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Anne Wizorek

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Anne Wizorek (2019)

Anne Wizorek (* 5. Mai 1981 in Rüdersdorf bei Berlin)[1] ist eine deutsche Feministin,[2][3] die durch ihre Tweets (beim Twittern gesendete Nachrichten) #aufschrei (sprich: „Hashtag Aufschrei“) und die damit ausgelöste Debatte über Sexismus (insbesondere Alltagssexismus) im Jahr 2013 bekannt wurde.

Leben

Anne Wizorek ist Tochter einer Maschinenbauingenieurin und wuchs in Rüdersdorf bei Berlin auf.[4] Sie studierte Neuere Deutsche Literatur und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin und Skandinavistik an der Humboldt-Universität zu Berlin,[5] schloss das Studium aber nicht ab.[4]

Feministisches Wirken

Wizorek ist seit 2008 unter dem Account @marthadear auf Twitter aktiv.[6] Von 2013 bis 2018 betrieb sie das Blog kleinerdrei, dessen Redaktion sie gemeinsam mit Juliane Leopold leitete.[7][8]

In der Nacht vom 24. auf den 25. Januar 2013 verwendete sie zusammen mit anderen Feministinnen das Hashtag #aufschrei, um unter diesem Schlagwort Erfahrungen mit Sexismus und sexueller Gewalt gegen Frauen zu sammeln und sichtbar zu machen. Die Hashtag-Aktion wird fälschlicherweise oft als Reaktion auf den am selben Tag im Stern erschienenen Artikel „Der Herrenwitz“ der Journalistin Laura Himmelreich verstanden. Hierbei handelt es sich laut Wizorek jedoch um eine Koinzidenz,[9] die wiederum die mediale Debatte um Alltagssexismus vorantrieb.

Neben Begeisterung[10][11] hat die Aktion auch Kritik[12] hervorgerufen. Unter anderem bezeichnete Bundespräsident Joachim Gauck die Debatte als „Tugendfuror“.[13] Dafür wurde er von Wizorek und anderen Aktivistinnen in einem offenen Brief[14] kritisiert.

Nach den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht 2015/16 verwendete sie den neuen Hashtag #Ausnahmslos gegen Sexismus und Rassismus.[15] In diesem Zusammenhang äußerte sie in Berufung auf einen taz-Artikel,[16] dass es auf dem Oktoberfest zusätzlich zu den jährlich etwa zehn angezeigten Vergewaltigungen eine Dunkelziffer von 200 gäbe. Diese Straftaten würden „in erster Linie“ von „weißen Bio-Deutsch[en]“ verübt, jedoch entschuldigt und verharmlost.[17][18][19][20] Dafür wurde sie von Medien und Experten kritisiert. Rainer Samietz vom Kommissariat zur Bekämpfung von Sexualdelikten bei der Münchner Polizei und Maike Bublitz vom Frauennotruf bestritten diese Zahl.[21][22] Oktober 2016 veröffentlichte die Polizei, dass zwei der 18 ermittelten Täter zu den insgesamt 31 angezeigten Sexualdelikten (darunter eine Vergewaltigung) im Zusammenhang mit dem Oktoberfest 2016 die deutsche Staatsbürgerschaft hatten.[23] Die Autorin des ursprünglichen taz-Artikels von 2009 sah sich daraufhin gezwungen, die Schätzung der 200 Fälle im Dunkelfeld detailliert zu erläutern. Sie sei – zurückgreifend auf eine Befragungsstudie – davon ausgegangen, dass – da von den 1.177 befragten Frauen zwischen 16 und 85 Jahren, die angaben, in ihrem Leben mindestens einmal Opfer sexueller und strafrechtlich relevanter Gewalt geworden zu sein, lediglich 5 % auch angaben, Anzeige erstattet zu haben – im Zeitraum des Oktoberfestes immer eine entsprechende Dunkelziffer bestünde. Sie habe nun die in München angezeigten Vergewaltigungen im Zeitraum als jene 5 % genommen (unter Einschluss der angezeigten Vergewaltigungen auf dem Oktoberfestgelände) und dann hochgerechnet und sei so auf die Zahl von 200 Vergewaltigungen gekommen.[16]

Von 2015 bis 2017 war sie Mitglied der Sachverständigenkommission für den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung.[24] 2015 war sie Botschafterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes im Themenjahr gegen Geschlechterdiskriminierung.[25]

Auszeichnungen

Am 21. Juni 2013 wurde #aufschrei als erstes Hashtag mit dem Grimme Online Award in der Kategorie „Spezial“ ausgezeichnet.[26]

Buchveröffentlichung und Kontroverse

Im Oktober 2014 veröffentlichte Wizorek das Buch Weil ein Aufschrei nicht reicht. Für einen Feminismus von heute.[27] Das Buch löste eine medial geführte Kontroverse aus.[28] Wizorek forderte ihre Anhängerschaft auf Twitter dazu auf, ihr Buch auf Amazon positiv zu rezensieren und kritische Rezensionen, für die sie Maskulisten verantwortlich machte, als nicht hilfreich zu bewerten.[29]

Schriften (Auswahl)

Weblinks

 Commons: Anne Wizorek – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Was haben Sie von Alice Schwarzer gelernt? In: Süddeutsche Zeitung Magazin, 16. Oktober 2016
  2. Biographie, private Homepage
  3. Hannah Beitzer: Männer, ihr habt doch ein Gehirn! Süddeutsche Zeitung vom 11. Februar 2013. Abgerufen am 3. März 2015.
  4. 4,0 4,1 Die Frau hinter dem Twitter-Aufschrei berliner-zeitung.de, 30. Januar 2013
  5. Anne Wizorek (Memento vom 29. Januar 2016 im Internet Archive) wdr.de
  6. @marthadear auf twitter
  7. Ehemaliges Team kleinerdrei.org
  8. "Kleinerdrei" sagt kleinerbye sueddeutsche.de, 21. Dezember 2018
  9. Anne Wizorek: Was ihr schon immer über #aufschrei wissen wolltet und bisher auch zu fragen wagtet – Ein FAQ-Versuch Auf: kleinerdrei.org.
  10. Gabriela M. Keller: Die stille Aufrührerin In: taz.de vom 13. Februar 2013. Abgerufen am 19. Oktober 2014.
  11. Knallhart-Auftritt bei Jauch In: Bild.de vom 28. Januar 2013. Abgerufen am 19. Oktober 2014.
  12. Birgit Kelle: Dirndlgate und was Voltaire dazu sagt In: TheEuropean.de vom 7. Februar 2013. Abgerufen am 19. Oktober 2014.
  13. Georg Mascolo, Konstantin von Hammerstein: „Ich übe noch“, Interview mit Joachim Gauck, in: Der Spiegel. 10/2013 (4. März 2013), abgerufen am 6. März 2015.
  14. Offener Brief anlässlich der Sexismus-Debatte vom 3. März 2013.
  15. Sexuelle Übergriffe in der Silvesternacht 2015/16 #ausnahmslos – ein neuer Aufschrei nach Köln; SZ; 11. Januar 2016, 12:46 Uhr
  16. 16,0 16,1 Maria Rossbauer: Zahlen zur sexuellen Gewalt: Die Sache mit der Statistik. In: taz.de. 29. Januar 2016, abgerufen am 17. März 2017.
  17. ZDF Morgenmagazin: "Sexismus differenziert angehen" (Memento vom 3. Dezember 2016 im Internet Archive)
  18. Angriffe in Köln: „Sexismus durchzieht unsere Gesellschaft“. In: Frankfurter Rundschau, von Markus Decker; zuletzt aufgerufen am 16. Januar 2016.
  19. Interview mit Anne Wizorek zu den Übergriffen in Köln: „Rassistische Standpunkte überwiegen in der jetzigen Debatte“; von Markus Decker; erstellt am 6. Januar 2016
  20. Die Rape Culture wurde nicht nach Deutschland importiert – sie war schon immer da; VICE, von Stefanie Lohaus und Anne Wizorek; Januar 6, 2016
  21. Sexuelle Übergriffe: Lügenzahl vom Oktoberfest; FAZ, 8. Januar 2016, von Rainer Meyer
  22. Der weite Weg von Köln zum Oktoberfest; SZ, 11. Januar 2016, 17:33 Uhr von Susi Wimmer
  23. Polizeipräsidium München: Der Münchner Polizeieinsatz zum 183. Oktoberfest, 3. Oktober 2016
  24. "Moderne Gleichstellungspolitik für Frauen und Männer" bmfsfj.de, 8. Mai 2015
  25. Botschafterinnen und Botschafter im Themenjahr gegen Geschlechterdiskriminierung antidiskriminierungsstelle.de
  26. Hannah Beitzer: Eine Aktion, an der Trolle verzweifeln In: Süddeutsche.de vom 22. Juni 2013. Abgerufen am 19. Oktober 2014.
  27. Heide Oestreich: Feminismus? Fuck, yeah! In: taz.de vom 3. Oktober 2014.
  28. Kester Schlenz: Die Erkenntnis aus #aufschrei? „Sexismus existiert“ In: stern.de vom 25. September 2014.
  29. Franziska Mozart: Anne Wizorek bettelt auf Twitter um positive Buch-Rezensionen In: wuv.de vom 6. Oktober 2014.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Anne Wizorek aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.