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Altberliner Verlag Lucie Groszer

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Der Altberliner Verlag Lucie Groszer (seit 1979 Altberliner Verlag) war ein Verlagshaus in Berlin-Mitte. Im von volks- und parteieigenen Verlagen dominierten Buchmarkt der DDR war er neben dem Alfred Holz Verlag einer der wenigen privaten Kinder- und Jugendbuchverlage.

Die Buchhändlerin Lucie Großer (1914–1997) hatte 1943 die Breitkreutz’sche Buchhandlung in der Neuen Schönhauser Straße 8 im alten Berliner Scheunenviertel erworben und betrieb das Geschäft seit August 1944 als Altberliner Bücherstube. Am 1. Juni 1945 gründete Großer mit provisorischer Genehmigung der sowjetischen Kommandantur zusätzlich zur Buchhandlung den Altberliner Verlag Lucie Groszer, den ersten Kinderbuchverlag in Nachkriegsdeutschland. (Die Schreibung des Namens mit „sz“ ergab sich dabei aus dem Nichtvorhandensein eines Versal-ß.) Eine vollgültige Lizenz erhielt der Verlag im Februar 1947.

Ihre ersten verlegerischen Erfolge hatte Großer mit illustrierten Ausgaben von Märchen der Brüder Grimm, darunter Brüderchen und Schwesterchen (1945) und Der Teufel mit den drei goldenen Haaren (1947). Größter Bestseller des Verlages wurde der Ende 1951 erstmals veröffentlichte Roman Die Söhne der Großen Bärin von Liselotte Welskopf-Henrich. Von 1962 bis 1963 erschien eine auf drei Bände erweiterte Fassung des Romans, 1972–74 schließlich die endgültige Fassung in sechs Bänden. Der Roman wurde in 18 Sprachen übersetzt und 1965 von der DEFA unter der Regie von Josef Mach verfilmt.

Erster Lektor des Verlages wurde 1950 Johannes Bobrowski, der 1949 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war. Eine 1954 veröffentlichte, von Bobrowski bearbeitete Fassung von Gustav Schwabs Die schönsten Sagen des klassischen Altertums wurde ein weiterer verlegerischer Erfolg. Als Bobrowski 1959 zum Union-Verlag wechselte, übernahm der Bilderbuchautor Alfred Könner (1921–2008) seine Stelle und blieb bis 1986 Cheflektor des Altberliner Verlags. Zu den Autoren des Verlags gehörten, neben Welskopf-Henrich und Könner selber, unter anderem Werner Legère, Ruth Kraft, Hertha Vogel-Voll, Werner Quednau, Walter Krumbach, Irmhild Proft, Ehm Welk, Karl-Heinz Appelmann sowie Günther und Ingeborg Feustel. Unter den Illustratoren waren Künstler wie Ingeborg Friebel, Heidrun Hegewald, Karl Fischer, Klaus Ensikat, Rolf Xago Schröder und Manfred Bofinger.

In den 1960er Jahren wurde das ohnehin knappe Papierkontingent für den Privatverlag, in dem bisher 10 Titel pro Jahr erschienen waren, so stark gekürzt, dass das Verlagsprofil auf Bilderbücher (mit geringerem Seitenumfang) umgestellt werden musste. Fortan erschienen im Durchschnitt 7 Titel pro Jahr.

Nachdem Großer sich bereits Mitte der 1970er Jahre mit dem Gedanken getragen hatte, ihren Verlag an die HV Verlage zu verkaufen, fand schließlich im Oktober 1979 der Verkauf an den von Fred Rodrian geleiteten Kinderbuchverlag Berlin (und damit an die SED) statt. Der Name wurde in Altberliner Verlag geändert; neuer Verlagsleiter wurde Gerhard Dahne (vorher bei der HV Verlage angestellt). Lucie Großer arbeitete noch bis 1982 im Verlag und ging dann in Rente. Mit der Verstaatlichung ging ein stark erhöhtes Papierkontingent einher, so dass nun 80 Titel pro Jahr produziert werden konnten, darunter Kinderbücher von Christoph Hein, Martin Karau, Irina Liebmann, Gerhard Schöne, Richard Pietraß, Bodo Schulenburg und Thomas Rosenlöcher.

Nach der Wende wurde der Verlag im Mai 1990 aus dem Parteivermögen der PDS an die (von einigen Verlagsmitarbeitern gegründete) Altberliner Verlag GmbH verkauft; auch das Verlagsgebäude wurde übertragen. Gerhard Dahne blieb Verlagsleiter und wurde zugleich Geschäftsführer. Da für den Verkauf allerdings keine Genehmigung der Treuhandanstalt vorgelegen hatte, kam der Verlag 1992 in Verwaltung der Treuhand und wurde 1993 verkauft.

In der letzten Existenzphase des Verlags von 1993 bis 2003 erschienen unter anderem Bücher von Christa Kozik, Konstanze Hupe, Martina Dierks, Kemal Kurt, Sobo, Andreas Schlüter und Franziska Groszer (der Schwiegertochter der Verlagsgründerin). Im August 2003 meldete der Verlag Insolvenz an, die Taschenbuchrechte waren bereits vorher an dtv verkauft worden. 2005 lebte der Verlag noch einmal kurz auf, nun allerdings mit Sitz in München und später Leipzig; im September 2008 wurde endgültig Insolvenz angemeldet.

Literatur

  • Brit Holland: Die privaten Kinder- und Jugendbuchverlage „Altberliner Verlag Lucie Groszer“ und „Alfred Holz Verlag“. In: Thomas Keiderling, Lothar Poethe, Volker (Hrsg.): Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte. 12, Wiesbaden 2003, ISBN 3-447-04827-1, S. 195-229.
  • Franziska Groszer: 60 Jahre Altberliner Verlag. Eine Chronik. Altberliner Verlag, Leipzig/München 2005, ISBN 3-86637-301-5
  • Christoph Links: Das Schicksal der DDR-Verlage. Die Privatisierung und ihre Konsequenzen. Ch. Links Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-523-2 (= Univ. Diss, HU Berlin 2008)

Weblinks

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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Altberliner Verlag Lucie Groszer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.