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Andreas Heusler (Altgermanist)

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Autograph von Andreas Heusler (1865–1940)

Andreas Heusler (geb. 10. August 1865 in Basel; gest. 28. Februar 1940 in Basel) war ein Schweizer germanistischer und skandinavistischer Mediävist.

Leben und Persönlichkeit

Andreas Heusler wurde als dritter Träger seines Namens in Folge in ein altes Basler Bürgergeschlecht hineingeboren. Er war Sohn von Andreas Heusler (1834–1921) und Enkel von Andreas Heusler (1802–1868), die sich beide als Juristen, Rechtshistoriker und Politiker betätigt hatten. In seiner Jugendzeit fiel Heusler durch glänzende schulische Leistungen auf, studierte in Basel, Freiburg im Breisgau und Berlin und wurde 1887 in Freiburg mit der Dissertation Beitrag zum Consonantismus der Mundart von Baselstadt promoviert. Laut Eduard His «ohne allzu grosse Lust, von Literatur und Musik stark abgelenkt, ergriff er den ‚gelehrten Beruf‘».[1]

Heusler wurde bereits 1890, im Alter von 25 Jahren, Privatdozent für Germanistik in Berlin. 1893 heiratete er die vierzehn Jahre ältere hessische Konzertsängerin Auguste Hohenschild. Heusler blieb in Berlin und war von 1894 bis 1913 Extraordinarius mit Lehrauftrag für nordische Philologie. Er wandte sich verstärkt dem Studium der isländischen Dichtung zu, insbesondere der Sagaliteratur, übersetzte zahlreiche Werke ins Deutsche und reiste auch zweimal nach Island. Von 1914 bis 1919 war Heusler ordentlicher Professor für germanische Philologie an der Universität Berlin. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz wohnte er seit 1920 in Arlesheim bei Basel und war bis zum Rücktritt 1936 Inhaber eines eigens für ihn geschaffenen Lehrstuhls an der Universität Basel. Heuslers Ehe verlief nicht glücklich und wurde 1922 geschieden, nachdem er bereits seit 1901 von seiner Frau getrennt lebte. 1940 verstarb Andreas Heusler nach kurzer Krankheit in einem Basler Spital.

Heuslers Persönlichkeit galt seinen Zeitgenossen als schillernd und «überaus reich» (His). Zu den auffälligen Merkmalen seines Charakters gehören die Liebe zur Musik (Heusler spielte Geige), der Wandel vom glühenden Christen zum überzeugten Atheisten (um 1889) und vor allem die Begeisterung für das «germanische» und «nordische» Wesen. Er war 1914 Mitunterzeichner des Manifest der 93, das den deutschen Angriffskrieg gegen Belgien verteidigte. In seinen letzten Lebensjahren war seine Einstellung zum nationalsozialistischen Deutschland anfänglich zwiespältig. Das Historische Lexikon der Schweiz hält fest, dass sich Heusler erst um 1938 von Hitler distanziert habe,[2] während His betont, dass sich Heusler eine «humane, vornehme Weltanschauung» bewahrt habe und von den Verirrungen des neudeutschen Wesens zutiefst bekümmert gewesen sei.[3] Einen guten Einblick in seine Persönlichkeit geben seine über 400 Briefe an Wilhelm Ranisch, geschrieben zwischen 1890 und 1940.

Andreas Heusler litt unter einem häufig auftretenden Schreibkrampf.

Wirken

Heusler gehörte zu den dominierenden Persönlichkeiten der deutschsprachigen Germanistik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und prägte Theorien und Konzepte, die bis heute nachwirken.[4] Neben wichtigen Sagas wie der Brennu Njáls saga und der Hænsna-Þóris saga übersetzte Andreas Heusler auch das Rechtsbuch Grágás aus dem Altisländischen und leistete so einen bedeutenden Beitrag zur Herausgabe isländischer Literatur in deutscher Sprache.

Werke (Auswahl)

  • Der alemannische Consonantismus in der Mundart von Baselstadt. Trübner, Strassburg 1888.
  • Lied und Epos in germanischer Sagendichtung. Ruhfus, Dortmund 1905.
  • Altisländisches Elementarbuch (= Germanische Bibliothek. 1: Sammlung germanischer Elementar- und Handbücher. Reihe 1: Grammatiken. Bd. 3). 2. Auflage[5]. Winter, Heidelberg 1913; 7. unveränderte Auflage. Winter, Heidelberg 1977. ISBN 9783825304867.
  • Die Geschichte vom weisen Njal (= Thule. Bd. 4, ZDB-ID 516164-2). Diederichs, Jena 1914 (Übersetzung der Brennu Njáls saga).[6]
  • Die altgermanische Dichtung. Athenaion, Berlin 1923.
  • Deutsche Versgeschichte (= Grundriss der germanischen Philologie 8). 3 Bände. de Gruyter, Berlin u a. 1925–1929.
  • Germanentum. Vom Lebens- und Formgefühl der alten Germanen (= Kultur und Sprache. Bd. 8). Winter, Heidelberg 1934.
  • Einfälle und Bekenntnisse. Als Handschrift für Freunde gedruckt. Selbstverlag, Arlesheim 1935.
  • Schriften zum Alemannischen. Herausgegeben von Stefan Sonderegger. de Gruyter, Berlin 1970.

Literatur

  • Heinrich Beck: Heusler, Andreas. In: Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 14, de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 978-3-11-080063-0, S. 533–543.
  • Heinrich Beck: Andreas Heuslers Begriff des ,Altgermanischen‘. In: Heinrich Beck (Hrsg.): Germanenprobleme in heutiger Sicht, de Gruyter, Berlin/New York, 2. um ein Vorwort erweiterte Auflage 1999, ISBN 978-3-11-080031-9, S. 396-414. (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde - Ergänzungsbände 1)
  • Klaus Düwel, Heinrich Beck, Oskar Bandle (Hrsg.): Andreas Heusler an Wilhelm Ranisch. Briefe aus den Jahren 1890-1940 (= Beiträge zur nordischen Philologie Bd. 18). Helbing & Lichtenhahn, Basel und Frankfurt/Main 1989, ISBN 3-7190-1022-8
  • Jürg Glauser, Julia Zernack (Hrsg.): Germanentum im Fin de siècle. Wissenschaftsgeschichtliche Studien zum Werk Andreas Heuslers (= Studien zur Geschichte der Wissenschaften in Basel. NF Bd. 3). Schwabe, Basel 2005, ISBN 3-7965-2163-0
  • Walter Haas: Heusler, Andreas im Historischen Lexikon der Schweiz.
  • Paul-Gerhard Völker: Heusler, Andreas. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, S. 49–52 (Onlinefassung).
  • Julia Zernack: Andreas Heusler. In: Christoph König (Hrsg.): Internationales Germanistenlexikon 1800-1950, de Gruyter, Berlin/New-York 2003 [Reprint 2011], ISBN 978-3-11-090805-3, S.738–741.

Anmerkungen

  1. Andreas Heusler III. In: Eduard His: Basler Gelehrte des 19. Jahrhunderts. Schwabe, Basel 1941, S. 399
  2. Walter Haas: Heusler, Andreas im Historischen Lexikon der Schweiz
  3. Andreas Heusler III. In: Eduard His: Basler Gelehrte des 19. Jahrhunderts. Schwabe, Basel 1941, S. 401
  4. http://www.schwabe.ch/docs/books/2163-0.html (Link nicht abrufbar)
  5. Die Auflagenbezeichnung bezieht sich auf Germanische Bibliothek. Die Erstausgabe ist von Bernhard Kahle.
  6. Heusler überreicht zu Weihnachten 1924 ein Widmungsexemplar an Adolf Hitler mit der Inschrift „Herrn Adolf Hitler von völkischen Freunden“. Philipp Gassert, Daniel S. Mattern: The Hitler library. A bibliography (= Bibliographies and indexes in world history. Vol. 52). Greenwood Press, Westport CT u. a. 2001, ISBN 0-313-31495-0.

Weblinks

 Wikisource: Andreas Heusler – Quellen und Volltexte
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