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Antoni Gaudí

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Antoni Gaudí im Alter von 26 Jahren.
Das Foto entstand am 15. März 1878 bei der Feier seines Abschlusses an der Architektenschule. Es ist die älteste erhaltene Darstellung des Architekten.

Antoni Gaudí i Cornet [ənˈtoni gəu̯ˈði i kuɾˈnɛt] (geb. 25. Juni 1852 in Reus, möglicherweise in Riudoms; gest. 10. Juni 1926 in Barcelona) war ein spanischer Architekt und herausragender Vertreter der katalanischen Bewegung des Modernisme.

Biografie

Kindheit und Jugend

Am 25. Juni 1852 wurde Antoni Gaudí entweder in Reus oder möglicherweise in einem wenige Kilometer entfernten Dorf namens Riudoms, wo seine Eltern wohnten, als Sohn eines Kupferschmieds geboren. Sowohl sein Vater, sein Großvater als auch sein Urgroßvater waren Kesselschmiede. In der Werkstatt seines Vaters wurde er schon früh mit geometrischen Formen vertraut. Seine Kindheit war durch eine rheumatische Erkrankung geprägt. Da er durch diese Behinderung nicht mit anderen Kindern spielen konnte, sondern stattdessen die Natur beobachtete, lässt sich daraus sein späterer naturgeprägter Architekturstil erklären.

Studienzeit

In seiner Schulzeit auf der Schule der Piaristenpatres in Reus und auf der Architekturschule in Barcelona, wo er von 1873 bis 1878 studierte, war er nicht für besonders gute Ergebnisse bekannt, hob sich allerdings als hervorragender und kreativer Zeichner von den anderen Schülern ab. Als Gaudí am 15. März des Jahres 1878 den Abschluss an der Architekturschule erhielt, zweifelte der Direktor des Instituts Elies Rogent:

„Qui sap si hem donat el diploma a un boig o a un geni: el temps ens ho dirà.“

„Wer weiß, ob wir den Titel einem Verrückten oder einem Genie gegeben haben – nur die Zeit wird es uns sagen.“[1]

Schon von Beginn seines Studiums an arbeitete er für verschiedene Architekturbüros, unter anderem bei Francesc de Paula del Villar, Josep Fontserè und Joan Martorell.

Die Zeit der großen Werke

Sein erstes großes Werk bestand in der Planung einer Fabrik und einer Arbeitersiedlung für die „Sociedad Cooperativa La Obrera Mataronense“ (1878 bis 1882). Der Bau scheiterte allerdings schon in einem frühen Stadium. Weiterhin lernte Gaudí 1878 Eusebi Güell kennen, mit dessen Finanzierung später große Werke wie die Güell Pavillons, der Palau Güell, der Park Güell und die Krypta der Colònia Güell realisiert werden konnten.

Nachbau des Arbeitszimmers von Gaudí an der Sagrada Família
Casa Batlló in Barcelona
Casa Milà in Barcelona
Sagrada Família in Barcelona
Park Güell in Barcelona
Bischofspalast in Astorga

Antoni Gaudí schuf vor seinem ersten Auftrag für Güell bereits die Casa Vicens und El Capricho. Im März 1883 übernahm er die Leitung über den Bau der Sagrada Família, der er sich von 1914 bis 1926 vollständig widmete. Neben dem Palau Güell von 1886 bis 1889 leitete er noch von 1889 bis 1894 den Bau des Theresianerinnen-Stifts in Barcelona und von 1887 bis 1893 den des Bischofspalasts in Astorga. 1892 begann schließlich der Bau der Sagrada Família. 1898 entstanden die ersten Entwürfe für die Kirche der Colònia Güell, und im selben Jahr errichtete er die Casa Calvet für den Textilfabrikanten Don Pedro M. Calvet. Zwei Jahre später erhielt er für dieses Gebäude den jährlich vergebenen Preis für das beste Gebäude der Stadt von der Stadtverwaltung Barcelonas. 1900 plante er noch das erste glorreiche Geheimnis für den monumentalen Rosenkranz beim Kloster Montserrat, allerdings gab er den Auftrag wegen Meinungsverschiedenheiten frühzeitig auf und plante daraufhin den Park Güell. Von 1906 bis Ende 1925 lebte er in einem Haus im Park Güell, das seit 1963 als Casa-Museu Gaudí an ihn erinnert.

Gaudís letzte große Werke waren der bereits erwähnte Park Güell, die Krypta der Colònia Güell, der Umbau der Casa Batlló sowie der Casa Milà, auch als „La Pedrera“ bekannt. 1906 starb Gaudís Vater Francesc Gaudí i Serra im Alter von 73 Jahren. Der Architekt heiratete nie, sondern entschied sich nach dem Scheitern von Heiratsabsichten mit einer Frau, in die er sich verliebt hatte, für ein asketisches Leben als zölibatärer Laie.

Am 7. Juni 1926 wurde Gaudí auf dem Weg vom allmorgendlichen Besuch im Oratorium des heiligen Philipp Neri zur Baustelle der Sagrada Família von einer Straßenbahn erfasst. Wegen seines verwahrlosten Äußeren wurde er zunächst in das Armenhospital Hospital de la Santa Creu gebracht. Dort fanden ihn sein Freund und engster Mitarbeiter Domènec Sugrañes und der Gemeindediener der Sagrada Família drei Tage später. Sie ließen ihn daraufhin in ein Privatzimmer bringen, wo er noch am selben Tag, dem 10. Juni 1926, starb. Die ganze Stadt war in tiefer Trauer. Tausende gaben ihm die letzte Ehre. Die Regierung ordnete seine Beisetzung in der Krypta der noch unvollendeten Kirche La Sagrada Família an, wozu der Papst seine Einwilligung gab. Antoni Gaudí fand seine letzte Ruhe dort, wo er die längste Zeit seines Lebens gearbeitet hatte.[2]

Im Jahr 2000 wurde von der römisch-katholischen Kirche ein Seligsprechungsverfahren für ihn eingeleitet. Das Seligsprechungsverfahren für Gaudi sei auf einem guten Weg, sagte die Postulatorin des Verfahrens, die argentinische Anwältin Silvia Correale, gegenüber der in Buenos Aires erscheinenden Zeitung La Nación. Der Heilige Stuhl habe aus der ganzen Welt Berichte über Gnaden erhalten, die der Fürsprache des 1926 verstorbenen Gaudí zuzuschreiben seien. Ein besonders vorbildhaft geführtes Leben ist eine der Voraussetzungen für eine Seligsprechung.[3]

Architekturstil

Gaudí war bekannt für seinen eigenwilligen Stil von runden, organisch wirkenden Formen. Er errichtete seine Bauwerke in der Formsprache des Modernisme, der katalanischen Spielart des Jugendstils. Die typischen Merkmale waren geschwungene Linien, unregelmäßige Grundrisse, schräg gemauerte Stützen, naturnahe weiche Formen mit Motiven der Flora und Fauna. Weitere Vorlieben waren Bruchsteine und bunte Keramikfliesen, die er als Gestaltungselement in seinen Bauwerken verwenden ließ. Gaudí lehnte die gotischen Strebebögen verächtlich als „Krücken“ ab und benutzte stattdessen schräge Baupfeiler. Er entwickelte seine Gebäude während des Baus anhand von Skizzen und Modellen. Da Gaudí ein Gebäude als Gesamtkunstwerk empfand, entwarf er auch die kleinsten Details im Gebäudeinneren selbst.[4] Seine Entwürfe führten die Schmiede- und Mosaikkunst, die Tischlerei und die Glaskunst zu neuen Höhepunkten. Seine Stilelemente beeindrucken mit schlichten, aber originellen, vielfach organischen Formen.

Gaudís Stil hat unter anderem den des österreichischen Malers Friedensreich Hundertwasser beeinflusst.

Konstruktionsprinzip und Statik

Gaudí verwendete für die Konstruktion der tragenden Strukturen häufig das Prinzip der Hängemodelle. Durch dieses Prinzip konnte er auch komplizierte Formen ohne aufwendige Berechnungen mit einem minimalen Materialeinsatz realisieren, da in den Gewölben nur Druckkräfte auftreten. Diese Bauform wird auch als katalanisches Gewölbe bezeichnet. Die von Gaudí verwendeten Bögen basieren auf dem Prinzip einer auf den Kopf gestellten Kettenlinie (Katenoide), die für die Turmbauten als Rotationskatenoid ausgeführt sind und einem elliptischen oder in sattelförmigen Gewölben einem hyperbolischen Paraboloid ähneln.[5][6]

Bekannte Bauten

Ein bekannteres Bauwerk von Antoni Gaudí ist sein erstes Haus, die Casa Vicens (1883–1885). Hier kann man Gaudís Vorliebe für Bruchsteine und Keramikfliesen gut erkennen.

Ein anderes bekanntes Werk ist die Casa Batlló (1904–1906), bei dem sich die Detailverliebtheit von Gaudí zeigt. Weiterhin sieht man an den geschwungenen Dach- und Wandkonstruktionen gut, dass er die Natur zum Vorbild nahm.

Weiterhin bekannt ist die Casa Milà, die Nachfolgerin der Casa Batlló. Obwohl die Casa Batlló schon ein Höhepunkt seines Schaffens war, wollte er eine größere Freiheit haben. Die natürlichen Formen kann man wieder sehr gut an den geschwungen Dach- und Wandkonstruktionen erkennen.

Sein Lebenswerk wurde die Kirche Sagrada Família in Barcelona, welche am 7. November 2010 von Papst Benedikt XVI. geweiht und zur päpstlichen Basilica minor erhoben wurde. Er arbeitete an ihr annähernd seit Beginn seiner Tätigkeit als Architekt. Heute ist die Kirche, obwohl immer noch unvollendet, das bekannteste der Wahrzeichen Barcelonas.

Wichtigste Arbeiten

Weitere Werke

  • Cooperativa Obrera Mataronense, Fabrikhalle (1878)
  • Mitwirkung am Parc de la Ciutadella (1871–1889)
  • Straßenlaternen auf der Plaça Reial (1888)
  • Collegi de les Teresianes, Schule der Theresianerinnen (1888–1889)
  • Celler Güell, Weingut in der Comarca Garraf (1895–1897)
  • Bellesguard, Villa am Fuß der Serra de Collserola (1900–1909)
  • Finca Miralles (1901–1902)
  • Innenrenovierung der Kathedrale La Seu in Palma de Mallorca (1903–1914)
  • La pobla de Lillet, Parkanlage (1905)

Werke über Gaudí

Literatur

  • Josep Pla: Gaudi. Die blauen Augen von Barcelona. Berlin 2005, ISBN 3-937834-09-5
  • Joan Bergos i Masso, Joan Bassegoda i Nonell, Maria A. Crippa: Gaudi. Der Künstler und sein Werk. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2000, ISBN 3-421-03457-5
  • Maria Antonietta Crippa: Antoni Gaudí 1852–1926. Von der Natur zur Baukunst. Taschen Verlag, Köln 2003, ISBN 3-8228-2442-9
  • Xavier Güell: Antoni Gaudí. Verlag für Architektur Artemis, Zürich 1987, ISBN 3-7608-8121-1
  • Frederike Müller, Lars Wendt: Der Architekt Antoni Gaudí. Mythos und Wirklichkeit, DVD 70 Min., wendtfilm & Ciné Canard, Deutschland 2006
  • Jose L. Moro: Antoni Gaudí 1852–1926. Sinnliche Konstruktion. DVA, München 2003, ISBN 3-421-03457-5
  • Isidre Puig Boada : Antoni Gaudi : paroles et écrits. Editions L’Harmattan, 2002
  • Philippe Thiébaut : Gaudi, bâtisseur visionnaire. Découvertes Gallimard, 2001
  • Isabel Artigas (Hg.): Gaudi: Das gesamte Werk. Taschen, Köln 2007, ISBN 978-3-8228-5654-3
  • Mark Burry (Hg.): "Gaudí Unseen – Die Vollendung der Sagrada Família". JOVIS Verlag Berlin 2008, ISBN 978-3-939633-78-5

Weblinks

 Commons: Antoni Gaudí – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ruta del Modernisme de Barcelona (Catalan) Abgerufen am 28. April 2007.
  2. knerger.de: Das Grab von Antoni Gaudí
  3. Radio Vatikan: Spanien: Seligsprechung Gaudís kommt voran vom 4. Januar 2006
  4. Isabel Artigas (Hrsg.): Gaudi: Das gesamte Werk. Taschen, Köln, 2007
  5. Katalanische Gewölbe (PDF-Datei; 887 kB)
  6. Bogen- und Gewölbekonstruktionen in Gaudis Bauten; ab Seite 45
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