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Refael Aharon Ben Schimon

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Raw Ahron Ben Schimon

Raw Refael Aharon Ben Schimon (geb. 1847 in Rabat; gest. 1928 / 10. Cheschwan 5689 in Tel Aviv), Raw von Kairo, Verfasser des Nehar Mizrajim (über Minhagim in Ägypten) und des Nehar Pekod (über Minhagim in Erez Jisrael), war Oberrabbiner Ägyptens von 1891 bis 1921.

Leben

Raw Ahron Ben Schimon kam 1847 in Marokko in einer sefardischen Familie zur Welt. Er war sieben Jahre alt, als seine Familie nach Jeruschalajim zog. Sein Vater, der Verfasser des "Zuf D'wasch", der seine Begabung zu schätzen wusste, scheute keine Mühe, um ihn auf seine vielversprechende Zukunft vorzubereiten, und brachte ihm auch mit viel Elan Tora und Weisheit bei. Ausserdem lehrte er seinen Sohn auch Schächten, Mila und Safrut. Als er nur dreizehn Jahre alt war, erteilte man ihm schon den Titel "Chacham". Daneben lernte er auch mit Eifer europäische Sprachen und beherrschte bald fliessend Italienisch, Französisch und Spanisch. Nach dem Tod seines Vaters 1880 übernahm Reb Refael Ahron die Stelle seines Vaters und führte die Gemeinde weiter.

1887 musste Reb Refael Ahron für eine wichtige Angelegenheit in die marokkanischen Städte reisen. Er gründete dabei in der Stadt Pass einen Verein unter dem Namen "Dovev Sifsei Jeschenim", der den Zweck hatte, Sefarim der Gedolim aus Marokko zu drucken. Als er sich dort aufhielt, geschah etwas Schreckliches. Der Herrscher wollte seinen Palast vergrössern und befahl deshalb allen Jehudim, die Kewarim des jüdischen Friedhofs zu entfernen. Reb Refael Ahron beschreibt jene Begebenheit (in der Einleitung zu seinem Sefer "Ahawat Hakadmonim") mit folgenden Worten: "Die Feder zittert zwischen meinen Fingern, das Blatt ist von Tränen getränkt, während ich über diesen kummervollen Anblick erzähle, den meine Augen am Rosch Chodesch Nissan 5648 (März 1888) gesehen haben ... Ich ging an diesem Tag auf das Bet Hakwarot, um bei den Kewarim der Zaddikim zu dawenen und die schwere Last meiner Seele zu erleichtern. Und siehe da! Als ich dort ankam, zerriss mein Herz ... Ein schrecklicher Anblick bot sich meinen Augen. Der ganze Platz hatte sich in einen Marktplatz verwandelt und es sah aus, als ob alle daran waren, Tote zu begraben! Der Tumult entstand aber auch durch die Arbeiter des Herrschers, die daran waren, das ganze Bet Hakwarot mit ihren Äxten zu zerstören. Denn der Herrscher wollte seinen Palast vergrössern, der an das jüdische Bet Hakwarot grenzt ... Gibt es denn ein Auge, das keine Tränen vergiesst, ein Herz, das sich nicht umdreht, wenn man sieht, wie die Kwarim der Zaddikim geöffnet werden und Jehudim die Gebeine ihrer Vorfahren und Verwandten in Behältern zusammensammeln müssen, um sie an einem anderen Ort wieder zu begraben?"

Zwei Jahre, nachdem er wieder nach Jeruschalajim zurückgekehrt war, musste er ein weiteres Mal nach Marokko fahren. Als er sich in der Stadt Zafro in Marokko aufhielt, wurde er durch ein grosses Wunder vor einer Überschwemmung gerettet. Es war am Ende des Monats Ijar 5650, als der Fluss, der die Stadt umgibt, über seine Ufer trat und die ganze Stadt überschwemmte. Leider verloren dabei viele jüdische Stadtbewohner ihr Leben.

Als er sich im Sommer danach wieder auf dem Weg zurück nach Jeruschalajim befand, wurde er von den Angesehenen der Stadt Kahir in Ägypten empfangen, die ihn baten, zu ihnen zu kommen und als Oberrabbiner zu amtieren. Der ältere Raw von Ägypten, Raw Jom Tow Jisrael, der unbedingt nach Eretz Jisrael auswandern und dort seine letzten Lebensjahre verbringen wollte, wünschte sich, dass Raw Rafael Ahron einverstanden wäre, seine Stelle als Chacham Baschi von Kairo und Umgebung zu übernehmen. Nach vielem Drängen erklärte sich Raw Rafael Ahron einverstanden, am 25. Schwat 5651 feierte man die Ernennung von Reb Refael Ahron zum Raw der ägyptischen Gemeinden im alten Bet Haknesset "El-Mezarjon". Der junge Raw stürzte sich in seine neue Lebensaufgabe – eine Stelle, die er dann viele Jahre lang mit grösster Hingabe und Autorität ausführte, ohne sich vor irgendwelchen Personen zu fürchten. Er erhielt von der türkischen Regierung offiziell den Titel "Chacham Baschi" und man zog ihm fürstliche Kleidung an. Als Chacham Baschi hatte er eine aussergewöhnliche Macht. Alle Entscheidungen über Heiraten etc. unterstanden ihm und er hatte das letzte Wort in allen Geld-Angelegenheiten. Er war auch generell derjenige, der für alle Gemeindevorsteher verantwortlich war und alle mussten ihm gehorchen. Er widmete sich voll und ganz dem ihm anvertrauten Amt und versuchte sehr, die aschkenasischen und sefardischen Gemeinden einander näherzubringen, und bestimmte aus diesem Grund auch, dass in der Stadt Tewerja ein aschkenasischer Oberrabbiner, Raw Ahron Mendel Hakohen, für die aschkenasischen Gemeinden bestimmt werden sollte.

Eine seiner grossen Chiduschim betraf die Mikwaot in Ägypten. Da dieses Land nicht vom Regenwasser, sondern vom Wasser des Nils, das in Kanälen vom Nil abgeleitet wird, getränkt wird, gab es dort grosse Probleme, eine koschere Mikwa herzustellen. Man musste aus diesem Grund tief in die Erde graben und die Mikwa dort unten bauen, damit das Wasser nicht durch Menschenhand in die Mikwa geleitet wird. Die Mikwaot waren dadurch aber immer sehr schmutzig und das führte dazu, dass man es mit der Zeit mit der Reinheit leichter nahm. Reb Refael Ahron schreibt in seinem Sefer aus diesem Grund eine lange und ausführliche Teschuwa, in der er die Nutzung einer Wasserpumpe erlauben möchte, sodass man das Wasser des Nils in neue Mikwaot, die sich in gewöhnlichen Bauten befinden, bringen kann. Der Rischon Lezijon in Jeruschalajim, Raw Jakow Schaul Elischor, erklärte sich mit seiner Entscheidung einverstanden.

Nach mehr als dreissig Jahren als Raw kehrte Raw Refael Ahron nach Erez Jisrael zurück und vertraute die Gemeinde von Ägypten seinem jüngeren Bruder, Raw Mas'oud Ben Schimon, an, der gleichzeitig auch sein Schwiegersohn war. Dieser führte das Amt weiter, wurde aber nach nur vier Jahren niftar. Raw Refael Ahron nahm diese Nachricht sehr schwer auf und wurde nach vier Jahren in Tel Aviv niftar und in Jeruschalajim auf dem Har Hasetim in der Nähe seiner Vorfahren begraben.

Die Anekdote mit dem nicht geeigneten Wein

Da kommt jemand ins Schwitzen (Illustration der Jüdischen Zeitung, 26.10.2012, siehe unten)

Einmal wurde Raw Aharon Ben Schimon von einer der einflussreichen Personen in Ägypten aufgefordert, bei der Heirat seiner Tochter Chuppa und Kidduschin durchzuführen. Dieser Mann war als einer der reichsten Leute bekannt und hatte ausser seinem Ansehen in der Gemeinde auch sehr gute Beziehungen zu den Staatsoberhäuptern. Als die Zeit für die Chuppa näherkam und sich alle angesehenen und reichen Leute versammelten, übergab der Brautvater den Becher mit ausgezeichnetem Wein dem Raw der Kehilla, Reb Refael Ben Schimon. Zur Verwunderung aller weigerte sich dieser jedoch, eine Bracha darauf zu sprechen, mit der Begründung, dass es sich hier um Jajin Nessech handle und dieser nicht würdig sei, die Bracha darauf zu sprechen. Der reiche Mann verstand nicht, was der Raw damit meinte, eilte sogleich in seinen Weinkeller und brachte mit eigenen Händen eine frische Flasche von ausgezeichnetem Wein. Der Raw wandte sich aber wiederum dem Ba'al Simcha zu und flüsterte ihm ins Ohr, dass es sich auch bei diesem Wein um Jajin Nessech handle und er ihn nicht verwenden könne. Und so rannte der reiche Mann nochmals in seinen Weinkeller und holte eine weitere Flasche mit noch besserem Wein. Aber auch dieser Wein wurde vom Raw abgewiesen. Der Vater der Kalle, der ins Schwitzen kam, hatte keine andere Wahl, als den Raw in seinen Weinkeller zu bitten, so dass der Raw sich den eigenen, koscheren Wein aussuchen könne, während er sich beim Raw vielmals entschuldigte, ihn darum zu bemühen.

Als die beiden in den Weinkeller traten, wandte sich der Raw dem reichen Mann zu und sagte ihm: "Es tut mir leid, aber ich kann über keinen Wein in deinem Besitz eine Bracha sprechen, denn alle sind Jajin Nessech!" Der Reiche schaute den Raw ganz verwundert an und wusste nicht, was er antworten sollte. Danach sprach der Raw weiter und erklärte: "Es ist eine Halacha, dass ein Jehudi, der öffentlich den Schabbat entweiht, einem Nichtjehudi gleichgestellt wird und sein Wein demnach Jajin Nessech ist. Zu meinem grossen Bedauern verursachten dein Reichtum und dein Ehrenplatz, dass du dich vom Wege deiner Vorfahren abgewendet hast und öffentlich den Schabbat entweihst. Ich kann demnach auch keine Bracha über deinen Wein sprechen". Die Worte des Raws entsprangen einem ehrlichen und wehmütigen Herzen und wurden mit Liebe und Freundschaft gesprochen. Und so drangen sie auch tief ins Herz des Zuhörers, der verblüfft war zu hören, wie er als Schabbat-Entweiher einem Nichtjehudi glich, so weit, dass sein Wein Jajin Nessech war.

Mit Tränen in den Augen wandte er sich an den Raw mit der Bitte, ihm den Weg zur Teschuwa zu zeigen. Er sei bereit, den Schabbat zu halten und sich als toratreuer Jehudi zu verhalten. Als der Raw erkannte, dass er es ehrlich meinte, sagte er ihm: "Wohl dir, mein Sohn, dass du auf dich genommen hast, Teschuwa zu machen! Wo ein Ba'al Teschuwa sich befindet, kann nicht einmal ein vollkommener Zaddik stehen! Nachdem du nun ein Zaddik bist, sind die Weine in deinem Besitz auch gute und koschere Weine und man kann die Bracha darauf sprechen."

Fröhlich und zufrieden kehrte der Raw mit dem reichen Mann zur Chupa zurück, und der reiche Mann wurde ein vollkommener Ba'al Teschuwa.

Hinweis

Der Artikeltext beruht in weiten Teilen auf Nachrufen und Artikeln in der Jüdischen Zeitung, Zürich, Ausgaben vom 26. Oktober 2012, Seite 24 (Autor: D. Goldschmidt), sowie Ausgabe vom 18. September 2013, Seite 22.

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