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Anatoli Jewgenjewitsch Karpow

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Anatoli Karpow ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Für den Biathleten siehe Anatoli Alexandrowitsch Karpow.
Karpow anatoli 20100521 berlin 5.jpg
Karpow im Mai 2010
Name Anatoli Jewgenjewitsch Karpow
Schreibweisen Анато́лий Евге́ньевич Ка́рпов
(Russisch)
Land RusslandRussland Russland
Geboren 23. Mai 1951
Slatoust, Russland
Titel Großmeister (1970)
Weltmeister 1975–1985
Aktuelle Elo-Zahl 2619 (März 2011)
Beste Elo-Zahl 2780 (Juli 1994)
Karteikarte bei der FIDE (englisch)

Anatoli Jewgenjewitsch Karpow (russisch Анато́лий Евге́ньевич Ка́рпов, wiss. Transliteration Anatolij Evgen'evič Karpov; * 23. Mai 1951 in Slatoust) ist ein russischer Schachgroßmeister[1] und war von 1975 bis 1985 Schachweltmeister sowie von 1993 bis 1999 FIDE-Weltmeister.

Leben

Anatoli Karpow
Karpow bei der Schachweltmeisterschaft 1984 gegen Kasparow

Anatoli Karpow erlernte das Schachspiel im Alter von vier Jahren von seinem Vater, einem Ingenieur. Mit zehn Jahren war er bereits Meister von Slatoust, mit 12 wurde er erstmals nach Moskau eingeladen, um an einem Lehrgang der Sowjetischen Schachschule teilzunehmen. Michail Botwinnik war zunächst von dem eher vorsichtigen Spiel des schmächtigen Jungen wenig beeindruckt, änderte dann aber seine Meinung, als er bemerkte, wie ernsthaft sich Karpow dem Schach widmete. Bereits Ende 1966 wurde er erstmals ins Ausland geschickt und gewann ein Turnier in Třinec. 1967 wurde er in Groningen Junioreneuropameister, vor Konkurrenten wie Jan Timman und András Adorján. 1969 gewann er die Jugendweltmeisterschaft in Stockholm. Kurz zuvor hatte er begonnen, mit Semjon Furman zusammenzuarbeiten, der seine schachliche Entwicklung stark beeinflusste. 1970 erhielt Karpow als zu diesem Zeitpunkt jüngster Spieler den Großmeistertitel. Einen bedeutenden Erfolg erzielte er 1971 durch seinen mit Leonid Stein geteilten 1. Platz beim Aljechin-Gedenkturnier in Moskau. Seine erste Schacholympiade spielte er 1972 in Skopje und erzielte dort mit 13 Punkten aus 15 Partien ein herausragendes Ergebnis. Als Jugendweltmeister war er vorqualifiziert für das Interzonenturnier in Leningrad 1973, das er punktgleich mit Viktor Kortschnoi gewann.

Danach qualifizierte er sich in mehreren Wettkämpfen als Herausforderer des Weltmeisters Bobby Fischer. Nachdem er zunächst Polugajewski (5,5:2,5) und danach Boris Spasski (7:4) ausgeschaltet hatte, schlug er im Finale der Kandidatenwettkämpfe seinen Landsmann Viktor Kortschnoi mit 12,5:11,5. Als Fischer zur Titelverteidigung 1975 nicht antrat, gewann Karpow am 3. April 1975 den Weltmeistertitel kampflos. In den folgenden Jahren spielte er sehr viele Turniere, um seinen Anspruch als bester Schachspieler der Welt zu untermauern. 1976 gewann er erstmals die UdSSR-Meisterschaft. Seinen Weltmeistertitel verteidigte er zweimal (1978 in Baguio und 1981 in Meran) erfolgreich gegen Kortschnoi. Nach der zweiten Verteidigung wurde Karpow der Leninorden verliehen. Diese Wettkämpfe fanden in einer sehr angespannten Atmosphäre statt, da Karpow als linientreuer Vertreter der Sowjetunion galt, während Kortschnoi als Dissident in den Westen emigriert war.

Bei der Schachweltmeisterschaft 1985 verlor Karpow seinen Titel an Garri Kasparow und konnte ihn weder im Revanchekampf 1986 noch 1987 oder 1990 zurückerobern. Erst als Kasparow mit der Weltschachorganisation FIDE brach und als Weltmeister disqualifiziert wurde, konnte Karpow 1993 durch ein 12,5:8,5 gegen Jan Timman den Weltmeistertitel wieder gewinnen und auch bis 1999 behalten. In diesem Zeitraum gelangen ihm noch einige große Erfolge, unter anderem ein überzeugender Sieg in Linares 1994. Dort erzielte er 11 Punkte aus 13 Partien und gewann mit 2,5 Punkten Vorsprung vor Kasparow und Schirow – ein Erfolg, der als einer der überlegensten Turniersiege der Schachgeschichte gilt. Damals wies er auch seine beste Elo-Zahl von 2780 (Juli 1994) auf.

Schacholympiade 1980 auf Malta UdSSR-USA: Anatoli Karpow, Michail Tal, Yasser Seirawan

Von 1975 bis 1984 war er die eindeutige Nummer eins, von 1985 bis Mitte der 1990er die unangefochtene Nummer zwei im Schach. Er gilt als einer der besten Positionsspieler aller Zeiten. Den Schach-Oscar als bester Spieler eines Jahres gewann er insgesamt neun Mal. Dazu kommen über 100 Turniersiege, das ist Weltrekord.

Karpow schrieb mehrere Schachbücher, die auch ins Deutsche übersetzt wurden, unter anderem Meine besten Partien und Karpows Schachschule. Eine Autobiographie veröffentlichte er 1991 in englischer Sprache unter dem Titel Karpov on Karpov.

In den letzten Jahren gründete Karpow zahlreiche Schachschulen, sowohl in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion als auch in den USA, Südamerika und Europa. In Deutschland führt die Karpow-Schachakademie Rhein-Neckar e. V. seinen Namen. Seit 2009 führt Karpow den Titel FIDE Senior Trainer. Seit 1994 ist er Mitglied der Schachvereinigung 1930 Hockenheim, für die er in der Saison 2011/2012 auch in der Schachbundesliga gemeldet war. 2010 gab Karpow bekannt, für das Amt des Präsidenten der FIDE zu kandidieren. Nominiert wurde er dafür vom Deutschen Schachbund.[2] Bei der Wahl am 29. September 2010 unterlag er dem Amtsinhaber Kirsan Iljumschinow mit 55 zu 95 Stimmen.[3]

Karpow ist Mitglied der Partei Einiges Russland und wurde bei der Parlamentswahl im Dezember 2011 als Vertreter der Oblast Tjumen in die russische Duma gewählt. Karpow ist Schirmherr des „Internationalen Kinderheims“ (Interdom) in Iwanowo.[4]

In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit Philatelie. Seine wertvolle Kollektion umfasst Schachmotive und andere Spezialgebiete.[5]

Nach Karpow ist auch der im Dezember 2003 entdeckte Asteroid (90414) Karpov aus dem Hauptgürtel benannt worden.[6] Dmitri Medwedew verlieh ihm mit dem Präsidialerlass N° 660 am 22. Mai 2011 den Orden der Freundschaft.

Karpow ist Vater zweier Kinder und war zwei Mal verheiratet. Aus der ersten Ehe mit Irina Kuimowa stammt ein Sohn (* 1979). Mit seiner zweiten Ehefrau Natalja Bulanowa hat er eine gemeinsame Tochter (* 1999).

Literatur

  • Edmar Mednis: So gewinnt Karpov. De Gruyter, Berlin 1982, ISBN 3-11-008476-7.
  • Viktor Baturinski: Das Schachgenie Karpow. Sportverlag, Berlin 1991, ISBN 3-328-00427-0.
  • Tibor Károlyi: Karpov’s Strategic Wins. Quality Chess, Glasgow 2011, Band 1: The Making of a Champion (1961–1985). Band 2: The Prime Years (1986–2009).

Weblinks

 Commons: Anatoli Karpow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924-2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 75
  2. DSB nominiert Anatoli Karpow, 9. April 2010
  3. Ilyumzhinov wins FIDE election by 95 votes to 55, Chessbase.com, 29. September 2010
  4. Schach gegen Krieg & Not? neues deutschland vom 13. September 2012
  5. „Former world chess champion Anatoly Karpov’s writes about his collection“
  6. Eintrag in der Datenbank für kleine Himmelskörper des Jet Propulsion Laboratory der NASA
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Anatoli Jewgenjewitsch Karpow aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.