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Aporie

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Unter Aporie (altgriechisch ἡ ἀπορία he aporía „die Ratlosigkeit“, eigentlich „Ausweglosigkeit“, „Weglosigkeit“, von ὁ πόρος ho pόros „der Weg“ mit Alpha privativum: oν ἄπόρος on apόros „ohne Ausweg seiend“, „ausweglos“) versteht man ein in der Sache oder in den zu klärenden Begriffen liegendes Problem oder eine auftretende Schwierigkeit, weil man zu verschiedenen entgegengesetzten und widersprüchlichen Ergebnissen kommt.

Begriffsgeschichte

Bei Sokrates ist die Aporie eine unauflösbare theoretische Problemstellung, die die paradoxe Erkenntnis des eigenen Nichtwissens ermöglicht: Sokrates führt seine Gesprächspartner dabei mit Hilfe der Mäeutik in die Aporie, um sie so auf die Suche nach Wahrheit (griechisch αλήθεια) zu leiten. Insbesondere die frühen platonischen Dialoge als Zeugnisse dieser philosophischen Strategie enden sämtlich aporetisch.

Bei Aristoteles ist eine Aporie eine anzugehende Aufgabe, die am Anfang einer Untersuchung steht und das Ergebnis von in gleicher Weise überzeugenden Argumenten mit sich widersprechenden Schlussfolgerungen ist. Für Aristoteles ist Aporetik als die Kunst, unlösbare oder schwer zu lösende Probleme zu durchdenken und zu erörtern, eine eigene Forschungsmethode.

In der Scholastik fand die aporetische Methode als Quaestio-Methode Eingang in die scholastische Philosophie des Mittelalters.[1]

Aporie wird in der Minnelyrik auch als Unvereinbarkeit gesehen, z. B. die Unvereinbarkeit zwischen minne und êre, wie sie Reinmar in seinen Liedern postuliert.

In der Rhetorik ist die aporia eine Redefigur, die die Zweifelhaftigkeit einer Aussage durch den Sprecher verdeutlicht.

Aporetische Struktur und Funktion hat im weiteren Sinn auch das Koan in der zenbuddhistischen Meditation.

Siehe auch

Literatur

  • Michael Erler: Der Sinn der Aporien in den Dialogen Platons: Übungsstücke zur Anleitung im philosophischen Denken. (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte, Band 25). De Gruyter, Berlin/ New York 1987, ISBN 3-11-010704-X.
  • Wolfgang Wieland, Aporien der praktischen Vernunft. Frankfurt am Main: Klostermann 1989, ISBN 3-465-02203-3.

Zum Zusammenhang von nichtpropositionalem sokratisch-skeptischem Problemwissen, Eröffnung von Chancen auf problematisch-vernünftige Bildung und Aporie:

  • Roland Mugerauer: Wider das Vergessen des sokratischen Nichtwissens. Der Bildungsbeitrag Platons und seine Marginalisierung bei Plotin, Augustin, Eckhart und Luther sowie im reformatorischen Schulwesen. Eine historisch-systematische Untersuchung zur Grundlegung eines sokratisch-skeptischen Bildungskonzeptes. Habilitationsschrift in 2 Bänden. Marburg 2007, ISBN 978-3-8288-9343-6 und ISBN 978-3-8288-9344-3.
  • Roland Mugerauer: Sokratische Pädagogik. Ein Beitrag zur Frage nach dem Proprium des platonisch-sokratischen Dialoges. Dissertation. 2. verbesserte Auflage. Marburg 2011, ISBN 978-3-8288-2752-3.

Weblinks

Wiktionary: Aporie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Aporie. In: Anton Hügli, Poul Lübcke (Hrsg.): Philosophielexikon. 5. Auflage. Rowohlt, Reinbek 2003.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Aporie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.