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Adolf Maass

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Adolf Maass (geb. 9. Oktober 1875 in Borgholzhausen; umgekommen oder ermordet vermutlich Anfang 1945 in Auschwitz) war ein Hamburger Kaufmann mit jüdischen Wurzeln. Er besaß bis 1933 45 Prozent des Hamburger Zweiges des heute drittgrößten Logistikunternehmens der Welt, Kühne & Nagel.

Leben

Adolf Maass stammte wie seine spätere Frau Käthe (geb. Elsbach) aus jüdischen Elternhäusern. Sie heirateten 1911 und bekamen drei Kinder: Herbert (später Edward Arthur Marsden, geb. 14.  März 1912), Lisa (verh. Maasse, geb. 7. Dezember 1916) und Gerhard Adolf (geb. 16. Juli 1918).

Aufstieg bei Kühne & Nagel

Adolf Maass trat nach dem Abitur als Lehrling in das Bremer Stammhaus der damals noch jungen Spedition Kühne und Nagel ein. Bereits nach eineinhalb Jahren konnte er seine Lehre beenden und wurde mit einer eigenen Abteilung betraut. 1902 schickte ihn der Firmengründer August Kühne zur Gründung einer Niederlassung nach Hamburg. "Mit brennendem Ehrgeiz, großem Geschick und Erfolg" (Ulrike Sparr) widmete er sich dieser Aufgabe. 1910 wurde er Teilhaber von Kühne & Nagel. 1928 wurde ihm am Hamburger Zweig von Kühne & Nagel einen Anteil von 45 Prozent der Besitzanteile vertraglich zugesprochen.

Der Firmengründer Alfred Nagel starb 1932 und seine Söhne Alfred und Werner übernahmen das Geschäft. Alfred Kühne Junior leitete das Hamburger Haus und sein Bruder Werner Kühne blieb im Stammhaus in Bremen. Ebenfalls 1932 kam es zu einer geschäftlichen Auseinandersetzung zwischen den Brüdern Alfred und Werner Kühne und Adolf Maass. In der Folge verließ Maass die Firma im April 1933 ohne Abfindung. Nach Einschätzung von Ulrike Sparr bleibt dabei unklar, in wieweit dabei auch politische Gründe eine Rolle spielten. Werner Kühne wurde am 1. Mai 1933 Parteimitglied. Nach Einschätzung der tageszeitung wäre ihm das mit einem jüdischen Mitinhaber nicht möglich gewesen.[1]

In den 1940er Jahren profitierte die Firma Kühne & Nagel durch den Transport und den Einsatz ihrer Logistikstruktur von so genanntem "Judengutes", dem Hausrat der Deportierten aus ganz Europa, den sich der NS-Staat angeeignet hatte.

Verhaftung, Deportation und Ermordung

Nach der Reichspogromnacht 1938 wurde Adolf Maass verhaftet und verbrachte mehrere Wochen im KZ Sachsenhausen. Die daraufhin erwogenen Auswanderungspläne des Ehepaare Maas zerschlugen sich durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im Sommer 1941 musste die Familie ihr aufwendig eingerichtetes Haus in der Hamburger Blumenstraße unter Wert verkaufen. Der Erlös ging auf ein Sperrkonto, auf das sie kein Zugriff hatten. Auf irgendeine Weise gelang es der Familie, dem Transport am 25. Oktober 1941 nach Lodz zu entgehen. Ihre Namen auf der Deportationsliste wurden von Hand durchgestrichen. Ende 1941 wurden sie zwangsweise in das "Judenhaus" Bogenstraße 25 umquartiert. Am 15. Juli 1942 folgte die Familie dem Deportationsbefehl nach Theresienstadt.

Am 15. Mai 1944 wurden die beiden weiterdeportiert und vermutlich Anfang 1945 im KZ Auschwitz ermordet.

Aufarbeitung

Das Unternehmen Kühne & Nagel möchte sich öffentlich nicht zu seinem ehemaligen jüdischen Anteilseigner äußern. Auf der Homepage des Unternehmens findet sich kein geschichtlicher Abriss und der Name Adolf Maass kommt nirgends vor.[2]

2006 wurde in Hamburg-Winterhude ein Stolperstein für das Ehepaar Maass verlegt. Die Politikerin Ulrike Sparr hatte in diversen Archiven nach Unterlagen gesucht. Dabei stieß sie auf die Aussagen von Adolfs Maas Sohn Gerhard Maas. Dieser charakterisierte die Kühne-Brüder als „einflussreiche Nazis“, die seinen Vater aus der Firma gedrängt hätten.

In der Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Firma Kühne & Nagel von 1965 wird das Wirken von Adolf Maass durchaus gewürdigt. Zu seinem Ausscheiden heißt es darin: "Im April 1933 scheidet Adolf Maaß aus, um als Teilhaber in eine Großhandelsfirma seiner Verwandtschaft einzutreten. Alfred und Werner Kühne führen die Firma als Alleininhaber weiter."[3]

50 Jahre später, in der Festschrift zum 125 jährigen Jubiläum der Firma ist Adolf Maass erwähnt. Allerdings ist die Festschrift nicht öffentlich zugänglich, auch nicht nicht als pdf online und wurde in einer so kleinen Auflage gedruckt, dass nichteinmal alle Mitglieder des Vorstandes ein Exemplar erhielten. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz sagte in seiner Festrede 2015 zu der Schrift: "Benannt werden die Trennung vom jüdischen Teilhaber, der später im Holocaust umkommt, die Abhängigkeit von Aufträgen des Naziregimes, die Aktivitäten in besetzten Gebieten und die logistische Unterstützung bei der Beschlagnahmung jüdischen Eigentums. Die Aufarbeitung der Jahre, die die Festschrift die „dunkle Zeit“ nennt, ist ein wichtiger Schritt. Es ist erfreulich, wenn er, wie hier, als moralische Pflicht verstanden wird, die zum Unternehmen gehört."[4]

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Adolf Maass aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.