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Alexander S. Kekulé

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Alexander Kekulé (2020)

Alexander S. Kekulé (ˌalɛˈksandɐ ˈkekuleː; * 7. November 1958 in München) ist ein deutscher Mediziner, Epidemiologe, Biochemiker und Publizist. Er ist als Hochschullehrer seit 1999 Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Virologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle (Saale).[1][2]

Leben

Alexander Kekulé ist der Sohn der Autorin Dagmar Kekulé und Stiefsohn des Regisseurs Wolfgang Urchs, dessen Nachnamen er auch noch trug, als er 1980 einen Preis bei Jugend forscht gewann.[3][4] Später nahm er den Namen seiner Mutter an. Er besuchte von 1965 bis 1977 die Rudolf-Steiner-Schule München und anschließend das Rupprecht-Gymnasium München, an dem er 1979 das Abitur ablegte.

Nach dem Zivildienst beim Arbeiter-Samariter-Bund in München studierte Kekulé von 1981 bis 1983 Medizin und Biochemie an der Freien Universität Berlin. Nach einem Jahr als "summer student" an der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota (USA) setzte er sein Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München fort. Nach dem Medizinischen Staatsexamen und der Approbation als Arzt 1987 arbeitete Kekulé zunächst als Summer Associate für die Unternehmensberatung McKinsey & Company in New York City (USA). Von 1987 bis 1993 stellte er bei Peter Hans Hofschneider am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried (Bayern) Forschungen zum Hepatitis-B-Virus an, auf deren Grundlage er zweimal bei Hofschneider promoviert wurde (1989 an der Freien Universität Berlin in Biochemie sowie 1992 an der Ludwig-Maximilians-Universität München in Medizin) und sich 1993 an der Technischen Universität München im Fach Medizinische Mikrobiologie/Virologie habilitierte.[5]

Von 1993 bis 1994 erbrachte er ein Assistenzjahr in Innerer Medizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in München. Von 1994 bis 1996 arbeitete er am Max von Pettenkofer-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München. Kekulé ist Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie sowie Facharzt für Laboratoriumsmedizin. Von 1997 bis 1998 war er stellvertretender Leiter des Instituts für Virologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. 1999 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Virologie an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.[6]

Kekulé ist verheiratet, Vater von fünf Kindern und wohnt in Halle und München.[7]

Kekulé hatte 1968 als Kind unter dem Schauspielernamen Sascha Urchs die Hauptrolle in dem Film Bübchen von Roland Klick.

Forschungsgebiete

Kekulés Forschungsschwerpunkte sind Infektionskrankheiten, biologischer Bevölkerungsschutz und Bioethik. Auf der Suche nach den molekularen Ursachen von Leberkrebs konnte er 1992 mit seiner Arbeitsgruppe zeigen, dass das X-Gen des Hepatitis-B-Virus eine Signalkaskade in der Leberzelle aktiviert, die auch für die Krebsentstehung durch bestimmte Chemikalien verantwortlich ist.[8] Ferner entdeckte er mit seiner Arbeitsgruppe den preS/S-Transaktivator, ein neuartiges Regulatorgen des Hepatitis-B-Virus.[9] Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Influenza-Pandemieplanung. Seine jüngste wissenschaftliche Publikation, die er 2017 als Co-Autor mitverfasst hat, berichtet über die Ergebnisse einer multizentrischen Studie zur Epidemiologie invasiver Aspergillose in Patienten mit akuter Leukämie.[10]

2020 wurde von Seiten der Universität Halle und von anderen Virologen wie Christian Drosten die Kritik geäußert, dass Kekulé in den vergangenen Jahren wenig geforscht und kaum publiziert habe.[1][2] Kekulé führt dies auf die mangelnde finanzielle Ausstattung seines Instituts seit seiner Berufung 1999 zurück und darauf, dass er sich im „Laufe der Jahre auf angewandte und interdisziplinäre Forschungsfelder“ verlegte.[2][11] Die Datenbank Scopus berechnet (Stand Juni 2020) aus 33 wissenschaftlichen Publikationen mit insgesamt 1186 erfassten Zitationen einen h-Index von 14.[12] PubMed, die Datenbank für medizinische Artikel, enthält insgesamt 32 Publikationen von 1990 bis 2020, davon 13/14 Publikationen von 1990 bis 1999/2000, als er als Professor auf den Lehrstuhl an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg berufen wurde und nach seinen Angaben „mit falschen Versprechungen angelockt und dann stillgelegt wurde“[2]; von 2001 bis 2005 finden sich in PubMed keine Publikationen mehr, erst wieder 2006 und 2009 je eine Publikation, und ab 2010 bis 2020 insgesamt 16 weitere Publikationen (die letzte 2017).

Kekulé ist Mehrheitsgesellschafter und Geschäftsführer des Instituts für Biologische Sicherheitsforschung GmbH in Halle, das 2006 zur „Erforschung, Entwicklung und Vermarktung biologischer und medizinischer Innovationen mit dem Schwerpunkt biologische Sicherheit“ gegründet wurde.[13][14] Zuletzt veröffentlichte er als Repräsentant dieses Instituts 2015 eine Analyse der Ebola-Epidemie in Westafrika und empfahl Maßnahmen für eine bessere Handhabung zukünftiger Ausbrüche von Infektionskrankheiten.[15]

Publizistische Tätigkeit

Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit publiziert Kekulé zu gesellschaftlichen und ethischen Aspekten der Naturwissenschaften. Seine Beiträge erschienen unter anderem in der Wochenzeitung Die Zeit, dem Magazin Der Spiegel, der Tageszeitung Neue Zürcher Zeitung und der Wochenzeitung Jüdische Allgemeine. Seit 1999 schreibt er in der Tageszeitung Der Tagesspiegel die Kolumne „Was Wissen schafft“.

Kekulé plädierte 2001 für die Einrichtung eines globalen Fonds für die Bekämpfung von AIDS in der Dritten Welt[16] und setzt sich für ein „Menschenrecht auf natürliches Erbgut“[17] ein.

Stellungnahmen zur COVID-19-Pandemie 2020

Im Rahmen der COVID-19-Pandemie 2020 äußert sich Kekulé regelmäßig öffentlich mit Informationen und Standpunkten etwa zu Risiken, Schutz- und Beschränkungsmaßnahmen und zu deren Rücknahme.[18][19][20][21] Kekulé betreibt – wie viele andere Virologen – keine experimentelle Forschung zur Familie der Coronaviren, nach seiner Aussage auch mangels eines virologischen Labors an seiner Universität.[1][22]

Der MDR produziert seit 16. März 2020 den Podcast Kekulés Corona-Kompass. Im Gespräch mit dem Moderator Camillo Schumann erörtert Kekulé dort wissenschaftliche Hintergründe, gibt Einschätzungen zu politischen Maßnahmen ab und beantwortet per Telefon oder E-Mail gestellte Fragen von Hörern.[23]

Ehrungen und Auszeichnungen

Für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Krebserzeugung durch Viren wurde Kekulé mit dem Hans Popper Award for Basic Research der International Association for the Study of the Liver (1992) sowie mit dem Karl-Heinrich-Bauer-Gedächtnispreis für Krebsforschung (1990) ausgezeichnet. Ferner erhielt er den Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (1991), den Preis des Verbandes der Chemischen Industrie (1991) und den Publizistikpreis der SmithKline Beecham Stiftung (1997). Er war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie bayerischer Landessieger beim Wettbewerb Jugend forscht über das Thema Tee, damals noch unter dem Namen Alexander Urchs.[24] Kekulé war Mitglied der Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern und ist seit 2010 außerordentliches Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft[25] sowie der Auswahlkommission der Studienstiftung des deutschen Volkes. Von 1990 bis 2004 gehörte er der Kommission Lehre und Weiterbildung der Gesellschaft für Virologie an.

Schriften

  • Das Hepatitis-B-Virus als Tumorpromotor : ein neuartiger Mechanismus der viralen Onkogenese (Berlin, Freie Univ., Diss., 1989).
  • Expression von Antigenen des Hepatitis-B-Virus in immortalisierten humanen B-Lymphozyten (München, Univ., Diss., 1992).
  • Transaktivatorproteine des Hepatitis-B-Virus als onkogenetischer Faktor des primären Leberzellkarzinoms (München, Techn. Univ., Habil.-Schr., 1993).
  • Schutz der Bevölkerung vor neu auftretenden Influenzaviren. Bericht der Schutzkommission, 2006 ((PDF; 144 kB) (Memento vom 29. Juli 2007 im Internet Archive)).
  • Mitherausgeber: Hochpathogene Erreger und Biologische Kampfstoffe (= MiQ – Qualitätsstandards in der mikrobiologisch-infektiologischen Diagnostik. H. 26–29). 4 Bände. Elsevier/Urban & Fischer, München 2008, ISBN 978-3-437-22627-4, ISBN 978-3-437-22637-3, ISBN 978-3-437-22628-1, ISBN 978-3-437-22638-0.
  • Bio-Tod in 45 Minuten? – Fakten und Fiktionen zum irakischen Biowaffenprogramm. In: Bernd W. Kubbig (Hrsg.): Brandherd Irak. Campus, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-593-37284-3, S. 44–49.
  • Der Corona-Kompass: Wie wir mit der Pandemie leben und was wir daraus lernen können. Ullstein, 2020, ISBN 978-3-550-20140-0.

Weblinks

 Commons: Alexander Kekule – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Martin Spiewak, Jan Schweitzer: Der Widerspruchsgeist. In: Die Zeit. 23. Juli 2020, S. 35–36, abgerufen am 20. März 2021 (Zeit.de: „Editiert am 20. August 2020, 20:01 Uhr“).
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Jörg Blech: Alexander der Große. In: Der Spiegel. 19. Dezember 2020, S. 118–120, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  3. Alexander S. Kekulé, jugend-forscht.de, April 2010
  4. Die Eigenschaften des Teegetränkes in Zusammenhang mit der Chemie der Teegerbstoffe und des Teecoffeins, 1980 | Chemie | Bayern, jugend-forscht.de
  5. Vgl. den Lebenslauf im Diss.-MS: Alexander S. Kekulé: Das Hepatitis-B-Virus als Tumorpromotor. Ein neuartiger Mechanismus der viralen Onkogenese (Berlin, Freie Univ., Diss., 1989), S. 323.
  6. Kurzbiographie Arzneimittelkommission, abgerufen am 23. Januar 2019.
  7. About The Author. In: persönlicher Blog, abgerufen am 3. Juli 2020.
  8. Nature: Hepatitis B virus transactivator HBx uses a tumour promoter signalling pathway. (PDF) Nature.com, abgerufen am 18. September 2010.
  9. Nature: The preS2/S region of integrated hepatitis B virus DNA encodes a transcriptional transactivator. (PDF) Nature.com, abgerufen am 18. September 2010.
  10. Philipp Koehler et al.: Epidemiology of invasive aspergillosis and azole resistance in patients with acute leukaemia: the SEPIA Study. In: International Journal of Antimicrobial Agents. 49, Nr. 2, 2017-02-01 ISSN 0924-8579, S. 218–223, doi:10.1016/j.ijantimicag.2016.10.019 (http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0924857916303776).
  11. Ärger um Kekulé: Eigene Uni ist unzufrieden - und bekräftigt Drosten-Kritik. In: Focus Online. 20. Dezember 2020, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  12. Kekulè, Alexander S. In: Scopus. Abgerufen am 6. Juni 2020.
  13. Öffentliche Bekanntmachung RegisSTAR. Abgerufen am 5. Juni 2020.
  14. Erklärung von Interessenkonflikten. In: akdae.de. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, abgerufen am 5. Juni 2020.
  15. Alexander S. Kekulé: Learning from Ebola Virus: How to Prevent Future Epidemics. In: Viruses. 7, Nr. 7, 2015-07-09 S. 3789–3797, doi:10.3390/v7072797 (https://www.mdpi.com/1999-4915/7/7/2797).
  16. Alexander S. Kekulé: Eine einmalige Chance. In: Zeit online. 17. Mai 2001. (= Die Zeit. 21/2001).
  17. Alexander S. Kekulé: Menschenrecht auf Erbgut. In: Der Spiegel. Nr. 46, 2001, S. 206–207 (online).
  18. Alexander S. Kekulé zum Coronavirus auf: tagesschau.de, Februar 2020.
  19. Coronavirus: „Die Gefahr wurde verharmlost“. Abgerufen am 16. April 2020.
  20. Virologe Kekulé: „Man hätte mehr gegen das Virus tun können“ , 28. Januar 2020
  21. u. a.: Virologe Kekulé: Nur bundesweite Schulschließungen könnten Ausbreitung des Coronavirus noch eindämmen, deutschlandfunk.de, 5. März 2020
  22. Andreas Krobok: „Alarmlampe auf rot“ – Virologe Kekulé über neue Covid-Variante und „Blender“-Kritik. In: F.A.Z. Podcast für Deutschland. Abgerufen am 22. Dezember 2020.
  23. Neuer Podcast: „Kekulés Corona-Kompass“. In: mdr.de. Abgerufen am 4. April 2020.
  24. Alexander S. Kekulé. auf: jugend-forscht.de, April 2010.
  25. Außerordentliche Mitglieder. 19. April 2010, abgerufen am 5. Juni 2020.
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