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Amerikanischer Nerz

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Amerikanischer Nerz
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Amerikanischer Nerz (Neovison vison)

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Marder (Mustelidae)
Unterfamilie: Mustelinae
Gattung: Neovison
Art: Amerikanischer Nerz
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Neovison
Baryshnikov and Abramov, 1997
Wissenschaftlicher Name der Art
Neovison vison
(Schreber 1777)

Der Amerikanische Nerz oder Mink (Neovison vison, früher Mustela vison) ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder (Mustelidae). Ursprünglich nur in Nordamerika verbreitet, ist er als Gefangenschaftsflüchtling aus Pelztierfarmen mittlerweile auch in Europa heimisch. Mit dem Europäischen Nerz ist er nicht sehr nahe verwandt, die Arten können nicht gekreuzt werden.

Merkmale

Amerikanische Nerze haben einen langgestreckten Körper mit relativ kurzen Gliedmaßen und Schwanz. Das Gesicht ist flach und zugespitzt, die Zehen sind als Anpassung an die semiaquatische Lebensweise zum Teil mit Schwimmhäuten verbunden. Eine Analdrüse sondert ein moschusartiges Sekret ab, dessen Geruch manchmal als penetranter als der der Skunks beschrieben wird. Das weiche, dichte Fell ist wasserabweisend, seine Grundfärbung ist braun. Das Kinn ist weiß gefärbt, manchmal sind auch weiße Flecken an der Kehle und am Bauch sichtbar. Durch Züchtungen sind mittlerweile viele Farbvarianten vorhanden. Die Tiere erreichen eine Kopfrumpflänge von 30 bis 43 Zentimetern, eine Schwanzlänge von 13 bis 23 Zentimetern und ein Gewicht von 0,7 bis 2,3 Kilogramm, wobei die Männchen deutlich schwerer werden als die Weibchen. Amerikanische Nerze können somit weitaus schwerer werden als ihre europäischen Vettern. Das führt dazu, dass die Männchen des amerikanischen Nerzes von den Weibchen des europäischen Nerzes als Deckungspartner bevorzugt werden. Eine Deckung ist aber nicht möglich. Dies wird als eine, eventuell wesentliche Ursache der Gefährdung des Bestandes des europäischen Nerzes angesehen.[1]

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiet des Minks in Nordamerika

Ursprünglich war die Art auf Nordamerika beschränkt. Sie kam in Alaska, in nahezu ganz Kanada (mit Ausnahme des äußersten Nordens) sowie im Kerngebiet der Vereinigten Staaten (den 48 zusammenhängenden Staaten) außer den südwestlichen Teilen vor. Seit den 1950er Jahren haben sich aus Nerzfarmen entlaufene oder freigelassene Tiere auch in Europa ausgebreitet und den heimischen Europäischen Nerz weithin verdrängt.

Amerikanische Nerze sind ans Wasser gebunden. Man findet sie sowohl entlang von Flüssen und Seen als auch in Sümpfen und im Marschland. Sie benötigen dabei aber dicht mit Vegetation bestandene Ufergebiete. Auch Meeresarme und küstennahe Inseln werden von ihnen besiedelt.

Lebensweise

Diese Tiere sind in der Regel dämmerungs- oder nachtaktiv. Tagsüber verbergen sie sich in Bauen, die sie selbst gegraben oder von anderen Tieren übernommen haben, manchmal auch unter Steinen oder in Baumwurzeln. Selbstgegrabene Baue können bis zu drei Meter lang sein und oft mehrere Eingänge haben. Minks können ausgezeichnet schwimmen und bis in Tiefen von sechs Metern tauchen. Außerhalb der Paarungszeit leben sie einzelgängerisch und reagieren auf Artgenossen äußerst aggressiv. Mit dem Sekret der Analdrüse werden die Reviergrenzen markiert, die Größe der Territorien ist variabel, die von Weibchen sind üblicherweise 8 bis 20 Hektar groß, Reviere von Männchen sind größer und können manchmal 800 Hektar umfassen.

Nahrung

Amerikanische Nerze sind Fleischfresser, die sich von einer Vielzahl von Beutetieren ernähren. Sie verzehren unter anderem kleine Säugetiere (wie Bisam, Hasen und Spitzmäuse), Krebse und Frösche. Manchmal erbeuten sie auch Wasservögel und Fische. In Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein beispielsweise lebt der Mink inzwischen entlang der Elbe; von Tierschützern aus Farmen „befreit“, beeinträchtigt er dort die Wiesenbrüterbestände.[2]

Fortpflanzung

Einmal im Jahr bringt das Weibchen nach einer rund 40- bis 80-tägigen Tragzeit zwei bis zehn (durchschnittlich fünf) Jungtiere zur Welt. Die hohe Varianz der Trächtigkeitsdauer liegt vermutlich an einer verzögerten Einnistung der befruchteten Eizelle. Die Paarungszeit fällt in die Monate Februar bis Anfang April, die Geburt auf Ende April oder Mai. Zur Geburt kleidet das Weibchen ein Nest mit Fell, Federn und trockenen Pflanzen aus, dort verbringen die Neugeborenen ihre ersten Lebenswochen. Nach fünf bis sechs Wochen werden sie entwöhnt, im Herbst verlassen sie ihre Mutter endgültig. Weibchen werden mit rund einem Jahr und Männchen mit 18 Monaten geschlechtsreif. Die Lebenserwartung wird auf maximal zehn Jahre geschätzt.

Amerikanischer Nerz und Mensch

Schon früh wurden Amerikanische Nerze ihres Felles wegen gejagt, das als besonders wertvoll gilt. Erste erfolgreiche Zuchtversuche in Pelztierfarmen wurden um 1900 in den Vereinigten Staaten begonnen. Daher wurden amerikanische Zuchtnerze auch in Europa eingeführt. Durch menschlichen Einfluss entstanden Farbmutationen, zum Beispiel rein weiße, schwarze oder silberblaue, auch Saphir-Nerze genannte Exemplare (Näheres siehe unter →Nerzfell). Eine Zucht des Europäischen Nerzes mit dem weniger attraktiven Fell fand nicht statt.

Tiere, die in Europa aus Farmen geflüchtet sind oder im Rahmen sogenannter "Befreiungsaktionen" freikamen, haben sich dort großflächig ausgebreitet und ihre europäischen Verwandten vielerorts verdrängt und an den Rand der Ausrottung getrieben. Außerdem üben sie häufig bereits starken Druck auf andere Arten, beispielsweise junge Wasservögel, aus. Es gibt heute wildlebende Populationen unter anderem in Island, Skandinavien, den Britischen Inseln, Frankreich, Spanien, Österreich, Deutschland, Polen und in großen Teilen Russlands. In Großbritannien wo die Nerz-Population auf Tiere zurückgeht, die in den 1950er Jahren aus Pelztierfarmen entkommen sind, hat die Ausbreitung des Amerikanischen Nerzes eine empfindliche Wirkung auf das lokale Ökosystem gehabt. Beispielsweise ist der Bestand an Schermäusen um mehr als 20 Prozent zurückgegangen, was zum Teil auf die Ausbreitung des Amerikanischen Nerzes zurückgeführt wird.[3] Im nördlichen Kent im Bereich der Isle of Sheppey und der Halbinsel Hoo wurde daher im Dezember 2012 ein Programm zur gezielten Ausrottung des Amerikanischen Nerzes begonnen. Ein ähnliches Programm war zuvor in Schottland erfolgreich durchgeführt worden.[4][5]

Nerzfarmen stehen besonders in der Kritik von Tierschützern. Wenn man davon absieht, dass die Kritiker in der Regel jegliche Zucht für Pelzzwecke ablehnen, konzentriert sich die Kritik beim Nerz vor allem auf die Gehege- oder Käfiggröße, das Halten in Käfigen an sich, die Einzelhaltung und das Fehlen von Schwimmwasser. Die Züchter führen dagegen an, dass eine Bodenhaltung die Übertragung von Krankheiten fördert und der Nerz durch die lange Domestikationsfolge kein Schwimmwasser für sein Wohlbefinden benötigt. Die Tötung in den Pelztierfarmen erfolgt in der Regel mit Kohlenmonoxid-Gas.

Die meisten Nerze werden in Europa nach wie vor in Dänemark, Italien und den Niederlanden gezüchtet. Eine wesentliche Grundlage für die Pelztierzucht ist insbesondere in Skandinavien und Holland die Weiterverarbeitung von Fleisch- und Fischabfällen als Pelztierfutter. In Österreich, Großbritannien und der Schweiz wurde die Pelztierzucht eingeschränkt, während China in etwa einem Jahrzehnt zu einem der wichtigsten Zuchtländer auch für Nerze herangewachsen ist. In Deutschland finden sich noch wenige Dutzend Nerzfarmen mit Schwerpunkten in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

In Nordamerika (insbesondere in der kanadischen Provinz Ontario und im US-Bundesstaat Minnesota) ist der Nerz häufigster Endwirt und hauptsächliches Erregerreservoir des Nierenwurms, eines Parasiten, der auch Menschen und Hunde befallen kann.[6][7]

Gefährdung

Natürliche Feinde des Minks sind Füchse, Fischotter oder eine natürliche Reduktionen durch die Staupe. Zu den Hauptgefährdungsfaktoren zählt aber die Bejagung durch den Menschen, sowie die Prädation durch streunende Katzen und Hunde. Als eine weit verbreitete Art wird der Amerikanische Nerz in der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN als nicht gefährdet („Least Concern“) geführt.

Systematik

Traditionell wurde der Amerikanische Nerz zusammen mit dem Europäischen Nerz und einigen Wieseln in die Gattung Mustela eingeordnet. Jüngeren Untersuchungen zufolge ist er jedoch nur entfernt mit diesen verwandt und wird darum zusammen mit dem ausgestorbenen Seenerz in einer eigenen Gattung, Neovison, klassifiziert.

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker’s mammals of the world. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore, ISBN 0-8018-5789-9.
  • D. E. Wilson, D. M. Reeder: Mammal Species of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
  • P. Marchesi, C. Mermod, H. C. Salzmann: Marder, Iltis, Nerz und Wiesel. Haupt Verlag, Bern 2011, S. 54, ISBN 978-3-258-07465-8.

Weblinks

 Commons: Neovison vison – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Neovison vison in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009. Eingestellt von: F. Reid, K. Helgen, 2008. Abgerufen am 24. Januar 2010

Einzelnachweise

  1. Markus Kappeler: Europäischer Nerz; Abgerufen am 20. August 2012
  2. https://www.jagdverband.de/sites/default/files/pressegrafik_mink_zuwachs_0.jpg
  3. Water voles 'decline by a fifth'. BBC News, 6. September 2013, abgerufen am 28. September 2013 (english).
  4. Mink eradication plan to help north Kent water voles. BBC Kent, 4. Februar 2011, abgerufen am 28. September 2013 (english).
  5. Kent mink eradication will help water vole return. BBC, 29. November 2012, abgerufen am 28. September 2013 (english).
  6. Animal Parasitology 5. Februar 2001. Kansas State University, abgerufen am 25. Mai 2014
  7. L. David Mech, Shawn P. Tracy: Prevalence of Giant Kidney Worm (Dioctophyma renale) in Wild Mink (Mustela vison) in Minnesota. In: The American Midland Naturalist 145 (2001): S. 206–209.
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