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Andres Veiel

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Andres Veiel bei der Vorstellung seines Films Beuys auf der Berlinale 2017

Andres Veiel (* 16. Oktober 1959 in Stuttgart) ist ein deutscher Filmregisseur, Theaterregisseur und Autor.

Veiel, dessen Werke oftmals die Hintergründe und Zusammenhänge von biografischer und historischer Gewalt thematisieren und sich im Grenzbereich von Fiktion und Realität bewegen,[1] gilt als einer der profiliertesten Vertreter einer politisch engagierten Kunst.[2] Besonderes Merkmal der Arbeitsweise Veiels ist die intensive, teilweise mehrjährige Recherche als Grundlage für seine Projekte. Andres Veiel lebt in Berlin.

Leben und Werk

Studium und Ausbildung

Von 1982 bis 1988 studierte Andres Veiel Psychologie in West-Berlin und absolvierte zwischen 1985 und 1989 eine Regie- und Dramaturgie-Ausbildung im Rahmen der internationalen Regieseminare am Künstlerhaus Bethanien, unter anderem bei Krzysztof Kieślowski.

Dokumentarfilm

Winternachtstraum

Veiels erster abendfüllender Dokumentarfilm entstand aus seiner Arbeit für das Theaterstück Die letzte Probe (→ Theaterarbeiten). Dort lernte Veiel die Halbjüdin Inka Köhler-Rechnitz kennen, die in den 1930er Jahren als frische Schauspielabsolventin nicht auftreten durfte, ihre Karriere aufgeben musste und erst 60 Jahre später mit der Berliner Seniorentheatergruppe „Die Herzschrittmacher“ wieder die Bühne betrat. Veiel begleitet die 83-jährige Schauspielerin in seinem 1991 erschienenen Film Winternachtstraum bei den Vorbereitungen und Proben bis zur Premiere von Die letzte Probe. Zugleich erzählt der Film von einer ungewöhnlichen Biografie, gezeichnet von emanzipativer Rebellion und zähem Überlebenskampf im Dritten Reich. Winternachtstraum reflektiert dabei die Schwierigkeiten seiner Entstehung: Köhler-Rechnitz verweigert sich immer wieder Veiels Fragen, sie sei „nur als Schauspielerin engagiert und nicht zur Lebensbeichte“. Indem der Film von diesem Kampf um die Erinnerungen erzählt, wird er auch zu einem „komplexen Generationendialog“.[3]

Balagan

Auch in Veiels zweitem Dokumentarfilm Balagan von 1993 spielt das Theater als Ort eine zentrale Rolle. Veiel begleitet und porträtiert darin drei Schauspieler des jüdisch-palästinensischen Theaterzentrums im israelischen Akko und verknüpft deren Biografien mit ihrem Theaterabend Arbeit macht frei vom Toidtland Europa.[4][5] Das mitunter drastische Theaterstück, in dem der nach wie vor bestehende Einfluss des Holocaust auf Israel und das israelisch-palästinensische Gefüge thematisiert werden, gastierte 1992 in Berlin.[6] Im Zentrum des Filmes stehen der palästinensische Schauspieler Khaled und die israelische Schauspielerin Madi. Khaled setzt sich über die Arbeit am Stück zum ersten Mal intensiv mit dem Holocaust auseinander. Zugleich wird er von Freunden wegen der Zusammenarbeit mit der israelischen Gruppe als Verräter bedroht. Madi wehrt sich als Tochter eines Holocaust-Überlebenden gegen die aus ihrer Sicht bestehende „Holocaust-Religion“ in Israel; sie sieht ihre Arbeit im Stück als „Blasphemie“.

Veiels Film Balagan wurde besonders in Israel vorgeworfen, respektlos und antisemitisch zu sein,[7] während der Film andernorts als ein „wichtiges, herausforderndes, von bitteren Eindrücken geprägtes Zeugnis tiefer Ratlosigkeit in einem zerrissenen Land“ gesehen wurde[8] und sowohl die „behutsame Herangehensweise an ein brisantes Thema“[9] als auch die Vermittlung von „aufrüttelnden und erhellenden“ Einblicken in das „komplexe Gebilde Israel“ positiv beurteilt wurden.[10] Balagan, dessen Titel auf den hebräischen Ausdruck für „produktives Chaos“ anspielt, erhielt 1994 unter anderem den Friedenspreis der Internationalen Filmfestspiele Berlin und den Deutschen Filmpreis (Filmband in Silber).

Die Überlebenden

Mit Die Überlebenden drehte Veiel 1996 einen sehr persönlichen Film, in welchem er sich seiner eigenen Generation zuwendet. Er geht darin den Biografien und Lebensentwürfen von drei ehemaligen Klassenkameraden nach, die sich in den 80er Jahren das Leben genommen haben, und wirft dabei einen forschenden Blick auf die Seele der deutschen Provinz vier Jahrzehnte nach Ende des Dritten Reiches.[11]

Veiels Film stieß auf positive Resonanz und wurde als „brillante Zeitstudie“ gewertet,[12] wobei ihm unter anderem zugute gehalten wurde, dass die Darstellung eines konservativen Wertekanons „ohne linksliberale Überheblichkeit auskommt“[13] und der Film trotz der Zerbrechlichkeit seines Themas zu einer der „aufrichtigsten und tiefgründigsten“ deutschen Kinodokumentationen wurde.[14] Die Überlebenden. wurde 1996 für den Deutschen Filmpreis nominiert und 1998 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Black Box BRD

Einem großen Publikum bekannt wurde Veiel 2001 durch seinen Kinodokumentarfilm Black Box BRD, in welchem er die Biografien des Bankenmanagers Alfred Herrhausen und des RAF-Terroristen Wolfgang Grams einander gegenüberstellt. Veiel interviewte Herrhausens Witwe sowie Top-Manager der Deutschen Bank, aber auch politische Weggefährten und Angehörige von Wolfgang Grams und setzte aus ihren gegensätzlichen Erinnerungen das Bild eines polarisierten Landes zusammen. Black Box BRD traf auf ein breites Echo, wobei der Film im internationalen Kontext besonders als Zeitdokument eines Nachkriegsdeutschlands der 70er Jahre geschätzt wurde.[15][16] Im Inland sah man in dem Film, der Einblicke in bis dato selten gezeigte Zusammenhänge gewährte, unter anderem eine polyfone, ihre Protagonisten gleichwertig respektierende Kulturstudie[17] und bescheinigte ihm die Spannungskraft eines Krimis.[18] Black Box BRD erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Deutschen und den Europäischen Filmpreis.

Die Spielwütigen

Von 1996 bis 2003 begleitete Veiel in einer Langzeitstudie vier Schauspielschüler der renommierten Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Aus 240 Stunden Filmmaterial kondensierte Veiel seinen 2004 erschienenen Dokumentarfilm Die Spielwütigen, in dem neben Einblicken in die Herausforderungen, Anstrengungen und Kämpfe während der Ausbildung das Erwachsenwerden der vier Protagonisten erzählt wird.[19] Dabei bewegte der Film vor allem durch die Intensität und die Ernsthaftigkeit, mit der „Faszination und Frustration, Traum und Albtraum des Schauspielerberufs auf den Punkt gebracht werden“.[20][21] Der Film hatte auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2004 Premiere und wurde dort mit dem Panorama Publikumspreis ausgezeichnet.

Der Kick

Ausgehend von seinem Dokumentartheaterstück Der Kick (→ Theaterarbeiten) und den mehr als zwanzig Gesprächen mit zweien der Täter sowie mit Angehörigen und Freunden des 2002 durch drei Neonazis ermordeten Jugendlichen Marinus Schöberl entwickelte Veiel 2005 den Dokumentarfilm gleichen Titels. Wie bei der vorangegangenen Bühneninszenierung am Maxim-Gorki-Theater Berlin wurden sämtliche Rollen von Susanne-Marie Wrage und Markus Lerch übernommen. Der Film lief 2006 im Panorama der Internationalen Filmfestspiele Berlin und wurde positiv aufgenommen. Besonders die abstrakte, theatrale und brechtianische Inszenierung des Themas traf auf Zustimmung.[22][23] Der Kick. wurde u. a. von der Jury der Evangelischen Filmarbeit zum Film des Jahres 2006 gewählt.

Beuys

Mit Beuys gelingt es Veiel, den ersten Kinodokumentarfilm über Joseph Beuys, einen der umstrittensten Künstler des 20. Jahrhunderts, auf die Leinwand zu bringen.[24] Während der dreijährigen Entstehungsphase führte Veiel über 60 Interviews mit Zeitzeugen von Beuys und sichtete an die 400 Stunden Archivmaterial, 300 Stunden Tondokumente und über 20.000 Fotos.[25]

Der Film besteht zu 90 % aus Archivmaterial, davon vieles erstveröffentlicht. Veiel erzählt Beuys nicht als klassische Biografie, sondern gleichsam aus sich selbst heraus. Der Film öffnet „einen überraschenden Zugang, wo man dachte, über Beuys sei alles gesagt. Er sucht den Menschen, die Persönlichkeit hinter dem Künstlermythos“.[26] Dabei verbindet der Film die persönlichen Traumata und Verletzungen von Beuys mit seinem Denken. Wenn es möglich ist, eigene schwere Krisen zu überwinden, warum sollte das nicht auch für einen gesellschaftlichen Organismus gelten? Veiel interessiert sich dabei besonders für Beuys’ erweiterten Kunstbegriff und Ideenräume, welche die heutigen Forderungen nach Grundeinkommen und einer Demokratisierung des Finanz- und Geldwesens vorwegnehmen. Dabei zeigt der Film Beuys als einen Künstler, der seine Ideen mit verblüffendem Humor zur Diskussion stellt.[27]

Beuys feierte 2017 im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin Premiere und erhielt positive Reaktionen.

Dabei ist die Kritik sowohl von der Ästhetik und Form des Films beeindruckt, der den „Künstler, Selbstdarsteller, Denker und Provokateur“ Beuys in einer „meisterhaft montierten Collage“[28] eben nicht erklärt, sondern „in all seiner widersprüchlichen, entwaffnend witzigen Radikalität zeigt.“[29] Darüber hinaus sind sich die Rezensenten einig, dass der Film verdeutlicht, welche visionäre Kraft im Denken des „erweiterten Kunstbegriffs“ von Beuys lag und bescheinigen dem Film neben einem „enorm politischen“ Gewicht[30] eine „virtuose Annäherung an einen sehr aktuellen Künstler,“ der „Kunst nicht als dekoratives Element, sondern als aktive Teilhabe“[31] verstand und damit die „Gestaltung der Gesellschaft nicht der politischen Kaste überlassen, sondern den Bürgersinn entfachen wollte“.[32] Die Ideen von Beuys seien die „Blaupause für Liquid Democracy und das radikale Infragestellen einer vermeintlich alternativlosen Finanz- und Wirtschaftsarchitektur“.[33] „Andres Veiels Hauptverdienst dürfte sein, dass man nach dem Film erkennt: So einer wie Joseph Beuys fehlt“, konstatiert Magdi Aboul-Kheir in der Südwest Presse.[34]

Der Kinostart ist für Mitte Mai 2017 geplant.

Weitere dokumentarische Filmarbeiten

Am 5. September 2008 drehte Veiel das Segment über die Chefredaktion der Bild-Zeitung für Volker Heises 24-stündiges Dokumentarfilmprojekt 24h Berlin – Ein Tag im Leben, das exakt ein Jahr später auf mehreren Fernsehsendern ausgestrahlt wurde und damit dem Format des Reality-TV eine neue Dimension zufügte.[35]

2013 drehte Veiel einen Kurzdokumentarfilm im Rahmen des ARD Projekts 16x Deutschland. Er porträtierte den Überlebenskampf des „ältesten Fahrlehrers Deutschlands“, der mit 83 Jahren immer noch Fahrschülern zum Führerschein verhilft.[36] Die Erstausstrahlung erfolgte am 6. Oktober 2013.[37]

Im gleichen Jahr arbeitete Veiel an einem dokumentarischen Beitrag für das TV-Ereignis 24h Jerusalem. Er begleitete einen UN-Mitarbeiter bei seiner schwierigen Mission in den palästinensischen Flüchtlingslagern.[38][39] 24h Jerusalem wurde im April 2014 auf ARTE und dem BR ausgestrahlt.

Spielfilm

Veiels 2010 gedrehter erster Spielfilm Wer wenn nicht wir wurde in den Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2011 eingeladen, wo er den Alfred-Bauer-Preis gewann. Der Film hat die Vorgeschichte der RAF zum Thema und kreist um die Personen Bernward Vesper, Gudrun Ensslin und Andreas Baader. Hauptdarsteller waren August Diehl, Lena Lauzemis und Alexander Fehling. Veiels Spielfilm-Debüt erzählt eine politische Liebesgeschichte, die im Terror endet. Wer wenn nicht wir rüttelt dabei an den üblichen Erklärungsthesen für die Entwicklungen der RAF in den Folgejahren.[40] Als Vorlage für das Drehbuch diente Gerd Koenens Studie Vesper, Ensslin, Baader – Urszenen des deutschen Terrorismus. Zu den einzelnen Figuren des Filmes hat Veiel darüber hinaus selbst über Jahre hinweg recherchiert und Material gesammelt.

Der Film wurde kontrovers aufgenommen. Für die Süddeutsche Zeitung ist Wer wenn nicht wir „eine Vorgeschichte zum deutschen Terrorismus, wie sie in derart biografischer Eindringlichkeit noch nicht erzählt wurde und noch dazu ein spannendes Lehrstück zur Identitätssuche junger Deutscher nach dem Krieg“.[41] Die Zeit dagegen urteilt, dass Veiel „zwar den besseren Baader-Meinhof-Komplex gedreht hat, Wer wenn nicht wir aber trotzdem nicht mehr als eine filmische Biographie“ sei.[42]

Wer wenn nicht wir wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. 2011 mit dem Deutschen Filmpreis in Bronze, dem Hessischen Filmpreis für den besten Spielfilm und die beste Hauptdarstellerin sowie mit zwei Preisen (Bester Film in Silber, bester männlicher Hauptdarsteller) auf dem European Cinema Filmfestival in Sevilla.

Das Drehbuch war für den Thomas Strittmatter Drehbuchpreis 2009 nominiert.

Theaterarbeiten

Hier drin kannst du alles haben

1987 erarbeitete Veiel mit Insassen der JVA Berlin Tegel das dokumentarische Theaterstück Hier drin kannst du alles haben. Das Stück, das in der JVA von den Häftlingen aufgeführt wurde, basiert auf Gesprächsprotokollen mit den Strafgefangenen und zeigt den Vollzugsalltag am Beispiel des Überlebenskampfes eines Neuankömmlings im Drogenknast.[43]

Die letzte Probe

Für die Berliner Seniorentheatergruppe Die Herzschrittmacher entwickelte Veiel 1989 unter Verwendung des Theaterstücks Marat/Sade von Peter Weiss das fiktionale Drama Die letzte Probe. In dem Stück, das u. a. am Theater am Halleschen Ufer und an der Akademie der Künste Berlin aufgeführt wurde, gerät die Routine eines Altersheims durch einen Theaterabend ins Wanken, der von den Bewohnerinnen selbst inszeniert wird.[44] Ausgehend von der Theaterarbeit Die letzte Probe entstand Veiels erster abendfüllender Dokumentarfilm Winternachtstraum (→ Dokumentarfilm).

Der Kick

Zusammen mit der Dramaturgin Gesine Schmidt schrieb Veiel das Dokumentartheaterstück Der Kick, das im April 2005 am Theater Basel und am Maxim-Gorki-Theater Berlin uraufgeführt wurde.[45] Das Stück thematisiert die Ermordung des Jugendlichen Marinus Schöberl 2002 durch drei Neonazis im brandenburgischen Dorf Potzlow und steht in der Tradition des Dokumentarischen Theaters von Peter Weiss und Heinar Kipphardt.

2006 wurde Der Kick zum Berliner Theatertreffen und zu zahlreichen Gastspielen im In- und Ausland eingeladen. Das Stück wurde bislang von mehr als siebzig Bühnen im deutschsprachigen Raum aufgeführt und in sieben Sprachen übersetzt. Veiels eigener Dokumentarfilm über den Stoff wurde bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2006 uraufgeführt (→ Dokumentarfilm). 2005 produzierte RBB Kulturradio in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk eine 2007 mit dem Robert Geisendörfer Preis ausgezeichnete Hörspielversion von Der Kick, bei der Veiel die Hörspielbearbeitung und Martin Zylka die Regie übernahm.[46]

Das Himbeerreich

Aus einer 1400-seitigen Interviewsammlung mit 24 ehemaligen Bankvorständen entwickelte Veiel 2012 das Stück Das Himbeerreich, das unter Veiels Regie im Januar 2013 am Staatstheater Stuttgart und am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt wurde. Der Titel geht auf Gudrun Ensslin zurück, die den Ausdruck „Himbeerreich“ als Synonym für eine konsumorientierte Warenwelt verwendete. Das Stück und seine Inszenierung wurden kontrovers aufgenommen. Während einige Rezensenten dem Abend in seinem dokumentarischen Ernst mangelnde Bühnenwirksamkeit vorwarfen,[47] bescheinigten andere dem Text eine kraftvolle Klarheit[48] und sahen in dem reduzierten Inszenierungsstil Veiels die Basis, auf der die hochkomplexen Zusammenhänge der Finanzwelt auf eine sinnliche und verständliche Ebene gebracht würden.[49]

Das Himbeerreich von Veiel wurde 60 Mal gezeigt und zu zahlreichen Gastspielen eingeladen.[50] Die regelmäßig nach der Vorstellung stattfindenden Streitgespräche entwickelten sich durch die kontroversen Debatten u. a. mit Peer Steinbrück, Heiner Flassbeck und Joseph Vogl zu einem eigenen Format.[51][52]

Das Himbeerreich ist inzwischen an weiteren deutschsprachigen Bühnen zur Aufführung gekommen, u. a. in Salzburg, Kassel, Nürnberg, Freiburg, Frankfurt, Cottbus, Köln und Aachen. Die Inszenierung des Kölner Theaters im Bauturm wurde für den Kölner Theaterpreis und für den Kurt-Hackenbergpreis für politisches Theater 2014 nominiert.[53] Die Aachener-Theater-Inszenierung von Bernadette Sonnenbichler wurde zum Theatertreffen NRW 2014 eingeladen.[54] Daneben wurde Das Himbeerreich bislang in mehr als sieben Sprachen übersetzt und in mehreren Lesungen und Inszenierungen im Ausland präsentiert.[55][56] Der RBB produzierte in Co-Produktion mit dem Hessischen Rundfunk 2014 unter der Regie von Ulrich Lampen eine Hörspielfassung, die u. a. vom Deutschlandfunk und weiteren Sendeanstalten übernommen wurde.[57]

Andres Veiel erweiterte seine Recherchen im Finanzsektor für ein Dossier in der Wochenzeitung Die Zeit (Ausgabe vom 22. Oktober 2015), das er zusammen mit Marc Brost verfasste.[58] Dafür erhielten sie den Ernst-Schneider-Preis sowie den Deutschen Journalistenpreis 2016.[59][60]

Sachbücher

Neben seinen Filmen lotet Andres Veiel seine Stoffe auch in Sachbüchern aus. Black Box BRD. Alfred Herrhausen, die Deutsche Bank, die RAF und Wolfgang Grams geht in seiner umfassenden Recherche weit über den gleichnamigen Film hinaus. Im Februar 2007 erschien Der Kick. Ein Lehrstück über Gewalt, für das er 2008 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Sachbuch ausgezeichnet wurde. Es besteht aus dem Stück Der Kick (→Theaterarbeiten) und den dreimal so umfangreichen Annäherungen. Dieses Buch, so Jens Bisky in der Süddeutschen Zeitung, „könnte ein Klassiker werden: als Geschichtsbuch über die Gegenwart ebenso wie als Modellanalyse eines Gewaltverbrechens“.[61]

Lehraufträge

Veiel war bzw. ist Lehrbeauftragter an verschiedenen Filmhochschulen und Universitäten, unter anderem an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb), der Freien Universität Berlin, der Universität Zürich, Ann Arbor (Michigan University, USA), in Johannesburg, New Delhi, Kalkutta, Osaka, Kairo und Tunis. Er ist Mitglied der Europäischen und der Deutschen Filmakademie sowie der Akademie der Künste Berlin.

Auszeichnungen (Auswahl)

  • 1993: F.I.C.C. Preis des Internationalen Leipziger Dokumentarfilm-Woche für Balagan
  • 1993: Findlingspreis auf der Internationalen Leipziger Dokumtarfilm-Woche für Balagan
  • 1994: Otto-Sprenger-Preis für Balagan
  • 1994: Friedenspreis der Internationalen Filmfestspiele Berlin für Balagan
  • 1994: Deutscher Filmpreis (Filmband in Silber) für Balagan
  • 1996: Hauptpreis des Internationalen Dokumentarfilmfestivals München für Die Überlebenden
  • 1996: Deutscher Filmpreis (Nominierung) für Die Überlebenden
  • 1998: Adolf-Grimme-Preis für Die Überlebenden
  • 2001: Bayerischer Filmpreis für Black Box BRD
  • 2001: Hessischer Filmpreis für Black Box BRD
  • 2001: Europäischer Filmpreis für Black Box BRD
  • 2002: Deutscher Filmpreis für Black Box BRD
  • 2002: Santa Barbara International Film Festival Insight Award für Black Box BRD
  • 2002: Goldene Filmspule Weingarten für Black Box BRD
  • 2004: Panorama-Publikumspreis der Internationalen Filmfestspiele Berlin für Die Spielwütigen
  • 2004: Preis der deutschen Filmkritik für Die Spielwütigen
  • 2004: Internationales Münchner Dok-Film-Festival Hauptpreis des Bayrischen Rundfunks für Die Spielwütigen
  • 2005: Baden-Württembergischer Dokumentarfilm-Preis für Die Spielwütigen
  • 2005: Europäischer Filmpreis (Nominierung) für Die Spielwütigen
  • 2005: Konrad-Wolf-Preis
  • 2006: Preis zur Förderung der deutschen Filmkunst der DEFA-Stiftung
  • 2006: Friedrich-Luft-Preis: Beste Berliner Inszenierung Der Kick
  • 2006: Nyon Visions Du Reel: Grand Prix für Der Kick
  • 2006: New Berlin Film Award (Bester Spielfilm) für ´Der Kick
  • 2006: Film des Jahres der Evangelischen Jury Der Kick
  • 2007: Robert-Geisendörfer-Preis für Der Kick (Hörspiel)
  • 2008: Deutscher Jugendliteraturpreis für Der Kick
  • 2011: Alfred-Bauer-Preis für Wer wenn nicht wir
  • 2011: Gildepreis der Filmkunsttheater für Wer wenn nicht wir
  • 2011: Deutscher Filmpreis in Bronze für Wer wenn nicht wir
  • 2011: Hessischer Filmpreis für Wer wenn nicht wir
  • 2011: PuneInternational Film Festival: Best International Film
  • 2011: Sevilla Festival de Cine Europeo: Geraldillo de Plata / Best film (Silver) Wer wenn nicht wir / Qien sino nosotros
  • 2012: Deutscher Hörfilmpreis (Bester Spielfilm) für Wer wenn nicht wir
  • 2012: Santo Domingo International Muestra de Cine: Best Film Wer wenn nicht wir / Qien sino nosotros
  • 2016: Ernst Schneider Preis für Sie nennen es Sterbehaus in Die Zeit. 30. Oktober 2015
  • 2016: Deutscher Journalisten Preis für Sie nennen es Sterbehaus in Die Zeit. 30. Oktober 2015

Filmografie

  • 1992: Winternachtstraum, Dokumentarfilm, 82 Minuten
  • 1993: Balagan, Dokumentarfilm, 90 Minuten
  • 1996: Die Überlebenden, Dokumentarfilm, 90 Minuten
  • 2001: Black Box BRD, Dokumentarfilm, 101 Minuten
  • 2004: Die Spielwütigen, Dokumentarfilm, 108 Minuten
  • 2006: Der Kick, Spielfilm, 82 Minuten
  • 2011: Wer wenn nicht wir, Spielfilm, 124 Minuten
  • 2017: Beuys, Filmbiografie, 107 Minuten

Stücke / Inszenierungen

Veröffentlichungen

  • Hier drin kannst du alles haben. Ein Stück Knast. In: Theater, Theater. Aktuelle Stücke. Band 2, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1992.
  • Die letzte Probe. Ein Stück Revolution im Altenheim. Theaterstück in 3 Akten. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1991.
  • Black Box BRD. Alfred Herrhausen, die Deutsche Bank, die RAF und Wolfgang Grams. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2002, ISBN 3-421-05468-1.
  • Der Kick. Ein Lehrstück über Gewalt. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007, ISBN 978-3-421-04213-2.
  • mit Gerd Koenen: 1968. Bildspur eines Jahres. Fackelträger Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-7716-4359-1.
  • mit Beatrice Ottersbach (Hrsg.): Dokumentarfilm. Werkstattberichte. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2008, ISBN 978-3-86764-085-5.
  • Himbeerreich. In: Theater, Theater. Aktuelle Stücke. Band 24, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-596-19707-1.

Literatur

  • Nikolas Fischer: Das Kino des Andres Veiel. Politische Filme im Balanceakt zwischen Dokument und Fiktion. Mensch und Buch Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86664-527-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kurzporträt Andres Veiels im Ausschreibungstext für das Internationale Forum des Berliner Theatertreffens 2012: http://www.prohelvetia.ch/fileadmin/user_upload/customers/prohelvetia/Aktuell/Ausschreibungstext_Internationales_Forum_2012.pdf (PDF Dokument, S. 6–7)
  2. Deutsches Historisches Museum zur Werkschau von Andres Veiel im Januar 2007 http://www.dhm.de/archiv/kino/werkschau.html
  3. SWR Filmblog anlässlich der Veröffentlichung der „Andres Veiel Box“ mit fünf Filmen im Rahmen der „Edition der Filmemacher“ im März 2011 http://www.swr.de/blog/filmspaicher/2011/03/14/die-dokumentarfilme-des-andres-veiel/
  4. Anne Frederiksen: Der Gerechte. In: Die Zeit. 29. April 1994.
  5. Martina Knoben: Politische Lebensgeschichten. Der Dokumentarfilmregisseur Andres Veiel. epd Film, 3. Juni 2004, eingestellt bei Filmportal.de http://www.filmportal.de/node/228579/material/852092
  6. filmdienst.de
  7. Ken Shulman: Youth and the Legacy of the Holocaust. In: The New York Times. 15. Januar 1995
  8. filmdienst.de
  9. Jury der Evangelischen Filmarbeit, Mai 1994 http://www.film-des-monats.de/sites/default/files/pdf/05_1994.PDF (PDF Dokument)
  10. Anne Frederiksen: Der Gerechte.. In: Die Zeit. 29. April 1994.
  11. Martina Knoben: Politische Lebensgeschichten. Der Dokumentarfilmregisseur Andres Veiel. epd Film, 3. Juni 2004, eingestellt bei Filmportal.de http://www.filmportal.de/node/228579/material/852092
  12. Grimme-Preis Archiv 1998 http://www.grimmepreisarchiv.de/#id_2103
  13. Ulf Erdmann Ziegler: Drei von uns, die Schluß machten. In: Die Zeit. 1. November 1996.
  14. Merten Worthmann: Andres Veiels großartiger Film "Die Überlebenden": Auskünfte über das Anpassen. In: Berliner Zeitung. 28. Oktober 1996.
  15. timeout.com
  16. worldscinema.org
  17. Katja Nicodemus: Der Schuldenerlass. taz, 23. Mai 2001 https://www.taz.de/1/archiv/?dig=2001/05/23/a0139
  18. Kritikausschnitt Filmdienst, November 2001, eingestellt bei Film-Zeit.de http://www.film-zeit.de/Film/12104/BLACK-BOX-BRD/Kritik/
  19. Wolfgang Höbel: Das große Seelenflattern. In: Der Spiegel. 29. Mai 2004
  20. diverse Rezensionen zu Die Spielwütigen auf Film-Zeit.de http://www.film-zeit.de/Film/12059/DIE-SPIELWueTIGEN/Kritik/
  21. Katja Nicodemus: Kunst kann man nicht lernen. In: Die Zeit. 3. Juni 2004.
  22. diverse Rezensionen, eingestellt bei Film-Zeit.de http://www.film-zeit.de/Film/16940/DER-KICK/Kritik/
  23. Birgit Glombitza: Die Gewalt ist schon da. In: taz. 21. September 2006.
  24. The multiples of Joseph Beuys. Abgerufen am 19. März 2017 (en-US).
  25. "Beuys stellte schon vor 30 Jahren die richtigen Fragen" | Monopol – Magazin für Kunst und Leben. Abgerufen am 19. März 2017.
  26. Claudia Schwartz: Schlöndorff an der Berlinale: Das Land ist gross, und Rettung lauert überall. In: Neue Zürcher Zeitung. (https://www.nzz.ch/feuilleton/schloendorff-an-der-berlinale-das-land-ist-gross-und-rettung-lauert-ueberall-ld.146081).
  27. "Beuys". Abgerufen am 19. März 2017.
  28. Stuttgarter Zeitung, Stuttgart, Germany: Berlinale: Der Staub auf unseren Schultern. In: stuttgarter-zeitung.de. (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.berlinale-der-staub-auf-unseren-schultern.7955b540-c3cf-42de-bae7-5842663c15fa.html).
  29. ZDF Aspekte vom 17.02.2017
  30. mdr.de: Berlinale 2017 | "Beuys - ein enorm politischer Film" | MDR.DE. Abgerufen am 19. März 2017 (deutsch).
  31. Klaus Grimberg: Berlinale-Wettbewerb 2017: Überzeugende Doku: Andres Veiels „Beuys“. (http://www.noz.de/deutschland-welt/kultur/artikel/850733/ueberzeugende-doku-andres-veiels-beuys).
  32. Claudia Schwartz: Schlöndorff an der Berlinale: Das Land ist gross, und Rettung lauert überall. In: Neue Zürcher Zeitung. (https://www.nzz.ch/feuilleton/schloendorff-an-der-berlinale-das-land-ist-gross-und-rettung-lauert-ueberall-ld.146081).
  33. SWR Kunscht! vom 09.02.2017 / http://www.swr.de/kunscht/im-wettbewerb-der-berlinale-andres-veiel-und-sein-film-beuys/-/id=12539036/did=18989072/nid=12539036/ijdv9z/
  34. Südwest Presse Online-Dienste GmbH: Berlinale-Film „Beuys“: Sehenswerte Künstler-Biografie. In: swp.de. 2017-02-15 (http://www.swp.de/ulm/nachrichten/kultur/berlinale-film-_beuys_-sehenswerte-kuenstler-biografie-14448142.html).
  35. Ursula März: Ein Tag Menschheit in Berlin. In: Die Zeit. 3. September 2009.
  36. zeroone.de
  37. rbb-online.de
  38. Eckhard Fuhr: Ein Puzzle, dessen Teile nicht zusammenpassen. In: Die Welt. 11. April 2014.
  39. website zu 24h Jerusalem mit erweitertem "second screen" Angebot http://www.24hjerusalem.tv/de
  40. Peter Schneider: Das Freudlose jener Jahre. In: Der Tagesspiegel. 10. März 2011.
  41. Rainer Gansera: Der Vesper-Ensslin-Komplex. In: Süddeutsche Zeitung. 10. März 2001.
  42. Carolin Ströbele: Im Bett mit Gudrun Ensslin. In: Die Zeit. 18. Februar 2011.
  43. Synopsis des Stückes bei Fischer Theaterverlag: http://www.fischertheater.de/sixcms/detail.php?template=tt_default_wrapper&_content_template=tt_theaterstueck_detail&_navi_area=&_navi_item=&id=970571&_letter=V
  44. Synopsis des Stückes bei Fischer Theaterverlag: http://www.fischertheater.de/sixcms/detail.php?template=tt_default_wrapper&_content_template=tt_theaterstueck_detail&_navi_area=&_navi_item=&id=970590&_letter=V
  45. Synopsis des Stückes bei Fischer Theaterverlag: http://www.fischertheater.de/sixcms/detail.php?template=tt_default_wrapper&_content_template=tt_theaterstueck_detail&_navi_area=&_navi_item=&id=971487&_letter=V
  46. gep.de
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  52. Konrad Kögler: Peer Steinbrück streitet am DT mit Andres Veiel über „Himbeerreich“ und die Lehren aus der Finanzkrise. Kulturblog @ e-politik.de, 10. Januar 2015 http://kulturblog.e-politik.de/archives/23691-peer-steinbrueck-streitet-am-dt-mit-andres-veiel-ueber-himbeerreich-und-die-lehren-aus-der-finanzkrise.html
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