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Abu Gosch

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Blick auf Abu Gosch

Abu Gosch (hebr. Kirjat el-Anab, wörtlich übersetzt „Stadt des Weinstocks“) ist ein arabisches Dorf mit rund 7000 Einwohnern,[1] das etwa 10 Kilometer westlich von Jerusalem direkt nördlich der Nationalstraße 1 Richtung Tel Aviv liegt.

Geschichte

Nach jüdischer Überlieferung handelt es sich bei Abu Gosch um den Ort Kirjat Je'arim, wo die Bundeslade nach der Rückgabe durch die Philister untergebracht war (1 Sam 7,1 LUT).

Auferstehungskirche aus der Kreuzfahrerzeit: Innenansicht

Von Abu Gosch aus soll Richard Löwenherz erstmals Jerusalem erblickt haben. Die Kreuzfahrer definierten Abu Gosch als den biblischen Ort Emmaus und erbauten hier die heute noch bestehende und genutzte Auferstehungskirche.[2] Die im Lukasevangelium angegebene Entfernung zu Jerusalem stimmt hier ziemlich genau, allerdings trug der Ort in der fraglichen Zeit nicht den Namen Emmaus.

In Abu Gosch existierte im 9. bis 11. Jahrhundert sowie im 14. und 15. Jahrhundert eine große Karawanserei.[3]

Abu Gosch war der Sitz des deutschen Konsuls im osmanischen Palästina. Am 29. Oktober 1898 führte der Tross Kaiser Wilhelms II. auf seinem Staatsbesuch auf dem Weg nach Jerusalem durch den Ort.

Abu Gosch ist bekannt für seine traditionell guten Beziehungen zu den jüdischen Nachbargemeinden. Es gehört zu den wenigen arabischen Dörfern, deren Einwohner im Palästinakrieg nicht dem Aufruf der arabischen Führer folgten und ihre Dörfer verließen, sondern sich für ein Leben im neugegründeten Staat Israel entschieden. Vor den Übergriffen israelfeindlicher Palästinenser, die die Bewohner deshalb der Kollaboration mit Israel beschuldigten, versteckten sie sich in den Benediktinerklöstern am Ort. Den Krieg überstand das Dorf weitgehend unbehelligt, seine Bewohner beteiligten sich sogar am Bau der Burma Road.

1998 wurde vom damaligen Bürgermeister von Jerusalem, Ehud Olmert, die Eingemeindung zahlreicher Orte und Gemeinden nach Jerusalem angestrebt. Gegen diese Pläne gab es vielerorts heftigen und zum Teil gewaltsamen Widerstand, in Abu Gosch verliefen die Proteste dagegen friedlich.[4]

Archäologie

Seitdem die Benediktinermönche im Jahr 1923 die ersten archäologischen Grabungen durchführten, wurden archäologische Stätten innerhalb der Ortsgrenzen entdeckt und wiederholt untersucht. Überreste aus der römischen und byzantinischen Periode wurden gefunden, die ältesten Werkzeugfunde reichen bis in die Steinzeit zurück. Die wichtigsten archäologischen Grabungsphasen in Abu Gosch waren 1928 unter dem Prähistoriker R. Neuville, unter J. Perrot ab 1950, unter M. Lechevallier zwischen 1967 und 1971, sowie unter O. Marder und H. Khalaily von der Israel Antiquities Authority ab 1995.[5] Die Untersuchungen belegten eine erste Besiedelung von Abu Gosch im 7. Jahrtausend v. Chr.

Gegenwart

Abu Gosch ist heute ein kulinarisches und kulturelles Zentrum. Es ist bekannt für seine Restaurants, in denen als besondere Spezialität der „Hummus Abu Gosch“ angeboten wird, der sehr beliebt ist und auch ins Ausland exportiert wird. Da Abu Gosch von der Sabbatruhe in Jerusalem nicht betroffen ist, ist es besonders am Sabbat ein beliebtes und hochfrequentiertes Ausflugsziel der Jerusalemer Bevölkerung. Selbst hochrangige israelische, palästinensische und ausländische Politiker finden sich ein, gelegentlich kommt es zu inoffiziellen jüdisch-palästinensichen Treffen.[6]

Die Kirche Notre-Dame de l'Arche d'Alliance / כנסיית גבירתנו של ארון הברית

Auch musikalisch bestehen viele, weit über die Region hinaus bekannte Angebote. Jährlich zu Schawuot und Sukkot finden die Abu Gosh Voice Festivals statt,[7] in der Auferstehungskirche sowie in der modernen Kirche Notre Dame Arche D’Alliance (Unsere Liebe Frau von der Bundeslade) finden zahlreiche weitere Konzerte statt.

Im Ort befinden sich zwei Klöster der Kongregation von Monte Oliveto Maggiore. Im Männerkloster Abbaye Sainte Marie de la Resurrection leben 10 Benediktinermönche. Langjähriger Abt war Jean-Baptiste Gourion, der später Weihbischof in Jerusalem wurde. Nach seinem Tod wurde er in der Abteikirche von Abu Gosch bestattet. Das zweite Kloster am Ort ist das Nonnenkloster St. Françoise Romaine.[8]

Besonderheiten

Abu Gosch hat gemeinsam mit der Nachbarstadt Mevasseret Zion den einzigen gemischten arabisch-jüdischen Fußballverein Israels, mit paritätisch arabisch-jüdisch besetztem Vorstand. Die Verteilung der Mannschaft spiegelt die Größenverhältnisse der Ortschaften wider. Die erste Mannschaft von FC Hapoel Abu Gosch/Mevasseret Zion spielt in der dritten israelischen Liga und wird von Adidas gesponsert.[9] Die U17-Mannschaft war im Mai 2009 auf Einladung des deutschen Zentralrats der Juden zu Besuch in Deutschland und absolvierte dabei ein Freundschaftsspiel gegen die U17-Mannschaft von Hertha BSC.[1]

Weblinks

 Commons: Abu Gosch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Jüdische Allgemeine (PDF).
  2. Materialdienst Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
  3. Archaeological Encyclopedia of the Holy Land, Buchauszug auf Google books.
  4. Jerusalem leidet unter Schluckbeschwerden. In: Welt Online, abgerufen am 23. Juni 2009.
  5. Avraham Negev, Shimon Gibson (Ed.): Archaeological Encyclopedia of the Holy Land. New York/London 2001, ISBN 0-8264-1316-1 (Google Books).
  6. 23-facher Lottomillionär. Das Glück ist mit dem Friedvollen. In: Sueddeutsche.de, 20. März 2007, abgerufen am 26. November 2010.
  7. Abu Gosh Voice Festival (engl.)
  8. bistum-hildesheim.de.
  9. Ein Fußballprojekt für den Frieden. In: General-Anzeiger online (Bonn), abgerufen am 23. Juni 2009.
31.80555555555635.108333333333
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Abu Gosch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.