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Abraham ben Abraham

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Illustration des Wunderbaumes (s. u.) in der Jüdischen Zeitung, Zürich, Ausgabe vom 25. Mai 2012, Seite 35

Abraham ben Abraham, ursprünglich Graf Walentyn Potocki[1], genannt der "Ger Zedek von Wilna" (geb. um 1700 in Polen; gest. 23. Mai 1749 / 7. Sivan 5509 in Wilna), war ein polnischer Edelmann aus der Potocki-Familie, der zum Judentum konvertierte und von der katholischen Kirche auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, weil er dem Katholizismus abgeschworen hatte und gesetzestreuer Jude geworden war.

Gemäss (historisch allerdings nicht bewiesener[2]) jüdischer Traditon war der noch junge Wilnaer Gaon Mentor und Lehrer des Abraham ben Abraham.

Viele verschiedene Versuche wurden unternommen, ihn zu befreien oder begnadigen zu lassen. Der Gaon von Wilna wollte einen Ausweg suchen über die Kabbala, was Abraham aber ablehnte und stattdessen stolz in der Tradition des Kiddusch-ha-Schem sterben wollte.

Potockis Mutter hatte versucht, ihn vom Judentum abzubringen bzw. ihn gebeten, sein Judentum heimlich in einem Schloss, das sie ihm für diesen Zweck kaufen wollten, zu praktizieren, worauf er geantwortet haben soll: "Mutter, ich liebe dich sehr, aber noch mehr liebe ich die Wahrheit".

So wurde er am zweiten Tag des Schawuot-Festes bei lebendigem Leibe verbrannt. Auf dem Weg zum Scheiterhaufen sang er ein Lied, das später in der Jeschiba von Woloschin bzw. auch von Raw Isser Zalman Meltzer jeweils nach Jom Kippur gesungen wurde.

Nach der Exekution brannte die Stadt, die das Brennholz für den Scheiterhaufen geliefert hatte, auf wundersame Weise nieder. Es gab in der Folge auch eine grosse Zahl von unerklärlichen Bränden in Wilna selbst. Ein Gebäude, das der Hinrichtungsstätte gegenüberlag, wies nun einen grossen schwarzen Brandfleck auf, der sich nicht beseitigen liess. Weder durch Abkratzen, Waschungen oder durch Überlackieren. Schliesslich wurde das Gebäude abgerissen. Die Behörden hatten die Errichtung eines Mahnmals am Ort des Geschehens streng untersagt. Stattdessen wuchs aber dort ein einzigartiger Baum von sehr skurrilem Aussehen mit ineinander verschlungenen Ästen. Diejenigen, die den Baum zu fällen versuchten, zogen sich auf mysteriöse Weise dabei Verletzungen zu.

Um 1919 wurde ein Grab über der Asche errichtet und Juden kamen von überall her an den Ort, um hier zu beten - eine Tradition, die zuvor schon in geringerem Ausmass bestanden hatte.

Nach der Zerstörung des alten Friedhofs von Wilna durch die Nazis während des Zweiten Weltkrieges wurde ein neuer Friedhof angelegt und Abrahams Asche fand einen neuen Platz unmittelbar neben dem neuen Grab des Wilnaer Gaons.

Lebensskizze

Die Geschichte seines legendarisch verklärten Lebens wird in den verschiedenen Berichten ungefähr so erzählt:

Walentin Pototzki war der Lieblingssohn seines Vaters, des Grafen Pototzki, der wegen seines gigantischen Reichtums auf der ganzen Welt bekannt war.

In seiner Jugend studierte Walentin im Seminar des Klosters und wurde danach vom Bischof nach Frankreich geschickt, um dort seine Studien zu vollenden (begleitet wurde er dabei von seinem Freund, dem jungen Grafen Zaremba, der auch zum Judentum übertrat). Während dieser Zeit kamen ihm viele Fragen zur Glaubwürdigkeit der christlichen Religion, bis er schliesslich den Weg zur Tora und zum Volk Israel fand. Nur dort lag nach seiner Überzeugung die vollkommene Wahrheit.

In Amsterdam liess er sich beschneiden und trat zum Judentum über, wo er auch seinen Namen "Abraham ben Abraham" erhielt und fortan alle Regeln der neuen Religion streng einhielt. In Amsterdam wollte er aber nicht bleiben, da seine Eltern eine grosse Suchaktion starteten, um ihn zu finden. Er verliess also die Stadt und wanderte alleine von Ort zu Ort, bis er sich schliesslich nach einem längeren Aufenthalt in Deutschland in Ilja, einem kleinen ruhigen Städtchen in der Nähe von Wilna, niederliess.

In Ilja setzte er sich in das ortsansässige Bet Haknesset und lernte Tag und Nacht in Abgeschiedenheit und vertiefte sich in Schass und Posskim. Fromme Frauen dieser Ortschaft, die von seinem fleissigen Lernen hörten, brachten ihm jeweils eine warme Mahlzeit. Ausser dem Raw der Stadt kannte niemand die wahre Identität dieser Person.

In der Stadt wohnte ein Schneider, der diesen "Abgeschiedenen", der ein Jiddisch mit fremdländischem Akzent sprach, verdächtigte, dass er vielleicht der Sohn des Grafen war, nach dem man in allen umliegenden Ländern fahndete; er verriet aber niemandem etwas davon.

Einmal kam es aber zu einem Vorfall, dass nämlich der Ger Zedek den Sohn des Schneiders, der ein Schlingel war und den Ger Zedek recht plagte, aus dem Bet Hamidrasch in hohem Bogen hinauswarf. Daraufhin lieferte der Schneider den Ger Zedek der Regierung aus.

Polen war damals ein streng katholisches Land und jemandem, der den katholischen Glauben verliess, drohte die Todesstrafe durch das Feuer. Da Abraham ben Abraham sein Bekenntnis zum Judentum nicht widerrufen und nicht zum katholischen Glauben reumütig zurückkehren wollte, ja darüber hinaus sein Judentum stolz und unerschrocken bekannte, wurde er schliesslich verbrannt.

Der Wilnaer Gaon sagte über diese Begebenheit aus: "Wären bei diesem Kiddusch Haschem zehn koschere Jehudim anwesend gewesen und hätten auf die Bracha des sterbenden Abraham mit 'Amen' geantwortet, wäre Moschiach sofort gekommen."

Anmerkungen

  1. Es existieren viele verschiedene Namensvarianten.
  2. Sehr viele verschiedene Erzähltraditionen dieser Lebensgeschichte kursierten über Jahrhunderte hinweg unter den Juden Litauens, Polens und Russlands. Letzlich steht nicht einmal zweifelsfrei fest, ob Abraham ben Abraham tatsächlich existierte.

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