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Albert Grzesinski

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Albert Grzesinski (1926)

Albert Karl Wilhelm Grzesinski (geb. 28. Juli 1879 in Treptow an der Tollense als Albert Ehlert; gest. 31. Dezember 1947 in New York City) war von 1926 bis 1930 Innenminister des Freistaats Preußen.

Familie und Ausbildung

Grzesinski wurde 1879 als unehelicher Sohn des Berliner Dienstmädchens Berta Ehlert und des Metzgergesellen Albert Lehmann geboren.[1] Bis zur Heirat seiner Mutter mit dem Spandauer Stellmacher Thomas Grzesinski im Jahre 1884 wuchs er bei den Großeltern in Treptow auf, dann bei der Mutter und dem Stiefvater, der ihn 1892 adoptierte, in Spandau. Albert Grzesinski besuchte dort bis 1893 eine Volksschule. Danach erlernte das er Handwerk eines Metalldrückers in Berlin.

1897 wurde er Mitglied des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV) im ADGB. In die Sozialdemokratische Partei trat er 1898 ein. Als Gewerkschaftsfunktionär kam er nach Offenbach am Main, wo er von 1903 bis 1907 Vorsitzender der örtlichen SPD war.

Gewerkschaftsfunktionär, Ratsvorsitzender und Landtag

1906 wurde er Sekretär des DMV in Offenbach. 1907 wechselte er nach Kassel, wo er bis 1919 Sekretär des DMV war und von 1918 bis 1919 Vorsitzender eines Gewerkschaftskartells. Auch organisierte er hier den Zusammenschluss verschiedener Verbraucherverbände. Während der Kriegsjahre gelangte er mit seiner sozialpolitischen Arbeit zu einem gewissen Ansehen und Anerkennung. Somit wurde er nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in den Kasseler Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat gewählt und dessen Vorsitzender, womit er einen bestimmten Einfluss in Kassel und Nordhessen erlangte.

In der nachfolgenden Rätebewegung unterstützte er vorhaltlos den Rat der Volksbeauftragten. Somit wurde er in den Zentralrat gewählt, der auf dem 1. Reichsrätekongress (16. bis 21. Dezember 1918) und 2. Reichsrätekongress (3. bis 14. April 1919) jeweils gebildet wurde. In Kassel nahm er von 1919 bis 1924 ein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung wahr, zuerst als Stadtverordneter, dann als Vorsitzender der Versammlung. Auch gehörte er von 1919 bis 1921 der preußischen Landesversammlung an, danach ab 1921 bis 1933 dem preußischen Landtag.

Laufbahn im preußischen Staat

Seine Laufbahn als Staatsfunktionär begann am 16. Juni 1919, als er zum Unterstaatssekretär im preußischen Kriegsministerium ernannt wurde. Diese Position hatte er bis zum 10. November 1919 inne. Als er den Vorschlag einer schnellen Demobilisierung vorgetragen hatte, wobei er sich als Ausführender anbot, wurde er zum Reichskommissar des Reichsabwicklungsamtes eingesetzt. Diese Funktion übte er von November 1919 bis März 1921 aus.

Den Posten des Reichswehrministers lehnte er 1920 ab, weil er den Korpsgeist der Reichswehr und seine Auswirkungen kannte. Daher weilte er als Referendar von 1921 bis 1922 im Reichsarbeitsministerium. Von November 1922 bis März 1924 wirkte er als Präsident des preußischen Landespolizeiamtes. Als dieses Amt aufgelöst wurde, übernahm er ab dem 16. Mai 1925 bis zum 6. Oktober 1926 das Amt des Polizeipräsidenten von Berlin. Als während der Monate April bis Mai 1926 ein Rechtsputsch in der Republik drohte, zeigte er diese Gefahr öffentlich an.

Innenminister

Als der preußische Innenminister Carl Severing am 5. Oktober 1926 aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, wurde Grzesinski zu seinem Nachfolger bestimmt. Er setzte im Innenministerium den Rücktritt des Staatssekretärs Friedrich Meister (DVP) durch und ersetzte ihn durch den Leiter der Polizeiabteilung Dr. Wilhelm Abegg. Den Posten Abeggs nahm Ministerialrat Erich Klausener ein. Neuer Polizeipräsident in Berlin wurde Karl Zörgiebel. Seine offizielle Amtszeit begann am 7. Januar 1926 und endete am 28. Februar 1930.

Als Innenminister versuchte er, die Gedanken der Demokratie in die Geschäftsführung des Ministeriums einzubringen. Dazu förderte er auch die Besetzung von Amtsträgern durch Sozialdemokraten. Weiterhin wollte er die Macht der Gutsbesitzer durch Verwaltungs- und Wahlkreisreformen einschränken.

Als Chef des preußischen Landespolizeiamtes, als Polizeipräsident von Berlin und als preußischer Innenminister war Grzesinski gemeinsam mit seinem Staatssekretär Wilhelm Abegg sehr um eine Demokratisierung der Verwaltung und Polizei bemüht. Im Vorwort zu einem Buch anlässlich einer Polizeiausstellung in Berlin 1926 spricht er von der Devise der Polizei, Freund, Helfer und Kamerad der Bevölkerung zu sein. Grzesinski ist damit einer der Urheber des Slogans Die Polizei – Dein Freund und Helfer.

Im März 1927 hob er das Redeverbot für Adolf Hitler auf, weil er glaubte, dass von ihm keine Gefahr ausgehen würde. Als am 14. Februar 1928 auf dem Preußentag der SPD die Auflösung Preußens gefordert wurde, wandte er sich entschieden dagegen, denn diese Forderung wolle nur das unbequeme republikanische Preußen beseitigen.

Straßenkämpfe und Rücktritt

Albert Grzesinski bei Verfassungsfeier 1929

In seiner Eigenschaft als Innenminister war er auch zunehmend in die innenpolitischen Auseinandersetzungen zwischen der KPD, NSDAP und dem Stahlhelm verwickelt. Als es am 1. Mai 1929 in Berlin zu Straßenkämpfen kam, stützte er mit dem Reichsinnenminister Severing den Polizeipräsidenten Zörgiebel. Diese Tage gingen in die Geschichte als der Berliner Blutmai ein. Am 3. Mai 1929 sprach er für Preußen das Verbot des Roten Frontkämpferbundes (RFB) aus.

Wegen einer persönlichen Affäre musste er am 28. Februar 1930 vom Amt des Innenministers zurücktreten. Sein Nachfolger wurde Heinrich Waentig. Als dieser am 22. Oktober 1930 zurücktrat, wurde Grzesinski am 6. November 1930 zum Polizeipräsidenten ernannt. Dieses Amt hatte er bis zum 20. Juli 1932 inne. Im Zuge des Preußenschlags wurde er in Schutzhaft genommen und erst entlassen, als er sich per Unterschrift verpflichtet hatte, keinerlei Amtshandlungen mehr vorzunehmen. Zu seinem Nachfolger bestellte die kommissarische Regierung Papen den bisherigen Essener Polizeipräsidenten Kurt Melcher.

Emigration in die USA

Grzesinski floh im März 1933 vor den Nationalsozialisten zunächst in die Schweiz, dann nach Frankreich. Sein Name stand im August 1933 auf der Ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs. Unter dem Eindruck der Folgen der NS-Diktatur begann er, seine politische Haltung zu ändern. So stellte er sich in London dem internationalen Untersuchungsausschuss vom 14. bis 18. September 1933 zur Verfügung, der versuchte, die Hintergründe des Reichstagsbrandes aufzuklären. Im Jahre 1934 veröffentlichte er seine Memoiren unter dem Titel La Tragi-Comédie de la République Allemagne. Mit einem weiteren Buch von 1939 mit dem Titel Inside Germany bedauerte er, dass er nicht entschieden genug die Feinde der Weimarer Republik bekämpft habe.

Im Lutetia-Kreis (1935-37) in Paris wirkte er mit am Versuch, eine Volksfront gegen die Hitlerdiktatur zu schaffen. Im französischen Innenministerium wirkte er von August 1936 bis Juli 1937 als Präsident des Konsultativkomitees für die deutschen politischen Flüchtlinge. Im Juli 1937 emigrierte er in die USA und ging nach New York, wo er wieder als Metalldrücker arbeitete. Hier wurde er 1938 Präsident der Emigrantenvereinigung German Labour Delegation und war am 2. Mai 1944 Gründungsmitglied des Council for a Democratic Germany, wofür er von rechten Mitgliedern der German Labour Delegation heftig attackiert wurde. 1947 starb Albert Grzesinski in New York City.

Werke/Literatur

  • Albert Grzesinski: Im Kampf um die deutsche Republik. Erinnerungen eines deutschen Sozialdemokraten (= Schriftenreihe der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte. Bd. 9). Herausgegeben von Eberhard Kolb. Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56591-5.

Siehe auch

Referenzen

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Albert Grzesinski: Im Kampf um die deutsche Republik. Erinnerungen eines deutschen Sozialdemokraten (= Schriftenreihe der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte. Bd. 9). Herausgegeben von Eberhard Kolb. Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56591-5, S. 12 f.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Albert Grzesinski aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.