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Adolf Wohlbrück

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Wohlbrück in den 1940er Jahren

Adolf Wilhelm Anton Wohlbrück (geb. 19. November 1896[1] in Wien, Österreich-Ungarn; gest. 9. August 1967 in Garatshausen) war ein österreichischer Schauspieler, der sich im englischen Exil Anton Walbrook nannte.

Leben

Adolf Wohlbrück im Sommer 1930 als Andreas Bleichenwang aus Was ihr wollt auf einer Fotografie von Genja Jonas

Wohlbrück war der Sohn des Zirkusclowns Adolf Ferdinand Wohlbrück (1864–1930) und Enkel des Schauspielers und Varietékünstlers Adolf Wohlbrück (1826–1897).[2][3] Nach dem Besuch einer Klosterschule in Wien und dem Gymnasium in Berlin nahm er Schauspielunterricht an der Schule von Max Reinhardt. Im Ersten Weltkrieg geriet er in französische Gefangenschaft, wo er das Aucher Gefangenschaftstheater gründete, und setzte danach seine Karriere an verschiedenen Bühnen in München, Dresden und Berlin fort. Er begann gelegentlich in Stummfilmen mitzuspielen, doch erst mit dem Tonfilm trat er regelmäßig auf. Er verkörperte den eleganten, weltmännischen Gentleman, oft an der Seite von Renate Müller, etwa in den Filmen Viktor und Viktoria und Die englische Heirat. Ab 1933 veränderte er sein Aussehen und trat mit einem Schnurrbart auf.

Wohlbrück, nicht nur „Halbjude“ und dem Vernehmen nach homosexuell,[4][5][6] sondern auch politisch ein vehementer Gegner des nationalsozialistischen Regimes, emigrierte 1936 über Frankreich und Hollywood nach England und arbeitete dort unter dem Künstlernamen Anton Walbrook. Auch im Exil setzte er sich aktiv für jüdische Schauspieler und „nichtarische“ Angehörige deutscher Schauspieler ein, finanziell oder indem er ihnen die Wege zur Flucht ebnen half.[7]

Im Gegensatz zu vielen anderen deutschsprachigen Schauspielern konnte er auch im englischsprachigen Exil beachtliche Erfolge verzeichnen. Eine seiner ersten Rollen in Großbritannien war Prinz Albert im 1937 erschienenen Historienfilm Königin Viktoria sowie in der Fortsetzung Sixty Glorious Years von 1938. Ebenfalls spielte Wohlbrück elegante, finstere Ausländer; so etwa als mörderischer Ehemann im Filmthriller Gaslight (1940) sowie als Ballettimpresario in Die roten Schuhe (1948) unter Leitung des Regieduos Powell-Pressburger. Mit Powell und Pressburger hatte er zuvor bereits die Filme 49th Parallel (1941) und Leben und Sterben des Colonel Blimp (1943) gedreht. In beiden Filmen verkörperte Wohlbrück – ungewöhnlich in Anbetracht des Weltkrieges und der Funktion der Filme als Propagandawerke – positiv angelegte Deutsche, die den Nationalsozialismus ablehnen. 1947 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand er auch wieder auf deutschen Bühnen. Zuerst 1951 in Düsseldorf unter Gustaf Gründgens,[7] dann auch in Hamburg und Stuttgart. Er wirkte außerdem in internationalen Filmproduktionen mit. In Der Reigen unter der Regie von Max Ophüls verkörperte er etwa die Rolle des allwissenden Conférenciers. In der Spätphase seiner Karriere wandte er sich wieder mehr dem Theater zu und drehte weniger Filme. 1967 erhielt er das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Er verstarb am 9. August desselben Jahres im Alter von 70 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts, nachdem er Ende März 1967 während einer Vorstellung in München auf der Bühne zusammengebrochen war.

Privates

Adolf Wohlbrück war zeitweilig mit dem Maler und Grafiker Ferdinand Finne liiert, den er 1938 auf einer Zugfahrt in Frankreich kennen gelernt hatte. Die Beziehung endete 1946, nachdem Wohlbrück eine Affäre mit dem Engländer Eugene Edwards begonnen hatte.[8] Mit dem gut 30 Jahre jüngeren Mann, dem er einen Blumenladen einrichtete, blieb Wohlbrück bis zu seinem Tod verbunden.

Filmografie

Grab von Anton Walbrook in Hampstead, London

(Die folgenden deutschen Filme in der Reihenfolge der Zensur-Genehmigung)

Literatur (alphabetisch sortiert)

  • Frank Arnold: Adolf Wohlbrück – Schauspieler. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 2, 1984.
  • Robert Dachs: "Sag beim Abschied…". Wiener Publikumslieblinge in Bild und Ton ; Sammlung Robert Dachs ; 23. Jänner - 22. März 1992. Selbstverlag der Museen der Stadt, Wien 1992 (Ausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien; 158).
  • Deutsches Bühnenjahrbuch 1968. Bühnenschriften-Vertriebs-Gesellschaft mbH, Hamburg 1967.
  • James Downs: Anton Walbrook: a life of masks and mirrors. Peter Lang, Oxford u. a. 2020, ISBN 978-1-78997-710-3.
  • Ellen Gibbels; Elisabeth Hettwer: Adolf Wohlbrück/Anton Walbrook: Schauspieler-Emigrant-Europäer, 1992; Manuskript, Deutsche Kinemathek, Berlin.
  • Wolfgang Jacobsen: Fantasiertes Königsidyll – nicht ohne Politik!? Adolf Wohlbrück als König für eine Nacht (1950). In: Filmblatt, Bd. 27 (2022), Heft 78, S. 5–18.
  • Frederik Lang, Brigitte Mayr, Michael Omasta: Wohlbrück & Walbrook – Schauspieler, Gentleman, Emigrant. Ausstellungskatalog, Deutsches Historisches Museum Berlin. SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien Wien 2020, ISBN 978-3-901644-84-9.
  • Kurt Loup: Die Wohlbrücks. Eine deutsche Theaterfamilie. Claassen, Düsseldorf 1975, ISBN 3-546-46205-X, Inhaltsangabe (1 Seite) bei Gemeinsamer Bibliotheksverbund
  • Georg Seeßlen: L’homme fatale. Die Verführung der Melancholie: Der Schauspieler Adolf Wohlbrück und seine Filme. In: Christian Cargnelli, Michael Omasta (Hrsg.): Aufbruch ins Ungewisse. Österreichische Filmschaffende in der Emigration vor 1945. Band 1. Wespennest, Wien 1993, ISBN 3-85458-503-9, S. 29–38.
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 778 f.
  • Paul S. Ulrich: Biographisches Verzeichnis für Theater, Tanz u. Musik, Bd. 2: M–Z. Berlin-Verlag Spitz, Berlin 1997, ISBN 3-87061-479-X, S. 2052 (mit Quellenangaben).
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 441 ff.
  • Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 661.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Brigitte Stieghahn, Adolf Wohlbrück (1896–1967) – Daten zu seinem Leben, Berlin 1999, siehe auch Personalakte „RKK 2600 Adolf Wohlbrück“ im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde
  2. Deutsches Theater-Lexikon, Biographisches und bibliographisches Handbuch, begründet von Wilhelm Kosch, fortgeführt von Ingrid Bigler-Marschall; sechster Band, Zürich und München 2008, S. 3499
  3. Eike Pies, Prinzipale - zur Genealogie d. deutschsprachigen Berufstheaters vom 17. bis 19. Jahrhundert, A. Henn Verlag Düsseldorf, 1973, ISBN 3-450-01061-1,9783450010614, S. 389 genealogiesche Übersicht (nach Kurt Loup)
  4. Adolf Wohlbrück - der melancholische Verführer. Deutschlandfunk, 9. August 2017. Abgerufen am 6. Dezember 2017
  5. Adolf Wohlbrück: "Ich verdanke alles meinem Bart". Die Presse, 18. April 2014. Abgerufen am 6. Dezember 2017
  6. Sylvia Buchen: Neue Geschlechterkonstruktionen und (queere) subkulturelle Strömungen in der Weimarer Republik. Freiburger FrauenStudien 17 (2005), S. 203–224, siehe dort Seite 207 (PDF-Datei)
  7. 7,0 7,1 Deutsches Bühnenjahrbuch 1968 S. 149
  8. Frederik Lang, Brigitte Mayr und Michael Omasta: Wohlbrück & Wakbrook. Schauspieler, Gentleman, Emigrant. Wien 2020, Seite 47
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Adolf Wohlbrück aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.