Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

A. Dirk Moses

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Anthony Dirk Moses (geboren 1967 in Brisbane) ist ein australischer Historiker mit den Schwerpunkten Völkermord, Erinnerung und Begriffsgeschichte. Seit 2020 ist er Professor für Global- und Menschenrechtsgeschichte an der University of North Carolina at Chapel Hill. Er ist Experte für die Geschichte des Völkermords im kolonialen Kontext und der Erinnerungen daran. Er ist Herausgeber (senior editor) des Journal of Genocide Research.

Datei:A. Dirk Moses 2010.jpg
A. Dirk Moses (2010)

Leben

Anthony Dirk Moses ist ein Sohn der deutsch-australischen Erziehungswissenschaftlerin und Universitätsrektorin Ingrid Moses und des Historikers John A. Moses. Moses studierte Geschichte, Politologie und Jura an der University of Queensland (B.A. 1987), machte 1989 einen Master in europäischer Geschichte an der University of St Andrews in Schottland, 1994 einen weiteren Master an der University of Notre Dame in den USA. Er promovierte im Jahr 2000 an der University of California, Berkeley mit einer Arbeit darüber, wie westdeutsche Intellektuelle über die Nazi-Vergangenheit und die demokratische Zukunft ihres Landes debattierten. Die Arbeit erschien 2007 unter dem Titel German Intellectuals and the Nazi Past.

Moses lehrte 2000–2010 und 2016–2020 Geschichte der Neuzeit an der University of Sydney. Von 2011 bis 2015 arbeitete er am Europäischen Hochschulinstitut in Fiesole als Professor für Global- und Kolonialgeschichte. Während seiner Promotion studierte Moses an der Universität Freiburg im Breisgau über die deutsche Holocaustforschung. 2004/05 war Fellow am Centre for Advanced Holocaust Studies des USHMM in New York mit dem Forschungsprojekt Racial Century: Biopolitics and Genocide in Europe and its Colonies, 1850–1950. 2008 war er Humboldt-Stipendiat am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Er war im Herbst 2019 Visiting Fellow am WZB Berlin und im Winter 2019–20 Senior Fellow am Lichtenberg-Kolleg in Göttingen. Moses lehrt seit 2020 an der University of North Carolina at Chapel Hill.

2021 veröffentlichte Moses das Buch The Problems of Genocide: Permanent Security and the Language of Transgression zur Kultur- und Begriffsgeschichte des staatlichen Gewalt und des Genozidkonzepts. Moses argumentiert, dass das internationale Strafrecht, welches den Völkermord als „Verbrechen der Verbrechen“ einordnet, sowie das Gedenken von Völkermorden oft die strategische Logik hinter der Massengewalt verdecken, die wiederum die globale Vorherrschaft des Westens in den letzten 500 Jahren gesichert hat. So trage etwa die Betrachtung des Holocausts als ein rassistisches Hassverbrechen ohne politischen Hintergrund dazu bei, dass die systematische Gewalt gegen Zivilisten in Kriegen nicht als Genozid klassifiziert wird, wenn sie keine solchen Hassverbrechen sind. Moses argumentiert ferner, dass die staatlichen Sicherheitsansprüche als Motiv und Ursache systematischer Gewalt in der Diskussion unterbelichtet sind.[1]

Im Mai 2021 erhitzte er eine Debatte über das Verhältnis zwischen Holocaust, Genozid und Meinungsfreiheit auf den Feuilletonseiten deutscher Zeitungen[2] mit einem Aufsatz in dem schweizerischen Journal Geschichte der Gegenwart, betitelt Der Katechismus der Deutschen.[3] Seine eigenen Repliken erschienen in Die Zeit und auf dem Blog New Fascism Syllabus unter dem Titel Dialectic of Vergangenheitsbewältigung.[4]

Schriften (Auswahl)

  • The Forty-fivers: The Languages of Republicanism and the Foundation of West Germany, 1945–1977. Dissertation. Berkeley : University of California, Berkeley, 2000, OCLC 47068134
  • (Hrsg.): Genocide and Settler Society: Frontier Violence and Stolen Indigenous Children in Australian History. New York: Berghahn Books, 2004
  • German Intellectuals and the Nazi Past. New York: Cambridge University Press, 2007
  • A. Dirk Moses, Dan Stone: Colonialism and Genocide. London : Routledge, 2007
  • Toward a Theory of Critical Genocide Studies. In: Jacques Sémelin (Hrsg.): Online Encyclopedia of Mass Violence, 2008
  • (Hrsg.): Empire, Colony, Genocide: Conquest, Occupation and Subaltern Resistance in World History. New York : Berghahn, 2008
  • Donald Bloxam, A. Dirk Moses (Hgg.): Oxford Handbook of Genocide Studies. 2010
  • Time, Indigeneity, and Peoplehood: The Postcolony in Australia. Postcolonial Studies, 13(1), 2010, S. 9–32
  • Genocide and the Terror of History. In: Parallax, 17(4), 2011, S. 90–108 ISSN 1353-4645
  • Bart Luttikhuis, A. Dirk Moses: Colonial Counterinsurgency and Mass Violence: The Dutch Empire in Indonesia. London : Routledge, 2014
  • Empire, Resistance, and Security: International Law and the Transformative Occupation of Palestine. In: Humanity: An International Journal of Human Rights, Humanitarianism, and Development, 8(2), 2017, S. 379–409
  • Lasse Heerten, A. Dirk Moses: Postcolonial Conflict and the Question of Genocide: The Nigeria-Biafra War, 1967–1970. Florenz : Taylor and Francis, 2018
  • Avril Alba, Jennifer Barrett, A. Dirk Moses: The Holocaust and Human Rights Exhibition. Sydney Jewish Museum. Sydney, 2018
  • The Problems of Genocide: Permanent Security and the Language of Transgression. Cambridge University Press, 2021 ISBN 978-1-009-02832-5
  • Der Katechismus der Deutschen. In: Geschichte der Gegenwart. 23. Mai 2021[5]

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel A. Dirk Moses aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.