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Abu Daoud

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Abu Daoud (geb. 16. August 1937 in Jerusalem; gest. 3. Juli 2010 in Damaskus; arabisch أبو داوود, DMG Abū Dāwūd, richtiger Name Mohammed Daoud Oudeh, arabisch محمد عودة, DMG Muḥammad ʿAuda) war ein Drahtzieher der Geiselnahme von München 1972. Im Gegensatz zu etlichen anderen palästinensischen Beteiligten fiel er nicht den Mord-Aktionen der Mossad-Gruppe Caesarea (Operation Wrath Of God) zum Opfer.

Biografie

Abu Daoud wurde in einem östlichen Vorort von Jerusalem geboren und arbeitete als Lehrer. 1967 eroberte Israel im Sechstagekrieg Ost-Jerusalem und Abu Daoud floh nach Jordanien. In Jordanien schloss er sich der PLO Jassir Arafats an. Entgegen Arafats politischem Taktieren hoffte Abu Daoud, „den militärisch unbezwingbaren Gegner Israel durch Guerillaaktionen niederringen zu können.“[1] Gelegenheit dazu sollten die Olympischen Sommerspiele 1972 geben. Abu Daoud sagte in einem Interview mit der Taz 2006 aus, dass die Geiselnahme der Israelis eine Reaktion auf den gescheiterten Antrag der Palästinenser auf Entsendung einer eigenen Olympiamannschaft sein sollte.

„Die Palästinenser hatten einen Antrag auf Teilnahme an den Olympischen Spielen gestellt. Wir wollten die Welt durch unsere Teilnahme auf uns aufmerksam machen. Unser Antrag wurde aber abgelehnt, und so haben wir entschieden, auf unsere Weise daran teilzunehmen.“

Abu Daoud, [2]

Für die Geiselnahme der israelischen Mannschaft besorgte Abu Daoud persönlich die Waffen und begleitete die acht Mitglieder des Kommandos bis an den Zaun des Olympischen Dorfs.[1] Daoud behauptete später, die Ermordung der Geiseln sei nicht geplant gewesen, vielmehr sollten Geiseln freigepresst werden. Arafat sei über den Plan nicht informiert gewesen[3].

Nachdem Israel angekündigt hatte, den Anschlag in München zu rächen und der Mossad mehrere Verdächtige und deren Unterstützer getötet hatte, entkam Abu Dauod mehrmals Attentaten. 1973 wurde er in Amman bei den Vorbereitungen zu einem Putsch gegen König Hussein zum Tode, dann zu lebenslanger Haft verurteilt, doch König Hussein musste ihn auf Druck der arabischen Länder wieder freilassen. 1977 wurde er in Paris festgenommen; einer Auslieferung an die Bundesrepublik Deutschland entging er jedoch, da die französische Regierung auf politische Interessen im Nahen Osten achtete und ihn nach Algerien abschob. Daraufhin versteckte er sich im Libanon und in Osteuropa.[1]

1981 überlebte er schwer verletzt einen Anschlag im Warschauer Victoria-Hotel; danach behauptete Abu Daoud, der Mossad habe versucht, ihn zu ermorden. Möglicher Auftraggeber könnte auch der Palästinenserführer Abu Nidal gewesen sein.[1] Die Hintergründe wurden nicht aufgeklärt.

Als mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen des Ostblocks die wichtigsten Bundesgenossen der Palästinensergruppen verloren gingen und 1996 ein Abkommen zwischen Arafat und Jitzchak Rabin ausgehandelt wurde, wurden Abu Daoud und viele andere ehemalige Guerillakämpfer amnestiert. So kehrte er von Jordanien aus über die Allenby-Brücke ins Westjordanland zurück und war fortan als wichtiger Diplomat der PLO tätig; in diesem Jahr bekam er die Erlaubnis zur Reise durch Israel, um ein PLO-Treffen im Gazastreifen zu besuchen. Dort plädierte er für eine Resolution, jenen Teil der PLO-Charta zu streichen, der die Zerstörung Israels fordert.[1]

Streitigkeiten innerhalb der PLO-Führung trieben ihn erneut ins Exil nach Damaskus; als er 1999 seine Memoiren verfasste und darin offen seinen Anteil an dem Massaker von München zugab, verweigert ihm Israel die Wiedereinreise in die Palästinensische Autonomiegebiete. Die Generalbundesanwaltschaft begann formal ein Ermittlungsverfahren „gegen Abu Daoud und andere wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen Mordes“ und sorgte für einen neuen, wenn auch wirkungslosen Haftbefehl.[1] Zuletzt lebte er in Damaskus, wo er an Nierenversagen starb.[4] Er ist auf dem Märtyrerfriedhof in Damaskus beerdigt.

Er war verheiratet, hatte fünf Töchter und einen Sohn.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Willi Winkler: Keine Reue für das Blutbad von München. Nachruf auf Abu Daoud in Süddeutsche Zeitung vom 5. Juli 2010, S. 7.
  2. Interview in der TAZ 2006
  3. Interview in der TAZ 2006
  4. Jerusalem Post: Munich terrorist 'regrets nothing' vom 28. Januar 2006, abgerufen am 5. Juli 2010
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Abu Daoud aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.