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Alte Königsberger Börse am Grünen Tor (1624-1875)

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Königsberg, Grüne Brücke mit grünem Brückentor mit Glockenturm zur Kneiphöfischen Langgasse und Alte Börse mit klassizistischem Säulenportal. Im Hintergrund der Glockenturm des Königsberger Doms auf dem Kneiphof.

Die Alte Königsberger Börse am Grünen Tor am Kneiphof bestand von 1624-1875. Die alte Börse wurde von den Kaufleuten aller drei Städte, Löbenicht, Altstadt sowie Kneiphof, genutzt. 1875 wurde an anderer Stelle, bei der Königsberger Vorstadt die Neue Börse im Stil des Historismus errichtet.

Beschreibung

Lage und Umgebung

Die Alte Börse befand sich am Grünen Tor, das „prächtigste Tor“[1] Königsbergs. Das Tor bildete den südlichen Zugang zur Kneipfhöfischen Langgasse. Es war bereits 1572 vorhanden und erhielt 1592 einen hohen, im oberen Teil achteckigen Glockenturm. Das Tor wurde 1864 abgebrochen.

Architektur und Ausstattung

Die alte Börse wurde 1624[2] auf Pfählen über dem Wasser, im Stil venezianischer Gebäude, über dem Wasser unmittelbar östlich der Grünen Brücke am Kneiphof erbaut. Das Fassade hatte „Säulen, die durch eine Rundbogenarchitektur miteinander verbunden waren, und mit zwei der Langgasse parallelen Dächern, die auf ihren Giebeln eine Barockarchitektur“[3] zeigten.

1624 wurden die Statuen des Merkur und Neptun zusammen mit den Wappen des Kneiphofs auf die Fassade gesetzt. An der Decke der Börse waren dargestellt Sirenen und Seeungeheuer. Damit wurde die Seeherrschaft der Königsberger Kaufleute demonstriert. Zudem waren 60 Embleme in Figuren und Malereien kunstvoll gezeichnet und mit Reimen gezeigt. Die Malereien schuf der holländische Maler Greger Singknecht . Die Reime, die den Inhalt der Gemälde wiedergaben schrieb Samuel Fuchs:

  • „Mancher meint, er habe Milch im Topf, so scheinet ihm nur der Mond hinein“
  • „Ein Sparer will einen Zehrer haben“
  • Bürgen soll man würgen“
  • „Lasset die Sonne über euren Zorn nicht untergehen“
  • „Gut macht Muth“
  • „In Komm' und Geh' steht Wohl und Weh“
  • „will Gott so stehet eine Axt unter der Bank“
  • „man muss mit Gott in die Hände speien“
  • „Arbeit gewinnt das Feuer aus Steinen“
  • „an neuem Tuch und menschlichen Anschlägen gehet viel ein“
  • „überkauf und überbau dich nicht“
  • „süß gegessen, sauer gespigen“
  • „willst du nicht so musst Du“



Das Gemälde des letzten Sinnspruchs stellte das jüngste Gericht dar. Singknechts Gemälde wurden 1792 von Johann Friedrich Bayer erneuert.

Lilienthal meinte 1726, dass das die Alte Börse „ihrer luftigen Situation halber alle Börsen in Europa übertrifft “[4] Caspar Stein erklärte:

„Auf der Brücke die Bursa der Kaufleute, die Börs, mit dem kleinen Gebäude der Posten, Postbud, wo täglich um 10 Uhr Vormittags und 5 Uhr Nachmittags die Kaufleute der drei Städte mit den Fremden zusammenkommen, hin und her gehen und ihre Geschäfte besorgen, ihre Briefe aber des Montags an die außerhalb wohnenden Kaufleute zu geben und des Donnerstages Briefe von auswärtigen Kaufleuten zu erhalten pflegen.[5]


Am 4. September 1800 wurde an selber Stelle ein neues Gebäude im Stil des Klassizismus erbaut. Der Bau zeigte in der Westfront gekoppelte ionische Säulen. Das Kuppeldach war nach dem Delormeschen System nach Entwürfen des Obermühleninspektors Dittrich erbaut. An den Längsseiten befanden sich große, rechteckige Fenster und kleine quadratische darüber. In dem nach der Südseite gerichteten Giebel waren die Wappen der drei Städte Altstadt, Kneiphof und Löbenicht.[6]Eine kolorierte Lithographie[7] von Friedrich Heinrich Bils zeigt den Hafen unterhalb der Grünen Brücke mit Grünem Tor[8] und Alte Börse.[9]Das Gebäude wurde 1875 abgebrochen.

„Der große fast das ganze Gebäude ausfüllende Saal hatte eine elliptische Gestalt. Die vier Ecken des Hauses waren durch halbrunde Wände abgeschnitten, welche als kleine Kabinette teils für die Makler bestimmt waren, teils Treppen auf die an den schmalen Seiten des Saales in der Höhe angebrachten Balkons aufnahmen. Die Eingänge waren von beiden Giebelseiten, von der Köttelbrücke aus konnte man durch eine angebaute große Freitreppe über den Gang am Bollwerke unmittelbar in das Gebäude der Kaufmannsressoure gehen, die jetzt noch unter den Namen Börsenhalle an der alten Stelle liegt [10]

Einzelnachweise

  1. Köster, S. 202.
  2. Köster, S. 203.
  3. Boetticher, S. 358.
  4. Boetticher, S. 358.
  5. Boetticher, S. 358.
  6. Boetticher, S. 357f.
  7. Lithographie Alte Börse
  8. Lithographie Grünes Tor Königsberg
  9. Wagner, S. 181.
  10. Boetticher, S. 359-360

Literatur

  • August Rudolf Gebser und August Hagen: Der Dom zu Königsberg in Preußen: Eine kirchen- und kunstgeschichtliche Schilderung von Dr. August Rudolf Gebser und Dr. E. August Hagen, Professoren an der Universität zu Königsberg, Hartungsche Hofbuchdruck, Königsberg 1835 ( online)


  • Wulf D. Wagner: Das Königsberger Schloß - Eine kurze Baugeschichte vom Ende der Ordenszeit bis zum Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. (1525-1713). In: Bernhart Jähnig (Hrsg.): 750 Jahre Königsberg : Beiträge zur Geschichte einer Residenzstadt auf Zeit. Elwert, Marburg 2008, OCLC 281162800. S. 385-416.


  • Adolf Boetticher (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Im Auftrag des Ostpreußischen Provinzial-Landtages. Heft VII. Die Bau- und Kunstdenkmäler in Königsberg. Bernhardt Teichert, Königsberg 1897, OCLC 312871065.
  • Baldur Köster: Königsberg : Architektur aus deutscher Zeit. Im Anhang: Der Kneiphof. Heft VII. Die Bau- und Kunstdenkmäler in Königsberg. Husum Druck-und Verlagsgesellschaft, Husum 2000, OCLC 237377396.
  • Markus Podehl: Architektura Kaliningrada : wie aus Königsberg Kaliningrad wurde. Materialien zur Kunst, Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas, 1. Herder-Institut, Marburg 2012, OCLC 816472756.
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