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Abolhassan Banisadr

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Abolhassan Banisadr im Dezember 2010
Unterschrift von Abolhassan Banisadr
Banisadr im Jahr 1958

Abolhassan Banisadr (persisch ابوالحسن بنی‌صدر, DMG Abū l-Ḥasan Banīṣadr [æbolhæˈsæn bæniːˈsædr]; * 22. März 1933 in Hamadan; † 9. Oktober 2021 in Paris) war der erste gewählte Präsident Irans nach der Islamischen Revolution 1979. Seine Amtszeit dauerte vom 25. Januar 1980 bis zum 21. Juni 1981.

Leben

Abolhassan Banisadr ist der Sohn von Ajatollah Nasrollah Banisadr. Sein Vater war als Gegner von Reza Schah bekannt. Die Familie von Banisadr hatte enge Verbindungen zur Familie von Ruhollah Chomeini und zur Familie von Musa as-Sadr. Chomeini kam öfter in den Sommermonaten nach Hamadan, und so lernte Abolhassan ihn bereits im Kindesalter kennen. Abolhassan und Chomeinis Söhne Ahmad und Mostafa wurden Spielkameraden.[1]

Abolhassans Leidenschaft war jedoch nicht die Religion, sondern die Politik. In seiner Schulzeit wurde er ein Anhänger von Premierminister Mohammad Mossadegh. Nach dem Sturz von Mossadegh wurde Banisadr zum Gegner der Monarchie, beteiligte sich an Demonstrationen gegen den Schah Mohammad Reza Pahlavi, ging in den Untergrund und wurde mehrfach verhaftet. Am 5. Juni 1963 beteiligte er sich an den Demonstrationen gegen das Reformprogramm der weißen Revolution und wurde während einer Protestaktion verwundet.

Banisadr ging nach Frankreich, um zu studieren. Dort schloss er sich der islamischen Exilopposition um die Anhänger von Ajatollah Ruhollah Chomeini an, der 1978 selbst aus dem Irak nach Paris kam, um den 1979 folgenden Umsturz vorzubereiten. Viele iranische Studenten und Linksintellektuelle unterstützten Chomeini, nicht weil sie gegen Frauenrechte oder die Landreform des Schahs waren, sondern weil sie die Monarchie beseitigen und eine Republik errichten wollten. Dass Chomeini 1953 auf der Seite der Geistlichen gestanden hatte, die den Sturz Mossadeghs befürwortet hatten, wurde von ihnen nicht wahrgenommen.[2]

Als Chomeini schließlich im Februar 1979 als Revolutionsführer in den Iran zurückkehrte, begleitete ihn Banisadr und wurde sofort in die politische Führungsriege integriert. Nach dem am 6. Oktober 1979 nach der Besetzung der amerikanischen Botschaft erfolgten Rücktritt des von Chomeini ernannten Premierministers des Übergangs Mehdi Bāzargān war Banisadr zunächst Außen-, Wirtschafts- und Finanzminister in einem „Kabinett ohne Premierminister“.

Nachdem am 3. Dezember 1979 die Volksabstimmung über die neue Verfassung der Islamischen Republik Iran mit nach offiziellen Angaben nahezu 100 % – andere Quellen sprechen jedoch von nur etwa 60 % – angenommen worden war, wurde Banisadr am 25. Januar 1980 von 75,7 % der an der Präsidentschaftswahl teilnehmenden Iraner zum ersten Präsidenten der Islamischen Republik Iran gewählt[3][4] und am 4. Februar 1980 formell von Chomeini zum Präsidenten ernannt.[5]

Chomeini hatte darauf bestanden, dass Geistliche keine Regierungsämter bekleiden sollten, was Banisadr entgegenkam. Eine iranische Zeitung beschrieb Banisadr als Stalin plus Abraham Lincoln plus Don Quichotte.[6]

Sturz und Exil

Während seiner Amtszeit wurde er beschuldigt, im Ersten Golfkrieg die Streitkräfte des Iran mangelhaft geführt zu haben und damit für militärische Niederlagen verantwortlich zu sein. Das iranische Parlament erklärte am 21. Juni 1981 Banisadr als „politisch inkompetent“ und setzte ihn von seinem Posten als Präsident der Republik ab. Sein Versuch, die Macht der Mullahs im Staat zu beschneiden, hätte nach Ausarbeitung der iranischen Verfassung durch die Expertenversammlung nur durch eine Konterrevolution gelingen können. Er floh unter abenteuerlichen Bedingungen, nach unbestätigten Berichten als Frau verkleidet[7], mit Hilfe der Volksmudschahedin am 29. Juli 1981 nach Frankreich, wo er bis zu seinem Todestag lebte.[8]

Sein letztes vielbeachtetes öffentliches Auftreten hatte er als Zeuge im Mykonos-Prozess.[9]

Im April 2007 war er in einem Interview mit Bahman Nirumand der Überzeugung:

„dass Iran nicht die Fähigkeit besitzt, die Bombe zu bauen, zumindest nicht in absehbarer Zukunft. Natürlich würden die Radikalen gerne Nuklearwaffen besitzen. Aber auch sie wissen, dass sie weit davon entfernt sind. Warum insistieren sie aber darauf, Uran anzureichern, warum setzen sie das Land Gefahren aus, die schwere Folgen haben können? Weil sie ohne Krisen nicht existieren können.“

– Iran Report 05/2007 der Heinrich Böll Stiftung[10]

Abolhassan Banisadr starb am 9. Oktober 2021 im Alter von 88 Jahren nach einer langen Krankheit in einem Pariser Krankenhaus.

Literatur

  • Christopher de Bellaigue: Im Rosengarten der Märtyrer. Ein Porträt des Iran. Aus dem Englischen von Sigrid Langhaeuser. Verlag C.H. Beck, München 2006, S. 99–106. (englische Originalausgabe: London 2004)

Weblinks

 Commons: Abolhassan Banisadr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andrew S. Cooper: The Fall of Heaven. New York 2016, S. 110.
  2. Andrew S. Cooper: The Fall of Heaven. New York 2016, S. 111.
  3. Christopher de Bellaigue: Im Rosengarten der Märtyrer. Ein Porträt des Iran. Aus dem Englischen von Sigrid Langhaeuser. Verlag C.H. Beck, München 2006, (engl. Originalausgabe: London 2004), ISBN 3-406-54374-X, S. 99.
  4. 1980 Presidential Election. In: syr.edu. Abgerufen am 1. Dezember 2018 (english).
  5. Hans Georg Ebert, Henner Fürtig, Hans-Georg Müller: Die Islamische Republik Iran. Akademie-Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-05-000079-1, S. 459.
  6. Irans Präsident: Der Mann der Stunde? In: Zeit online. 1. Februar 1980, abgerufen am 17. Mai 2010.
  7. Der Vater hat seinen Sohn verloren. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1981, S. 90–93 (online).
  8. Hans Georg Ebert, Henner Fürtig, Hans-Georg Müller: Die Islamische Republik Iran. Akademie-Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-05-000079-1, S. 459, S. 176.
  9. Unter Zugzwang. In: Zeit online. Abgerufen am 17. Mai 2010.
  10. Iran Report 05/2007 der Heinrich Böll Stiftung (PDF-Datei; 91 kB).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Abolhassan Banisadr aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.