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Anselm Lenz

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Anselm Lenz, 2016

Anselm Lenz (geboren 1980 in Hamburg) ist ein deutscher Dramaturg, Schriftsteller und Journalist. Er ist Mitbegründer von Haus Bartleby.

Leben und Werk

Lenz war Marinesoldat, studierte Kulturwissenschaft, Kunstgeschichte und eine Zeit lang Rechtstheorie. Parallel dazu war er auf halber Stelle Arbeiter in der Metallverarbeitung. Seit 2006 ist er als Dramaturg tätig.[1] Er befasste sich mit politischen und performativen Theaterformen und hat Inszenierungen in Hamburg, Wien, Braunschweig und Berlin betreut. Am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg trug er als Hausdramaturg die Verantwortung für die Inszenierungen der Szene-Reihe Explosion, sowie für die Hamburger Inszenierungen der Regisseure Volker Lösch und Alexander Riemenschneider. Dazu fertigte er u. a. die Neuübersetzung und Dramatisierung von John Steinbecks Von Mäusen und Menschen an, die im Münchner Theaterverlag verlegt wurde. Die Inszenierung bekam den Rolf-Mares-Preis 2010.

Die Inszenierung Marat, was ist aus unserer Revolution geworden? (nach Peter Weiss’ Marat/Sade), die zum professionellen Ensemble Sprechchöre nach Interviews über die soziale Lage auf die Bühne brachte, wurde als beste Inszenierung des Schauspielhauses Hamburg zum Theatertreffen bei den Berliner Festspielen eingeladen. Beim Festival Theaterformen baute er anschließend mit Braunschweiger Bürgern einen "Chor der 500" auf für die Inszenierung der Wiener Regisseurin Claudia Bosse nach Aischylos ''Die Perser''. Eine 2010er Produktion am Jungen Schauspielhaus, bei der Lenz gemeinsam mit Johan Heß und Timo Kocielnik Regie führte, trug den programmatischen Titel: Sorge dich nicht, lebe. Die Anderen schaffen es doch auch![2] Lenz dramatisierte und kommentierte dafür das bekannte Sachbuch von Dale Carnegie.

Von 2010 bis 2012 produzierte er gemeinsam mit Sarah Drath das Filmspiel Taxi Altona.[3] Er war Gründungsmitglied der Bar Golem am Hamburger Fischmarkt, für die er wöchentlich den literarischen Newsletter Golem Cogitationes verfasste.[4][5] Dem Befassen mit den Trinkgewohnheiten des Großstädters entsprang 2013 auch der – gemeinsam mit Alvaro Rodrigo Piña Otey herausgegebene – Band Das Ende der Enthaltsamkeit.

Er lebt und arbeitet in Hamburg und Berlin. 2014 gründete er gemeinsam mit Alix Faßmann und Jörg Petzold in Neukölln das Haus Bartleby e.V., ein Zentrum für Karriereverweigerung.[6] 2015 publizierte das Projekt das Buch Sag alles ab! mit Plädoyers für den lebenslangen Generalstreik, eine programmatische Anthologie zur Kritik der Arbeit.[7] 2016 organisierte er mit dem Haus Bartleby in Kooperation mit dem brut Wien, dem Club of Rome, dem Wiener Passagen Verlag und dem Dramaturgen Hendrik Sodenkamp – in Wien – Das Kapitalismustribunal, ein freies Theaterprojekt, in dem konkrete Fälle angeklagt und verhandelt wurden.[8] Die Veranstaltungsreihe wurde auf deutsch und englisch mittels Livestream im Internet übertragen und wird mit einer Buchpublikationen des Passagen Verlags begleitet.

Seit der Nominierung des Kapitalismustribunals für den Nestroy-Theaterpreis 2016 ist Lenz eines von rund 200 Nestroy-Akademiemitgliedern auf Lebenszeit. Für die Neuübersetzung von Oscar Wildes Die Seele des Menschen im Sozialismus beauftragte ihn der Verlag Edition Nautilus mit dem Vorwort. Lenz legte in Bezug auf Wildes Werk und die Frühsozialisten des 18. und 19. Jahrhunderts eine essayistisch gehaltene Programmatik im Ausschlussverfahren unter dem Titel Der Koran des Bartleby – kein Buch wurde jemals von einem Gott verfasst, außer diesem einen vor.[9] Lenz stellt dabei den Kampf für die Errungenschaften der Aufklärung und deren Vollendung in den Vordergrund.

Als Journalist schrieb er für Magazine und für die Tageszeitungen taz, Die Welt und junge Welt, wo er jeweils auch unter verschiedenen Pseudonymen publizierte. Für die junge Welt arbeitete Lenz nach Ende des o. g. Kapitalismustribunals ein Jahr lang als Redakteur im Inlandsressort, u. a. während der Proteste gegen die Politik des G-20-Gipfels in Hamburg. Er deckte ferner für das Feuilleton die Berichterstattung während der Krisenphase (2016 bis 2018) der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin ab.[10]

Während der COVID-19 Pandemie in Deutschland organisierte Lenz 2020 zusammen mit Hendrik Sodenkamp und der Aktivistin Batseba N’Diaye die sogenannten Hygienedemos auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. Diese werden, so Erik Peter in einem taz-Artikel, von einer „Szene der Verschwörungstheoretiker“ besucht.[11] Die Journalisten Julius Betschka und Christoph Kluge bezeichneten diese Veranstaltungen im Tagesspiegel als „Querfrontdemonstration“.[12] Das Haus Bartleby und der Chef der Berliner Volksbühne Klaus Dörr distanzierten sich nach Beginn der Demonstrationen von Lenz.[13][14]

In einem Interview mit dem ehemaligen RBB-Moderator Ken Jebsen behauptete Lenz bezugnehmend auf die COVID-19-Pandemie, dass sich der Staat „mit Pharma- und Digitalkonzernen verbündet [habe], um die Demokratie abzuschaffen“. Mit der Coronakrise sei der „Zusammensturz des Finanzmarktkapitalismus wie wir ihn kannten“ verbunden, so Lenz.[14]

Buchpublikationen

  • (Hrsg.), gemeinsam mit Alvaro Rodrigo Piña Otey: Das Ende der Enthaltsamkeit. Über Bars, Cocktails, Selbstermächtigung und die Schönheit des Niedergangs. Edition Nautilus 2013, 272 Seiten. ISBN 978-3-89401-774-3.
  • (Hrsg.), gemeinsam mit Alix Faßmann, Jörg Petzold, Patrick Spät: Sag alles ab! Plädoyers für den lebenslangen Generalstreik. Haus Bartleby, Edition Nautilus 2015, 153 Seiten. ISBN 978-3-89401-824-5.
  • (Hrsg.), gemeinsam mit Alix Faßmann, Hendrik Sodenkamp, Haus Bartleby: Das Kapitalismustribunal. Zur Revolution der ökonomischen Rechte (Das rote Buch). Passagen Verlag 2016, 160 Seiten, ISBN 978-3-7092-0220-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Haus Bartleby: Das Ende der neoliberalen Epoche, Performance im Dom im Berg im Rahmen des Elevate-Festivals in Graz, 25. Oktober 2015, abgerufen am 7. Mai 2016.
  2. Kultur-Server Hamburg: Junges Schauspielhaus, Mai, Juni und Juli Zweitausendzehn, abgerufen am 7. Mai 2016.
  3. Filmvorführung: "Taxi Altona" mit Gespräch und Abschlußfest. Abgerufen am 16. April 2018.
  4. Janny Schulte: Golem Hamburg – Ort des gepflegten Besäufnisses und des ernsthaften Gesprächs, Groupon Guide Hamburg, 13. Februar 2015, abgerufen am 7. Mai 2016.
  5. FALL: Anselm Lenz (Memento vom 7. Mai 2016 im Internet Archive), abgerufen am 7. Mai 2016.
  6. Contraste, Die Monatszeitung für Selbstorganisation: Karriereverweigerungszentrum Haus Bartleby, abgerufen am 7. Mai 2016.
  7. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Auf zum Generalstreik – Eine Utopie ohne Zielgruppe, 14. Dezember 2015, abgerufen am 7. Mai 2016.
  8. Haus Bartleby: Das Kapitalismustribunal (Memento vom 7. Mai 2016 im Internet Archive), Mittwoch, 4. bis Dienstag, 10. Mai 2016, abgerufen am 7. Mai 2016.
  9. Anselm Lenz, in: Oscar Wilde: Die Seele des Menschen im Sozialismus: Der Koran des Bartleby - kein Buch wurde jemals von einem Gott verfasst, außer diesem einen. In: Utopien für Hand und Kopf. Edition Nautilus, Hamburg 2017, ISBN 978-3-96054-041-0.
  10. Anselm Lenz: Ein Menetekel. In: junge Welt. 28. Juni 2017, abgerufen am 20. April 2018.
  11. Erik Peter: Corona und Verschwörungstheoretiker: Mit Grundgesetz gegen den Verstand. In: Die Tageszeitung: taz. 2020-03-31 ISSN 0931-9085 (https://taz.de/!5675712/).
  12. Das steckt hinter der Querfrontdemonstration in Berlin, Der Tagesspiegel, 18. April 2020
  13. Julius Betschka: Linker Gegenprotest gegen „Hygiene-Demonstration“ in Berlin. Coronavirus und Verschwörungstheorien. Der Tagesspiegel, 24. April 2020, abgerufen am 30. April 2020.
  14. 14,0 14,1 Christoph Kluge: Verschwörungstheorien zum Coronavirus – und ein Streit um Bill Gates. „Hygienedemo“ am 1. Mai. Tagesspiegel.de, 1. Mai 2020, abgerufen am 1. Mai 2020.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Anselm Lenz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.