bauen. Es war bis um 1800 in Betrieb. Die ersten fünf Kilometer sind seit einer Restauration um 1885 erneut in Betrieb.

Hervorzuheben ist noch das vom Ostgotenkönig Theoderich um 500 zwischen zwei steilen Abhängen erbaute Aquädukt bei Spoleto in der italienischen Provinz Umbrien. Das Aquädukt mit 89 Meter Höhe wurde aus zwei Etagen mit zehn unteren Öffnungen von je 21,4 Meter Spannweite und 30 oberen Bogen errichtet, welche eine Rinne tragen, worin das Wasser über den Wildbach Mareggia nach Spoleto geleitet wird.

Aquädukte in nachrömischer Zeit

Blick auf das Aquädukt der Wiener Wasserleitung in Mödling
Das Aquädukt am Leinakanal
Das Aquädukt in Morelia, Michoacán, Mexiko

Weitere Aquädukte, die nach den Römern errichtet wurden, stehen in Lissabon und Caserta bei Neapel, sowie einige in England und Schottland, das Aquädukt von Arcueil (1613–1624 für die Fontäne im Jardin du Luxembourg in Paris erbaut und 3500 Meter lang) und das Aquädukt in Maintenon, zur Versorgung von Schloss Versailles. Das letztere, unter Ludwig XIV. nach den Entwürfen und unter der Leitung Vaubans begonnen, sollte auf einer sogar dreifachen, oben 4990 Meter langen, 70 Meter hohen Arkadenreihe von 242 Bogen die Wasser der Eure den Bassins und Wasserkünsten im Schlosspark zuführen, jedoch wurde nur die unterste Bogenreihe mit einem Kostenaufwand von 22 Mill. Livres wirklich vollendet. In Coimbra wurde 1583 ein verfallener römischer Viadukt wieder aufgebaut und in Betrieb genommen. Auch im Orient waren Aquädukte im Mittelalter weit verbreitet. Das von Fustat (Kairo) ist noch heute in Teilen erhalten.

Im mexikanischen Morelia, Michoacán, existiert ein Aquädukt im aktuellen Zustand aus dem 18. Jahrhundert. Es geht auf ein Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert zurück. Das Aquädukt hat eine Länge von 1700m, die 253 Bögen erreichen eine Maximalhöhe von 9,23m. Es war bis 1910 in Betrieb und wurde 1998 restauriert.

Der Croton Aqueduct war die 1842 errichtete erste Wasserversorgung von New York City, die bis 1965 in Betrieb war. Der 66 Kilometer lange Freispiegelstollen führte Wasser aus einem Seitenarm des Hudson Rivers zu einem Reservoir im Central Park. Die Leitung überquerte auf der High Bridge den East River.

Der Aquedotto pugliese (auch Acquedotto Pugliese, dt. der „Apulische Aquädukt“) ist eine 1914 fertiggestellte Wasserleitung, die große Teile der italienische Provinz Apulien und kleine Bereiche Kampaniens mit Trinkwasser versorgt. Der apulische Aquädukt ist der größte Aquädukt Europas.

Außerdem sind die noch in Verwendung befindlichen Aquädukte der I. Wiener Hochquellenwasserleitung (1870–1873) bei Baden und Mödling, das Aquädukt des Leinakanals bei Gotha sowie das Aquädukt in Rostokino im Nordosten Moskaus zu erwähnen.

Heutzutage werden Aquädukte zumeist durch Druckrohrleitungen (Düker) ersetzt. Zum Wassertransport für landwirtschaftliche Bewässerung wurden jedoch bis weit ins 20. Jahrhundert etwa in Spanien Bewässerungskanäle über Brückenbauwerke geführt.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Aquädukte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Aquädukt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ninive erhält ein Aquädukt. In Die große Chronik Weltgeschichte - Band 4 "Griechenland und die klassische Antike".
  2. T. Jacobsen, H. Frankfort: Sennacherib's Aqueduct at Jerwan (PDF; 18,3 MB), Publikationen des Orientalischen Institutes der Universität Chicago, Band 24, 1935
  3. Zahlen nach F. Coarelli: Rom. Ein archäologischer Führer. Zabern, Mainz 2000, S. 41.
  4. Vitruv, De architectura 8, 6, 2.
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