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Adin Talbar

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Adin Talbar, (hebräisch עדין טלבר) auch Adin Theilhaber-Talbar, (* 8. Oktober 1921 in Berlin) war Deputy Director des israelischen Handels- und Industrieministeriums, aktiv in deutsch-israelischer Zusammenarbeit und ist der Gründer der israelischen Academic Sports Association (A.S.A).

Familie

Adin Talbar ist Enkel von Adolph Theilhaber, bayerischer Hofrat und Gynäkologe, und Sohn von Felix A. Theilhaber, eines bekannten Dermatologen und Schriftstellers in Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts, der aus Franken nach Berlin kam und dort Stefanie Czapinska 1914, eine aus Włocławek, Polen stammende Jüdin, heiratete.[1]

Leben

Nach der Grundschulzeit an der zionistischen Theodor-Herzl-Schule war Talbar Schüler am Goethe-Gymnasium, kehrte aber 1933 in die von Paula Fürst geleiteten Theodor-Herzl-Schule zurück, nachdem es in der deutschen Schule zu Diskriminierung kam. Nachdem sein Vater im Mai 1933 für zwei Monate im Strafgefängnis Plötzensee interniert wurde [2] und nach seiner Freilassung seine Zulassung als Arzt verlor,[3] wanderte die Familie 1935 nach Palästina aus. Ohne seine Eltern ging Adin Talbar in den Kibbuz Mischmar haEmek, wo er drei Jahre in der Landwirtschaft lernte. Individualistisch veranlagt, verließ er 1938 den Kibbuz und folgte seinem Bruder Tola Theilhaber nach London, um dort an der Polytechnic Regent Street School sein Abitur zu machen.[4][5]

Weltkrieg und Nachkriegszeit

Nach seiner Rückkehr nach Israel zu Ausbruch des 2. Weltkrieg verbrachte er 1940 einige Monate in der Trans-Jordan Frontier Force.[6] 1942 wurde er Offizier im palästinensischen Regiment der Britischen Armee. Dort lernte er den späteren Kommandeur des syrischen Yarmouk Regiments im Palästinakrieg 1948-1949 und jordanischen Tourismus-Direktor Jerusalems bis 1967 Hazim el-Khalidi kennen, mit dem ihn, trotz des Arabisch-Israelischen Konflikts eine lebenslange Freundschaft verband.[7][8] Als Teil der Jüdischen Brigade, die aus dem Palästinensischen Regiment hervorging, wurde er 1943 erst nach Ägypten verlegt, und nahm 1944 als Assault Pioneer an Kampfhandlungen in Italien teil.

Nach dem Ende des Krieges war Adin Talbar in Norditalien an der Fluchthilfe von jüdischen Überlebenden nach Palästina beteiligt.[9] Auf einer Motorradreise nach München einen Monat nach Ende des Krieges übergab ihm der spätere Gefängnispsychologe der Nürnberger Prozesse Gustave Gilbert in Salzburg photographische Aufnahmen des Konzentrationslagers Dachau. Die Nachkriegszeit verbrachte Talbar in den Niederlanden, Belgien, Deutschland und Frankreich. Während der Demobilisierung der jüdischen Brigade schrieb sich Talbar 1946 am Institut Paris des Hautes Études Cinématographiques ein.[10] 1946 wurde er auf die Situation in Bergen-Belsen aufmerksam und begann dort einen Film über die Lebensbedingungen unter britischer Verwaltung zu drehen. Aufgrund der brisanten politischen Situation - der Verbleib der Holocaust-Überlebenden war nicht geklärt und die Einreisebeschränkungen im britischen Mandatsgebiet Palästina bestanden weiter - wurde Talbar festgenommen. Der britische Undersecretary State of War Michael Stewart bezeichnete den Film als „anti-britische Propaganda“, als „subversiv... (mit) schwerwiegenden Auswirkungen auf die Sicherheit [der britischen] Truppen, sowohl in Deutschland als auch in Palästina.“ [11] Er verbrachte vier Monate im britischen Militärgefängnis von Bielefeld, bevor er auf Fürsprache seines Colonels Growes in der Jüdischen Brigade freigelassen wurde.

Während seiner Zeit im Gefängnis tauschte Talbar mit Arthur Koestler, den er noch aus dem Haushalt seines Vaters kannte, Briefe aus, und nach seiner Entlassung erholte sich Talbar einige Zeit in Koestlers Haus in Wales.[12] Durch Koestler war Talbar mit dem israelfreundlichen Abgeordneten des britischen Parliaments Richard Crossman in Kontakt gekommen. Jedoch konnte dieser über den Verbleib des Filmmaterials nur herausfinden, dass es zerstört worden war.[13]

Talbar studierte Wirtschaftswissenschaften an der London School of Economics,[14] musste sein Studium aber abbrechen, da im Mai 1948 der Unabhängigkeitskrieg in Israel ausbrach und kampferfahrene Offiziere gebraucht wurden. Nach zwei Jahren in der israelischen Armee nahm er sein Studium an der Hebräischen Universität Jerusalem wieder auf und schloss seinen Bachelor-Studium ab.[6][15]

Regierung

Nach Abschluss des Studiums trat er dem israelischen Finanzministerium bei. Zwischen 1957 und 1960 war er israelischer Wirtschaftskonsul für Kanada in Montreal und zwischen 1961 und 1965 Botschaftsrat für Wirtschaft in Washington.[16] In dieser Zeit handelte er für Israel unter anderem mit den Vereinigten Staaten das Food for Peace Abkommen aus. Als Deputy Director des Handels- und Industrieministeriums war er der israelische Unterhändler in der Kennedy-Runde der Allgemeinen Handels- und Zollabkommen (GATT) 1965-7, verhandelte das Wirtschaftsabkommen mit Deutschland 1965-6, und war Repräsentant des israelischen Handelsministeriums zur Erreichung eines Freihandelsabkommen mit der Europäischen Gemeinschaft 1965–1975. Hiernach ging er in die Privatwirtschaft und wurde Berater von UNCTAD und Schiedsrichter bei GATT.[16] Seit 1985 ist Adin Talbar dänischer Honorarkonsul in Jerusalem.[17]

Sport

Endspurt des israelischen 800 Meter Meisterschaftsrennen 1942
Endspurt des israelischen 800 Meter Meisterschaftsrennen 1942 - Adin Talbar im gestreiften Hemd rechts

Als Kind in den Turn- und Sportabteilungen von Bar Kochba und Makkabi Berlin aktiv,[18] wurde Talbar 1942 palästinensischer 800 Meter Meister und 1945 Mittelstreckenmeister der 8. Britischen Armee 1945.[6] 1953 gründete er die israelische Academic Sport Association (A.S.A) und war von 1954 bis 1977 israelischer Repräsentant von A.S.A. bei der Fédération Internationale du Sport Universitaire (FISU). Des Weiteren war er von 1967 bis 1971 oberster Buchprüfer des Vorstands von FISU.[19][20] Angesichts seines Erfolges die Vereinigten Staaten, Australien, Kanada und Neuseeland zum Beitritt zur FISU zu bewegen und seiner jahrzehntelangen Anstrengungen zur Versöhnung zwischen den östlichen und westlichen Blöcken durch Sport beizutragen, wurde Adin Talbar 2001 Ehrenmitglied von FISU.[21] Außerdem verlieh ihm das amerikanische State Department eine Medaille für seine Hilfe bei den amerikanischen Vorbereitungen für die FISU Universiade 1967.[22]

Deutsch-Israelische Beziehungen

Nach den erfolgreichen Verhandlungen über deutsche Wirtschaftshilfen für Israel, war Adin Talbar Mitbegründer der Deutsch-Israelischen Handelskammer in Tel Aviv 1966. 1966 war er der Organisator eines internationalen Universitäts-Basketballturniers, an dem zum ersten Mal eine deutsche Sportmannschaft - von der Universität Heidelberg - teilnahm. Das Turnier wurde eröffnet von FISU-Präsident Primo Nebiolo. Bei Demonstrationen und unter Schutz von 200 Polizisten, tauschten die israelischen und deutschen Mannschaftskapitäne im Stadion der Universität Tel Aviv Wappen aus. Die deutsche Flagge musste während des ganzen Turniers von Polizisten bewacht werden. Jedoch wurde dadurch das Tabu keine offiziellen Jugendsporttreffen zwischen Israel und Deutschland in Israel auszutragen gebrochen. 1978 war er Gründer und erster Vorsitzender der Israelisch-Deutschen Gesellschaft in Jerusalem.[16]

Auszeichnungen

Adin Talbar wurde 1985 mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse und 1993 mit dem dänischen Dannebrog-Orden ausgezeichnet.[23][24]

Filme

  • In Our Own Hands. The Hidden Story of the Jewish Brigade in World War II (1998)
  • Helden ohne Heimat. (2003)
  • Das Wiedersehen. (2007)

Veröffentlichungen

  • "Erinnerungen an die Theodor Herzl Schule in Berlin." Hrsg. der deutschen Fassung. Jerusalem 1998.
  • "Foreign Trade." Economy. Israel Pocket Library. Jerusalem, 1973.
  • "Trade Shows Need Planning." Going into Trade Fairs. International Trade Centre UNCTAD/GATT. Genf 1982.
  • "Sports in the Jewish Brigade." in Georg Eisen, Haim Kaufman und Manfred Lämmer (Hrsg.) Sport and Physical Education in Jewish History. Wingate Institute Israel, 2003.
  • Felix A. Theilhaber. Hrsg. von Adin Theilhaber-Talbar und Günther Keller. "Jüdische Flieger im Weltkrieg." Faksimilie der Erstausgabe von 1924. Verlag Der Schild, Berlin 2009.

Einzelnachweise

  1. Hofrat Adolf Theilhaber. „Die Bekämpfung der Krankheitsdisposition als Heilmethode.“ Hippokrates-Verlag, Stuttgart 1928.
  2. "Erklärung von Dr. Haffendorf" 19. Mai 1954.
  3. Verband der Ärzte Deutschlands. 4. Juli 1934.
  4. Henryk Broder Adolf und seine Söhne „Spiegel Online.“ 11. November 2007.
  5. "Summary of Student's Report for Term ending 14 July 1939. M. Theilhaber." The Polytechnic, 307-11, Regent Street. London 14. Juli 1939.
  6. 6,0 6,1 6,2 Henryk Broder Adolf und seine Söhne „Spiegel Online.“ 11. November 2007.
  7. Gerald Clark. "Montreal Star." 15. Dezember 1977.
  8. Robert Fisk Why an Arab and a Jew fought Hitler, then each other, and died as friends. “The Independent.” 11. November 2003.
  9. “In our own Hands. The Hidden Story of the Jewish Brigade in World War II.“ Chuck Olin. Olin Films 1998
  10. "Certificat." Institut des Hautes Études Cinématographiques. Paris 11. Juni 1947.
  11. „Brief von Undersecretary State of War Michael Stewart an Member of Parliament Richard H. S. Crossman.“ British War Office US/F.872. 15. Januar 1948.
  12. “Cablegram from Arthur Koestler to Adin Theilhaber.“ Western Union 323 CX. New York März 1947.
  13. „Brief von Member of Parliament Richard H. S. Crossman an Adin Theilhaber.“ House of Commons. 18. Juni 1951.
  14. "Certification of Registration for B.sc. (Econ.) 1947-8. Michael Adin Theilhaber." London School of Economics and Political Science. London 25. Oktober 1947.
  15. "Confirmation of Studies 1950-4. Michael Adin Talbar (Theilhaber)." Hebrew University Jerursalem. Jerusalem 19. Januar 1960.
  16. 16,0 16,1 16,2 „Michael Adin Talbar.“ Kurzbiographien. Israelisch-Deutsche Gesellschaft Jerusalem. Jerusalem September 1991.
  17. David Krivine. „Jerusalem Post.“ 31. März 1989.
  18. „Bar Kochba - Hakoah Berlin und Makkabi. 1898-1988.“ Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Barkochba-Hakoach e.v. Tel Aviv 1988.
  19. "Procès Verbaux des Reunions du Comité Executif de la FISU à Tokyo." FISU-Sekretariat. Tokyo September 1967.
  20. "Brief FISU-Sekretär Mic Ostyn an Schatzmeister und Buchprüfer von FISU." FISU. Leuven. 13. August 1971.
  21. "FISU Letter" No. 78 (2001).
  22. "Brief von Nicholas Rodis, Special Assistant for Athletic Programs to Adin Talbar." US Department of State. Bureau of Educational and Cultural Affairs. 2. März 1967.
  23. "Verleihungsurkunde. Michael Adin Talbar. Verdienstkreuz 1. Klasse." Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Bonn 12. September 1984.
  24. "De kongelige danske Ridderordeners Kapitel." Kopenhagen 16. April 1993.
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