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Adam von Bremen

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Adam von Bremen, Geschichte der Hamburger Kirche

Adam von Bremen, lateinisch Adamus Bremensis (* wohl vor 1050; † 12. Oktober vermutlich 1081/1085), war ein Bremer Kleriker und Chronist. Er ist der Verfasser der Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum, der Hamburgischen Kirchengeschichte.

Leben

Adam von Bremens Name ist lediglich von Helmold von Bosau überliefert, der Inhalte aus der Gesta teilweise in seiner Chronica Slavorum verwendet hat. Er war nach seinen eigenen Angaben in der Einleitung seiner Kirchengeschichte kein Bremer. Mit einer Randnotiz ist in der Gesta lediglich Germania superior als Herkunftsregion aufgeführt.[1] Johann Martin Lappenberg vermutete, dass er um das Jahr 1040 in der Markgrafschaft Meißen geboren wurde.[2] Andere wie Joachim Leuschner nehmen an, dass Adam aus Ostfranken, möglicherweise aus der Nähe von Würzburg, stammte.[3]

Die Vermutung von Bernhard Schmeidler, dass Adam seine Ausbildung in Bamberg erhalten hat, ist nicht nachweisbar.[4] Neben der Bibel und den Kirchenvätern war er auch mit zahlreichen Werken antiker Schriftsteller wie Sallust, Cicero, Horaz, Lucan und Vergil vertraut.[5]

Unter dem Erzbischof Adalbert von Bremen wurde er um 1066 bremischer Domherr. Vermutlich im Auftrag des Erzbischofs begab er sich auf eine Reise zu König Sven Estridsson von Dänemark. Nach Rückkehr von dieser Reise wurde er 1069 magister scholarum (Domscholast), also Leiter der Klosterschule. Um 1075 verfasste er unter Benutzung älterer Chroniken und Urkunden sowie unter Verwendung der aus Dänemark mitgebrachten Berichte seine Hamburgische Kirchengeschichte, die er Erzbischof Liemar, dem Nachfolger des 1072 verstorbenen Adalbert, 1076 überreichte. Damit sollten zur Begründung des umstrittenen Missionsanspruches scheinbare Unterlagen dem Erzbistum Bremen bereitgestellt werden.[6] Gestorben ist er an einem 12. Oktober. Das Todesjahr ist nicht bekannt. Den Quellen nach hat Adam bis ca. 1080/81 seine Arbeit noch selbst mit Zusätzen versehen, möglicherweise ist er kurz danach verstorben.[7] Der Sage nach wurde er im Kloster Ramelsloh unweit von Hamburg-Harburg beerdigt.

Werk und Rezeption

In der Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum wird die frühmittelalterliche Kirchengeschichte von Hamburg, Bremen und Skandinavien geschildert. Das Werk enthält außer der Geschichte der Erzbistümer Bremen und Hamburg eine Völker- und Landeskunde Nordmitteleuropas. Seine wichtigsten Gewährsmänner sind nach seinen eigenen Angaben Sven Estridsson und Bischof Adalbert. Berühmt wurde das Werk dadurch, dass es das erste schriftliche Zeugnis über die Entdeckung Vinlands, des heutigen Nordamerikas, durch die Wikinger darstellt. Auch übersetzte Adam den flämischen Ortsnamen Torhout ins (mittel)hochdeutsche „Turholz“.[8]

Das Originalmanuskript ist nicht erhalten. Eine Rekonstruktion der "Urschrift" ist bisher nicht gelungen. Die Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum wurden schon bald abgeschrieben und durch dabei teils widersprüchliche Scholien ergänzt. Die älteste erhaltene Handschrift wird auf etwa 1100 datiert. Nachweisbar ist die Verwendung des Werks u.a. durch Helmold von Bosau und Saxo Grammaticus. Die Verbreitung beschränkte sich aber vermutlich auf den norddeutschen Raum.[9]

1579 wurde im Kloster Sorø eine Handschrift der Gesta gefunden, die der dänische Historiograph und Kanoniker Anders Sørensen Vedel herausgab. Diese Ausgabe hatte große Bedeutung für die dänische Geschichtsforschung.

Nachdem in der Vergangenheit Adams Berichte trotz der fabelhaften Beschreibungen ferner Länder als Tatsachenberichte behandelt wurden, sehen moderne Forscher die wichtigste Aussage der Gesta in der Behauptung, dass Hamburg eine frühe erzbischöfliche Stellung und das Erzbistum Bremen eine Zuständigkeit über die Reichsgrenzen hinaus reichende Missionsgebiete besaß, was jedoch zur Zeit der Abfassung umstritten war.[10]

Werkausgaben

  • Diese Reihe der Monumenta Germaniae Historica ist nicht bekannt
  • Adam von Bremen: Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum. In: Werner Trillmich, Rudolf Buchner (Hrsg.): Quellen des 9. und 11. Jahrhunderts zur Geschichte der Hamburgischen Kirche und des Reiches ( = Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe. Band 11). 7., gegenüber der 6. um einen Nachtrag von Volker Scior erweiterte Auflage, Darmstadt 2000, ISBN 3-534-00602-X, S. 137–499.
  • Bernhard Schmeidler (Hrsg.): Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 2: Adam von Bremen, Hamburgische Kirchengeschichte (Magistri Adam Bremensis Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum). Hannover 1917 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
  • Revidierte Ausgabe von 1876; das Vorwort von G. Waitz wiederholt bis auf die letzten beiden Absätze das Vorwort der Ausgabe von 1846 in: Georg Heinrich Pertz u. a. (Hrsg.): Scriptores (in Folio) 7: Chronica et gesta aevi Salici. Hannover 1846, S. 267–389 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat).
  • Gesta Hammaburgensis Pontificum Liber I. Erster Teil in der lateinischen Wikisource nach der revidierten Ausgabe von 1876.

Literatur

  • Wilhelm Wattenbach: Adam von Bremen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 43.
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Bremen, Adam von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 29–30.
  • David Fraesdorff: Der barbarische Norden. Vorstellungen und Fremdheitskategorien bei Rimbert, Thietmar von Merseburg, Adam von Bremen und Helmold von Bosau (= Orbis mediaevalis. Vorstellungswelten des Mittelalters. Band 5). Berlin 2005, ISBN 3-05-004114-5, S. 251–317.
  • Anne K. Kristensen: Studien zur Adam-von-Bremen-Überlieferung. Die Wiener Handschrift - Erstredaktion oder später verkürzte Fassung? Eine Huitfeldt-Abschrift der Soröer Handschrift. Koebenhavn 1975, ISBN 87-503-1759-8.
  • Philipp Wilhelm Kohlmann: Adam von Bremen. Ein Beitrag zur mittelalterlichen Textkritik und Kosmographie (= Leipziger historische Abhandlungen. Band 10). Quelle & Meyer, Leipzig 1908.
  • Joachim Leuschner: Adam von Bremen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 49 f. (Onlinefassung).
  • Johannes Nowak: Untersuchungen zum Gebrauch der Begriffe populus, gens und natio bei Adam von Bremen und Helmold von Bosau. Münster, Univ. Diss. 1971.
  • Volker Scior: Das Eigene und das Fremde. Identität und Fremdheit in den Chroniken Adams von Bremen, Helmolds von Bosau und Arnolds von Lübeck (= Orbis mediaevalis. Vorstellungswelten des Mittelalters. Band 4). Akademie-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-05-003746-6. (Rezension)
  • Gerhard Theuerkauf: Adam von Bremen. In: Hamburgische Biografie, Band 1, Christians, Hamburg 2001, S. 16.

Weblinks

 Wikisource: Adam von Bremen – Quellen und Volltexte
 Commons: Adam von Bremen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Volker Scior: Das Eigene und das Fremde. Identität und Fremdheit in den Chroniken Adams von Bremen, Helmolds von Bosau und Arnolds von Lübeck. Berlin 2002, S. 29.
  2. Vorwort zur Übersetzung von J. C. M. Laurent. 2. Aufl. 1893
  3. Joachim Leuschner: Adam von Bremen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 49 f. (Onlinefassung).
  4. Volker Scior: Das Eigene und das Fremde: Identität und Fremdheit in den Chroniken Adams von Bremen, Helmolds von Bosau und Arnolds von Lübeck. Berlin 2002, S. 29 Anm. 4.
  5. Volker Scior: Das Eigene und das Fremde. Identität und Fremdheit in den Chroniken Adams von Bremen, Helmolds von Bosau und Arnolds von Lübeck. Berlin 2002, S. 31.
  6. Volker Scior: Das Eigene und das Fremde. Identität und Fremdheit in den Chroniken Adams von Bremen, Helmolds von Bosau und Arnolds von Lübeck, Berlin 2002, S. 30.
  7. Günter Garbrecht: Adam von Bremen - Ein Mann der Kirche und ein bedeutender Historiker
  8. Gesta Hammaburgensis, Liber I., Capitulum 18.
  9. Volker Scior: Das Eigene und das Fremde: Identität und Fremdheit in den Chroniken Adams von Bremen, Helmolds von Bosau und Arnolds von Lübeck, S. 31–33
  10. Volker Scior: Das Eigene und das Fremde: Identität und Fremdheit in den Chroniken Adams von Bremen, Helmolds von Bosau und Arnolds von Lübeck. Berlin 2002, S. 36.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Adam von Bremen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.