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Anna Heinemann

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Anna Heinemann, geb. Anna Wertheimer, (geb. 5. April 1869 in Bielefeld; gest. 16. November 1938 in Essen) war eine deutsche Schriftstellerin.

Leben

Das ehemalige Bürogebäude Salomon Heinemanns
Stolperstein Anna Heinemann, geb. Wertheimer, Todestag: 14.11.1938
Stolperstein Salomon Heinemann

Anna Wertheimer war das vierte von sechs Kindern des jüdischen Seidenfabrikanten Joseph Wertheimer und seiner Ehefrau Jenny, geb. Michaelson. Die Familie Wertheimer stammte aus Peine und hatte sich 1839 in Bielefeld angesiedelt; Joseph Wertheimer war einer der Gründer und Förderer des Kunstvereins in Bielefeld.

Anna Wertheimer besuchte die liberale städtische Töchterschule in Bielefeld. Im März 1893 verlobte sie sich mit Salomon Heinemann aus Essen, der damals Gerichtsassessor war. Am 11. März 1894 heiratete das Paar in Bielefeld, nachdem Salomon Heinemann in Leipzig zum Dr. jur. promoviert hatte und beim Landgericht Essen als Rechtsanwalt zugelassen worden war. Da seine Eltern bereits verstorben waren, bezog er mit seiner jungen Frau sein Elternhaus in der II. Hagenstraße 25. Mindestens bis 1908 lebten Anna und Salomon Heinemann in diesem Haus; spätestens ab 1912 in einem neu gebauten Haus am Haumannplatz 1. Salomon Heinemann etablierte sich als gefragter Rechtsanwalt und Notar in Essen.

Die Ehe blieb kinderlos; Anna Heinemann beschäftigte sich aber viel mit den Kindern ihrer Verwandten – eine Tochter ihrer älteren Schwester Tony, die als Ehefrau des Arztes Dr. Adolf Blumenfeld ebenfalls in Essen lebte, war nach ihr benannt – und galt als „Märchentante“, die nicht nur spannend erzählen konnte, sondern bei Kindergesellschaften auch ganze Theaterstücke nach Märchenmotiven aufführen ließ. Die Texte dieser Theaterstücke wurden veröffentlicht; Kurt Levy illustrierte die Ausgabe von 1932, in der auch Skizzen und Gedichte Anna Heinemanns enthalten sind.[1]

In etlichen Versen Anna Heinemanns finden sich Vorahnungen und Ängste vor der Zukunft; dennoch versuchte das bereits betagte Ehepaar Heinemann während der Zeit des Nationalsozialismus nicht zu emigrieren. In der Reichspogromnacht wurde das Wohnhaus des Ehepaars Heinemann überfallen und verwüstet. Die Kunstsammlung des Ehepaars, die der Stadt Essen zugedacht gewesen war, fiel dem Vandalismus der Eindringlinge ebenso zum Opfer wie die Inneneinrichtung. Anna und Salomon Heinemann waren offenbar in dieser Nacht nicht im Haus, stellten die Zerstörung der expressionistischen Kunstwerke, die die Stadt hätte erhalten sollen, und ihrer Wohnstatt bei ihrer Rückkehr fest und beschlossen daraufhin gemeinsam aus dem Leben zu scheiden. Anna Heinemann starb am 14. November 1938 im Krankenhaus Huyssenstift an den Folgen der Leuchtgasvergiftung, die sie sich beigebracht hatte; ihr Ehemann zwei Tage später. Offenbar hätten Rettungsversuche noch erfolgreich verlaufen können, doch Anna Heinemanns Bruder Eduard Wertheimer in Bielefeld, der als letzter ihrer Verwandten noch in Deutschland lebte, lehnte solche Versuche im Sinne seiner Schwester und seines Schwagers ab. Er nahm sich vier Jahre später auf die gleiche Weise das Leben, als ihm die Deportation drohte.

Anna und Salomon Heinemann wurden auf dem jüdischen Friedhof in Essen-Segeroth bestattet, wo auch Salomon Heinemanns Eltern begraben liegen.[2]

An Anna und Salomon Heinemann erinnern zwei Stolpersteine in der Zweigertstraße 50 in Essen. Dort hatte Salomon Heinemann seine Kanzlei betrieben.[3] Heinemann hatte ab 1913 den Titel Justizrat getragen und unter anderem das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat sowie weitere bedeutende Firmen und Institutionen des Ruhrgebiets vertreten. 1933 hatte er seine Berufstätigkeit aufgeben müssen.[4] Sein 1913 errichtetes Bürogebäude in der Zweigertstraße, vor dem die Stolpersteine verlegt sind, gilt als frühes Beispiel kubistischer Architektur.

Einzelnachweise

  1. Monika Minninger (Hrg.): Aus einer Hochburg des Reformjudentums. Quellensammlung zum Bielefelder Judentum des 19. und 20. Jahrhunderts. Bielefeld 2006;
    Nr. 40: Geliebtes christliches Personal der Kindheit, S. 99-100; Nr. 41: Vorahnung (Gedicht), S. 101-102
  2. Anna Heinemann (geb. Wertheimer, 1869–1938) auf www.juedischeliteraturwestfalen.de
  3. Rede des Oberbürgermeisters zum Gedenken an die „Reichspogromnacht“ am 9. November 2014 in der Alten Synagoge Essen
  4. Kurzbiografie Salomon Heinemann auf media.essen.de

Weblinks

Monika Minninger: Anna Heinemann (geb. Wertheimer, 1869–1938) auf www.juedischeliteraturwestfalen.de

Detaillierte Biografie der Eheleute Heinemann im Leo Baeck Archiv, New York, Digitaler Volltext (PDF)

Die Grabsteine der Familie Heinemann auf dem jüdischen Friedhof in Essen-Segeroth auf www.steinheim-institut.de

Stolpersteine Heinemann auf www.waymarking.com

Rede des Essener Oberbürgermeisters zum Gedenken an die „Reichspogromnacht“ am 9. November 2014 in der Alten Synagoge Essen (PDF) auf media.essen.de

Kurzbiografie Salomon Heinemann (PDF) auf media.essen.de

Rüttenscheid – Villenviertel Haumannsdorf auf www.robert.mwelzel.de

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Anna Heinemann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.