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Affenpocken

Aus Jewiki
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Klassifikation nach ICD-10
B04 Affenpocken
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Die Affenpocken sind eine Viruserkrankung bei Affen, deren Erregerreservoir aber vermutlich Hörnchen und Nagetiere darstellen. Sie sind auf den Menschen übertragbar (Zoonose) und lösen hier eine milde pockenähnliche Erkrankung aus, die aber auch tödlich verlaufen kann.

Erreger und Vorkommen

Affenpockenvirus
200px

Affenpockenvirus unter dem Elektronenmikroskop

Systematik
Reich: Viren
Ordnung: Chitovirales[1]
Familie: Poxviridae
Unterfamilien: Chordopoxvirinae
Gattung: Orthopoxvirus
Art: Monkeypox virus
Taxonomische Merkmale
Genom: dsDNA linear
Baltimore: Gruppe 1
Symmetrie: komplex
Hülle: vorhanden
Taxon-Kurzbezeichnung
MPV
Links

Der Erreger ist das Affenpockenvirus (offiziell Monkeypox virus, MPV, veraltet Orthopoxvirus simiae) aus der Gattung Orthopoxvirus in der Unterfamilie Chordopoxvirinae der Pockenviren.

Das Affenpockenvirus gehört als Orthopoxvirus zu den Pockenviren, bei denen es sich wiederum um Doppelstrang-DNA-Viren handelt. Das Affenpockenvirus ist in der Lage, einzelne Gene zu vervielfachen, um die Immunmechanismen zu drosseln.[2] Die von den Viren verursachte Erkrankung wurde erstmals 1958 bei Affen mit pockenähnlichen Symptomen beobachtet, daher bezeichnete man sie als „Affenpocken“.[3] Seit der Ausrottung der Echten Pocken (Variola major) in den 1970ern beobachtet man in West- und Zentralafrika sporadische Epidemien dieser Zoonose.

Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich, wenngleich selten.[4] Hierbei ist ein enger Kontakt nötig. Darüber hinaus kann eine Übertragung bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf der Affenpocken-Infizierten stattfinden (wahrscheinlich auch im Rahmen von sexuellen Handlungen).[4]

Affenpocken bei einer Gambia-Riesenhamsterratte

Affen sind vermutlich nur Fehlwirte dieses Virus.[5] Das eigentliche Reservoir stellen möglicherweise Hörnchen sowie Ratten und andere Nagetiere dar. Die Infektion des Menschen wird durch Bisse von diesen Tieren oder von Affen ausgelöst, durch Kontakt mit Sekreten, als Tröpfcheninfektion oder Verzehr von Affenfleisch, die Ansteckungsgefahr ist allerdings nur gering.

Die Erkrankung kommt vor allem in Afrika vor. Diese Erkrankung wurde erstmals 1970 im Kongo beobachtet.[3] Dort ist nach Schätzungen seit Beendigung der Pockenschutzimpfung 1980 die Anzahl der Erkrankungen um das Zwanzigfache gestiegen.[6] Einige Ausbrüche gab es auch in Gefangenschaftshaltungen von Rhesusaffen und Javaneraffen.

Fälle 2003 in den USA

2003 gab es über 70 Fälle von Affenpocken in den USA, die überwiegend nach direktem oder indirektem Kontakt mit Präriehunden auftraten, allerdings ohne Todesfälle abliefen.[7] Das Virus wurde mit dem Transport hunderter Kleinsäuger aus Ghana eingeschleppt. Präriehunde hatten sich möglicherweise bei den Tieren aus Ghana angesteckt und wiederum Menschen infiziert.[8]

Fälle 2018 und 2021 im Vereinigten Königreich und in den USA

Ende 2018 gab es drei Fälle im Vereinigten Königreich.[9] Im Jahr 2021 traten weitere Fälle im Vereinigten Königreich auf[10] und einer in den USA.[11]

Ausbruch 2022

Out of date clock icon.svg Dieser Artikel beschreibt eine Pandemie. Die Informationen können sich deshalb rasch ändern.

Anfang Mai 2022 wurden sieben Fälle im Vereinigten Königreich bekannt.[12] Auch in Spanien und Portugal gibt es rund 40 Verdachtsfälle. In den USA und Kanada werden dutzende Fälle untersucht. Bei der Mehrheit der bisher bekannt gewordenen Fälle sind nach WHO-Angaben Männer betroffen, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten. Die WHO ruft zu einer rigorosen Verfolgung aller Kontakte der Betroffenen auf.[13] Am 19. Mai 2022 wurde in Deutschland ein Fall bestätigt. Diagnostiziert wurde er am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.[14]

Das Friedrich-Loeffler-Institut teilte mit, dass die außerhalb Afrikas aufgetretenen Fälle ungewöhnlich seien und genau untersucht werden müssten. Eine etwaige weitere Verbreitung müsse genau beobachtet werden. Laut Forschern gewinnen Affenpocken an globaler Bedeutung. Ein nachlassender Immunschutz nach der Beendigung der Pockenimpfungen im Jahr 1980 könne der Grund dafür sein.[7] Die Beseitigung von Waldflächen könne als möglicher Verstärker fungieren.[15]

Klinisches Bild beim Menschen

Vier Jahre altes Mädchen mit Affenpocken
Aufnahmen von britischen Affenpocken Patienten, Mai 2022

Die Inkubationszeit beträgt ein bis drei Wochen.[4] Die Erkrankung zeigt sich durch plötzlich einsetzendes Fieber und ein generalisiertes Exanthem, mit sich entwickelnden Hautveränderungen (Hauteffloreszenzen), meist zuerst im Gesicht, die verkrusten und abfallen. Bei empfänglichen Personen können Hautveränderungen in Form von Bläschen oder Pusteln auftreten, die den Pocken gleichen. Gelegentlich sind auch leicht bräunliche, muttermalartige Flecken auf der Haut ein Anzeichen für Affenpocken. Die für die Erkrankung typischen Pusteln lösen einen entsprechenden Juckreiz aus.[16] Bei den im Mai 2022 gemeldeten Fällen wurde auch ein Beginn der Hautveränderungen im Urogenital-Bereich berichtet. Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten sind weitere erste Symptome.[4]

Die Krankheit verläuft beim Menschen im Vergleich zu Variola major deutlich milder, die Prognose ist zudem günstig.[4] Beobachtet wurden aber auch schwere Verläufe. Klinisches Unterscheidungsmerkmal ist die stärker ausgeprägte nuchale Lymphadenopathie bei den Affenpocken. Pockenviren rufen zytopathogene Infektionen hervor.

Die Letalität bei Kindern unter 16 Jahren beträgt bis zu 11 %, falls sie mit der zentralafrikanischen Virusvariante infiziert sind.[4]

Prophylaxe

Therapie

Das einzige in der EU zugelassen Arzneimittel zur Behandlung von Affenpocken ist Tecovirimat. Ansonsten kann nur symptomatisch und supportiv therapiert werden, wichtig ist hierbei das Verhindern bakterieller Superinfektionen.[4]

Gesetzliche Regelungen

In Deutschland besteht für Affenpocken Anzeigepflicht nach dem Tiergesundheitsgesetz (TierGesG).[17]

Gemäß § 6 Infektionsschutzgesetz (IfSG) Abs. 1 Nr. 5 sind Krankheitsverdacht, Erkrankung oder Tod meldepflichtig.[4] Darüber hinaus besteht gemäß §7.2 eine Labor-Meldepflicht.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens ICTV_MSL#35_VarV wurde kein Text angegeben.
  2. Nels C.Elde, Stephanie J. et. al.: Poxviruses Deploy Genomic Accordions to Adapt Rapidly against Host Antiviral Defenses. sciencedirect.com, 17. August 2012, abgerufen am 21. Mai 2022.
  3. 3,0 3,1 Monkeypox. In: CDC. 17. November 2021, abgerufen am 20. Mai 2022 (english).
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 4,7 4,8 Affenpocken - Allgemeine Informationen des RKI zu Affenpocken. In: RKI. 19. Mai 2022, abgerufen am 19. Mai 2022.
  5. Lutz Ehlkes et al.: Epidemiologie des Ebolafiebers und anderer, in Deutschland seltener hochkontagiöser, lebensbedrohlicher Erkrankungen. In: Bundesgesundheitsblatt. 58, Nr. 7, 2015-07 S. 705–713, doi:10.1007/s00103-015-2165-y, PMID 25997608.
  6. Mark Wheeler: Virus related to smallpox rising sharply in Africa, UCLA researcher finds. 30. August 2010, abgerufen am 27. November 2017 (english).
  7. 7,0 7,1 7,2 Humane Affenpocken. (PDF) Informationen für medizinisches Fachpersonal. In: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Abgerufen am 20. Mai 2022.
  8. Affenpocken: Ärzte sollen wachsam sein. DAZ.online, 18. Mai 2022, abgerufen am 21. Mai 2022.
  9. Clare Wilson: Monkeypox has reached the UK - here's what you need to know. In NewScientist. 18. September 2018, abgerufen am 20. Mai 2022.
  10. Monkeypox 'outbreak' in north Wales as two treated for rare viral infection. In: itv.com. 10. Juni 2021, abgerufen am 20. Mai 2022.
  11. Michael Levenson: Monkeypox Case Is Discovered in Texas. In: The New York Times. 16. Juli 2021, abgerufen am 20. Juni 2022.
  12. Lars Fischer: Affenpocken verbreiten sich wohl in der Bevölkerung. In: spektrum.de. 17. Mai 2022, abgerufen am 18. Mai 2022.
  13. WHO ruft zu strenger Kontaktverfolgung bei Affenpocken-Patienten auf. In: Zeit Online. 19. Mai 2022, abgerufen am 20. Mai 2022.
  14. mar/cop/AFP/dpa: Erster Fall von Affenpocken in Deutschland. In: spiegel.de. 20. Mai 2022, abgerufen am 20. Mai 2022.
  15. Was bedeuten die weltweiten Affenpocken-Fälle? spiegel.de, 19. Mai 2022, abgerufen am 20. Mai 2022.
  16. Kurzbeschreibung: Humane Affenpocken. (PDF; 136 kB) Robert Koch-Institut; abgerufen am 11. Mai 2020.
  17. Verordnung über anzeigepflichtige Tierseuchen in der Fassung der Bekanntmachung vom 19. Juli 2011 (BGBl. I S. 1404), geändert durch Artikel 3 der Verordnung vom 3. Mai 2016 (BGBl. I S. 1057) in Verbindung mit § 4 des Gesetzes zur Vorbeugung vor und Bekämpfung von Tierseuchen (Tiergesundheitsgesetz - TierGesG) vom 22. Mai 2013 (BGBl. I S. 1324), zuletzt geändert durch Artikel 8 Absatz 12 des Gesetzes vom 3. Dezember 2015 (BGBl. I S. 2178).
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